Nachdem mir zugetragen wurde, dass hier doch noch nicht alles tot ist, dachte ich, ich eröffne mal ein neues Thema.
Es dreht sich um die Rolle des Opfers.
Was denkt ihr, warum wollen Sie viele Menschen, dass es Ihnen schlecht geht? Um das einmal objektiv zu betrachten: Es wird scheint immer mehr Wert darauf gelegt zu werden Mitleid zu erregen. Diese "Schau wie schlecht es mir geht"-Geisteshaltung ist nicht nur auf dem Vormarsch, sondern lässt sich schon jetzt bei viel zu vielen Menschen finden - zu meinem Ärger mich eingeschlosse (aber mehr dazu später).
Ich habe eine starke Abneigung gegen das Vorspielen von Schwäche entwickelt. Wobei es hier nicht nur um Schwäche geht, sondern auch um negative Ereignisse oder ungünstige Ausgangsstellungen. So werden nicht nur weniger verbreitete Sexualitäten (also alles außer hetero), sondern auch Minderheitenboni, traumatische Ereignisse, schlechte Erfahrungen, selbst zugefügtes Leid und erfundene Geschichten miteinander vermischt, um das ultimative Mitleid zu ernten. Alles Positive im Leben wird abgeschottet und ignoriert, die Traurigkeit wird zelebriert und das Leid vergöttert.
Man möge sich fragen: Warum?
Die Antwort scheint gar nicht allzu schwierig zu finden zu sein: Ganz vorne steht die Aufmekrsamkeit. Es geht nicht nur darum sich "interessant" zu machen, sondern es wird auch dem Gegenüber eine Emotion aufgezwungen. Sobald man sich als schwach und verletzbar gibt, so wird sozialer Druck ausgebübt, denn ein Ignorieren oder das Unterlassen der Hilfe ist in der Gesellschaft verpönt. Man zwingt also quasi seinen Gegenüber sich nett zu verhalten. Eine praktische Manipulation.
Zu allem Übel und zu all meiner Abneigung gegen eben dieses Verhalten, muss ich leider eingestehen, dass ich mir selbst manchmal im Weg stehe, nur um jammern zu können. Dann werden schnell alle anderen für das eigene Versagen verantwortlich gemacht. Die Gesellschaft, die Freunde, der Partner, der Boss, die Schule, was auch immer. Alle sind schuld und man selbst ist das arme Opfer, das bemitleidet werden muss. Es bietet sich an, da man komplett die Verantwortung von sich schieben kann.
Warum spreche ich das an?
Unter anderem, weil sich auch gerade in solchen alternativen Foren wie der Unity Menschen tummeln, die in der Gefahr laufen dies zu verinnerlichen. Was bringt mich zu so einer frevelhaften Behauptung? Persönliche Erfahrung. Die meisten hier sind meines Erachtens nach Außenseiter, mich eingeschlossen. Plötzlich wird man Empfangen, nicht schräg angeschaut und stößt auf Verständnis. Man wird beachtet, erhält Aufmerksamtkeit und allgemein: man fühlt sich gut. Das kann schnell zu einer Art Droge werden, man will mehr davon und der beste Weg dazu ist, sich in einem miserablen Zustand zu präsentieren.
Aber genug Theorie.
Meine Frage dazu wäre: Ist euch das schon einmal selbst an euch aufgefallen? Macht ihr das regelmäßig? Habt ihr versucht es zu vermeiden? Wenn ja, was tut ihr dafür?