Beiträge von Dian

    Für mich klingt das schon nach einem - meinetwegen ungewollten oder nicht reflektierten - Rechtsruck in deinen Überzeugungen.

    Also was die Sache mit der Meinungsfreiheit bzw. Kampf gegen die Cancel-Culture angeht: Ich war schon immer gegen Zensur im Netz, auch als noch niemand von "Cancel-Culture" gesprochen hat. Was sich in den letzten 20 Jahren massiv geändert hat, ist vor allem das Internet, das eben nicht mehr das gleiche Netz ist, mit dem ich großgeworden bin. Damals war es eine virtuelle Gegenkultur zu der realen Gesellschaft, eine Nische für Freaks, und eben auch ein Ort, an dem andere Gesetze galten... und wann immer sich irgendein Politiker hingestellt hat und gefordert hat, dass das Netz kein rechtsfreier Raum sein darf, empfand ich das als Bedrohung meiner liebgewonnenen virtuellen Freiheit.

    Heute ist das Internet Mainstream und wichtiger Bestandteil der "realen" Welt, und dementsprechend weit reicht der Arm der Justiz auch mittlerweile in den virtuellen Bereich und verfolgt Menschen wegen irgendwelcher Meinungsäußerungen, was vor 20 Jahren noch keinen Staatsdiener interessiert hätte.

    Natürlich sehe ich aber auf der anderen Seite auch das Problem, dass einfach zu viel Gesindel im Netz ist und es nie so einfach war wie heute, Dummheiten und Lügen zu verbreiten. Anders als große Teile der Medien und der Gesellschaft sehe ich die Lösung aber nicht darin, juristisch jeden Furz zu verfolgen, nur weil sich irgendjemand davon beleidigt oder gestört fühlt, sondern ich denke, es muss auch eine Kultur des Aushaltens geben, oder einfach des Ignorierens, wenn einen irgendeine Meinungsäußerung stört. Klar muss man auch versuchen, die Menschen höflicher und klüger zu machen, dass sie nicht so viele Dummheiten und Hetze verbreiten. Aber ich finde eben auch, es beruht auf Gegenseitigkeit, und vielleicht sind viele Mainstream-Leute auch einfach zu weich und müssten vielleicht auch mal lernen, unangenehme und dumme Meinungen auszuhalten. Mir geht die öffentliche Debatte einfach viel zu einseitig nur in die Richtung "Das muss man verbieten, da muss der Staat hart durchgreifen, etc."

    Aber klar ist das ein Thema, das etwas widersprüchlich ist... und nur, weil ich finde, dass man z.B. das Existenzrecht Israels oder den Holocaust leugnen dürfen sollte, ohne dafür bestraft zu werden, heißt das ja nicht, dass ich mich den Holocaustleugnern oder Israelgegnern dadurch geistig verbunden fühlen würde. Es geht mir da wirklich nicht um links oder rechts, sondern einfach darum, dass ich es grundsätzlich krank finde, wenn man Menschen dafür bestraft, dass sie ihre Meinung sagen. Das ist eigentlich etwas, was IMHO nur in einer Diktatur passieren sollte.

    Diskutieren muss man aber sicher darüber, wo Meinungsäußerungen aufhören und wo gezieltes Mobbing und Belästigung anfängt, und was man als Gesellschaft dagegen unternehmen möchte, damit die Menschen respektvoller miteinander umgehen. Generell denke ich, müsste ich eigentlich in einer Neuauflage der Unity-Philsophie auch ein ganzes Kapitel übers Internet oder soziale Medien einfügen, so wichtig wie das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung mittlerweile geworden ist.

    - Wunsch nach mehr Abschottung und Abwehr 'unerwünschter Menschen'

    Wenn du es unbedingt als "Rechtsruck" bezeichnen magst, dann wird das wohl am ehesten auf diese Thematik zutreffen, dass ich ein paar meiner früheren Ansichten heute etwas differenzierter sehen würde. Aber ich muss dir ja nicht erzählen, aus welcher Zeit ich bzw. wir kommen, und wie das damals in den 90ern noch war, als Asylantenheim brannten und Skinheads durch die Straßen marschiert sind. Da fiel es wahrlich nicht schwer, sich zu positionieren und für eine Seite zu entscheiden, und es war selbstverständlich, als intelligenter aufgeklärter Mensch "gegen Nazis" zu sein.

    Seither hat sich viel geändert, und die Dinge sind eben doch ein bisschen komplizierter geworden, auf so vielen verschiedenen Ebenen, so dass mir die Idee eines schweizerischen Idylls, das sich ein Stück weit von dem Wahnsinn der Welt abschottet und nicht jeden reinlässt, mittlerweile gar nicht mehr so rückständig und spießig erscheint wie früher vielleicht. Zumindest muss man meines Erachtens schon darüber nachdenken, ob eine wie auch immer geartete utopische Gesellschaft überhaupt aufgebaut werden kann auf einer Welt, in der die Mehrheit der Menschen immer noch in Diktaturen leben und (überspitzt formuliert) die eine Hälfte der Weltbevölkerung gern in dein Land kommen würde, wenn es dort alles umsonst gibt, und die andere Hälfe dich am liebsten vernichten möchte, weil sie es dir nicht gönnen oder aus irgendwelchen ideologischen Gründen gegen deine Utopie sind. Du siehst ja in Israel, wie das ist, wenn du in einer blühenden Oase lebst, und um dich herum leben viele Menschen in Armut und mit komischen Glaubensvorstellungen. Ohne Grenzen und Militär wäre das Land jedenfalls nicht mehr da. Das heißt ja nun nicht, dass ich deshalb Grenzen und Militär glorifizieren möchte oder Netanjahu gutfinde. Aber man muss eben schon realistisch sein und sich fragen, wie man seine Utopie schützen möchte... und wie viel davon in ein paar Jahren noch da wäre, wenn man es nicht tut.

    Wie gesagt, ich sehe bei dir eher viel 'Essenzialismus' , die Suche nach dem 'natürlichen', 'edlen' und 'freien' Individuum. Vielleicht so wie bei radikalen Reformern wie Thoreau, aber eben nicht im Sinne von Leuten wie Bakunin oder Machno ;)

    Naja, es gibt eben auch nicht DEN Anarchismus, sonst würde auf der Wikipedia-Seite über Anarchismus auch nicht der halbe Artikel nur von den Unterschieden zwischen den verschiedenen anarchistischen Strömungen handeln. ;) Irgendwelche anarchistischen Feminist*innen, die sich über kulturelle Aneignung und toxische Männlichkeit aufregen, haben mit Machno und Bakunin vermutlich auch nicht all zu viel gemeinsam, außer halt dem Grundegedanken, auf den man sich einigen kann, dass man eine Herrschafts- bzw. Hierarchielose Gesellschaft anstrebt. Und dann gibt's eben auch noch den Individualistischen Anarchismus, Zitat Wikipedia:

    Zitat

    Der individualistische Anarchismus ist eine im 19. Jahrhundert in Nordamerika entstandene Lehre, die das Individuum und seine Interessen als Mittelpunkt der Gesellschaft ansieht, der keinen Gegensatz zu den vorgenannten sozial orientierten Formen darstellt und in Opposition zum Kollektivismus steht. Die individualistische Strömung wurde in den USA vor allem von Benjamin Tucker entwickelt. In Deutschland vertrat ihn der Anarchist und Schriftsteller John Henry Mackay, der sich hauptsächlich auf Benjamin Tucker und Max Stirner berief.[19] Der Individualanarchismus wird häufig als Extremform des Liberalismus beschrieben.

    Der Gegensatz zwischen Individualismus-Egoismus und Kollektivismus-Altruismus stellt eine wichtige anarchistische Auseinandersetzung dar.

    Dass ich eher in diese Richtung tendiere, als in Richtung Anarcho-Syndikalismus oder ähnliches, sollte klar sein. Ich sehe mich nun aber auch nicht als radikaler Liberaler oder sowas, da dies ja meistens mit impliziert, dass man wirtschaftspolitisch für einen freien Markt ist und den Kapitalismus ganz gut findet, oder zumindest keine Probleme damit hat. Aber dass der Kapitalismus eine ziemlich kranke Scheiße ist, sag ich ja nun auch wirklich schon seit es das Forum gibt. Nur ist das Entwickeln von Alternativen dazu auch nicht unbedingt mein Spezialgebiet... aber Ansichten dazu geäußert habe ich ja durchaus hier und da mal.

    Ok, den verlinkten Artikeln nach scheint es ja doch wirklich ein größeres Problem zu sein, als ich gedacht hätte.

    Generell finde ich die Idee, Bagatelldelikte zu entkriminalisieren, ja schon gut. Aber in Kombination mit massiver sozialer Ungleichheit und einer so dermaßen gespaltenen Gesellschaft wie in den USA ist das natürlich problematisch. Für solche Experimente müsste vermutlich erst mal eine gesunde Basis und Übereinkunft in der Bevölkerung vorhanden sein.

    Ich frage mich sowieso, wo das noch hinführen soll in den USA. Das ist ja schon teilweise noch verrückter als irgendwelche Gender-Streitigkeiten bei uns, wie sich da zwei Fraktionen dermaßen unversöhnlich gegenüberstehen und keinerlei Absicht haben, auch nur mal ein bisschen zu versuchen, die jeweils andere Seite zu verstehen und einen Kompromiss zu finden. Da gibt es ja scheinbar echt nur noch schwarz oder weiß, woke oder Trump. Ich würde mich da auch irgendwie komplett zwischen den Stühlen fühlen und mich weder mit dem einen noch dem anderen Lager identifizieren können.

    In dem oben verlinkten Video wird am Ende etwas belächelnd so getan, als ob die Rechten zu einer aussterbenden Art gehören würden und früher oder später eh scheitern. So sicher bin ich mir da aber nicht... die Biermarke hat inzwischen anscheinend auch aus Schadensbegrenzung versucht, sich von ihrer eigenen Werbung wieder zu distanzieren und sich bei den Konservativen wieder einzuschleimen.

    Also Fazit, irgendwas hat es gebracht, die Mindestvertragslaufzeit ist wirklich echt gut für mich, also es hat sich gelohnt aber im Moment bin ich trotzdem sehr frustriert.

    Diesen Frust haben in der langen Geschichte des Arbeitskampfes vermutlich schon sehr viele Menschen verspürt, die sich für etwas engagiert haben.

    Tröste dich halt damit, dass auch diese kleinen Fortschritte wichtig sind, damit sich zumindest irgendwas bewegt, und dass du mit dazu beigetragen hast, vielen anderen denen es auch so geht wie dir, eine Stimme zu geben und sie etwas sichtbarer zu machen.

    Viel mehr ist vermutlich nicht drin gewesen. Dafür fehlt eben auch so ein richtig gutes Druckmittel, wie es z.B. die Lokführer haben oder die Fluglotsen. Wenn die mal einen Tag die Arbeit niederlegen, ist es fast schon eine volkswirtschaftliche Katastrophe. Wenn der Tutor nicht kommt, fällt halt eine Vorlesung aus und die Studenten freuen sich über den freien Tag. ;) (jetzt natürlich etwas überspitzt formuliert...)


    Generell denke ich mir, dass politisches Engagment auf den unteren Ebenen vermutlich eine ziemliche Sisyphusarbeit ist und es mitunter recht frustrierend sein kann, wenn man realisiert, dass der Einfluss eines Einzelnen eben begrenzt ist im großen Weltgetriebe. Mir selbst würde auch komplett die soziale Kompetenz für sowas fehlen. Aber vielleicht ist ja auch manchmal der Weg das Ziel, die Kontakte, die man dabei knüpft, und die Erfahrungen, die man währenddessen sammelt.

    Heute habe ich mir "Silent Night" angeschaut. Darüber muss ich an dieser Stelle jetzt natürlich ein bisschen ausführlicher referieren...


    Ich bin ja aus allen Wolken gefallen, als ich vor einiger Zeit erfahren habe, dass mein absoluter Lieblingsregisseur John Woo tatsächlich nochmal einen Film gedreht hat. Der letzte war gefühlt schon über 10 Jahre her, und ich wähnte ihn eigentlich schon im Ruhestand.

    Dazu muss man aber auch sagen, dass meine Verehrung von John Woo eigentlich nur auf dessen Hongkong-Produktionen basiert. Diese haben in den 80ern das Actionkino revolutioniert und darüber hinaus noch tolle, emotionale Geschichten über Freundschaft und Gangster-Ehre erzählt. Bis heute bin ich total erstaunt, wenn man sich manche Ballereien etwa in "Hardboiled" anschaut, wie die das damals ganz ohne Computertechnik so beeindruckend hinbekommen haben, dass die ganze Einrichtung explodiert und zerballert wird, während zwischendrin in all dem Chaos noch die Darsteller rumhüpfen und sich gegenseitig in Zeitlupe über den Haufen schießen. (Seit Matrix ist sowas ja üblich, aber halt eben nur mit massiver CGI-Unterstützung.)

    Jedenfalls finde ich das bis heute ganz schön beeindruckend, und keiner hat das so genial hinbekommen wie John Woo.

    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass von den Filmen, die er später in Hollywood gedreht hat, kein einziger so hundertprozentig meinen Nerv getroffen hat (auch wenn ich "Windtalkers" und "Face off - Im Körper des Feindes" schon ganz ok fand, aber auch nicht gerade weltbewegend.)

    Und "Silent Night" ist nun eben auch wieder eine US-Produktion. Von daher war meine Erwartungshaltung auch eher etwas zurückgeschraubt.


    Diese Erwartungen hat der Film durchaus erfüllt, wenn auch nicht übertroffen. Die Story an sich ist eine total simple Selbstjustiz-Geschichte, wird aber dadurch aufgewertet und irgendwie originell, dass in dem ganzen Film nur wenige Worte gesprochen werden und der Film über weite Teile ohne Dialoge auskommt. Das muss man erstmal hinbekommen, einen Actionfilm auf diese Weise zu drehen, ohne dass der Zuschauer hinterher den Eindruck hat, dass irgendwas gefehlt hat.

    In der ersten, recht langsam erzählten Hälfte des Films sieht man dann eben, wie der Protagonist sich auf seine Rache vorbereitet und trainiert, und in der zweiten Hälfte wird dann abgerechnet.

    Die Action würde ich ähnlich wie beim vor ein paar Wochen von mir angeschauten Film "Farang" bewerten... gut choreographiert, und irgendwie authentischer, dreckiger und weniger stylisch als etwa bei "John Wick". Man sieht dem Film aber auch an, dass er jetzt vermutlich kein endlos großes Budget zur Verfügung hatte. Die alten Filme von John Woo fand ich da doch noch spektakulärer, aber nett anzuschauen und gut gefilmt ist der Rachefeldzug trotzdem.

    Wie viel Heroic Bloodshed ist aber nun dabei? Nun... es gibt beidhändiges Pistolenschießen :chowyunfat: , ein paar Blutfontänen, und der Held und sein Helfer sind am Ende dann auch ordentlich von Kugeln durchsiebt und können sich kaum noch auf den Beinen halten. Ganz wie am Ende von "A better tomorrow 2". Was fehlt, ist aber natürlich, dass sich die Story hier nicht um ehrenwerte Gangster und melancholische, übercoole Killer dreht, sondern dass es einfach auf der einen Seite ein Normalo-Familienvater ist und auf der anderen Seite die absoluten B-Movie-Klischee Gangster mit Migrationshintergrund, wie sie auch aus einem beliebigen Chuck Norris-Film oder der "Death Wish"-Reihe stammen könnten.

    Emotionalität hat der Film durchaus reichlich zu bieten, im Bezug auf die Trauer des Vaters und wie seine Beziehung darunter zerbricht. Das ist aber doch noch ganz schön weg von der emotionalen Wucht eines "Bullet in the head", die einen auch heute noch umhaut. Vom Hauptdarsteller mal abgesehen wirken die restlichen Charaktere alle schon recht eindimensional und irgendwie seelenlos.


    Als Fazit würde ich sagen, dass "Silent Night" nicht unbedingt wie das Alterswerk eines Regisseurs im Renten-Alter wirkt, sondern eher wie irgendwas, was man von einem jungen, frischen Regie-Talent erwarten würde. Jedenfalls nichts, wofür sich John Woo schämen müsste. Das ist ja auch schon was wert. Als Meisterwerk würde ich den Film aber nun auch nicht gerade bezeichnen. Dafür hätte die visuelle Machart einfach noch herausragender sein müssen, um die doch sehr banale Geschichte auszugleichen.

    Seinem Plädoyer am Ende kann ich ja durchaus zustimmen, klingt vernünftig.

    Aber der andere Teil klingt mir doch ein bisschen sehr nach der typischen Trump-Propaganda... also dass da jetzt reihenweise die Läden ausgeraubt werden, marodierende Banden durch das Land ziehen und sich die Polizei oder die Wachleute nichts mehr zu machen getrauen. Waren die USA nicht vor kurzem noch das Land, wo du jemanden ungestraft erschießen konntest, wenn er aus Versehen in deine Garageneinfahrt gelaufen ist und die falsche Hautfarbe hatte? :huntsman:

    Dass das jetzt komplett ins Gegenteil verkehrt wurde, kann ich mir wirklich nur schwer vorstellen.

    So wie ich das bisher immer verstanden habe, gab es halt solche Plünderungen, meist in Verbindung mit den Black Life Matters-Protesten. Und in diesem Zusammenhang sind dann vermutlich auch die Sätze gefallen, die die Plünderungen als einen Akt des zivilen Ungehorsams verharmlosen.


    Die Idee, Bagatell-Delikte nicht mehr mit Gefängnis zu bestrafen, sondern eher als Ordnungswidrigkeit oder sowas zu betrachten, gibt es ja bei uns auch, vor allem in Verbindung mit dem Schwarzfahren. Und der Widerstand gegen solche Vorstellungen ist ja doch meistens eher eine typisch rechte oder konservative Reaktion, und meistens mit viel übertriebener Polemik und dem Ausmalen von apokalytpischen Szenarien verbunden. Und in diesem Sinne erscheint mir der Beitrag hier eben auch etwas stark übertrieben. Aber ich kann mich auch irren.

    Aktuell wird ja wieder viel über die Regierung geschimpft und darüber, dass die Ampelkoalition keinen gemeinsamen Nenner findet und Otto Scholz ein unfähiger Kanzler ist.

    Der Eindruck kann natürlich entstehen. Und das ist vermutlich auch ganz normal, wenn Parteien gemeinsam zu regieren versuchen, die so wie FDP und Grüne kaum gemeinsame Nenner haben (außer den Wunsch, unbedingt regieren zu wollen...)

    Andererseits frage ich mich auch, ob es jemals besser war. Waren frühere Regierungen etwa nicht unfähig? Und wie weit muss man in der deutschen Geschichte zurück gehen, bis man eine fähige Regierung findet?

    War Merkel fähig, oder hat sie nur die CDU ruiniert?

    War Schröder fähig, oder hat er nur die SPD ruiniert?

    War Helmut Kohl fähig, oder hat er nur die DDR ruiniert? etc.

    Ist es vielleicht am Ende sogar relativ irrelevant, was Einzelpersonen denken oder entscheiden, weil sie letztlich alle nur Spielball einer globalen Dynamik und des Zeitgeists sind? Und wenn du Glück hast, regierst du eben gerade in ruhigen Zeiten und kannst dich darauf beschränken, an Kleinigkeiten herumzudoktern und dich über irgendwelche Mini-Reförmchen zu zerstreiten. Aber wenn du Pech hast, kommt eine globale Krise nach der nächsten, und man kann da im Grunde nur die falschen Entscheidungen treffen und wird immer von einer Hälfte der Bevölkerung als unfähig bezeichnet werden, wie etwa bei Corona. Handelt die Regierung zu streng, hagelt es Kritik von der einen Seite... doch hätte sie kaum Maßnahmen ergriffen, wäre die Gegenseite genauso laut geworden und hätte ihnen Vorwürfe gemacht, dass sie die Menschen zu wenig geschützt hätten.


    Was ist eure Meinung dazu? Ist die aktuelle Ampel-Regierung einfach nur normal unfähig, oder außergewöhnlich unfähig?

    Ihr habt ja schon irgendwo recht, es ist immer auch eine Frage der Perspektive...

    Das Alter bringt den Menschen im Idealfall auch etwas Weisheit und eine gewisse Gelassenheit, eben nicht mehr der Schönste und Stärkste sein zu müssen und andere Dinge des Lebens mehr zu schätzen zu wissen. Es entbindet uns auch ein wenig von dem Stress, entweder im Berufsleben ständig neue Ziele erreichen zu müssen oder sich selbst zu stressen durch selbstgesetzte Ziele, bzw. indem man immer mehr anhäuft und nie genug bekommt. Auf einmal hat man viel Zeit zu reflektieren, und das tut einigen Menschen sicher auch ziemlich gut, vor allem wenn sie eben ihr Leben geistig komplett im Hamsterrad verbracht haben.

    Andererseits führt körperliche Vergreisung und die Einschränkung unserer körperlichen Möglichkeiten auch oft zu einer zusätzlichen geistigen Vergreisung, weil man keine neuen Einflüsse mehr in seinem Leben hat und schon froh ist, wenn man irgendwie den Tag übersteht ohne umzukippen. Und wenn mal die ganzen Lebensziele wegfallen, weil man weiß, es kommt nicht mehr viel, dann ist es zwar in gewisser Weise eine Befreigung, aber irgendwie auch etwas zutiefst Trauriges... das kann man sich zwar dann schönreden a la "Weisheit des Alters", aber letztlich freuen sich doch viele Alte auch nur deshalb auf den Tod und sind so gelassen, weil das Leben immer mühsamer geworden ist und einfach nicht mehr so viel Spaß macht wie früher. Und man eben, wie Shinobi schon erwähnt hat, durch das langsame Siechtum sanft daran gewöhnt wurde, und es irgendwann akzeptiert hat.

    Und natürlich wüssten wir die Jugend doch gar nicht mehr zu schätzen wenn sie kein Ende hätte, vielleicht würdest du wenn du unendlich lange Jung bleiben würdest irgendwann überhaupt nicht mehr durch den Wald spazieren wollen, weil es irgendwann Langweilig geworden ist

    Vielleicht würde ich alle 50 Jahre dann mal den Wald bzw. die komplette Umgebung wechseln wollen. Aber grundsätzlich könnte ich mir schon vorstellen, das ewig zu machen ohne dass es langweilt. Wobei "ewig" natürlich eine sehr lange Zeit sein kann. Vielleicht hat man irgendwann wirklich alles nur noch satt, vor allem wenn man dann noch die menschliche Dummheit beobachten muss, die sich nicht verändert, und man fühlt sich wirklich wie so eine alte Seele, die müde geworden ist und sich am liebsten auflösen möchte im Nirvana.

    Aber aktuell hab ich so viele Games zu zocken, ich pack das gar nicht in einem Leben alles. Und wenn man erst mal gelernt hat, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen, erfreut man sich daran auch hunderte oder tausende Male, ohne dass es langweilig wird.

    Ich hab jedenfalls so die Befürchtung, ich werde bei meinem Tod eher Trauer darüber verspüren, dass es noch viel zu tun und zu erleben gäbe, und weniger Freude darüber, dass es endlich vorbei ist. Da bleibt nur, sich mit der Wiedergeburt oder einem wie auch immer gearteten jenseitigen Leben zu trösten.


    Ist das nicht schon wieder aus der Mode gekommen? Für manche hier ist das sicher schon Erinnerung an ihre Jugendzeit...

    Wenn man Coldmirror mit ihren Synchros und den Dumbledore-Raps auch zu dieser Gattung dazuzählen mag, dann fand ich das durchaus auch unterhaltsam. Ist ja zumindest in Ansätzen ähnlich, aber vermutlich war Coldmirror noch davor oder hat das alles erst mit ausgelöst, keine Ahnung. So genau kenne ich mich mit der Chronologie des Internethumors auch nicht aus.

    Das oben verlinkte Video hat ja durchaus auch seine Berechtigung, man kann den Machern nicht absprechen, dass sie sich keine Mühe gegeben hätten. Ist ja fast schon sowas wie "Das Leben des Brian" auf Drogen.


    Generell bin ich aber jetzt nicht der größte Freund von diesem fast ausschließlich auf Memes basierenden Internethumor, der eigentlich nur dadurch witzig wird, wenn man in dieser Blase lebt und das für einen Realität wird, was andere Menschen von außen betrachtet weder kennen noch witzig finden würden.

    Der beste Humor ist für mich Humor, der auch funktioniert, ohne dass man vorher Internetkultur studiert hat. ;) Wobei es natürlich auch bei etablierten Comedians "Running Gags" gibt, die einfach nur dadurch witzig werden, dass man eine bestimmte eigentlich unlustige Sache ständig wiederholt, und die Leute dann schon lachen, sobald es wieder auftaucht. So ähnlich scheint mir das hier mit diesen immer wieder auftauchenden Worten wie "soos" oder "saas" ja auch zu sein.

    Naja, und ansonsten ist es eben recht pubertärer Fäkalhumor. Sowas funktioniert immer.

    Vieles was er in dem Video zum Lehramtsstudium sagt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

    Es ist nicht nur so, dass es scheißegal ist, ob ein Lehrer charismatisch ist und gut bei den Schülern ankommt... es ist sogar so, dass es gar nicht erwünscht ist, wenn du als Lehrer zu gut bei den Schülern ankommst und dadurch die Distanz verlorengeht. (hab ich ja in meinem Schul-Video auch erwähnt.)

    Mir wurde von dem Professor nach meinem Probe-Unterricht nahegelegt, vielleicht besser zum Fernsehen zu gehen und Showmaster zu werden statt Lehrer. Und das mit irgendeiner ganz komischen Begründung, deren Wortlaut ich nicht mehr genau im Kopf habe... aber es wurde jedenfalls in die Richtung argumentiert, dass man die Schüler nicht zu sehr unterhalten sollte, weil die das sonst jedes Mal erwarten würden, und dann den Unterricht als langweilig empfinden würden und gar nicht mehr aufmerksam wären, wenn man sie mal nicht gut unterhält, oder sie bei einem anderen Lehrer sind, der das anders macht.


    Immerhin gab es dort, wo ich war (war ja eine spezielle pädagogische Hochschule nur für die Lehrer-Ausbildung, und keine allgemeine Uni, in der man ebenfalls auf Lehramt studieren kann) eine Kooperation mit einer nahen Grund- und Hauptschule und dadurch durchaus die Möglichkeit, schon frühzeitig in Schulklassen reinzuschnuppern um zu sehen, ob man für den Job geeignet ist. Und das fand ich damals auch noch am Interessantesten. Vielleicht ist das beim Parabelritter anders gewesen und hängt auch vom Bundesland ab. Oder du musst als Gymnasial-Lehrer an die Uni, und PH ist nur für Grund- bis Realschullehrer. Weiß das nicht mehr so genau.

    Aber das, was er zu den Mitstudenten gesagt hat, kann ich auch wieder komplett unterschreiben.

    Die meisten waren so unauffällig und langweilig, und hatten vermutlich gar keine besondere Motivation, warum sie ausgerechnet diesen Job gewählt haben. Es gab halt ein paar wenige Rebellen und Freaks, die das wirklich aus der Motivation heraus gemacht haben, was verändern zu wollen, und die sich schon viel Gedanken über das Thema gemacht haben. Einer, mit dem ich mich gut verstanden habe, war etwa so ein langhaariger, immer schwarzgekleideter Metaller, der ständig geraucht hat und morgens schon wie ein Aschenbecher gestunken hat. Ich frage mich, wie der heute drauf ist, und ob er wirklich irgendwo eine Schulklasse unterrichtet. ;)

    Den Großteil der Studierenden würde ich aber in zwei Gruppen einteilen: Die eine Gruppe waren so nette Mädels vom Typus Kindergartentante, die als Traumberuf entweder Tierärztin hatten oder halt gern was mit Kindern machen wollten, und die dann vermutlich später als Lehrer die typischen Opfer werden, die von ihrer Hauptschulklasse abmassakriert werden und danach dann oft anfangen, Kinder zu hassen und verbittert zu werden. :D

    Und die andere Gruppe sind Leute, die einfach Schule als schön empfanden, weil sie dort eine gute Zeit hatten, total in ihrem jeweiligen Fachgebiet aufgehen und gar nicht verstehen können, warum andere über Schule abkotzen. Von denen darf man später auch nicht gerade viel Empathie (vor allem für die frustrierteren Schüler) erwarten.