Gibt es eine Pflicht zu helfen, kollidiert das mit der Freiheit?

  • Ich habe gestern in einer Kneipe ca. eine Stunde lang auf zwei verkappte Sozen eingeredet, um ihnen zu erklären, warum ich das Recht habe selber über mein Leben zu bestimmen. Sie haben mir vehement widersprochen; bemerkenswerter Weise hat ihre Argumentation Sinn ergeben, obwohl sie von einem falschen Axiom ausgingen:


    Zusammengefasst sah das so aus: Es gibt ein Grundrecht auf Leben, besser gesagt auf ein "gutes Leben", heißt jeder hat das Recht auf Wohnung, Nahrung und Gesundheitsversorgung. Die Gemeinschaft, also der Staat, muss das garantieren.
    Die Beiden haben mir zugestimmt, dass Freiheit bedeutet, dass ich alles tun darf, solange ich niemandem schade, und jetzt kommt der Punkt, warum so viele Sozen staatliche Gewalt in Ordnung finden:
    Da das o.g. Grundrecht garantiert werden muss, schadet jeder Mensch der Gemeinschaft , der seine Freiheit nutzt, um such selbst zu schaden oder versucht von dem vorgegebenen "gutem Leben" abzuweichen.
    Beispiel, wenn ich Drogen nehme, die mir selber schaden, dann schade ich damit automatisch der gesamten Gemeinschaft, da diese sich Verpflichtet hat mir zu helfen, was ja Kosten für die Gesellschaft verursacht. Und um diesen Schaden und die Kosten von der Gemeinschaft abzuwenden, ist es legitim mit Gewalt die Freiheit der Menschen einzuschränken.
    Für beide war es nicht akzeptabel die Drogensüchtigen sterben zulassen, da das ja gegeben Grundrecht auf Leben verstößt, lieber zerstören sie die Freiheit der Menschen freiwillig Drogen zu konsumieren.


    Ich denke einfach, dass es wichtig ist die Gedanken seiner Feinde nachvollziehen zu können. Aber fällt euch ein schlagkräftiges Argument dagegen ein?


    Meschen, die zu viel fressen, zu viel rauchen oder zu viel saufen schaden in erster Line sich selbst, aber es war ja ihre freie Entscheidung, habe ich überhaupt die Pflicht diesen Menschen auf meine Kosten zu helfen oder müssen sie selber die Konsequenzen dafür tragen?


    Ich sage Freiheit bedeutet Verantwortung, wenn jemand seine Freiheit missbraucht, um sich zu schaden, dann kann es doch nicht sein, dass meine Freiheit, hierbei auf mein Eigentum, eingeschränkt wird, weil ich diesen Menschen helfen müsste.
    Oder sollte man zwar alles erlauben, und gleichzeitig die Gemeinschaft zwingen für die Fehler Einzelner aufzukommen?
    Oder wie viel denkt ihr sind die Menschen breit freiwillig zu geben, um zu helfen?

  • also für mich hat die gemeinschafft nur eine verpflichtung gegen über dem individuum, nicht aber umgegkehrt. aber mittlerweile zweifle ich auch ein bisschen an den begriffen indiviuum und gemeinschafft, also bin ich mir damit auch nicht mehr so sicher.

  • Selbstschädigung kann gar nicht genau definiert werden. Die Gesellschaft bestimmt das willkürlich.
    Ich stimme zu, dass Menschen Gesundheitsversorgung zustehen muss.
    Nimmt jemand bspw. eine Verhaltensweise als Selbstschädigung wahr und wünscht sich Unterstütung,
    diese Verhaltensweise loszuwerden, dann muss er die Chance auf Hilfe (Gesundheitsversorgung) bekommen.
    Allerdings muss die Entscheidung bei dem Menschen selber liegen. Nutzt man Zwang, missachtet man seine Freiheit.

  • Wenn ein Alkoholiker einmal im Straßengraben landet, wird man ihm wohl in die Notaufnahme bringen, und man ist wohl auch bereit ihm eine Therapie anbieten, aber wenn er die Hilfe ablehnt und jedes Wochenende im Graben liegt, ja dann kann er ja nicht ewigen Anspruch auf das Eigentum der anderer haben.

  • Schwierige Frage. Ich bin da immer zwischen anarchischer Grundhaltung und dem Wissen um sehr viele dumme, unreife Menschen hin und her gerissen. Im Falle von Drogenkonsum wäre ich eher für eine umfassende Legalisierung, allerdings begleitet mit entsprechenden Programmen zur Aufklärung, Hilfe und Koordination.


    Gesellschaftlich helfen sollte man Menschen, die dies aus eigener Kraft nicht mehr bekommen, natürlich. Das hat aber für mich weniger mit einem vorgeschobenen Recht zu tun, sondern eher damit, dass wir die Konsequenzen, die aus einem Ignorieren individueller Not resultieren, eigentlich für unsere Gesellschaften verneinen sollten.


    Davon abgesehen ist "Freiheit" in einer modernen, arbeitsteiligen Gesellschaft ohnehin ein höchst problematischer Begriff. Wer sich dem Zugriff (und Schutz!) staatlicher Organe völlig entziehen will, kann dieses Experiment eventuell noch in anderen Teilen der Welt unternehmen. Hierzulande als "Libertärer" über staatlichen Freiheitsentzug zu lamentieren, ist eher rührselig bis lächerlich. Eigentum bzw. die freie Verfügung darüber basiert auf staatlichen Garantien, und das Geheule der "Libertären" nach staatlicher Hilfe wäre groß, wenn man ihnen in einer Gesellschaft fernab des staatlichen Gewaltmonopols dieses Recht auf Eigentum streitig machen würde.

  • Wenn ein Alkoholiker einmal im Straßengraben landet, wird man ihm wohl in die Notaufnahme bringen, und man ist wohl auch bereit ihm eine Therapie anbieten, aber wenn er die Hilfe ablehnt und jedes Wochenende im Graben liegt, ja dann kann er ja nicht ewigen Anspruch auf das Eigentum der anderer haben.

    Indem er den Straßenverkehr gefährdet, übertritt er ja die Grenze zur Freiheit (und dementsprechend Unversehrtheit) eines Anderen. Deshalb wird ihm die Fahrerlaubnis entzogen. Alkoholentzug bleibt dennoch seine Entscheidung.

  • @maksim die Frage ist ja, muss man jemand helfen. Wenn jetzt jemand, z.B. der Staat einen zwingt zu helfen, dann wäre das ja ein Verstoß gegen meine Freiheit.
    Wenn man sagt alles solle auf Freiwilligkeit beruhen, dann wäre unterlassene Hilfeleistung kein Verbrechen, vor allem dann nicht, wenn derjenige sich selbst Schaden zugefügt hat.

  • Der Staat garantiert die freie Verfügung über das eigene Eigentum, indem er einem einen Teil davon raubt? Sehr logisch.

    Was genau ist für dich unklar? Eigentum basiert in unseren kapitalistischen Gesellschaften nun mal auf staatlichen Garantien, "frei" ist eine Verfügung über dieses Eigentum also immer nur in Relation zu staatlichen Garantien oder eben Eingriffen.

  • @Lonewolf Meist du etwa in einer staatsfreien Gesellschaft würde es nicht das Konzept von Eigentum geben?
    Es ist nicht möglich das Recht auf Eigentum mit einem Staat zu 100% zu vereinen, denn ein Staat finanziert sich immer aus Steuern und Steuern sind Raub und daher immer ein Eingriff in die Eigentumsrechte.