Jahresrückblick 2022

  • An dieser Stelle vielleicht spontan ein paar Gedanken zum Jahr 2022, das nun demnächst hinter uns liegt...


    Privat bin ich sehr zufrieden, wie sich die Dinge entwickelt haben. Sich einfach mal zur Abwechslung nicht in die falschen Menschen zu verlieben, die mit diesen Gefühlen gar nichts anfangen können, sondern auch mal von jemandem richtig zurückgeliebt zu werden, macht schon einen großen Unterschied. In den letzten Jahren hat sich vieles, was ich tat, nur wie eine Ersatzbefriedigung angefühlt... wie etwas, was ich nur tue, um vor der großen Leere in meinem Leben wegzulaufen. Mittlerweile kann ich alles wieder mehr genießen, weil ich das, was ich tue, eben nicht mehr deshalb tun muss, um vor irgendwas wegzulaufen. Zumindest fühlt es sich nicht mehr so an.

    Aber ich will das hier auch nicht so breittreten und diejenigen, für die es 2022 nicht so gut lief, mit meiner guten Laune runterziehen. Wollte es einfach nur erwähnen, weil das für mich eben immer mit dem Jahr 2022 verbunden sein wird, und weil mich diese Gefühle einfach gut durch das Jahr getragen haben, allen Krisen und dem gesellschaftlichen Schwachsinn zum Trotz.


    Politisch war natürlich der Krieg in der Ukraine das große Thema. Politiker reden von einer "Zeitenwende". Ich frage mich, was damit gemeint ist...

    Weil ein Diktator von vielen seine Maske fallen gelassen hat? Weil wir nicht wissen, wie wir darauf reagieren sollen, außer mit Aufrüstung, militärischer Abrschreckung und sonstigen Dingen, die man eigentlich als zivilisierte Gesellschaft längst überwunden zu haben glaubte?

    Ich sehe nur, dass die Bevölkerung nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 ein weiteres Mal mit Endzeit-Szenarien und Existenzangst konfrontiert wurde, und ein weiteres Jahr die Unternehmen einen guten Grund hatten, die Preise zu erhöhen, und die Politiker ein weiteres Jahr die Menschen zum Verzicht aufforderten und ihre Hände in Unschuld waschen konnten, weil das ja alles höhere Gewalt ist und sie nichts für diese Krise können.


    2022 war auch das Jahr, in dem der Nikolaus der Bevölkerung schon im Sommer die Geschenke gebracht hat. Vor allem das 9 Euro-Ticket wird in Erinnerung bleiben, fand ich sogar mal ne richtig gute Idee... etwas Unerwartetes, Intelligentes, unbürokratisch Spontanes, was man deutschen Politikern (und erst recht der SPD) gar nicht zugetraut hätte. Ich hatte meinen Spaß damit, in völlig überfüllten Zügen auf dem verdreckten Boden zu hocken... einfach mal spontan mit dem Zug an den Ammersee zu fahren und dort zu baden oder irgendwelche Städte anzuschauen, um danach wieder 3 oder 4 Stunden in einem Abteil voller grölender FC Bayern-Fans heim zu fahren.

    Nein, ernsthaft... Es war irgendwie chaotisch, aber es war auch denke ich für viele Menschen, die kein Auto haben oder sparen müssen, eine Steigerung der Lebensqualität, auch mal rauszukommen und sich andere Dinge anschauen zu können, wie die armen Punks, die dadurch endlich auch mal nach Sylt gekommen sind.

    Es zeigt mir zumindest, was gesellschaftlich möglich wäre, wenn man mal einfach was tut und die üblichen Bedenken wie "Aber das können wir doch nicht finanzieren" oder "Aber dann arbeitet ja niemand mehr freiwillig, wenn er für 9 Euro überall hin kommt" etc. über Bord werfen würde. Leider war es nur ne kurze Zeit, und beim neuen 49 Euro-Ticket hat sich daher auch wieder die übliche deutsche Behäbigkeit und German Angst durchgesetzt.


    2022 war hoffentlich das letzte Jahr, in dem Corona ein großes Thema ist. Aktuell ist gefühlt jeder irgendwie krank, so wie ich letzte Woche auch. Wer weiß, wie viel davon Corona ist oder irgendeine mutierte Mischung aus Corona und Schnupfen. In China haben sie mittlerweile als eine der letzten Nationen der Welt auch erkannt, dass es die falsche Strategie war, die Bevölkerung monatelang einzusperren. Die selben Medien in Deutschland, die die Querdenker-Proteste von Anfang an in die Nazi-Ecke gestellt haben, loben nun den Mut der chinesischen Bevökerung, weil sie auf die Straße gehen und sich nicht mehr alles gefallen lassen. Ja, ja. Eine Aufarbeitung der hysterischen Corona-Politik und Folgen für die, die sie zu verantworten hatten, wird es vermutlich trotzdem nicht geben. Bei uns nicht, und in China schonmal gar nicht.

    Teilweise gibt es ja immer noch Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln. In Bayern offenbar nicht mehr, und seltsamerweise ist in Bayern deshalb trotzdem nicht die Bevölkerung ausgestorben oder die Corona-Situation komplett eskaliert. Ich frage mich, warum in den anderen Bundesländern so etwas nicht auch möglich ist... und wie die das eigentlich vor der Bevölkerung rechtfertigen, dass es in ihrem Bundesland total gefährlich ist, ohne Maske in der Bahn zu sitzen, und in Bayern ist es offenbar so harmlos, dass es erlaubt werden konnte. Das zeigt mir halt ein weiteres Mal, wie undurchdacht, ideologisch aufgeladen und völlig willkürlich diese ganzen Maßnahmen von Anfang an waren.

    Wie auch immer, hoffen wir, dass es sich bald endgültig erledigt haben wird. Die gesellschaftlichen Gräben, die das ganze aufgerissen hat, werden bleiben. Ich fürchte nur, die Front verläuft an der völlig falschen Stelle und wir führen in der Öffentlichkeit die völlig falschen Debatten.

    Statt um "Freiheit vs. Sicherheit" diskutieren wir darüber, ob früher alles besser war, oder ob diejenigen, die finden, dass früher alles besser war, in Wirklichkeit alle verkappte Nazis sind. Solche Diskussionen können ja im Grunde gar nicht zu einer Befriedung oder einer gesellschaftlichen Versöhnung beitragen, weil sie keinen Lösungsansatz beinhalten, außer alle, die anderer Meinung sind, auszugrenzen oder zu überbrüllen.


    Was denkt ihr? Wie war 2022 für euch? Was wird in Erinnerung bleiben?

    Sagt ihr, das war ein Jahr völlig zum Vergessen, oder hatte es für euch (so wie bei mir) auch seine positiven Seiten?