Das macht mich heute Fröhlich

    • Offizieller Beitrag

    Zweifellos hat die Corona-Krise auch ihre positiven Aspekte.
    Leergefegte Straßen (wohin sollen die Leute auch fahren?), die Nachbarn sind erstaunlich ruhig geworden (vielleicht auch schon verstorben. Müsste mal nachschauen :D )... und im Wald bin ich heute auch trotz schönem Wetter nur ganz vereinzelt jemandem begegnet. So sollte es eigentlich immer aussehen... das wäre meiner Meinung nach eine akzeptable Bevölkerungsdichte. Also maximal halb so viele Menschen, dann ist gleich alles viel entspannter, und man hat mehr Platz sich zu entfalten. (Natürlich nur so lange, bis sie einem das Wandern auch noch verbieten.)
    Ansonsten vermisse ich eigentlich bis jetzt nicht viel. Also mal abgesehen davon, dass ich es halt nicht gut finde, wenn Freiheiten beschnitten werden, und die Bürger dazu auch noch Beifall klatschen. Aber es ist wirklich so: Von allen Menschen in Deutschland gehöre ich zu denen, die am allerwenigsten darunter leiden, weil ich eh nie Party mache und maximal zu zweit oder zu dritt mal mit jemandem unterwegs bin. Brauch keine Disco, brauch kein Kino, brauch keine Shopping-Mall, keinen Friseur und kein Fitnesscenter... bin einfach nur Hardcore-Gamer und das macht man sowieso immer in den eigenen vier Wänden. Ab und zu mal lecker Essen gehen, daran hab ich mich zwar gewöhnt... aber andererseits, so spare ich jetzt eine Menge Geld und kann auch mal wieder öfters meine eigenen Kochkünste anwenden.
    Also eigentlich, rein egoistisch betrachtet, sollte ich wirklich sagen: Weiter so! Richtet euer System nur weiter zu Grunde! Schießt euch weiterhin selbst ins Knie! Ich amüsiere mich köstlich. :popcorn:

  • Dian:


    Freut mich, dass du nun auch verstanden hast, dass die ganze Aufregung aus Sicht eines Misanthropen eigentlich komplett verschenkte Lebensenergie ist. Von dieser Warte aus ist das aktuell nämlich sogar etwas, was man sich rot im Kalender anstreichen sollte: Ausnahmezustand und Weltuntergangstimmung, was beides bisher nur in der eigenen Fantasie stattfand und es niemanden gab, mit dem man diese Gedanken teilen konnte. Heute ist das anders. Die Kassiererin an der Ecke will sich plötzlich mit einem über den Niedergang der Menschheit austauschen und Politiker mahnen: haltet euch fern von anderen Menschen!


    Ja geil! Weitere Vorteile: Der Kapitalismus ist zum Erliegen gekommen und es existiert lediglich die Grundversorgung (braucht es wirklich mehr?). Viele Leute sind runter von ihrem hohen Ross, ihr Größenwahn, der durch ständige Verfügbarkeit und permanente Ablenkung von sich selbst über Jahre entstanden ist, funktioniert nicht mehr. Man kann sich nun auch nicht mehr über Andere definieren oder der Obermacker einer Clique sein. Die Leute müssen sich nun mit sich selbst auseinandersetzen, ihrem Alltag einen neuen Sinn geben und langsam auch verstehen, dass Ressourcen endlich sind, das Egoismus mit Nachteilen für alle verbunden ist, und dass Händewaschen gar nicht so ein Quatsch aus Kindertagen ist, sondern dass das durchaus auch als Erwachsener Sinn ergibt. Auch der eigene Nachwuchs ist nicht nur einfach ein Anhängsel, den man morgens mit dem Auto irgendwo abschiebt, sondern er existiert auch in der Zeit weiter, zu der man sonst immer die Karriereleiter hinauf geklettert ist. Vielleicht öffnen diese ungewohnten Aufgaben ja einigen die Augen, was sich dann positiv auf ihre Erziehung auswirkt.
    Vielleicht werden auch die Augen von gewissen Entscheidungsträgern geöffnet, die bisher meinten, das Gesundheitswesen kann ruhig weiter beschnitten werden. Uns gehts doch gut!
    Auch der allgemeine Ruf von Kranken- und Altenpflegern, sowie dem medizinische Personal, könnte eine Aufwertung bekommen. Halten diese doch aktuell den Laden zusammen und sind eben nicht nur dafür da, um alten Leuten den Hintern abzuwischen.
    Mich freut besonders, dass sämtliche Partyaktivitäten quasi behördlich untersagt sind; Ballermann-Musiker müssen ihre Hauptumsatzzeit fürchten und manch Beschaller für die Massen meldet vielleicht schon bald Privatinsolvenz an.
    Nun sind auch sämtliche sinnlosen Dienstleistungen weggefallen. Generell dominiert für einen Werktag solch eine friedliche Idylle, wie man sie zuletzt vor Zeiten der Industrialisierung hatte. Und das bei bestem Sonnenschein! Also ich sehe nur Vorteile. Zumal all die "Einschränkungen" mich genauso wenig tangieren. Eigentlich überhaupt nicht. Ich lebte schon immer den Corona-Style.


    Und bliebe das jetzt auch für andere so, dann könnte sich tatsächlich eine Gesellschaft dauerhaft verändern. Ich habe das immer verneint, weil die Menschheit ohnehin am Ende war, aber bis dato konnte ich mir auch nicht ausmalen, dass das tatsächlich mal so kommen sollte - und schon gar nicht quasi über Nacht. Danke Merkel!

    • Offizieller Beitrag

    Ich stimme dir völlig zu, dass man das alles (gerade auch aus misanthropischer Sicht) genau so sehen kann, wie du sagst. Bis jetzt schauen hauptsächlich diejenigen dumm aus der Wäsche, die ihr Leben nach den Werten der erfolgsorientierten Spaß- und Leistungsgesellschaft ausgerichtet haben... oder eben sehr gesellige und reisefreudige Menschen, zu denen ich mich jetzt auch nicht unbedingt zählen würde.
    Was die langfristigen Folgen angeht, bin ich aber eben etwas skeptischer als du. Die Umfragewerte der CDU steigen bereits, weil das Volk in Krisenzeiten eben gern autoritär geführt werden will. Und wenn man sieht, wie sich Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bereit sind, das alles mitzumachen, von der gleichgeschalteten Öffentlichkeit als "verrückt" oder "unverantwortlich" bezeichnet werden (früher sagte man "Volksverräter")... dann fürchte ich manchmal, wir sind nicht so weit davon entfernt, dass wieder Wimpel oder Judensterne eingeführt werden, die all diejenigen tragen müssen, die sich nicht an die Schutzmaßnahmen halten wollen. :=
    Das kann gerade alles sehr leicht in die eine oder andere Richtung kippen. Kann natürlich auch sein, dass die Menschen irgendwann im Sommer anfangen, wieder trotz Verboten auf die Straße zu strömen und nicht mehr auf ihre Führer zu hören, weil sie es satt haben, bevormundet zu werden, und dass vielleicht dadurch sogar ein neuer revolutionärer Geist entsteht.


    Wie ich schon in meinem Video sagte... das ist auch alles für mich ziemlich neu, und man muss jetzt einfach mal schauen, in welche Richtung es sich entwickelt, bevor man ein echtes Fazit ziehen kann.

  • Na, dann hofft mal besser, dass wir keine spanischen Verhältnisse bekommen, dann kann man nämlich auch hinsichtlich eures Waldspaziergangs sagen: Willkommen in der Illegalität ;)


    Das einzige 'Positive', das ich gerade sehe, ist die Welle an Solidarität und Hochhalten der Moral in vielen Bereichen, die sich spontan ohne jeden staatlichen Eingriff entwickelt. Viel kostenfreier Online-Content, Spendenaktionen zur Rettung von kulturellen Angeboten etc.
    In politischer Hinsicht ist das Ganze im besten Fall ein Wegruf, aber dazu müssen die kritischen Stimmen viel mehr und lauter werden. Es geht nicht um die reine Einschränkung von ein paar Rechten - das sollte Anarchisten eigentlich klar sein. Es geht um den bekannten Ausspruch, dass der Souverän immer derjenige ist, der über den Ausnahmezustand entscheidet, sprich der jede freiheitlich Ordnung, die er vorgeblich schützt, im selben Atemzug wieder suspendieren kann. Man kann sagen, dass gerade der demokratische Schleier fällt - leider wird der Großteil dies immer noch nicht begreifen oder falsch interpretieren.
    Ja, der Kapitalismus steht still, deswegen geht auch tatsächlich niemand mehr arbeiten und der Monopol-Riese Amazon geht pleite, während der kleine Einzelhandel boomt und alle profitieren, die ohnehin kaum zur kapitalistischen Akkumulation beitragen und am Existenzminimum leben... (aber hey, wie namhafte CDU-Politiker gefordert haben, kann der Pöbel aus Arbeitslosen und Asylanten ja bald auf die Spargelfelder geschickt werden) Ich frag mich schon, was für schräge Vorstellungen manche von der Natur dieses Systems haben. Wenn ich aus dem Fenster sehe, geht die Arbeit auf der Baustelle munter weiter, um diese Stadt mit noch mehr Wohnbauten zu durchziehen, die sich immer weniger leisten können. Zeitgleich werden Punks vom Lagerfeuer vor ihrem Miethshäuser-Syndikathaus verjagt.
    Aber schon klar, der Ausnahmezustand trifft natürlich nur die "Spaßkultur" - bin mir sicher, dass der eine oder andere CDU-Rentner dies genauso sehen dürfte.


    P.S. Eine misanthropische Philosophie führt fast zwangsläufig am Ende zu einer autoritären Staats- und Gesellschaftsauffassung. Der absolut lesenswerte rechte Staatstheoretiker Carl Schmitt, von dem auch obiges Zitat zum Souverän stammt, hat dies gut dargelegt: 'Echte' politische Philosophie (im Sinne Schmitts) geht immer vom schlechten Menschen aus, der durch eine übergeordnete Autorität gemaßregelt werden muss. Bekanntestes Beispiel ist natürlich Hobbes, und infolge auch in abgeschwächter Form jede Idee eines 'liberalen' modernen Staates.

  • Ich sehe das momentan alles als Einkehr und zum Zurückbesinnen zu wirklich wichtigen Notwendigkeiten. Also im Grunde das, was alle am Weihnachtsfest so besinnlich, gemütlich und romantisch finden. Jetzt hat man es halt für länger und ohne weihnachtliche Klischeemusik und Konsumschlacht. Also ich finde das gut. Mein Alltag ändert es nicht. Und würden mehr meinen Lifestyle fahren, würde sich für die ganz genauso wenig ändern. Wollten sie aber nicht, das haben sie nun davon!

    Wenn ich aus dem Fenster sehe, geht die Arbeit auf der Baustelle munter weiter, um diese Stadt mit noch mehr Wohnbauten zu durchziehen

    Na dann hat es doch jetzt schon was gebracht. Wenn bei dir noch die Bauarbeiten laufen, hat man doch offensichtlich wieder Arbeiter aus der Region engagiert , statt Leute auf Montage zu zwingen, die dann nur noch hausen in irgendwelchen Unterkünften, wo ihr Alltag nur noch aus Essen, Arbeiten und Schlafen besteht. Wie man hört, melden die ersten Baustellen bereits Stillstand, weil ihr billiges Personal aus Osteuropa nicht mehr einreisen darf.


    Und noch ein positiver Nebeneffekt: ich mag plötzlich Großstädte!


  • Ich sehe das momentan alles als Einkehr und zum Zurückbesinnen zu wirklich wichtigen Notwendigkeiten.

    Ich lese dich eher so: Hurra! Endlich dürfen die anderen Menschen auch keinen Spaß am Leben haben! :D

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Ich lese dich eher so: Hurra! Endlich dürfen die anderen Menschen auch keinen Spaß am Leben haben!

    Wenn Spass sich für dich am hemmungslosen Besaufen und am persönlichen Kaufrausch bemisst, sowie am Aufeinanderhocken von möglichst großen Menschenansammelungen - ja, dann genieße ich es förmlich, dass es damit gerade essig ist!


    Aber auch, dass Corona sogar Frankreichs Christian Lindner (Emmanuel Macron) zum Umdenken bewegt und der jetzt anmahnt, dass dem Kapitalismus nicht mehr alles in die Hände gegeben werden darf. Interessanter Bericht übrigens:


  • Wenn Spass sich für dich am hemmungslosen Besaufen und am persönlichen Kaufrausch bemisst, sowie am Aufeinanderhocken von möglichst großen Menschenansammelungen - ja, dann genieße ich es förmlich, dass es damit gerade essig ist!

    Nö. Aber du zählst immer nur die negativen Aspekte sozialer Aktivitäten auf. Als ob die meisten Menschen ausschließlich deshalb vor die Tür gehen, um hemmungslos zu konsumieren und Stubenhocker zu ärgern. Schonmal was von Geselligkeit und sozialer Teilhabe gehört? Davon ausgeschlossen zu sein, hat nichts mit Einkehr und Besinnlichkeit zu tun.
    Was haben dir die Menschen getan, dass du das genießt? Ich finde das seltsam.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Mir kommt da der Denkfehler vieler Prepper in den Sinn: die Idee des Einzelkämpfers. Überleben ist langfristig in den allermeisten Fällen nur gemeinsam mit anderen möglich. Insofern sollte sich jeder spätestens jetzt um solidarische Netzwerke bemühen, anstatt sich auf seine misanthropische Gesinnung einen runterzuholen.
    Ja, die Versorgungswege stehen noch. Nichtsdestotrotz macht es Sinn, sich über diverse Dinge Gedanken zu machen.

  • Nö. Aber du zählst immer nur die negativen Aspekte sozialer Aktivitäten auf. Als ob die meisten Menschen ausschließlich deshalb vor die Tür gehen, um hemmungslos zu konsumieren und Stubenhocker zu ärgern. Schonmal was von Geselligkeit und sozialer Teilhabe gehört? Davon ausgeschlossen zu sein, hat nichts mit Einkehr und Besinnlichkeit zu tun.
    Was haben dir die Menschen getan, dass du das genießt? Ich finde das seltsam.

    Um vielleicht mal mit einem Beispiel aus deiner Lebensrealität zu sprechen: stell dir vor, du bist Fan von einer Mannschaft, an die du immer geglaubt hast und deren größter Fan du bist. Damit standest du jedoch immer alleine da. Plötzlich ändert sich das, die Mannschaft ist der absolute Durchstarter und sie ist in aller Munde. Für dich wenig überraschend, du hast das ja schon immer gesagt, aber genießen tust du die aktuellen Verlauf natürlich schon irgendwie.


    Übrigens: wer bisher keine "soziale Teilhabe" hatte, der wird sie durch Corona auch nicht bekommen. Und jene, die sie bisher hatten, die werden schon nicht daran sterben, wenn sie vier Wochen mal darauf verzichten müssen. Ihr Akkus dürften diesbezüglich noch mehr als voll sein. Und genau das meinte ich: man beginnt bestenfalls jetzt in andere Richtungen zu denken und zu erkennen, dass so, wie man aktuell "leidet", Hunderttausende seit Jahren schon dahinvegitieren, was eine "soziale Teilhabe" betrifft. Also auch dann, wenn es nach Corona für einen selbst schon längst wieder so weitergeht wie gewohnt.