• Von den ehemals erstrebenswerten Zielen der "Linken" ist meiner Meinung nach schon sehr, sehr lange nichts mehr übrig.


    Als Kind verfolgte ich am Fernsehen Bundestagsdebatten, die damals noch in Schwarzweiß ausgestrahlt wurden ("Vogel-Strauß-Politik"). Einerseits wollte ich den Sinn dieser Debatten verstehen, andererseits deren Realitätsgehalt nachvollziehen bzw. überprüfen können. Eines Abends sah ich in den Nachrichten, wie sich zwei angebliche Gegner, die sich vorher noch verbal die Köpfe eingeschlagen hatten, lachend die Hände schüttelten, als seien sie die besten Freunde. Da wurde mir langsam klar, daß alles nur ein Kasperltheater ist, um die Massen gegeneinander aufzuhetzen.


    Jahre später wollte ich glauben, mit meinem Kreuzchen für eine "sonstige" Partei etwas bewegen zu können. Fehlanzeige! Was bringen Kreuzchen oder aufklärende Worte, wenn fast alle Menschen in ihrem "KZ" bleiben wollen, möglichst mit einem Vollzeitarbeitsplatz zum Schaufeln ihres eigenen Grabes, und nur ab und zu einen anderen KZ-Direktor wünschen, der zwar die Daumenschrauben lockern, aber dafür den Strick um den Hals umso fester ziehen läßt?
    Nee, nee, nee, bevor ich wieder zur Wahlurne gehe, gehe ich lieber auf einem Friedhof spazieren, schaue mir dort die Urnengräber an und sinniere über den Sinn der Schöpfung!


    Sollte es je eine "sonstige" Partei schaffen, einen Großteil der Wähler zu gewinnen, so wie es bei der AfD der Fall war, dann wird man spätestens bei einer Koalition deren Kehrtwende erleben, so wie es auch bei den Grünen geschah. Welcher Grüne hockt denn heute noch mit langen Haaren, Rauschebart, Norwegerpullover und Turnschuhen im Bundestag?


    Mein Leben lang war ich schon Außenseiter. Im Kindergefängnis ... ääh in der Schule bemerkten meine "Mit"schüler schnell, daß ich im Mannschaftssport zu nichts zu gebrauchen war. Daher war ich bei der Teamwahl stets der Letzte und bekam i.d.R. nur versehentlich den Ball zugespielt, den ich daraufhin einfach irgendwohin wieder loswerden wollte. Ich konnte es damals nicht begreifen, wieso ich plötzlich "reale Gegner" haben sollte. (Im Grunde werden alle "Mitschüler" zu "Gegenschülern" erzogen - immer "besser" sein zu müssen als der Rest).
    In den Schulpausen beobachtete ich meist an einem Baum lehnend die sich wegen Peanuts prügelnde Normalschülermasse. Damals hoffte ich noch, daß sich diese Streitlust im Laufe des Erwachsenwerdens legen würde. Aber weit gefehlt! Es wird nur auf anderer Ebene um an den Haaren herbeigezogene Peanuts bzw. um gar nichts gestritten. Die meisten meiner damaligen "Kollegen" sind heute gut funktionierende Systemschweine mit Anzug und Krawatte.


    Ich könnte mir durchaus vorstellen, eine Partei zu wählen, deren Programm ihre eigene Deaktivierung wäre, sobald sie ihr Ziel erreicht hätte, nämlich die individuelle Selbstbestimmung jedes einzelnen Menschen. Aber wer möchte schon eine Partei wählen, die eines Tages nicht mehr existiert? Die meisten Menschen sind vom Größenwahn geprägt (... immer mehr ... und noch eins drauf... Führer, befiehl ...) und bekämpfen dabei nicht nur ihre Art, sondern sägen dabei auch den Ast ab, auf dem sie sitzen (Natur).


    Da der Großteil der Menschen nach meiner Sicht in einem globalen Labyrinth gefangen ist, in dessen Sackgassenenden jeweils ein Guru auf einem Podest steht und "Blöd ist, wer mich nicht wählt!" ruft, wird sich durch Wahlen auf die Schnelle nichts ändern.


    Meine Hoffnung besteht in der Zusammenfindung und dem Zusammenhalt der vielen Nichtwähler.
    Ohne Führer.
    :)