Erst mal schön, dass du noch unter uns weilst, und offensichtlich auch nicht assimiliert worden bist.
(natürlich wusste ich aber auch vorher schon, dass du noch unter uns weilst... neue Videos von Schuschinus lasse ich mir schließlich nicht entgehen und staune jedes Mal über die professionelle Qualität und die gestörten, äh fantasievollen Ideen.)
Deiner Kritik zur Unity-Philosophie kann ich im Großen und Ganzen zustimmen.
Auch mir ist im Lauf der letzten Jahre durch den Kopf gegangen, dass ich zwar immer noch ganz ähnlich denke wie damals, als ich das Buch verfasst habe, dass es aber Stellen gibt, an denen ich heute wohl anders argumentieren würde. Bevor ich wieder von anderen Projekten abgelenkt wurde, hatte ich dieses Jahr darüber nachgedacht, eine Art Unity-Philosophie 2.0 zu schreiben, basierend auf meinen heutigen Erfahrungen. Dann kam ich auf die Idee, ob es nicht doch besser wäre, mehr so eine Unity-Philosophie 1.5 draus zu machen... die guten Teile (wie z.B. viele Formulierungen aus dem Arbeits-Kapitel) zu übernehmen und die Teile, wo du ja teilweise berechtigterweise ansprichst, dass es argumentativ nicht ganz überzeugt oder dass ich es mir etwas zu einfach gemacht habe, noch einmal von Grund auf neu zu verfassen.
Ich glaube, ich kam so bis Kapitel 3 oder 4, seitdem liegt das wieder auf Eis. Aber falls ich irgendwann daran weiter machen sollte, werden deine Anmerkungen dazu, wie du das eine oder andere Kapitel aus heutiger Sicht empfunden hast, sicher von Nutzen sein.
Dass es zu irgendwelchen speziellen Themengebieten, sei es jetzt über Psychologie, die Wirtschaft oder was auch immer, umfangreichere und tiefergehendere Werke gibt, und dass die Menschen dafür sicher nicht jemanden wie mich brauchen, der ihnen die Welt erklärt, ist mir schon klar. War mir auch damals eigentlich schon klar.
Mir ging es eher darum, so einen groben Überblick zu liefern, jedes Thema ein bisschen anzuschneiden, und die verschiedenen Aspekte unseres Daseins miteinander zu verknüpfen, und das eben irgendwie noch unterhaltsam und locker geschrieben. Wir haben z.B. tolle Bücher über anarchistische Theorie und all das, viel fundierter als ich das je schreiben könnte... aber die beschäftigen sich eben oft dann nur mit dieser Sache und der politischen Dimension, während andere Aspekte, wie etwa die psychologischen Zusammenhänge, warum Menschen so sind, wie sie sind, oder die Beziehungen, die sie führen, der Werteverfall, die zunehmende Verblödung, die Entfremdung des Menschen von sich selbst, etc. dann wieder zu kurz kommen... obwohl das eine eben mit dem anderen zusammenhängt, wie alles in der Welt zusammenhängt.
So gesehen war die Unity-Philosophie sowas wie mein Versuch, das Dilemma unserer Zivilisation und die Fehlentwicklungen auf diesem Planeten in ihrer Gesamtheit darzustellen, was sicher etwas optimistisch ist auf 176 Seiten. Um nicht zu sagen unmöglich. Jedenfalls ein sportliches Ziel, an dem man im Grunde nur scheitern kann. So gesehen bin ich irgendwie im Zwiespalt zwischen "Ich hab mich eigentlich ganz gut geschlagen" und "Ich denke, es ginge noch besser".
Aber braucht die Welt eine optimierte Unity-Philosophie? Brauch ich es? Bin ich bei meinen Romanen und der Musik nicht besser aufgehoben?
Andererseits denke ich, ich hab es schon irgendwie drauf, unterhaltsam zu schreiben, auch über solche Themen, und nicht nur Fantasiegeschichten.
Ach, schwierig... jünger werde ich ja auch nicht, und die Zeit läuft mir davon. Ich werde irgendwann sterben und nicht mal die Hälfe von dem getan haben, was ich theoretisch hätte tun können mit meinen Talenten.
Also was ich sagen will... keine Ahnung, was da draus wird, ob es irgendwann noch ein ausführlicheres Remaster oder einen kompletten Reboot geben wird. Oder ob wir es einfach als eine einmalige Sache aus meiner (und eurer) idealistischen Jugendphase in Erinnerung behalten sollten.