Ich habe vorhin gehört, dass "Moviejones" eingestellt wird... eine Seite, auf der ich mich gelegentlich über neue Kinofilme informiert habe. Ist jetzt für mich persönlich keine Tragödie, worüber ich mich sonderlich aufregen würde, so wichtig ist mir die Seite nicht gewesen. Aber die Begründung fand ich dann doch recht interessant. Nämlich kurz gesagt, dass es einfach heutzutage nicht mehr möglich ist, so eine relativ nischige Seite im Internet erfolgreich zu betreiben, weil man nur noch beachtet und gefunden wird, wenn man auf allen möglichen Social Media-Kanälen aktiv ist und jeden Clickbait-Trend mitmacht.
ZitatAls wir die Seite 2007 gründeten, war es eine ganz simple Idee: eine Filmseite über unsere Lieblingsfilme. Mit den Jahren wuchs sie, wurde größer, und unseren reichweiten- und umsatzstärksten Punkt hatten wir 2013 erreicht. Was dann folgte, waren zehn Jahre Kampf, für mehr Sichtbarkeit, gegen sinkende Einnahmen und für Neuerungen in der sich immer schneller ändernden Medienlandschaft. Als kleines Portal zu bestehen, ist eine Herkulesaufgabe, und wir verneinen nicht, in den Jahren auch Fehler gemacht zu haben, aus denen wir lernen mussten.
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Das kann man aushalten, wenn der finanzielle Rahmen stimmt. Doch ohne übermäßiges Social-Media-Engagement auf allen gerade populären Kanälen, Effekthascherei und aggressives Clickbaiting ist es unmöglich, gegen die Platzhirsche zu bestehen und wir waren nicht bereit, alle Entwicklungen mitzutragen. Content is king? F*ck you, Google.
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Irgendwann kam für uns aber der Punkt, wo wir einsehen mussten, dass wir ausgelaugt sind, es Zeit wird. Dass wir alles getan haben, was in unserer Macht stand. Diese Erkenntnis kam nicht von heute auf morgen, sondern zog sich über viele, viele Jahre hin. Aufmerksame Leser unter euch erinnern sich an unsere Aufrufe, um unsere Redaktion zu vergrößern und Bitten um Unterstützung während der schlimmsten Pandemiephase. Doch all das - und noch viel mehr, was hinter den Kulissen immer und immer wieder versucht wurde - fruchtete nicht wie erhofft, und für uns war klar, der Moment ist nun endgültig gekommen.
Dass diese Entwicklung seit ungefähr 2013 eingesetzt hat, kann ich auch von meinen Youtube-Kanälen und dem Forum hier bestätigen.
Irgendwann so ab 2012/2013 herum bekamen selbst Videos, die zehntausende Aufrufe hatten und bis dahin konstant gut liefen, plötzlich so gut wie keine Aufrufe mehr dazu. Und ins Forum kamen keine neuen User mehr, während früher in regelmäßígen Abständen immer wieder neue Leute angespült wurden.
Was genau die an ihren Suchmaschinen verändert haben, vermag ich nicht zu sagen. Aber wer immer das gemacht hat, ist meiner Meinung nach mitverantwortlich für die zunehmende Verblödung der Gesellschaft, und dass sich nicht Qualität durchsetzt, sondern der letzte Dreck. Eigentlich gehören diese Personen entmachtet, öffentlich an den Pranger gestellt und mit Gemüse beworfen, weil sie eine große Chance der Menschheit zunichte gemacht haben nur durch ihr beschissenes Profitdenken. Und man kann nur spekulieren, wie die Welt heute aussehen würde, wenn wir noch das Internet von vor 15 oder 20 Jahren hätten. Ohne Influencer, Instagram und diese ganze Pest.
Selbst manche Restaurants oder Läden halten es nicht mehr für nötig, eine vernünftige Homepage zu haben, die posten nur noch Bilder auf Instagram, nach dem Motto: Unsere Kunden sind sowieso nur noch auf Instagram und TikTok unterwegs. Wenn du weitergehende Informationen suchst, tja Pech gehabt. Wer liest heutzutage schon noch längere Texte im Internet?
Natürlich kann man jetzt darüber lang philosophieren, was zuerst da war. Die Henne oder das Ei. Die verlödete Masse, oder die Medien, die sie verblöden.
Und klar haben alle User, die ganzen Smartphone-nutzenden Opas und Omas und Teenies, die das Internet nicht so bedienen, wie man es zu meiner Zeit gemacht hat, sondern sich nur noch wie Zombies von Video zu Video oder von Bild zu Bild klicken, ihren Teil dazu beigetragen, dass diese Entwicklung so stattfinden konnte. Aber ich tendiere da gerade eher zur These, die auch im Film "Free Rainer" (wo es um die Verblödung durch das Fernsehen geht) vertreten wird: Wenn du der Masse gut zugänglich Qualität anbieten würdest, würden es die Menschen auch annehmen und daran wachsen.
Youtube wäre heute auch erfolgreich, wenn sie ihren Suchalgorithmus nicht geändert hätten, und auch unbekannteren Nutzern faire Chancen einräumen würden, mit ihrem Inhalt wahrgenommen zu werden.
Google wäre trotzdem die Nummer eins. Aber zur Gewinnmaximierung ist es natürlich cleverer, den Menschen Müll vorzusetzen, und drauf zu scheißen, was das langfristig für Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Und da sie damit durchkommen, tun sie es eben.
Es wird ja nichtmal öffentlich großartig über sowas diskutiert, ob die Art, wie sich das Internet entwickelt hat, vielleicht ein Fehler ist, und man nicht besser gegensteuern sollte.
Ich sehe da aber eine verpasste Chance, an der die Gesellschaft hätte reifen können, und ich glaube auch, dass die Auswirkungen davon viel dramatischer sind (und noch sein werden), als man es sich auf den ersten Blick vorstellen mag. Und das kotzt mich schon ziemlich an.