Lars von Trier Huldigungsthread

  • Kennst du Max Stirner? Könnte was für dich sein. Ich habe im Gunnar Kaiser Thread ein Video vor kurzem gepostet. "Der einzige und sein Eigentum", ein Buch das spaltet. Ich finde es ist ein Meisterwerk, welches dieses Thema behandelt. Marx hat ihm ein eigenes Buch mit doppelt so vielen Seiten gewidmet. "St. Max". Er hat es zu Lebzeiten nie veröffentlicht, Stirner ist ein ganz großer Kleiner im Hintergrund der deutschen Philosophie. Es gibt einige, die ihn kannten und sich von ihm vermutlich stark inspirieren haben lassen, z.b. Nietzsche. Viele interpretieren den Inhalt meiner Meinung nach nur falsch.

    Hallo Madhias,

    dann sollte das sehr interessant für Dich sein.....

    LSR - ein paraphilosophisches Projekt (La Mettrie, Max Stirner, Wilhelm Reich)

  • Kennst du Max Stirner? Könnte was für dich sein. Ich habe im Gunnar Kaiser Thread ein Video vor kurzem gepostet. "Der einzige und sein Eigentum", ein Buch das spaltet. Ich finde es ist ein Meisterwerk, welches dieses Thema behandelt. Marx hat ihm ein eigenes Buch mit doppelt so vielen Seiten gewidmet. "St. Max". Er hat es zu Lebzeiten nie veröffentlicht, Stirner ist ein ganz großer Kleiner im Hintergrund der deutschen Philosophie. Es gibt einige, die ihn kannten und sich von ihm vermutlich stark inspirieren haben lassen, z.b. Nietzsche. Viele interpretieren den Inhalt meiner Meinung nach nur falsch.

    Hallo Madhias,

    dann sollte das sehr interessant für Dich sein.....

    http://www.lsr-projekt.de/index.html#vista

    Wo ich jetzt wieder reingeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass ich da früher schon mal reingelesen habe, sehr coole Seite. Werde darin mal wieder etwas schmökern. Freut mich, dass es auch andere Menschen gibt die Stirner schätzen, viele reagieren auf ihn geradezu allergisch. Stirner ist einfach ein wunderbarer Spiegel, eine radikale, vielleicht sogar extreme Version von "Liebe dich selbst". Gerade in Bezug auf diese Zeit ist er eine gute Medizin, die vielleicht erst einmal bitter schmeckt, aber dann sehr viel Erkenntnis bringen kann. Ein extrem großes Problem dieser Zeit ist, dass viele Menschen ihr eigenes Monster/Wesen nicht sehen können oder wollen, aber nur wenn ich es sehen kann ich ihm gegenüber treten. Sieht man die Dämonen nicht, kann man sie nicht kontrollieren und sie kontrollieren einen selbst. Er ist ein wunderbares Mittel gegen Heuchelei und für die Selbsterkenntnis. Ich finde er schließt in einer gewissen Weise sogar an den Zen-Buddhismus an, ich bin mir aber nicht sicher ob er das selber so gesehen hätte.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Na ganz einfach, meine Freiheit hört da auf wo deine anfängt. Die Mitte. Die gleiche Dynamik/Regelung wie das in den meisten Familien und Freundeskreisen üblich ist.
    Individuelle Macht ist erstmal überhaupt kein Problem, es sei denn sie wird missbraucht zur Unterdrückung/Ausbeutung genutzt.
    Gerade in der Praxis verhält es sich ja, vermutlich hat das was mit Gleichverteilung zu tun, so dass es da ganz unterschiedliche Ansprüche an Macht gibt. Bei mir im Freundeskreis gibt es einige, die wollen gar keine Macht und Verantwortung. Macht und Verantwortung muss halt gekoppelt sein.
    Na du weißt schon die gute und die böse Seite der Macht. Es gibt genügend Beispiele für Menschen welche viel Macht haben und sie nicht missbrauchen. Natürliche Autoritäten. Also Lehrer, Ärzte, Projektleiter, Kapitäne, ...

    Was meinst du mit Verantwortung? Das sie für Probleme zur Verantwortung gezogen werden? Weil das sehe ich in viele von den natürlichen Autoritäten eben nicht. Kindern sind Lehrern ausgeliefert, genau so wie sie es den Eltern sind. Wenn ein Kind Eltern hat, die sich nicht richtig um es kümmern hat das Kind keine Möglichkeit seine Eltern zur Verantwortung zu ziehen. Ich würde sogar so weit gehen, das Macht oft ein ausgeliefert sein Impliziert. Eigentlich sogar immer. Was heißt dann noch Verantwortung? Ist das dann nicht nur noch eine Lehre Hülle. Klar der Mächtige ist Verantwortlich, da er sein Willen durchgesetzt hat aber was passiert dann? Das eher seinen Willen durchdrücken kann impliziert ja schon das niemand was dagegen machen konnte, also ihn zur Verantwortung ziehen kann.

    Und das ist ja auch nicht immer schlecht. Ich finde es gut das Ärzte einen gewissen Freiraum haben und sich nicht für jeden toten unter ihrem Messer vor einem Gericht verantworten müssen. Andererseits sollte es durch aus Mechanismen geben die Kindern vor ihren Eltern und Lehrern Schützen. Wie Schulen zum Beispiel einer sind. Was man hier sieht, ist einer der Widersprüche auf die man zuhäufe stößt wenn man sich mit einer Macht Verteilung in der Gesellschaft auseinandersetzt, was mich dazu bewogen hat die Gesellschaft und das Individuum für unvereinbar zu erklären. Eben aufgrund der Existenz von natürlichen Autoritäten, daher Leute die aufgrund von Äußeren Faktoren, Macht über jemand anderen Verfügen. Die Missbrauchs Potential haben und auch genutzt werden. Denn bloß weil etwas natürlich ist, ist es nicht gut. Das sind komplett unabhängige Kategorien. Um diese Einzuschränken gibt es eben Sachen wie die Schulpflicht oder kinder Telefone (was man natürlich im einzelnen kritisieren kann aber sie erfüllen einen Zweck, den ich Grundsätzlich für gut befinde). Es wird daher ein Individuum beschränkt um ein anderes zu unabhängiger zu machen.

    Grundsätzlich würde ich sagen das Macht zum Teil ein notwendiges Übel ist. Auf einem Schiff ist es nämlich durch aus Sinnvoll wie du sagst das es eine Person gibt mit der letzten Entscheidung. Aber in diesem übernimmt er auch die Verantwortung und wird auch zur Verantwortung gezogen, wenn die Mannschaft auf der Reise auf komische Umstände verschwindet. Wie viel Macht hat er dann wirklich. Klar ein bisschen hat er welche denn er wird nicht für jede Kleinigkeit bestraft. Aber die Verantwortung in dem Fall steht nicht für etwas was mit der Macht Hand in Hand einher geht, sondern was sie beschränkt. Und diese Verantwortung wird auch nicht durch die Besatzung ausgeübt, sondern von einer Gruppe, die wiederum macht über den Kapitän hat.


    Es ist halt insgesamt ein sehr Widersprüchliches Thema aber in diesen Widersprüchen lebt unsere Gesellschaft. Und es ist ein stetiges aushandeln von Macht, verschiedener Gruppen.

    Ich glaube du kannst dir nicht vorstellen, dass die meisten Menschen von sich aus sehr sozial sind und Freude empfinden anderen zu helfen. Das Streben nach Macht ist oft nichts anderes als das Streben nach Anerkennung.
    Eine Kultur wo Ärzte, Pfleger, usw. zu "Stars" werden, also ihnen gehuldigt wird, wird sehr viele freiwillige Individuen hervorbringen, die heiß auf so einen Job sind. Die Jobs müssen so bezahlt werden, dass sehr wenig Arbeit zum überleben notwendig ist.
    Ich glaube du hast einen Verein von sehr kurzfristig denkenden Egoisten im Kopf.

    Naja je nach Umstand werden bestimmte Verhaltensweisen gefördert und bestimmte bestraft. Ich denke weder das der Mensch, in der Gesamtheit Grundsätzlich unsozial ist, noch grundsätzlich sozial. Du hast da halt ein Umstand beschrieben in der Soziales Verhalten gefördert wird. Und hier werden ja ganz klar von seiten der Gesellschaft, im ihren Sinne, Anreize gesetzt, in Form von Rum und Geld.

    Eine Symbiose funktioniert natürlich nur mit einem gewissen Bewusstsein, dass wir als Individuen in ständiger Wechselwirkung mit der Umwelt stehen. Ein Individuum alleine hat sehr schlecht Überlebenschancen.

    Ist das dann aber wirklich eine Symbiose oder eher ein Aushandeln, ein Kompromiss. Also das sich die beiden Seiten einschränken da es ja offensichtlich beide Seiten der Medaille gebraucht werden. Man braucht Sicherheit, daher, weil die Welt fies und gemein ist. Deshalb tut man sich zusammen, aber dann einigt man sich auf Umgangsformen, damit es sich aushalten lässt zusammen zuwohnen. Und vor allem auch als Absicherung das man im Falle der Gefahr, auch auf die Sicherheit die die Gesellschaft versprochen hat, zählen kann. Diese Umgangsformen sind aber ganz klar eine Einschränkung des Individuums unter denen Joe ja grundsätzlich leidet. (Um mal wieder zum Film zurück zu kommen)

    Eine dezentralerer Gesellschaft aus kleinen selbstorganisierten Gruppen(erweitertes Individuum), welche miteinander vernetzt

    Ich halte eine dezentralere Gesellschaft nicht mehr wirklich für möglich. Die Welt ist zu vernetzt das ein Rückzug in kleinere Abteilungen überhaupt noch sinn macht und möglich ist.

    Was ist denn mit größeren Problemen? Krieg, Klimawandel, globale Monopole etc. die sich nicht im kleinen Lösen lassen können.

    Und außerdem ganz grundsätzlich lässt sich dieser dieser Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft dadurch auch hierauf übertragen.

    Das Gesundheitssystem sollte auf keinen Fall ständig auf 90% laufen sondern vielleicht auf 10-20%, so können Spitzen leicht

    Ich denke damit machst du es dir zu einfach. Meinst du es ist Gesellschaftlich Sinnvoll dauerhaft diese Ressourcen in die Gesundheitsversorgung zu stecken. Das ist viel Verschwendung. Eben bei sowas wie die Spanische Grippe, wo 2,5 Prozent der infizierten sterben, die sich schnell überträgt, wie weit ist es Sinnvoll die nötigen Ressourcen dauerhaft zur Verfügung zustellen für das eine Jahrhundert Ereignis. Vielleicht ist es dann nicht tatsächlich für alle Besser sich dann einzuschränken, für eine gewisse Zeit durch Lockdowns etc. Anstatt sich dauerhaft einzuschenken in dem man so viele Ressourcen, die dann eben auch woanders fehlen. Aber ich denke diese Spezifische Frage ist zu weit vom Thema dieses Threads entfernt, deshalb stelle ich einfach mal nur die frage und lasse sie unbeantwortet.

    Kaum jemand möchte wirklich allein sein. Gerade bei Joe wird das ja sehr deutlich.

    Das sage ich ja gar nicht. Ich stimme dir zu, ich sage nur nicht alleine sein zu Wollen kostest eben Freiheit. Das ist ja die Tragödie in Nymphomaniac. Joe möchte nicht alleine sein aber kann den Preis dafür nicht bezahlen. Und wer kann das wirklich?

    Ich finde das Ende symbolisiert 2 Dinge. Sie geht ihren Weg radikal weiter und entscheidet sich für sich. Auf der anderen Seite wird sie aber von der Gesellschaft auch missbraucht, symbolisiert durch den Typ, der erst Vertrauen aufgebaut hat und sie dann mindestens betrogen hat, oder aus ihrer Sicht missbraucht. Ganz viele Kontraste sind in dem Film. Wissenschaft/Objektivität vs Gefühl/Subjektivität.

    Ja auf jeden Fall gibt es viele Kontraste. Gesellschaft vs Individuum ist einer davon. Ja sie geht ihren Weg Radikale weiter aber was heißt das Konkret, die Symbiose von Gesellschaft, also Seligman und dem Individuum, nämlich Joe, nicht geklappt hat. Joe geht weiter, als Außenseiterin die keinen Platz in der Gesellschaft findet. Seligman der Intellektuelle, der ihr eigentlich die ganze Zeit den Individuellen Raum zuspricht, den sie einfordert, eigentlich die Perfekte Situation, für eine Symbiose. Zum Schluss sich aber dann doch an ihr vergreift. Was heißt das? Nicht das die von dir Behauptete Symbiose gescheitert ist? Nicht das Joe weiter durch die gegen irrt und keinen Platz findet?

    Es ist natürlich also alles mal wieder eine Definitionsfrage vom Individuum, dem Ego, dem Willen, Bewusstsein, kurzfristigem oder langfristigem Denken. Vielleicht ist es aus buddhistischer Sicht, eben die Verblendung, die Illusion der Abgetrenntheit, welche die Umsetzbarkeit einer solchen Symbiose hemmt.

    Ja Definitionen sind natürlich wichtig ich denke aber trotzdem nicht das mein Punkt nur ein rein Semantisches Problem ist.

    Kennst du Max Stirner? Könnte was für dich sein. Ich habe im Gunnar Kaiser Thread ein Video vor kurzem gepostet. "Der einzige und sein Eigentum", ein Buch das spaltet. Ich finde es ist ein Meisterwerk, welches dieses Thema behandelt. Marx hat ihm ein eigenes Buch mit doppelt so vielen Seiten gewidmet. "St. Max". Er hat es zu Lebzeiten nie veröffentlicht, Stirner ist ein ganz großer Kleiner im Hintergrund der deutschen Philosophie. Es gibt einige, die ihn kannten und sich von ihm vermutlich stark inspirieren haben lassen, z.b. Nietzsche. Viele interpretieren den Inhalt meiner Meinung nach nur falsch.

    Ja hab sein Buch auch in meinen Zimmer rum fliegen allerdings hab ich es noch nicht gelesen. Hab ein ganz grobes Verständnis von ihm. Mit Nietzsche beschäftige ich mich dagegen gerade ziemlich viel. Vor allem mit den Jüngeren. Denke schon das es zwischen den beiden große und auch grundsätzliche Unterschiede gibt aber um da endgültig Urteilen zu können kenne ich Max Stirner zu schlecht.

    Gibt aber ein Wikipedia Artikel dazu und zumindest der Abschnitt über Deleuze ist nicht schlecht

    Deleuze ist übrigens auch sehr Interessant von ihm habe ich auch ein nicht durchgelesenes Buch rum fliegen. Anti-Ödipus heißt das glaub ich. Da geht es auch sehr viel um die Idee von Widersprüchen aber nicht im Sinne von der Hegelschen Dialektik.

    Wald, Hochwald, Holzfällen - Thomas Bernhard

  • Was meinst du mit Verantwortung? Das sie für Probleme zur Verantwortung gezogen werden? Weil das sehe ich in viele von den natürlichen Autoritäten eben nicht. Kindern sind Lehrern ausgeliefert, genau so wie sie es den Eltern sind.

    Es geht dabei um Kultur, Erziehung(blödes Wort), Vorleben und nicht um zur Verantwortung gezogen werden, sondern selbst die Verantwortung zu übernehmen. Vermutlich haben wir eine unterschiedliche Definition von natürlicher Autorität. Eine natürliche Autorität ist jemand, welcher sich keiner übergrifflichen Autorität bedienen muss. Ein Führer dem freiwillig gefolgt wird, aufgrund seines Charisma, seines Wissens, Könnens, ... In einem solchen Verhältnis gibt es idealer Weise keinen Machtmissbrauch.
    Kinder stellen einen speziellen Fall dar. Denn Kinder sind schutzbedürftig und alleine nicht überlebensfähig. Ausgeliefert ist ein sehr negatives Wort, welches einen Machtmissbrauch impliziert. Sie sind vom Schutz der Eltern abhängig, dafür müssen Eltern auch "übergriffig" werden, aber ausschließlich zum Wohl des Kindes(Theorie). Auch wenn das Kind gerne auf die Straße rennt, werde ich das gegen seinen Willen verhindern.

    Andererseits sollte es durch aus Mechanismen geben die Kindern vor ihren Eltern und Lehrern Schützen. Wie Schulen zum Beispiel einer sind.

    Ja kulturelle Mechanismen, die sind in uns veranlagt, also Kindchenschema, große Augen, etc.
    Schulen sollten in erster Linie kein Schutz sein, zumindest heut bei uns nicht mehr, sind sie natürlich im Weiteren Sinn aber immer.
    Gerade da haben wir ein massives Gesellschaftliches Problem. Schulen erziehen uns zum Gehorsam, sie haben eigentlich immer noch eine monarchistische und faschistoide Struktur. Schulen zerstören Potential, wenn die Teilnahme erzwungen wird.


    was mich dazu bewogen hat die Gesellschaft und das Individuum für unvereinbar zu erklären.

    Den Standpunkt kann ich verstehen, es ist ein Modell unter vielen. Im Film wird dieses Modell stark propagiert. Objektiv betrachtet ist es nicht so einfach, denn wo fängt die eigene Grenze eigentlich genau an? Was bin wirklich ich und nicht nur meine DNA(Produkt der Umwelt) und meine Prägung?
    Ganz offensichtlich sind Gesellschaft und Individuum vereinbar, sonst würden wir ja nicht in einer solchen Gesellschaft leben. Auch hier funktioniert die reine 1/0 Logik nicht.
    Ein unheiliger Psychopath ist eigentlich nicht mit der Gesellschaft kompatibel, sollte man auf den ersten Blick meinen. Ein objektiver Blick zeigt anderes. Ich versuche das systemisch zu sehen.

    Eben aufgrund der Existenz von natürlichen Autoritäten, daher Leute die aufgrund von Äußeren Faktoren, Macht über jemand anderen Verfügen.

    Natürliche Autoritäten haben nur so lange Macht über einen anderen, solange, dieser sich freiwillig unterwirft. Die Beziehung darf vom Schüler zu jederzeit beendet werden, somit wird Machtmissbrauch verhindert.

    Ganz generell geht es bei der Macht Thematik ja nicht in erster Linie um Macht über andere. In erster Linie geht es um Macht über einen selber und dem daraus folgenden Resultat einer Produktivität. Ich mache etwas, also bin ich mächtig.
    Verantwortung beschränkt Macht nicht zwangsläufig sondern sie macht den Unterschied zwischen der dunklen und der hellen Seite der Macht aus.

    Naja je nach Umstand werden bestimmte Verhaltensweisen gefördert und bestimmte bestraft. Ich denke weder das der Mensch, in der Gesamtheit Grundsätzlich unsozial ist, noch grundsätzlich sozial.

    Ich würde einen wesentlich stärkeres Gewicht auf das Sozialwesen legen. Kein Mensch kann überleben ohne. Sprich ein soziales Verhalten ist existentiell.


    Ich halte eine dezentralere Gesellschaft nicht mehr wirklich für möglich. Die Welt ist zu vernetzt das ein Rückzug in kleinere Abteilungen überhaupt noch sinn macht und möglich ist.

    Was ist denn mit größeren Problemen? Krieg, Klimawandel, globale Monopole etc. die sich nicht im kleinen Lösen lassen können.

    Das sehe ich nicht so. Ich denke gerade in der Dezentralität liegt evolutionär das größte Potenzial. Früher wäre das nicht so perfekt möglich, wie heute, das Internet wäre da ein Gamechanger. Mit Dezentralität ist ja nicht gemeint, dass auf andere geschissen wird oder man nicht vernetzt ist, sich gegenseitig unterschützt. Trotzdem sollte jede Zelle soweit wie möglich unabhängig sein. Jegliches Katastrophenszenario würde mit dabei Recht geben.
    Gerade aus diesen entarteten Kollektiven entstehen, diese Problem doch erst. Wenn ein kleiner Indianerstamm den anderen bekämpft ist das alles halb so wild.


    Ich denke damit machst du es dir zu einfach. Meinst du es ist Gesellschaftlich Sinnvoll dauerhaft diese Ressourcen in die Gesundheitsversorgung zu stecken. Das ist viel Verschwendung. Eben bei sowas wie die Spanische Grippe, wo 2,5 Prozent der infizierten sterben, die sich schnell überträgt, wie weit ist es Sinnvoll die nötigen Ressourcen dauerhaft zur Verfügung zustellen für das eine Jahrhundert Ereignis. Vielleicht ist es dann nicht tatsächlich für alle Besser sich dann einzuschränken, für eine gewisse Zeit durch Lockdowns etc. Anstatt sich dauerhaft einzuschenken in dem man so viele Ressourcen, die dann eben auch woanders fehlen. Aber ich denke diese Spezifische Frage ist zu weit vom Thema dieses Threads entfernt, deshalb stelle ich einfach mal nur die frage und lasse sie unbeantwortet.

    Ja vielleicht, nehmen wir 50%. Ich denke, damit wären wir dann in einem absolut realistischen Szenario. Ärzte und Pfleger können sich ja auch anderwertig beschäftigen, wenn sie das möchten. Wären die Ressourcen gerechter verteilt, wäre so etwas ohne Problem weltweit umsetzbar.


    Das sage ich ja gar nicht. Ich stimme dir zu, ich sage nur nicht alleine sein zu Wollen kostest eben Freiheit. Das ist ja die Tragödie in Nymphomaniac. Joe möchte nicht alleine sein aber kann den Preis dafür nicht bezahlen. Und wer kann das wirklich?

    Joe ist wohl stark traumatisiert. Schau dir mal die psychoanalytische Betrachtung von Narzissmus an. Nicht für jeden muss das Leid bedeuten. Aber bis zu einem gewissen Punkt, gebe ich dir da schon auch recht.


    Was heißt das? Nicht das die von dir Behauptete Symbiose gescheitert ist? Nicht das Joe weiter durch die gegen irrt und keinen Platz findet?

    Ja im Kontext des Film, aber ich denke Trier arbeitet da einen Persönlichkeitsanteil oder eine Erfahrung auf. Nicht jeder Mensch passt in das Profil von Joe oder Seligman. Beide wirken auf mich stark gestört. Ich kenne nur einen Menschen in meinem Umfeld, der in das Profil von Joe passt. Vielleicht hat jeder Anteile davon, aber die Menge variiert stark.


    a hab sein Buch auch in meinen Zimmer rum fliegen allerdings hab ich es noch nicht gelesen. Hab ein ganz grobes Verständnis von ihm. Mit Nietzsche beschäftige ich mich dagegen gerade ziemlich viel. Vor allem mit den Jüngeren. Denke schon das es zwischen den beiden große und auch grundsätzliche Unterschiede gibt aber um da endgültig Urteilen zu können kenne ich Max Stirner zu schlecht.

    Gibt aber ein Wikipedia Artikel dazu und zumindest der Abschnitt über Deleuze ist nicht schlecht

    Der Einzige und sein Eigentum ist ja kein besonders dickes Buch, los geht's! Eines der Bücher, welches mich stark beschäftigt und beeinflusst hat. Selbstverständlich gibt es da Unterschiede, aber eben auch sehr starke Ähnlichkeiten.
    Das Spannendste ist das Stirner auch heute noch weitgehend ein Tabu ist oder zumindest als unwichtig abgetan wird.

    http://www.lsr-projekt.de/nietzsche.html

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Den Standpunkt kann ich verstehen, es ist ein Modell unter vielen. Im Film wird dieses Modell stark propagiert. Objektiv betrachtet ist es nicht so einfach, denn wo fängt die eigene Grenze eigentlich genau an? Was bin wirklich ich und nicht nur meine DNA(Produkt der Umwelt) und meine Prägung?
    Ganz offensichtlich sind Gesellschaft und Individuum vereinbar, sonst würden wir ja nicht in einer solchen Gesellschaft leben. Auch hier funktioniert die reine 1/0 Logik nicht.
    Ein unheiliger Psychopath ist eigentlich nicht mit der Gesellschaft kompatibel, sollte man auf den ersten Blick meinen. Ein objektiver Blick zeigt anderes. Ich versuche das systemisch zu sehen.

    Natürlich leben wir in einer Gesellschaft, ich denke aber eher dass nicht funktioniert weil beide so wunderbar kompatibel sind sondern weil ein Kompromiss entsteht. Das Individuum muss ein teil aufgaben während die Gesellschaft es auch tun muss und so ein Dauerhaftes Spannungsfeld existiert, da bei beiden kein Perfekter Kompromiss existiert. Im Prinzip heißt es, es kann keine Perfekte Welt geben, sondern dieses Grundlegende Problem muss immer neu beantwortet werden je nach Situation. Und ich finde das auch nichts schlechtes. Man muss sich nur darüber klar machen, das man sich von einer Illusion befreien muss, dass es ein Perfektes System gibt.


    Dieses Problem sieht man ja auch bei der Entwicklung jedes Menschen, in dem Ausgehandelt wird zwischen, ein Teil der Gesellschaft zu sein, also Freunde finden, eine Partnerin oder ein Partner etc. Andererseits ist aber auch ein Wichtiger Entwicklungsschritt sich von anderen zu unterscheiden, zum Beispiel sich von den Eltern zu Emanzipieren. Gesellschaftskritik zu üben etc.


    Diesen Konflikt kann man überall sehen und ich finde das ausdrücklich nichts schlechtes, sondern eher was beruhigendes. Ein Individuum zu sein ist jedem Wichtig es ist aber auch jedem wichtig von einer Gesellschaft akzeptiert zu werden, gleich Gesinnte zu treffen. Hundert Prozent beides geht einfach nicht.


    Und eben dieses Problem wollte ich auch durch die Schul Problematik klar machen. Und bezüglich den natürlichen Autoritäten. Ich denke da bist du einfach ein bisschen naiv bezüglich deren Missbrauchspotential. Es gab irgend ein stamm von jägern und Sammlern, die sich absichtlich und rituell über den erfolgreichsten Jäger lustig gemacht haben, damit sein Erfolg und damit Charisma ihm keine Macht gibt.


    Oder ein anderes Beispiel was auch in die Selbe Richtung geht. Da ging es glaub ich um Indianer Stämmen und deren Reaktion auf die Europäern. Am Anfang war deren Kritik an den Europäischen Lebensstil vor allem an deren fehlende Freiheit gerichtet. Die Soldaten haben immer nur gemacht was deren Befehlshaber gesagt haben, es gab strenge Hierarchien und im Prinzip haben alle wie sklaven gelebt. Dann allerdings als sie die Situation in den Europäischen Städten gesehen haben, hat sich deren Fokus der Kritik geändert. Nämlich die Ungleichheit, denn für sie war Besitzt nie etwas was man so leicht in große Macht umwandeln konnte, im Gegensatz zu den Europäern, wo viel zu besitzen gleichzeitig viel Macht über andere hieß.


    Sie haben nämlich auch erkannt dass wenn man nichts hat und daher auf die Hilfe von anderen angewiesen ist, nicht Frei ist, außer vielleicht Frei von Dingen. Wenn es große Ungleichheit gibt dann ist die Freiheit der unglücklichen vielleicht Hypothetisch Existent aber praktisch nicht realisierbar. Und vor allem diesbezüglich haben wir im Westen einen sehr seltsamen Freiheitsbegriff, in dem es mehr darum geht die Hypothetische Freiheit zu maximieren, die Praktische aber hinten runter fallen zu lassen. Das Resultat davon sind meiner Meinung nach Anarcho Kapitalisten.


    Vielleicht noch zum Abschluss ein Kommentar zu einem sehr oft benutzten Zitat. Ich Paraphrasiere mal: Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt verliert beides oder so. Durch aus ein Legitimier Punkt, solange man keine Freiheit hat ist man der Sicherheit ausgeliefert und daher auch nicht mehr wirklich sicher. Anders rum funktioniert es aber auch, ohne Sicherheit kann man keine Freiheit realisieren.

    Wald, Hochwald, Holzfällen - Thomas Bernhard