Ich habe schon in unserem anderem Thread gemerkt, dass du Worte oft zu wörtlich aufnimmst. Meist sind es aber Metaphern, wenn man z.B. sagt, "jemanden auf den rechten Weg zurückführen". Damit ist nicht unbedingt ein vorgefertigter Pfad gemeint, als vielmehr der Weg der Tugend und weg von der auf Schienen laufenden Einbahnstraße aus Egoismus.
Beim Weltuntergang sieht es ähnlich aus. Natürlich wird diese Welt nicht untergehen, aber betrachtet man sich die Vergangenheit, so ging es mit der Menschheit im Großen und Ganzen doch ziemlich bergab. Natürlich, man stirbt nicht mehr an jeder kleinen Krankheit, überhaupt hat sich die Lebenserwartung fast verdoppelt. Auch ein paar nette technische Annehmlichkeiten versüßen uns jetzt die Zeit. Aber untereinander? Das waren doch eher Rückschritte. Wir identifizieren uns mittlerweile mehr mit unseren technischen Spielzeugen, als mit unseren lebendigen Mitmenschen. Wenden für ersteres auch viel mehr Zeit im Alltag auf, als für zweiteres, was dann eben tatsächlich erst an zweiter Stelle kommt.
Die Ironie ist ja, dass ausgerechnet jene Menschen, die das vielbeschworene Ende vertreten, oft jene sind, die ziemlich hilfsbereit und mit naiver Weltsicht daherkommen. Also ihrerseits täglich daran arbeiten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und das ja auch irgendwie deshalb tun, weil sie es nicht für ganz sinnlos halten.
Und jene, die für diese Gesellschaft wertvoll sind, weil sie die Leistungsträger darstellen, die knechten und versklaven alle unter ihnen - und die wiederum sich untereinander auch, weil es der Herr ihnen vorgemacht hat. Mittlerweile gehen ja sogar dieselben sozialen Klassen aufeinander los, statt dass zumindest sie zusammenhalten. Hatten wir ja neulich erst bei der Geschichte mit den Tafeln. Der Verteilungskampf hat lange begonnen. Und auch das wird mal kein gutes Ende nehmen (zusammen mit den anderen Sachen, die tagtäglich falsch laufen).
Der Welt kann es egal sein. Die hat schon ganz andere Spezies aussterben sehen. Aber Weltuntergang ist eben auch, wenn man täglich ein Stück Freiheit oder Gerechtigkeit wegbrechen sieht. Und das für immer. Denn keiner dieser Freiheitsrechte wird jemals wiederkommen. Nichts von dem wird je zurückgenommen. Das hat etwas Endgültiges. Eben so wie ein Untergang.