Ein blick auf den Eskapismus

  • in mir ist in der vergangenheit die überzeugung gewachsen , dass ich eskapistisch bin.habe diesen und jenen östlichen philosophen gelesen und irgendwie hat sich dann diese überzeugung verhärtet.ich habe ein wenig reflektiert und mich gefragt was denn eigentlich realitätsflucht ist.

    ich habe bisher immer angenommen, dass wenn ich zuhause vor dem pc sitze ,dass schon flucht vor der realität ist, während da draußen außerhalb meiner wohnung die wirklichkeit ist .mir ist aufgefalllen , dass es gar nicht so ist.man kann zuhause sitzen in internetforen schreiben oder videospiele spielen und es ist doch im grunde keine flucht vor der realität.


    oder ist man nur in kontakt mit der wirklichkeit wenn man draußen ist mit leuten redet und unternehmungen nachgeht?


    der anstoß zu diesem gedankengang hat mir ein philosoph gegeben , der sagte das die technologie unsere wirklichkeit erweitert hat und , dass wenn man zuhause vor dem pc sitzt oder videospiele spielt man nicht vor der realität flieht , sondern dass wenn man sich zb über das internet mit anderen austauscht , das nur eine andere wirklichkeitsebene ist auf die wir dank der technologie zugriff haben.dadurch habe ich eine etwas andere perspektive auf realitätsflucht bekommen, da ich mich oft als eskapist wahrgenommen habe.


    und wenn jetz jemand von seiner persönlichkeit eher ein einzelgänger ist , kann man ja auch nicht sagen, dass er vor der realität flüchtet nur weil er menschen eher meidet?

    da fragt man sich, was denn wiklich realitätsflucht ist.


    ich schätze, ob man vor der realität wirklich flüchtet kann man nur selber wissen

  • da fragt man sich, was denn wiklich realitätsflucht ist.

    Einigen wir uns doch einfach darauf, dass man mit Videospielen die Realität lediglich temporär ausblendet, und sich von ihr nur dann abspaltet, wenn man Wahnvorstellungen erliegt, Verschwörungstheorien nachhängt, oder an Demenz erkrankt.

  • Hallo unmensch.

    Dass ist ja gerade der knackpunkt.

    Ich dachte auch, dass videospielen etwas mit realitätsflucht zu tun hätte.

    Aber videospielen ist ja selber ein reales Erlebnis. Ich meine damit nicht, dass das Spiel real wäre, sondern dass der vorgang des videospielen ein erweitertes wirklichkeitserlebis ist, dass uns die Technologie ermöglicht hat.


    Von daher kann man nicht sagen dass video games spielen realitätsflucht wäre und dass man durch games die Realität temporär ausblendet.

  • Von daher kann man nicht sagen dass video games spielen realitätsflucht wäre und dass man durch games die Realität temporär ausblendet.

    Ich habe auch nicht gesagt, dass Videospiele Realitätsflucht sind. Man bezieht ja ganz realen Strom, sitzt in einem in der Realität stehenden Gebäude, und draußen bellt ein ganz realer Hund.

    Aber durch die optisches und akustischen Wahrnehmungen des Spiels ist, man nur noch am Rande verbunden mit der eigentlichen Realität. Man blendet sie zumindest zeitweise aus. Dieser Zustand ist natürlich sehr filigran - was beweist, dass es nur am Rande geschieht. Wenn der Strom ausfällt oder der bellende Hund plötzlich in den Raum gestürmt kommt, ist man natürlich sehr schnell wieder im Hier und Jetzt zurück.


    Bei den genannten anderen Situationen ist das nicht so einfach möglich.

  • Ich empfinde es so, dass Eskapismus viel mit dem Versinken in einer eigenen Gedankenwelt zu tun hat, die sich nur einem selbst erschließt, und die auch in gewisser Weise mit einer kreativen Eigenleistung einhergeht. Das Spielen eines Computerspiels würde ich jetzt nicht gleich als Realitätsflucht bezeichnen, ebenso wenig, wie wenn man mal öfters ein Buch liest oder einen Film anschaut.

    Die Kulturgüter, die wir konsumieren, sind natürlich streng genommen alle Teil der Realität.

    Ich würde die Grenze da ziehen, wenn man ein Kunstwerk halt nicht einfach nur konsumiert, sondern sich darin verliert...

    Wenn ich die Harry Potter-Bücher nicht einfach nur durchlese und danach wieder weg lege, sondern mein Zimmer in den Gryffindor-Farben tapeziere, mir eine Eule als Haustier besorge und durch die Welt laufe mit dem Gefühl, dass ich ein Zauberer bin, der seine Kräfte verloren hat, und eigentlich nach Hogwarts gehört.
    Wenn diese Dinge also ständig Teil meines Lebens und meiner Gedanken sind und ich eine unstillbare Sehnsucht danach empfinde... das wäre dann Realitätsflucht.


    Und sowas gibt es natürlich auch in Videospielen, keine Frage. Wenn man die Spiele eben nicht nur spielt, sondern sich mit dieser künstlichen Welt so sehr identifiziert, dass man ihnen vielleicht sogar einen höheren Stellenwert einräumt als der realen Umgebung.

    Genauso kann man sich in Musik verlieren, wenn man die Musik nicht einfach nur hört und dazu mit dem Kopf wackelt, sondern sich beim Hören der Musik neue Welten vor dem inneren Auge auftun und man in Gedanken an ganz andere Orte reist oder jemand anderes ist.

    Und natürlich kann man sich auch in Kunstwerken verlieren, die man selbst gerade erst erschafft... oder einfach nur so in Gedankenwelten versinken, ohne dass diese auf irgendeiner künstlerischen Vorlage basieren.


    Der Übergang vom Eskapismus zu Wahnvorstellungen kann sicher fließend sein.

    Ich würde es aber schon eher so sehen, dass der Eskapist sich seiner Realitätsflucht im Grunde stets bewusst ist... anders als ein Mensch, der unter Wahnvorstellungen leidet.