Wolf of wallstreet

  • Habe mir gestern den Wolf of Wallstreet fast ganz angeschaut, bin aber dann doch eingeschlafen. Was ich daraus mitnehmen konnte, ist, dass die Welt eigentlich noch schräger ist, als ich dachte. Zuvor dachte ich, dass es bei sowas nur um das Präsentieren von Statussymbol und um die Frage, wer halt der Krasseste ist und so. Dabei geht es um mehr. Um das Streben nach Perfektion und gleichzeitigem völligen Werteverfall plus animalischer Triebbefriedigung. Ich denke, dass jemand, der sich in solchen Kreisen bewegt, in eine völlig andere Welt abdriftet und dann kaum noch für Authentizität oder Reflexion zu begeistern ist. Wenn man genau hinsieht, dann kann man in unserer Gesellschaft schon die Anfänge/Anlagen in diese Richtung schon in kleinem Rahmen sehen. Auch kenne ich Menschen, die vermeintlich verlorenem Potential hinterhertrauern, da sie dieses wohl als Eintrittskarte in ein solches Leben vermuteten und sie bedauern sich selbst, ihr Leben nun mit "Normalsterblichen" verbringen zu müssen und ihre Grandiosität nicht nach außen tragen zu können. Sie suchen anderweitig Bestätigung, um für ihr Ego sozusagen Ersatzdrogen zu beschaffen. Das Leben mit durchschnittlichen, aber authentischen Menschen ist für sie eine Bürde, da sie sich ja insgeheim für jemand Besseres halten, ganz egal, wie durch und kaputt sie tatsächlich sind. Auch wenn sie es nicht zeigen, so kann man es in ihrer Nähe deutlich spüren.


    Kennt ihr auch so Menschen bzw. wie fandet ihr den Film, falls ihr ihn gesehen habt?

  • Gesehen habe ich den Film nicht (Hilfe!), denke aber, dass er sich kaum als Blaupause für die Mehrheit der Menschen eignet. Ich sehe den unbedingten Willen, zu was auch immer, nicht großflächig vorhanden. Im Gegenteil. Die meisten treiben mehr so im Strudel der herrschenden Gesellschaftsordnung vor sich hin. Bisschen Geld wäre nett, um sich damit Haus, Garten und ein großes Auto zu finanzieren. Natürlich auch Luxusgegenstände und Urlaub. Aber dann? Viel kommt doch dann nicht mehr. Die meisten würden sich früher oder später wohl zu solchen exzentrischen Figuren entwickeln wie ein Elon Musk oder irgendwelche abgedrehten Hollywoodstars.


    Bedauerlich finde ich, dass es das einzige erstrebenswerte Lebensziel ist, was vieles so vorschwebt. Und weil das von denen ohnehin niemand erreicht, ändert man diese Taktik natürlich zeitlebens auch nicht mehr. Irgendwann ist es dann nur noch ein Automatismus, während die Lebensuhr unbarmherzig tickt.


    Was ich in jüngster Zeit beobachte, ist aber durchaus ein Teil der Jugendlichen, die schon direkt nach der Schule große Karriereziele anvisieren und sich damit tatsächlich abspalten wollen von den Feindbildern, die ihnen offenbar in den Medien oder in ihrer Meinungsblase vermittelt werden. Vielleicht auch als Schreckgespenst, wie man niemals enden will.

    Natürlich schafft es von denen genauso niemand nach ganz oben, und irgendwann ist man genauso ein austauschbares Rädchen im Getriebe. Aber die Motivation, diese Richtung überhaupt einzuschlagen, finde ich doch sehr bedenklich. Wo kommt das her? Bestimmt nicht durch Hollywoodfilme. Eher durch die neuen Medien, und sei es peu a peu, aber dafür durchgehend über Jahre.


    Ich bin mir sehr sicher, dass die gleichen Leute sich unter normalen Entwicklungseinflüssen auch ganz normal entwickelt hätten. Und normal ist es halt nicht, sich in konkurrierender Weise über andere zu stellen und es als Erfolg zu feiern, wenn man sich noch etwas mehr vom normalen Menschenverstand entfernt hat.