Zu dem Thema passt ganz gut die aktuelle Debatte über Kramp-Karrenbauers-Karnevallswitze (KKK).
Offensichtlich hat die Frau einen Witz gemacht über Menschen, die dem dritten Geschlecht angehören. Andere wiederum machen Witze über Frauen mit Doppelnamen.
Beides ruft heutzutage schon mediale Empörung und Berichterstattung auf den Plan. Ebenso wie ein Witz über Behinderte, den ein Besitzer eines Cafes in Australien gemacht hat und dadurch einen Shitstorm geerntet hat. Der hat in seinem Laden anscheinend ein Schild aufgehängt: "Meine Freundin hat sich von mir getrennt, also habe ich ihren Rollstuhl gestohlen. Rate, wer zurückgekrochen kam."
Also ich find das witzig. Aber in der Berichterstattung darüber ist von einem "üblen Witz auf Kosten von Behinderten" die Rede, von "Geschmacklosigkeit" und "Menschenverachtung". Und der Typ musste sich entschuldigen, so wie sich heute auch jeder Fußballer brav entschuldigen muss, wenn er mal ausversehen in einem Interview ehrlich gewesen ist, sonst hätten ihm aufgebrachte Feministen und Behinderten-Aktivisten wahrscheinlich den Laden ruiniert.
Da frage ich mich halt schon: In was für einer durchgeknallten Welt leben wir eigentlich? Haben die Menschen (und vor allem die Medien, aber auch Idioten die jeden Scheißesturm auf Facebook teilen, um ihre "Betroffenheit" auszudrücken) denn echt keine anderen Probleme mehr, als sich über sowas Gedanken zu machen?
Früher nannte man sowas halt "schwarzer Humor" oder meinetwegen einen "bösen Witz". Aber heute wird man gleich in eine Kategorie mit Rassisten und Massenmördern gesteckt, wenn man es wagt, einen Joke zu machen, bei dem irgendwas mit Minderheiten vorkommt.
Warum ist es nicht sexistisch, wenn Mario Barth einen Witz über Frauen macht? Da lachen Millionen Menschen darüber. Ist aber vermutlich auch nur noch eine Frage der Zeit, bis da gesellschaftlich auch andere Messlatten angelegt werden, und dann bald nur noch Frauen Witze über Frauen machen dürfen. Es dürfen ja auch nur Juden Witze über Juden machen, und nur Comedians mit türkischen Wurzeln dürfen Witze über Türken machen.
Ich finde, manche Menschen sollten mal gründlich darüber nachdenken, ob sie überhaupt selber noch den Unterschied zwischen einem Witz und einer ernstgemeinten Aussage verstehen können.
Mal abgesehen davon, dass ich Kramp Karrenbauer für eine seelenlose, geistigen Dünnschiss fabrizierende Ferkel-Imitatorin halte, und ganz sicher nicht konservatives Minderheiten-Bashing verteidigen möchte, und selbsternannte Herrenmenschen, die sich über alles lustig machen, was sie nicht verstehen, weil es in ihrer geklonten Spießerwelt nicht vorkommt...
aber Angehörige von Minderheiten, die ständig rumjammern und sich als "Opfer" präsentieren, weil sie ja ach so schlimm diskriminiert werden in der heutigen Zeit, gehen mir mindestens ebenso auf den Sack (hallo Lydia )
Ich darf also keinen Witz mehr über Behinderte machen, über Blinde, über Tunten, wahrscheinlich auch dann demnächst nicht mehr über Dicke, weil das ja auch alles arme Opfer sind, die nichts dafür können, dass sie so dick sind... Am Fasching darf ich mich nicht mehr als Indianer verkleiden. Kohle ins Gesicht schmieren und "uga uga" rufen, um einen Klischee-Afrikaner darzustellen, ist schonmal ein komplettes No go, und ist in etwa auf einer Stufe, wie wenn ich "Mein Kampf" im Bücherregal stehen haben würde.
Vielleicht wäre es an der Zeit, ein paar Dinge mal wieder etwas gerade zu rücken. Es ist ein großer Unterschied, ob ich Schwulen das Existenzrecht abspreche, oder ob ich einen Witz über Menschen mache, die sich tuntig verhalten. Man kann nebenbei bemerkt auch schwul sein und Tunten trotzdem lächerlich finden. Ja, man kann sogar behindert sein und über Witze lachen, in denen Behinderte vorkommen. Oder man kann zumindest behindert sein und sich an solchen Witzen überhaupt nicht stören, weil man seine Minderwertigkeitskomplexe im Bezug auf die eigene Behinderung einigermaßen gut verarbeitet hat, so dass man sich auch gar nicht mehr als Angehöriger einer verfolgten Minderheit betrachtet, sondern einfach als Mensch der ein paar Defizite in bestimmten Bereichen hat.
Ich glaube aber, viele Angehörige von Minderheiten haben ihre Minderwertigkeitskomplexe selber noch nicht verarbeitet. Viele Transen fordern eine extra Toilette nur deshalb, weil sie insgeheim selber Probleme damit haben, dass sie weder komplett als Mann noch als Frau definiert werden können, und endlich halt auch gern eine eigene Schublade haben wollen, wo sie reinpassen, um sich "normal" fühlen zu können. Viele Zigeuner oder Juden machen immer einen auf Opfer, weil sie selber nicht den nötigen Abstand zu ihrer Herkunft haben, und weil sie sich letztlich halt selber dadurch definieren, dass sie einer ständig verfolgten Minderheit angehören, anstatt einfach Mensch zu sein und dieses Schubladendenken zu überwinden.
Ich denke, was alle Beteiligten in solchen Debatten mal bräuchten, wäre eine Portion Gelassenheit. Und dass man sich mal auf die wirklichen Probleme konzentriert. Und das ist eben das Überlegenheitsgefühl, das viele gesichtslose Massenmenschen gegenüber Minderheiten empfinden... oder die unterschwellige Angst vor Dingen, die man nicht versteht, oder die Angst davor, selber Teil einer ausgestoßenen Minderheit zu werden.
Solche Dinge muss man natürlich ansprechen und thematisieren. Aber durch Tabuisierung von bestimmten Witzen erreicht man garnix. Tabuisierung war schon zu allen Zeiten immer nur ein anderes Wort für Zensur und Denkverbote, und Denkverbote haben noch zu keiner Zeit in der Menschheitsgeschichte jemals auch nur einen einzigen Menschen klüger gemacht.