Ist halt die Frage, ob das so dienlich ist, wenn jemand gegen Nazis ist, das auch klar formuliert, und dann jemand kommt und ihn vom Gegenteil überzeugt.
Falls du mich damit meinst. Ich bin auch gegen Nazis und äußere das klar, darum geht es nicht. Es darum das Gewalt immer Gegengewalt erzeugt. Außer du rottest wie Vikings schön dargestellt eine ganze Sippe aus. Da musst du aber echt aufpassen, dass aber auch wirklich alle erwischst.
Konsequentes ausgrenzen. Mit Nazis gibt man sich nicht ab, reden hilft auch nur begrenzt. Das klappt allenfalls bei Mitläufern, und dort kann man vielleicht noch etwas reißen, nicht aber bei Hardlinern. Hast du ja selbst schon bemerkt. Die haben auch längst jedes Argument schon gehört, und es hat trotzdem nicht gezündet. Solche Leute merken es erst dann, wenn ihnen das Schicksal selbst einen Streich spielt. Viele sind erst dann geläutert. Manche auch nie. Wer gemieden wird, wacht jedoch tendenziell eher auf, als wenn er gesagt bekommt: "ungewöhnliche Meinung hast du da, aber okay, Geschmäcker sind halt verschieden".
Das mag bis zu einem gewissen Punkt stimmen und hilft sicher nicht immer. Ausgrenzen ist aber eher auch ein Mittel 2ter Wahl und kommt für meinen Geschmack vor der Gewalt. Man sieht das ganz deutlich bei der Corona-Problematik. Leute werden als Coronaleugner, Nazis und Verschwörungstheoretiker denunziert und werden dadurch weiter in diese Richtung getrieben. Es wird immer eine Gruppe von Menschen geben, die dann solche Leute fröhlich aufnehmen. Übrigens Fremdenfeindlichkeit oder auch "kriminelle Ausländer raus", verfolgt die gleiche Strategie. Man könnte es als faschistisch bezeichnen. Siehst du hier keine Parallen? - ich denke Integration stellt hier den vernünftigeren, radikaleren und nachhaltigeren Lösungsansatz dar. Aber nochmal deutlich, sobald solche Menschen körperlich jemanden bedrohen oder angreifen ist mindestens Ausgrenzung oder auch Gewalt legitimiert, zumindet aus meiner Sicht. Wenn ich wirklich etwas verändern will und nicht einfach nur Frust abladen will, o.ä. dann sollte ich zumindest versuchen hinter die Kulisse zu blicken.
Mit einem Faschisten wirst du schon deshalb nicht ins Gespräch kommen, weil er sich nicht als solchen sieht. Betrachte die afd und schau dir an, welche Leute dort von Faschismus reden und ihrem politischen Gegner "Nazimethoden" unterstellen. Es verdeutlicht nur umso mehr, dass die sich selbst gar nicht als Nazis sehen. Im Gegenteil, als Widerstandskämpfer. Und den Faschismus-Spruch würden sie wohl sogar auch unterschreiben und dabei an das linksgrüne Meinungsdiktat unter Merkel denken.
In der AFD sind auf keinen Fall nur Faschisten und Nazis. Das zu behaupten ist anmaßend und platt. Und hat einen ähnlichen Grundtenor, wie alle Juden sind Kapitalisten und Weltenverschwörer oder alle Ausländer sind scheiße, .... Nirgends gibt es schwarz und weiß. Es gibt z.B. auch einen wirtschaftsliberalen Teil. Meines Erachtens hat hier eher eine Unterwanderung statt gefunden. Und ich denke die Grundproblematik liegt vor allem in der Zensur. Dadurch ist die extreme Rechte wandlungsfähig geworden. Da sie ihre Symbolik und Meinung nicht mehr klar ausprechen dürfen, haben sie diese verpackt. Der Wolf im Schafspelz. Wenn Menschen, obwohl sie selber mehrfach glaubwürdig versichern keine Faschisten, Nazis oder Coronaleugner zu sein, in diese Ecke gedrängt und ausgegrenzt werden, dann werden sie sich gerne einer Gruppe anschließen, die sie willkommen heißt. Das sieht man zum Beispiel auch ein wenig beim Bodo Schiffmann. Wenn man zu jemanden lange genug Faschist sagt, funktioniert das wie Werbung oder Gehirnwäsche, irgendwann glaubt er es selbst. Vor allem wenn er sowieso schon unsicher ist und wenig Selbstbewusstsein hat. Besser wäre es die Teile in so jemanden zu bestärken, die ihm klar machen, dass er zumindest nicht nur Faschist, etc. ist und das differenzierter zu sehen. Das Leben ist Komplex und vielseitig.
Das alles ist ein Teufelskreislauf/Gewaltspirale und ganz sicher mega kontraproduktiv. Nur so konnte die Rechte diesen Aufschwung erleben.
Ein Kumpel von mir hat übrigens ein sehr fruchtbares Gespräch mit einem Faschisten geführt, so hat er sich auch bezeichnet. Zwar kein Rassist aber eben Faschist und so wie ich das verstanden habe, hat man mein Kumpel bei ihm schon einige Denkprozesse in Gang gesetzt, die zur einer Meinungsänderung oder Differenzierung geführt haben.
Übrigens, da du dich ja Untermensch nennst, könnte man das als Verharmlosung des Geschehens im dritten Reich sehen. Ich sehe das nicht so, aber ich kann mir gut vorstellen, das es aus dem linken Lager von vielen so gesehen werden könnte. Verhält sich ähnlich wie mit der Sache bzgl. dem Judenstern und "ungeimpft". Das, dass auch Nazis machen ist natürlich ein anderer Punkt und dass dies genau der Verharmlosung dienen soll, verurteile ich aufs Schärfste. So können auch Leute abgeholt werden, die diese Symbolik nicht aus Gründen der Verharmlosung nutzen, sondern um auf dahinterliegene Mechansimen aufmerksam zu machen.