Von Nachrichtensprechern wie von Staubsaugervertretern, den eigenen Verwandten, Nachbarn, angeblichen Freunden – ja, vielleicht sogar von wildfremden Leuten: Wir werden andauernd belogen
Am Anfang von allen Lügen steht der Selbstbetrug.
Menschen hören auf, die zu sein, die sie eigentlich sind. Sie legen sich Masken an und verändern ihr Verhalten, um von bestimmten anderen Menschen geliebt zu werden. Sie werden jemand anderes, um in ihr Umfeld hineinzupassen. Anfangs verbiegt man sich, um den Eltern zu gefallen, und übernimmt deren Glaubensgrundsätze und Verhaltensweisen... später sind es die Kumpels und "Freunde", für die man einen auf coolen Max (oder manchmal auch freigeistigen Anarchist) macht... und irgendwann ist man dann in einer Beziehung, und spätestens dann sind die meisten Menschen überhaupt nicht mehr sie selbst, sondern sind förmlich zerrissen zwischen dem, was sie ursprünglich mal waren, dem, was sie jahrelang versucht haben zu sein, und dem, was sie sein müssen, um die Bedürfnisse ihres aktuellen Lebenspartners/Lebenspartnerin zu befriedigen.
Von solchen innerlich zerrissenen, seelisch heimatlosen Gestalten kann man wohl keine Aufrichtigkeit erwarten.
Freundlichkeit, ja... das beherrschen sie...
Im Business werden sie gelobt für ihre Nettigkeit und ihr freundliches, professionelles Auftreten. Freundlich zu sein zu Menschen, zu denen es eine berufliche Distanz gibt, das beherrschen sie. Freundlich zu sein zu Objekten.
Doch wenn du von Mensch zu Mensch mit ihnen kommunizieren möchtest... und mal nicht von Kunden zu Dienstleister oder von Maskenträger zu Maskenträger... dann werden sie wortkarg... hilflos... ignorieren dich oder stoßen dich weg. Denn sie können das nicht mehr. Die "Echtheit" ist ihnen längst abhanden gekommen.
Gibt es DIE objektive Wahrheit außerhalb unserer Vorstellung überhaupt?
Es ist immer eine Frage des Standpunktes.
Was für mich ein klares Anzeichen dafür ist, dass sich jemand systematisch selbstbetrügt, ist für den anderen vielleicht einfach nur ein Zeichen dafür, dass er sich in allen Lebensbereichen "weiterentwickelt" hat.
Also gibt es bei sowas überhaupt eine objektive Wahrheit? Ich denke, man kann höchstens einigermaßen objektiv darüber urteilen, ob jemand mit der Art, wie er lebt, glücklich ist oder nicht... ob er ruhig schlafen kann, und noch in den Spiegel schauen kann, ohne sich vor sich selbst zu ekeln.
Wobei, es gab früher garantiert auch üble Nazi-Schergen, die einen guten Schlaf und ein reines Gewissen hatten und mit sich und ihrem Leben völlig zufrieden waren. Also ist das wohl auch kein geeigneter Indikator dafür, ob ein Mensch dem "wahren" oder dem "falschen" Weg folgt. Ist wohl höchstens ein Indikator dafür, wie gut seine Verdrängungsmechanismen funktionieren.
Aber wer sagt, dass der Weg des Nazis überhaupt falsch ist? In einer Welt voller Arier und ohne Untermenschen wäre manch Nazi vielleicht ein guter Mensch und würde alle Menschen fair behandeln. (ich glaub zwar nicht dran, dass eine Hass-Ideologie auch ohne Hassobjekte, sprich: im Frieden, funktionieren kann... aber man kann sich ja schließlich alles einreden)