Beiträge von Calgmoth

    Da gebe ich dir Recht ich ziehe da die Grenze bzgl. Meinung und Verhalten. Trotzdem ist der Denkmechanismus der Gleiche. Aber natürlich ist da ein praktischer Unterschied. Aber Rassismus kann sich ja auch auf eine Kultur beziehen.

    Rassismus bezieht sich immer auf konkrete Menschen und nicht Abstrakta wie Kulturen oder Religionen usw. Ganz platt besagt, ist ja nicht 'das Judentum als Kultur' im KZ verschwunden, sondern konkrete Personen wurden entrechtet und umgebracht, bei denen es nicht die geringste Rolle gespielt hat, ob sie sich selbst 'der jüdischen Kultur/Religion' zugehörig gefühlt haben oder nicht.


    Es stimmt natürlich, dass kulturelle Marker auch dazu dienen, Menschengruppen zu hierarchisieren, aber schon allein die Vorstellung, dass Kulturen irgendwie gewachsene oder natürliche Entitäten wären, ist im Prinzip (potenziell) rechter Schwachsinn.

    Ich bin jetzt ja froh, dass ich Agamben nie gelesen hab. Der ist ja ein totaler Spinner.


    Wenn etwas an der Moderne toll ist, dann doch, dass wir theoretisch in der Lage sind, mittelalterliche Seuchenbewältigungsstrategien à la 'Die Maske des Roten Todes' hinter uns zu lassen.

    Die Idee, dass weniger regulierte Märkte besser funktionieren könnte, ist absoluter Unsinn. Jede echte liberale Theorie legt den größten Fokus darauf, dass es mit rechten Dingen auf den Märkten zugehen muss, weil das sonst eben überhaupt nicht funktioniert.


    Aber die Idee eines Anarchismus der persönliches Unternehmertum o.ä. zulässt, ist total absurd. Ohne staatliche oder staatsähnliche/allgemein akzeptierte Autoritäten, würde mich nichts davon abhalten, mein Unternehmen 'Unbegrenzte Macht' zu gründen, mit dem erklärten Ziel alle anderen zu übernehmen und möglichst viel bzw. alles für mich und meine Lakaien zu sichern. Und es natürlich auch total klar, dass niemand, der Macht/Wohlstand erworben hat, die dann wieder verlieren will, weil er sich dafür abgerackert hat. Man hat doch etwas 'geschaffen', das man weitergeben will und das einen im Idealfall auch 'überleben' sollte.


    Von daher wird derartige ökonomische Macht, wenn sie individuell besessen und verwaltet wird, auch immer dazu drängen, in Familien-/Freundesbesitz zu bleiben ... und man wird alles tun, um außerdem sicherzustellen, dass die negativen Marktmechanismen ausgehebelt werden, also z.B. Kartelle bilden usw. Unternehmerische Tätigkeit funktioniert nämlich dann am besten, wenn man gut planen kann, sich also nicht mit einem Haufen komplett unberechenbarer Konkurrenten herumschlagen muss.


    Aber, nochmal, nur spinnerte Kapitalisten wollen den Staat abschaffen. Das wäre absoluter Schwachsinn, weil das gegenwärtige System viel besser ist, gerade wenn mal versucht, die Dinge global zu betrachten. Solange es Staaten gibt, kann man die nämlich benutzen, um Bevölkerungen im globalen Süden zu kontrollieren. In Indonesien sind's die indonesischen Steuerzahler, die sicherstellen, dass die Palmölindustrie da wie geschmiert läuft. Unternehmen schmieren da vielleicht ein bisschen, aber die bezahlen nicht das indonesische Militär, Polizei usw. Wenn der Staat da jetzt wegfiele, müssten Unternehmen, die ihre Bedingungen vor Ort diktieren wollen, Söldnerarmeen aufstellen und bezahlen ... und das auch jahrelang durchhalten. Das wäre, verglichen mit dem gegenwärtigen Modell, absolut unwirtschaftlich.

    Natürlich verstehe ich, das Rassismus so gedeutet wird. Allerdings ist der Mechanismus dahinter das Schubladendenken und so denken wir nun mal. Was ich damit aufzeigen will ist dass es Sichtweisen geben kann, welche man als rassistisch bezeichnen kann, aber vielleicht nicht unter diese wertende Definition fallen. Ich denke viele Menschen gerade aus dem rechten Lager denken so und denen kann man dann sagen, ja das ist grundlegend richtig wie du denkst, aber in dem und dem Punkt stimmt das nicht weil...somit baut man ein Brücke und wertet sie nicht gleich ab, beendet das Gespräch oder grenzt sie aus.

    Jeder, der vernünftig über Rassismus nachdenkt, wird nicht in tatsächlich bestehenden Vor-/Nachteilen Rassismus sehen. Das Problem ist die soziale Komponente, also ob ein Unterschied genutzt wird, um Leute auszuschließen und abzuwerten bzw. sich selbst und die eigene Gruppe aufzuwerten.


    Und gerade dabei spielen eigentlich Standard-Klischees und Stereotype eine große Rolle, also gerade auch Sachen, die man in Kindergarten oder Grundschule lernt. Rassismus wird heute ja weniger über die Nürnberger Rassegesetze als über solche Stereotype tradiert.


    Zu Rechten muss man auch keine Brücken bauen, die kann man sehr gerne auch ausgrenzen (obwohl das hier überhaupt gar nicht stattfindet). Das Problem bei denen ist i.d.R., dass sie mehr oder weniger stark eliminatorische Ansichten vertreten, also bestimmten Gruppen/Personen das Existenzrecht mehr oder weniger stark absprechen. Das magst du nicht sehen, weil du keiner derartigen Gruppe angehörst, aber es gibt durchaus Gründe, warum man als Angehöriger verschiedener marginalisierter Gruppen meistens nicht mit Rechten oder Nazis diskutiert. Das kann kein Diskurs auf Augenhöhe sein.

    Also zur Ausgangsfrage ist die Verbindung von 'Markt' und 'Natur' absoluter Unsinn, genauso wie eigentlich Anarchokapitalismus nicht funktionieren kann. Märkte sind Bürokratiemonster, weil Regeln notwendig sind, damit der Markt funktioniert, und es auch Autoritäten braucht, die dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden.


    In der Natur gibt's aber keine institutionellen Autoritäten.


    Verträge werden nicht eingehalten, weil die Leute alle das geschriebene Wort verehren, sondern weil es anerkannte Autoritäten gibt, die Verstöße ahnden und die Gültigkeit von Verträgen garantieren. Und da steht letztlich immer Polizei-/Justiz- bzw. letzten Endes Militärgewalt dahinter. Die Theorie bricht also bei dem Punkt zusammen, wo vorausgesetzt wird, dass sich die Leute alle gewaltfrei verhalten (wollen).


    Wenn wir uns jetzt vorstellen, dass mehr Autorität/Militärmacht an Unternehmen geht, dann wird die Illusion, dass der Markt dem Allgemeinwohl dient, immer schwächer, genauso wie letztlich die Unternehmen am Ende verantwortlich für den Missbrauch ihrer Autorität sind. In einem staatenlosen kapitalistischen System würden sich Revolutionen nicht mehr gegen Staaten, sondern gegen Unternehmen richten ... und daran können die eigentlich kein Interesse haben. Das Schöne am jetzigen System ist doch, dass man sich wunderbar hinter dem Staat verstecken und ihn im Bedarfsfall auch um Hilfe rufen kann. Außerdem sind die Leute dämlich genug, in Kapitalinteressen ihre eigenen bzw. 'unsere nationalen' Interessen zu sehen.


    Am Ende würde natürlich irgendein Monopoly-Mono- oder Oligopol rauskommen, weil 'der Markt' ja schon ohne Anarchokapitalismus die Entstehung solcher Strukturen begünstigt. Ganz abgesehen davon, dass kapitalistische Strukturen ohne jede Art von Regulierung extrem instabil wären, weil alles total unsicher ist. Von daher gehört dieser Unsinn zum dämlichsten und unrealistischsten politischen Gedankenspiel.


    Vernünftigerweise ist man auf Kapitalseite dann eher Minarchist, also will einen möglichst kleinen Staat, der aber immer noch in der Lage sein soll - ja, sein muss -, die Eigentumsordnung zu garantieren.

    @Madhias


    Du scheinst da ein paar grundsätzliche Begriffe nicht wirklich zu verstehen. Rassismus ist prinzipiell wertend, vor allem wenn es um strukturelles Runtermachen geht, also angefangen mit z.B. Polen- oder Judenwitzen, über Affengeräusche im Stadion, Benachteiligung nicht deutscher Namen im Wohnungs- und Arbeitsmarkt, bis hin zu Anfeidungen wegen 'Rassenschande' u.ä.


    Dass Leute anders aussehen und manche auch bestimmte Dinge nicht vertragen hat nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, wie Gesellschaften diese Unterschiede nutzen, um Menschen auf- bzw. abzuwerten. Zu bemerken, dass Schwarze weniger Sonnenbrand-/Hautkrebs-Probleme haben, dafür aber Vitamin-D-Mangel in Polarregionen bekommen können, ist nicht rassistisch...


    Die Beispiele, um die's gegangen ist, haben ja auch gerade mit verzerrter Kulturdarstellung zu tun - wenn man sich als 'Indianer' oder 'Neger' verkleidet, lernt man nichts über 'Kulturen' sondern reproduziert Stereotype und Zerrbilder. Verkleiden als solches ist natürlich nicht problematisch.

    Also beim kulturellen Aneignungskram kann ich gerade kaputte Faschingsbräuche (belgische, zum Beispiel) und die verzerrte Darstellungen von Ureinwohner-Kulturen durchaus nachvollziehen.


    Da muss man sich ja vergegenwärtigen, dass da Stereotype kreiert und weitervermittelt werden, die dann auf konkrete als schwarz oder farbig markierte Leute angewendet werden, also z.B. das klassische 'Schwarze sind supermusikalisch, weil sie halt halbe Affen sind'-Ding - oder auch, was lustiger ist, dieses Klischee dass schwarze Männer superbestückte Stecher sind.


    Was so indigene Kulturen angeht, perpetuiert 'Cowboys & Indianer' halt einerseits Kolonialismus aber auch die verzerrte Idee vom 'edlen Wilden'.


    Das Problem von Rassismus im Detail ist ja eben die stückweise Entmenschlichung bzw. Beschränkung auf bestimmte Aspekte - das geht natürlich auch teilweise positiv, wie bei der Vorstellung, dass sich Ostasiaten total toll integrieren und total gut in der Schule sind.


    Wenn man sich als 'Indianer' oder 'Neger' verkleidet, stellt mal also ein Zerrbild dar, ein rassistisches Stereotyp. Da lernt man nichts über 'andere Kulturen', sondern zeigt schon sehr deutlich was man von denen hält.


    Meines Wissens hat keine Vertretung irgendwelche indigenen Völker Indianerverkleidungen für geil erklärt, genauso wie Schwarze es auch nicht geil finden, dass Weiße sich als sie verkleiden ... und dann auch noch Zerrbilder spielen. Aber, klar, für die First Nations in BC oder eine andere indigene Gruppe ist das jetzt nicht so zentral, was in deutschen Kindergärten passiert. Heißt aber nicht, dass man da nicht drüber nachdenken sollte, gerade in großen Städten wo halt nicht alle weiß sind und deutsche Vorfahren haben.

    Ich finde auch nur Argumente von Ärzten/Experten, die Ansteckung im Freien für unwahrscheinlich halten (außer Face to Face ohne Maske/Abstand natürlich)

    Im Freien gibt's relativ wenige Übertragungen, aber nur, wenn man auch wirklich Abstand hält und nicht viel direkt interagiert. Das ist analog zu Inraumsituationen, wo gerade durch viel und lautes Reden - also vor allem in Kneipen/Restaurants/Clubs mit (lauter) Musik im Hintergrund - sehr viele Teilchen in die Luft gelangen. Deswegen war's wahrscheinlich sicherer ins Kino zu gehen und da mit Maske zu sitzen, als jeden Tag drei Stunden drinnen in der Kneipe zu sitzen (was ich aber beides nicht gemacht habe). Wenig Abstand, Gedränge, lautes Geschrei auf Demos usw. kann also schon einen Effekt haben, gerade wenn wir über enge Straßen und überfüllte Plätze sprechen. Den Gestank der Leute atmet man da im Zweifel ja auch ein ;-).

    Ich habe Vorgänge in linken Strukturen beschrieben, die ich sicherlich besser beurteilen kann als du.
    Dass nicht nur ich das so sehe, lässt sich anhand der Kontroverse um die Vorgänge in Conne Island gut aufzeigen. Aber natürlich gibt es auch weitere Beispiele, die ich hier nicht breittreten muss. Wenn etwas an rechte Argumentation erinnert, dann das Gefasel von 'Einzelfällen'. Es ist ganz simpel: Wer sich daneben benimmt, fliegt raus, da gibt's auch keinen 'Herkunftsbonus', Das ist ein simpler Konsens bei entsprechenden Veranstaltungen, der so an anderer Stelle auch problemlos praktiziert wird. Dass im CI und anderen Länden hier eine öffentliche Rechtfertigung nachgeschoben werden musste, zeigt, dass in der links-alternativen Szene diesbezüglich offenbar Lernbedarf bestand. Was ist daran so schwer zu kapieren?

    Oh, ich wollte hier jetzt nicht den Eindruck vermitteln, als wäre ich nicht dafür, die rauszuwerfen. Ich wollte nur darauf raus, dass die Leute, die da in den Fällen dagegen waren bzw. sich entsprechend geäußert haben, nicht genau genug Bescheid wussten bzw. nicht über alles informiert waren.


    Und dass man grundsätzlich Leuten in 'ner Scheißlage nicht unbedingt tadelloses Verhalten verlangt (gerade wenn geflohen ist und in einem fremden Land ohne Sprach-/Ortskenntnis gelandet ist, in das man möglicherweise nie wollte) sollte schon irgendwie Usus sein. Das ist natürlich kein Freibrief für konstantes Scheißverhalten.


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    Die Problematik von Machtgefällen lässt sich nicht mit moralischer Empörung beseitigen. Insofern nutzt deine verkopfte Herangehensweise da wenig. Die zentrale Frage, wie linke Bewegungen aus ihrer marginalisierten Position ausbrechen können, wird seit Ewigkeiten diskutiert. Eine immer weitere Zerfaserung in Einzelbereiche ist da nicht sinnvoll - wenn man es nicht schafft, für größere Teile der Bevölkerung attraktiv zu werden, nützt die ganze moralische Selbstgewissheit wenig.


    Aber ist das nicht eigentlich eine sehr privilegierte (also cis-männliche weiße, wenn du so willst) Position? Es gibt ja sehr gute Gründe dafür, weshalb viele Gruppen/Bewegungen jetzt nicht unbedingt von trans/queer-schwarz-weiblich dominiert sind ... nämlich u.a. gerade die, dass man sich da im Zweifelsfall nicht wohl fühlt, nicht hinpasst usw. weil man eben sehr genau merkt, dass man nicht gewollt, verstanden, erst genommen usw. wird.


    Feminismus, Schwulen/Lesben/Trans-Aktivismus gäbe es ja auch nicht, wenn das frühere linke Bewegungen alles schon mitgedacht und mitgemacht hätten, oder? Aber sogar sowas eigentlich Triviales und Irrelevantes wie das bürgerliche Wahlrecht mussten sich Frauenbewegungen hart und streckenweise mit Terror erkämpfen.


    Wenn du's historisch anschaust, war die Arbeiterbewegung halt wirklich eine Arbeiterbewegung ... weil das Patriarchat-Ding halt ein Nebenwiderspruch war und der aufrechte Kommunist halt immer noch seine Ische wollte, die auf die Blagen aufpasst und die Wäsche macht.


    Mir ist klar, dass man mit einem Fokus auf Minderheiten den 'weißen Cis-Schwaben' wahrscheinlich nicht für die linke Revolution gewinnen wird. Aber die steht zur Zeit ja ohnehin nicht vor der Tür ... und der würde dabei sowieso nicht mitmachen ;-).


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    Solidarität ist keine Einbahnstraße, auch das ist klar. Und nein, Menschen mit regressiven Positionen muss man nicht entgegenkommen. Ich wüsste überhaupt nicht, wieso man auf diese beknackte Idee aus linker Perspektive kommen sollte. Dort, wo linke Revolution Realität und nicht der feuchte Traum irgendwelcher Bürgerkinder ist, sind die Positionen durchaus eindeutiger - aus Rojava kam z. B. mehrfach der Aufruf, nicht in den Westen abzuhauen, sondern am Aufbau der neuen Gesellschaft mitzuwirken. Nicht alles, das nach einem 'rechten' Argument klingt, ist auch eines.


    Ich meinte, dass man von Flüchtlingen und Leuten von anderswo nicht per se ein tadelloses Verhalten erwarten sollte. KZs haben auch Arschlöcher überlebt, genauso wie da auch Arschlöcher umgekommen sind. Es ist doch ein bekanntes Standardnarrativ vom Überlebenden/Flüchtling Dankbarkeit und Güte und moralische Reinheit zu erwarten (deswegen ist's für 'den Deutschen' ja auch so schlimm 'dass die Israelis nichts aus dem Holocaust gelernt haben'). Ich hatte den Eindruck, dass das bei CI-Debatte mitgespielt haben könnte. Kann aber auch falsch liegen.


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    P.S. Ich hab das Gefühl, wir reden hier ein wenig aneinander vorbei. Sich für Minderheitenrechte stark zu machen ist natürlich wichtig. In dem Thread geht's aber um explizit linke Positionen. Und in diesem Kontext ist immer eine ganzheitliche Perspektive von entscheidender Bedeutung. Themen wie Flüchtlingssolidarität oder Antirassismus sind zwar links besetzt, aber an sich kein exklusives Merkmal linker Bewegung.

    Die Frage ist halt, wie exklusiv oder inklusiv man da sein will. Man kann halt Lippenbekenntnisse pflegen oder bestimmte Dinge ernst nehmen. Und solange man halt nur 'theoretisch antirassistisch' oder 'theoretisch feministisch' ist, ist das halt nicht so viel wert.


    Wie sollte man eigentlich mit Islamisten verfahren, die bei Ausweisung mit dem Suizidbonus wedeln. Die dürfen demnach alle hierbleiben, und da sie sich ja sowieso im 'Schwuchtel- und Warmduscherland' befinden, ist ihnen so eine Drohung auch gar nicht peinlich um ihre Ziele zu erreichen (welche das auch immer sein mögen).
    Es gibt übrigens auch die Seite der emanzipierten Frauen, die deren sexistisches Verhalten nicht sehr kratzt, die eine Schwemme von sexuellem 'Angebot und Nachfrage' sehr begrüßen, und alles mitnehmen, Hauptsache (weiße) Frau kann sich so aufklärerisch und privilegiert verhalten. Ich kann so einen Status des Wohltäters allgemein auch nicht gut heißen. Sowas verzerrt die eigentliche Idee der Solidarisierung und schafft aufs neue immer wieder die alten Probleme.

    Da musst halt mal feministische Texte lesen oder zumindest mal schauen, worüber da so gesprochen wird. Es ist in dem Diskurs schon ziemlich klar, dass ein Feminismus nicht viel wert ist, wenn er nur bestimmten Frauengruppen (also z.B. die weißen Akademikerin aus der gehobenen Mittelschicht) nutzt. Dasselbe gilt für Feminismus als Weiterentwicklung der kapitalistischen Verwertung, also dass durch die arbeitende Frau die Basis des Kapitals verbreitert wird.


    Das heißt aber nicht, dass jetzt z.B. die Vorteile, die sich (auch) für die weiße Mittelschichtsfrau aus feministischen Kämpfen ergebenen Vorteile in unserer Gesellschaft per se schlecht sind (also Abtreibungsfrage, eigenes Konto für die Ehefrau, Recht auf eigenes Einkommen ohne Erlaubnis des Ehemanns usw.). Es kann graduelle Verbesserungen geben, auch wenn das eigentlich Ziel nicht erreicht wird bzw. die Protagonistinnen das nie angestrebt haben.


    Dieses self empowerment, also Hilfe zur Selbsthilfe übersehen vielleicht einige bei ihrer 'wohltätigen' Arbeit. Ich kann das nicht so gut erklären, aber immerhin sollte man bedenken, dass man jemand auch ganz leicht unbemerkt in die Opferrolle manövriert, da auch bei Wohltat ein Machtgefälle entstehen kann.

    Klar, Leute die anderen helfen, haben immer irgendwelche (unverschämten) Ansprüche. Das ist auch ein Problem, wenn man Leuten helfen will. Das muss man sich aktiv abtrainieren, sonst ärgert man sich ständig.


    Ich hätte ja nix dagegen, mal das Problem der toxischen Weiblichkeit ebenso kritisch zu betrachten wie das männliche Gegenstück. Im amerikanischen Diskurs ist ja mittlerweile der Begriff der 'Karen' populär als Bezeichnung für eine selbstgerechte, privilegierte weiße Frau, die ihren Status ausspielt, um u. a. Minderheiten wie Schwarze zu terrorisieren. Das steckt hinter dem beliebten "Karen"-Meme - Noizz
    Relativieren lassen sich eben auch Aussagen wie


    'Als Mann hat man nicht notwendigerweise das gleiche Interesse, das Patriarchat abzuschaffen als als Frau ... und man prioritisiert das auch nicht so hoch, weil man von den Strukturen ja aktiv und passiv profitiert.'


    Am Erhalt der patriarchalen Struktur können natürlich auch Frauen Interessen haben, z.B. einfach weil sie in Hinblick auf Macht und Status profitieren.

    Das ist doch 'ne Binse und keine tiefe Einsicht. Der Feminismus weiß sehr genau, dass nicht alle Frauen Feministinnen sind, obwohl sie damit - oh Wunder! - gegen ihre eigenen Klasseninteressen handeln. Ist halt die gute, alte Identifikation mit dem Unterdrücker. Und bei Frauen gerade auch das Problem, dass man von klein auf darauf dressiert wird, Männern zu gefallen und persönliche Gratifikation aus männlicher Aufmerksamkeit und Zuwendung zu ziehen. Deswegen gibt's dann eben die Tendenz, dass man gerade dann, wenn man aus gutem, konservativen Hause kommt, ganz klar die Interessen des Patriarchats vertritt, obwohl man paradoxerweise - und das gerade in früheren Zeiten - theoretisch die Möglichkeit hatte, sich zu emanzipieren (Zugang zu Geld, Bildung usw.).


    Die Aussage, dass man als Mann ein größeres Interesse am Patriarchat hat, als als Frau kann man allerdings nicht relativieren. Als Frau vertritt man das Patriarchat nur (wenn man das denn tut), weil man im Patriarchat lebt und sozialisiert wurde. Für uns als Männer ist das der Normalzustand und wir würden natürlich Privilegien einbüßen bzw. aufgeben müssen, wenn uns an Gleichstellung gelegen wäre. Deswegen haben wir natürlich eher wenig Interesse daran, da viel zu ändern. Deswegen wird die kleinste Änderung in dem Bereich ja sofort zum Gespenst der 'Frauenherrschaft' oder dem 'bösen Matriarchat' hochgespielt ... was ja eigentlich sehr verräterisch ist, weil eigentlich ein verstecktes Eingeständnis, dass die Dinge, so wie sie zur Zeit sind, sehr ungerecht sind und man als Mann auf keinen Fall in der Position sein will, in der die Frauen zur Zeit sind.


    Dass dein Beispiel da sehr schief war, solltest du ja auch erkennen: Da spielt doch auch klar Rassismus rein - im Kampf weiße Frau gegen schwarzen Mann gewinnt natürlich (gerade in den USA aber natürlich auch hier) die weiße Frau. Ist doch eine von uns - und gemäß dem rassistisch-patriarchalen Motiv müssen wir 'unsere unschuldigen weißen Frauen' doch auch vor dem schwarzen Mann beschützen. Deswegen gibt's doch den Ku-Klux-Klan, wie uns doch schon 'Geburt einer Nation' beigebracht hat. Natürlich kann man solche Mechanismen nutzen, um sich Vorteile zu verschaffen. Dass das ekelhaft ist, zeigt uns aber nur, dass Rassismus ekelhaft ist. Niemand hat ja je behauptet, dass Frauen keine Arschlöcher sein können...

    Aber dann darfste nicht überrascht sein, wenn das auf die Stufe von chauvinistischen Herrenkneipen / Clubs gestellt wird, die ich absolut genauso dämlich und unnötig finde.
    Aber wers halt so bitter nötig hat, soll sich an mir nicht stören :D Nur zu. Doch ich hab damit als Queer/Transe nix zu tun gell.

    Aber das ist doch nicht dasselbe. (Cis-)Männer will man doch in manchen Zirkeln nicht haben, weil die da - zurecht - als Bedrohung/Problem empfunden werden bzw. Konflikte geschürt werden. Ist halt jetzt nicht soo geil, sich über Erfahrungen von Übergriffen u.ä. mit potenziellen Tätern auszutauschen.


    Und natürlich sind die Interessen gerade da auch nicht deckungsgleich. Als Mann hat man nicht notwendigerweise das gleiche Interesse, das Patriarchat abzuschaffen als als Frau ... und man prioritisiert das auch nicht so hoch, weil man von den Strukturen ja aktiv und passiv profitiert. Und das gilt natürlich analog auch für den ganzen anderen Kram.


    'Ne Chauvi-Kneipe ist natürlich auch problematisch, aber da ist doch ein ganz anderes Machtgefälle vorhanden. Minderheiten/marginalisierte Gruppen brauchen im Zweifel Schutzräume, um sich überhaupt mal auszutauschen und zu finden, während Männer im Prinzip überall wo sie sind den Ton angeben.



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    That's not the same.


    Na ja, als Transmann (?) bist du schon männlich sozialisiert und damit durchaus ver


    Doch, schon. Mein Punkt war ja nie, dass alle möglichen Leute Auschließeritis betreiben sollen, sondern nur, dass es prinzipiell nicht falsch oder 'männerfeindlich' ist, wenn Männer nicht überall dabei sein dürfen bzw. müssen. Vor allem in Bereichen, wo sie keinen Plan haben. Ist hier ja auch lustig, wenn Dian uns Rassismus erklärt, oder wo der jetzt nun ganz besonders stark ist. Das weiß man als betroffene Person im Zweifel einfach besser.


    Ich hab ja auch keinen Plan von den Problemen, die Transpersonen im Alltag haben ... zumindest solange ich mich da nicht aus erster Hand informiere.


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    Heh nachts würde ich auch als Mann nicht gern durch dunkle Gassen schlendern, sofern ich mir das Kämpfen nicht zutraue, denn gesichert bist du bei einem Angriff auch als Mann nicht. Aber als Transe hab ich bisher nur sporadisch negative Erfahrungen geerntet (ich kleide mich jetzt nicht immer/überall trans, muss ja nicht jeder Pfosten ausm Dorf alles erfahren)


    Geht jetzt nicht um echte Auseinandersetzungen, sondern einfach um das Gefühl. Ich hab keine Angst von den Bullen, vor irgendwelchen Minderheiten oder Leuten die mir krumm kommen könnten, einfach weil mir im Prinzip nie jemand krumm kommt. Frauen überlegen sich ja, ob sie nachts überhaupt (allein) rausgehen, ob sie allein Taxi fahren wollen. Darüber kann ich als Mann nur lachen.


    Und die Angst ist halt da, weil die konstant beschissene Erfahrungen machen. Und analog mit dem Rassismus usw. Und Transfeindlichkeit gibt's doch auch genug, oft bis zu direkten Angriffen mit Todesfällen (da hört man doch einiges in England und den USA).


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    Also du bist der Meinung, dass es inhaltlich nicht von belange ist, warum nen feedback deiner meinung nach spärlich ausfällt? Also kommts für nicht nicht in die Kiste, dass die Art und Weise wie Informationen sich präsentiert, die Sprache und Wortwahl darauf einfluss hat?
    Mein Standpunkt dazu ist, wenn es eine queere Bewegung gäbe die sich von scharfer Militanz distanziert und nen Tick weniger Abwertungen raushaut, dann wäre die Resonanz größer.


    Ich meine, dass im wissenschaftlichen und politischen Feld es im Prinzip vollkommen egal, was irgendwelche Feministinnen oder Schwulenaktivisten dazu in den 70ern geschrieben haben ... wenn die Männer das nicht interessiert, dann bleibt das zahn- und wirkungslos. Merkt man ja auch u.a. daran, dass Männer in der Regel keine Ahnung haben, welche Probleme entsprechende Minderheiten haben ... obwohl die das schon seit Jahren oder Jahrzehnten zu kommunizieren versuchen.


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    Oder meinst dass nen cis Mensch etwas mit Queer anzufangen weiß, wenn man ihn erst mal kräftig damit begrüßt, wie scheiße er/sie eigentlich ist? :chrome:


    Na ja, wie man damit bei der normalen Landbevölkerung ankommt, weiß ich nicht. Wie gesagt, ich weiß ja nicht mal was genau mit dem Queer-Label gemeint ist. Und man muss sich nicht getroffen fühlen, wenn 'Männlichkeit' als Problem oder problematisch betrachtet wird. Man muss sich ja jetzt nicht unbedingt extrem mit Geschlechterstereotypen und -rollen identifizieren.