• Der meiste Kram auf diesem Planeten ist zu so einer unüberwindbar großen Anstrengung geworden. Ich bin einfach nicht darauf ausgelegt und ich habe es schon immer gespürt, dass mir sämtliche irdischen Verpflichtungen furchtbar zuwider sind. Die Schule hat mir, was das betrifft, in ihren letzten Monaten den gottverreckten Rest gegeben. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch ernsthaft funktionsfähig bin, um eines Tages langfristig irgendwo unterzukommen, ohne unrealistische Utopien ins Spiel bringen zu müssen.

    Das ist momentan zum Glück noch kein Gebiet, mit dem ich mich tiefergehend beschäftigen muss. Erst mal gehe ich nun studieren, aber es kotzt mich irrsinnig an, mich ums BAföG und eine Wohnung zu kümmern, ich kann mich auf nichts konzentrieren, nichts leisten, brauche für alles Ewigkeiten, wenn ich überhaupt genug Antrieb aufbringen kann. Das war in der letzten Schulzeit genauso, ab einem Zeitpunkt hat mein Hirn nur noch blockiert, wenn es etwas zu tun gab, durchweg im Kontrast zu der Zeit stehend, in der ich nichts anderes tat, als mich zu meiner Ablenkung Tag und Nacht ins Zeug zu legen und nichts auf den letzten Drücker zu erledigen. Ja, ich war damals noch richtig gut gesellschaftlich verwertbar, glaube ich (und es ging mir noch deutlich schlechter als jetzt).

    Wie einfach das zu Erledigende auch ist: Es läuft inzwischen nur noch darauf hinaus, dass ich es stundenlang anstarre, verdränge und irgendwann mit Tränen übergieße. Ach, für solch übersteigerten Reaktionen von mir bedarf es nicht einmal einer ermüdenden Aufgabe mehr - es genügt mir, daran zu denken oder nur lange genug ohne Beschäftigung dazusitzen. Meine tief verankerte Traurigkeit, meine grüblerische Natur, mein wohl für immer unerfüllter Wunsch nach Ruhe, sie holen mich ganz von alleine ein. In solchen Momenten kann ich nicht mal ein Buch in die Hand nehmen. Meistens bin ich nur ein wenig phlegmatisch, damit kann ich leben und meinen Alltag bewältigen, ohne mich zu sehr darin zu verlieren. Nur manchmal artet das in eine ungeheure Lethargie aus. Normalerweise haben sich diese Momente arg reduziert, seit die Schulscheiße vorbei ist.

    Jemand sollte meinen Leistungsgedanken in mir endgültig totprügeln, der immer aufmuckt, wenn sich eine Chance bietet, unter die Besten zu kommen. Von dem bisschen fremder Anerkennung kann man auf Dauer nicht leben, das ist den Aufwand kein bisschen wert. Spätestens bald, wenn das Niveau ansteigt, denn es gibt reichlich viele Übermenschen da draußen, zu denen ich nicht gehöre.


    Ich wollte wirklich nur meine Ruhe, und ich dachte, ich könnte mich genug erholen bis zum Studium - aber diese paar Monate tun es einfach nicht. Ich fühle mich vollkommen ausgebrannt. Da steht noch viel Papierkram aus, der in den nächsten Tagen auf mich zukommt, meinen Führerschein mache ich aktuell auch noch (für den ich oben drauf mein ganzes Nachhilfe-Geld ausgebe - und den Scheiß kann ich auch nicht ausstehen, ich fürchte mich fast vor diesen nervigen Donnerstagen, in denen ich arbeiten muss, jetzt teste ich darum mal was anderes), und wenn ich die Uhrzeiten der Vorkurse sehe, die schon in weniger als zwei Monaten wieder auf mich zukommen ... :rain: Mal sehen, ob und wie lange sich das aushalten lässt oder ich schon dran verzweifle, demnächst für mich selbst kochen zu müssen. Freilich wird der Auszug auch mit vielen positiven Veränderungen einhergehen, die das Leben erst mal erträglicher machen könnten.


    Tja. Mal sehen.

  • Jemand sollte meinen Leistungsgedanken in mir endgültig totprügeln, der immer aufmuckt, wenn sich eine Chance bietet, unter die Besten zu kommen. Von dem bisschen fremder Anerkennung kann man auf Dauer nicht leben, das ist den Aufwand kein bisschen wert.

    Es ist zumindest etwas widersprüchlich, sich einerseits auch freiwillig noch alle möglichen zusätzlichen Herausforderungen und Verpflichtungen aufzuhalsen, um vor der inneren Leere zu fliehen, und andererseits dann über den damit verbundenen Zeit- und Leistungsdruck zu ächzen. Aber vielleicht ist sowas auch symptomatisch dafür.

    Für den Anfang wäre es vielleicht sinnvoll, sich von der einen oder anderen lästigen Verpflichtung, die Freizeitstress verursacht, zu trennen. (und damit meine ich vor allem die Aktivitäten im musikalischen Bereich).

    In ein paar Monaten bist du eh von zuhause weg und siehst viele von den Leuten nie wieder, dann kannst du im Prinzip auch gleich damit aufhören, weil es ja sowieso keine Zukunft hat. Du wirst sicher mit anderen Leuten an einem anderen Ort irgendwann etwas Neues anfangen.


    Und was sicher auch nichts schadet, wäre, nicht nur alte Gewohnheiten abzulegen, sondern dir auch ein paar neue anzugewöhnen. Ein neuer, mehr selbstbestimmter Tagesrhythmus. Vielleicht früher aufstehen, und dann erstmal joggen gehen, mal wieder einen täglichen Workout machen oder sowas. Fahrrad fahren.;)Regelmäßiges Frühstück. Irgendwas einkaufen gehen, was sonst deine Eltern erledigen.

    Einfach ein paar Dinge umkrempeln, damit du ein Gefühl dafür bekommst, dass nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Das Blödeste, was du machen kannst, ist halt, das Studium gleich mit demselben Mindset anzufangen, mit dem du die Schule abgeschlossen hast. Es sollte sich viel eher so anfühlen, dass jetzt das richtige Leben beginnt in Selbstbestimmung und Freiheit, und nicht danach, dass es eine Fortführung der Sklaverei ist, die du schon von der Schule und von zuhause kennst.

    Und da kannst du sicher auch selbst etwas dazu beitragen, indem du mehr die Vorfreude auf die positiven Entwicklungen, die in der Zukunft bevorstehen, in den Vordergrund stelltst, und jetzt weniger darüber nachdenkst, dass das auch alles wieder neue Verpflichtungen mit sich bringt.

  • Es ist zumindest etwas widersprüchlich, sich einerseits auch freiwillig noch alle möglichen zusätzlichen Herausforderungen und Verpflichtungen aufzuhalsen, um vor der inneren Leere zu fliehen

    Das hat sich jetzt doch eh erledigt.


    (und damit meine ich vor allem die Aktivitäten im musikalischen Bereich).

    Das bald auch. Ich starte nichts mehr aus Eigeninitiative, sondern bin höchstens noch dabei, wenn ich nicht Nein sagen kann. Trotzdem neigt sich das alles dem Ende entgegen und verlangt mir kaum einen Bruchteil von dem ab, was die Schule tat.


    Und was sicher auch nichts schadet, wäre, nicht nur alte Gewohnheiten abzulegen, sondern dir auch ein paar neue anzugewöhnen. Ein neuer, mehr selbstbestimmter Tagesrhythmus.

    In die Nacht hineinzuleben ist ja wohl doch selbstbestimmter, als mich von meinen Eltern herumkommandieren zu lassen - außerdem hat das zurzeit den größten Ruhefaktor. Es wäre doch nur kontraproduktiv, mich prozyklisch an den Lebensrhythmus meiner Eltern anzupassen.

    Früher aufstehen werde ich bald sowieso wieder müssen, ohne, dass das überhaupt etwas mit "Selbstbestimmung" zu tun hat.

    Für den Sport wird sich dort irgendwas finden lassen, keine Sorge. Bis dahin werden mich jedoch weder die Gegend noch die äußeren Umstände hier stärker dazu animieren, vom Sofa zu kriechen, als die letzten Jahre auch schon.


    Meine Mutter hat sowieso keine andere Aufgabe als einkaufen zu gehen - wie war das nochmal mit zusätzlichen Verpflichtungen? Davon abgesehen ist sie a) nicht zufriedenzustellen und b) vermeide ich jede unnütze soziale Interaktion mit meinen Eltern.



    Umkrempeln wird sich mein Alltag bald ganz von alleine. Das können bereits zwei Wochen Urlaub bestätigen - kaum, dass ich raus bin, ändert sich der Rhythmus. Wer weiß, vielleicht klappt das eines Tages auch mit dem regelmäßigem Frühstück. Kann ich ja nichts dafür, wenn zu meiner Aufstehzeit das Mittagessen bereits vom Tisch geräumt wurde oder ich bei jedem kleinsten Ausflug tagelang kaum einen Bissen runterkriege, ganz besonders Morgens.


    Und Mindset, tja. Sklaverei ist doch alles. Selbst, wenn demnächst gleich viele positive und negative Dinge auf mich zukommen würden, wäre das aus menschlicher Sicht keine gute (und auch keine realistische oder aussagekräftige) Quote. Das Leben ist immer auf eine Art mühsam, darauf hat niemand eine gute Lösung oder eine Antwort (die für mich real taugt), aber es gibt Leute, die von Natur aus besser damit zurechtkommen, etwas "passendes" für sich gefunden haben oder sich gar keine Gedanken darüber machen. Bewundernswert, irgendwie. Ich habe das die letzten Jahre nicht geschafft, und wenn, dann waren diese Momente alle von kurzer Dauer.