Strukturelle Gewalt

    • Offizieller Beitrag

    Eine Zusammenfassung wäre schon nicht verkehrt. Ich weiß ja, viele Leute da draußen haben viel Zeit um sich ganz viele lange Videos anzuschauen, aber bei mir liegt die Schmerzgrenze da üblicherweise so bei 20 Minuten rum. Mein Tag hat eben leider auch nur 24 Stunden, wie der eines Normalsterblichen. :D
    Ich hoffe, dass das jetzt nicht irgendwie oberflächlich rüberkommt. Natürlich kann man komplexe Themen nicht immer in ein paar Minuten abhandeln. Aber es schadet auch nichts, wenn man es trotzdem versucht (Kleiner Tipp vom Saint an den Kaiser. ;) )
    Aber gut, vielleicht sind die Gehirne von Ya und mir ja auch einfach nur von unserer hektischen, schnellebigen Zeit und zu viel Fastfood schon zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, und es finden sich doch ein paar interessierte Seelen da draußen, die sich bei Kerzenschein und einer guten Flasche Wein auf diese zwei Stunden einlassen wollen. :P

  • Meine kaputten Synapsen werden in erster Linie durch die unfreiwillige Teilnahme an menschlichen Zusammenkünften verursacht. Soviel Döner und Energydrinks kann ich mir garnicht reinpfeifen, um vergleichbare Schäden wie eine 40h Woche unter "Kollegen" zu erzielen.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Es geht um traumatisierende systemimmanente Gewalt und ihre Folgen. Ich denke das könnte man als Wurzel von vielem Übel sehen.
    Manipulation und Gewalt im System - Was tun? - YouTube

    Kannst du die Kernthesen in wenigen Sätzen zusammenfassen? Ich hab ja den Verdacht, dass wir mit struktureller Gewalt unterschiedliche Dinge meinen. Für mich sind das Sachen wie Gentrifizierung und Verdrängung, der Umgang mit Erwerbslosen etc.

  • Bzgl. der Bitten habe ich nun das Thema versucht mit meinen Worten zusammen zu fassen. Es sind aber auch ein paar persönliche Ergänzungen enthalten. Wer sich für originalen Inhalt interessiert kann es ja dann trotzdem anschauen.


    Kriterien für struktureller Gewalt

    • Keine unmittelbare, persönliche Gewalt sondern eine anonyme, heimliche, subtile Gewalt, die sich aus Zusammenhängen ergibt,für die niemand eine Verantwortung trägt
    • Im Gegensatz zu offener Gewalt welche eine Gegenreaktion bewirkt entweder keine Gewalt oder Gegengewalt, löst die strukturelle Gewalt zu meist beim Opfer ein Gefühl von Ohnmacht oder Schuld aus. Die Betroffenen werden oft gezwungen sich mittels des Phänomen der Identifikation mit dem Aggressor zu entlasten. Stockholm Syndrom. Deshalb können sich Menschen nicht zur Wehr setzen, denn die Frage ist wogegen setzen sie sich zur Wehr.
    • Die Gewalt ist kaum greifbar, fassbar, materialisierbar, sie ist so stark in den Normen der Normalität verankert, dass sie sogar als gut, positiv, nützlich als zielführend angesehen wird. Widerstand wird pathologisiert, psychiatrisiert oder kriminalisiert.
    • Die Perfidie des freiheitlichen demokratischen Staat ist, dass von diesem keine Gewalt ausgehen darf, aber dieser die Legitimität von struktureller Gewalt verankert.
    • Strukturelle Gewalt darf nicht von denen die sie ausüben definiert werden, sondern von den Empfängern.
    • Bisher war strukturelle Gewalt definiert als der Machtmissbrauch von Herrschenden über die Untergebenen über ein Narrativ normiert. Jetzt erleben wir eine strukturelle Gewalt, welche von den Massen ausgeht, die sich das Narrativ der Herrschenden aneignen. Könntedies nicht ein Zeichen für Totalitarismus sein?
    • Eine besondere Form von struktureller Gewalt ist die Eigenschaft Angst und Panik zu verbreiten um Missstände zu verankern und die vier Formen der Gewalt also Legislative, Executive, Judikative und mediale Gewalt zu kontrollieren und diese Form als die Rettung oder alternativlos darzustellen.

    Strukturelle Gewalt löst oft Traumata aus. Traumata zerstören Bindungen. Traumata erzeugen Verwirrung und Orientierungslosigkeit.
    Kinder lernen in erster Linie durch Nachahmung. Erziehung ist oft Gewalt. Man zieht ein Kind irgendwo hin, und zerstört die Selbstentfaltung.


    Erfährt man strukturelle Gewalt erfolgt eine Anpassung der Innenwelt an das System und der eigene Wille, das innere Kind, wird abgespalten. Die Innenwelt wird so geändert, dass sie sich der strukturellen Gewalt anpasst oder zur Realitätsflucht führt.
    Man entwickelt einen Panzer fühlt sich verbogen, gebrochen, …. Weiß nicht was man will, Frauen scheinen davon häufiger betroffen zu sein.


    Wahrnehmung ist wahr gebend, also ist die Wahrheit. Wahrnehmung/Bewusstsein ist Wissen/Haltung/Mindset + Logik + Gefühl.
    Wir sind also Subjekte, wenn wir zu Opfern des Systems werden, ist das strukturelleGewalt.
    Das System ist da um uns zu dienen und nicht umgekehrt. Menschenrechte setzen das Subjekt in den Fokus und nicht das System.


    Menschen werden widerstandsfähig wenn sie glücklich, gesund und sozial eingebettet sind.
    Dies ist nicht vereinbar mit der strukturellen Gewalt um uns.
    Der Mensch ist ein Subjekt, er sollte nicht zum Objekt gemacht werden. Jedem Menschen sollte seine Wahrnehmung gelassen und nicht zerstört werden und von außen etwas künstliches/objektives aufgepresst werden.
    Misstrauen zerstört Kompetenz.


    Wir sollten uns mehr auf uns beziehen und nicht anderen Menschen in ihrem Bewusstsein rumfummeln oder System das tun lassen. Wir brauchen mehr kompetente Menschen, also müssen wir das Vertrauen stärken.
    Leary hat das so ausgedrückt:

    • „Du sollst das Bewusstsein deines Nächsten nicht verändern.“
    • „Du sollst deinen Nächsten nicht daran hindern, sein oder ihr Bewusstsein zu verändern.“

    Aus <https://de.wikipedia.org/wiki/Timothy_Leary#SMI%C2%B2LE>
    Untersuchungen bedeuten oft die Suche nach Krankheit. Wer sucht der findet. Untersuchungen führen oft zur Abspaltung der eigenen Wahrnehmung. Entfaltung heißt auf die innere Stimme zu hören.


    Die Gefahr, dass etwas durch eine Untersuchung schief geht ist größer als durch Vertrauen.
    Wahrnehmung ist wahr gebend, also ist die Wahrheit. Wahrnehmung ist Wissen/Haltung/Mindset + Logik + Gefühl.Suche ich also nach etwas negativen ist die Chance groß das auch zu finden. Brennlinseneffekt.


    Durch unsere stark patriarchale Kultur dominiert also die männliche starke Fokussierung auf etwas. Das führt aber auch dazu, dadurch das die Fokussierung oft auf ein Teilgebiet eingeschränkt ist, dass das Gesamtheitliche nicht mehr gesehen wird. Mann schaut durch eine Lupe und vergisst alles um sich. Wenn dieser Mann, es kann auch eine Frau sein, unter seiner Lupe nun die Wahrheit entdeckt und ausreichend dominant ist, wird er/sie anderen Menschen diese Realität aufpressen.


    Besonders problematisch ist das in Bezug auf die ganzheitliche Wahrnehmung eines menschlichen Subjekt.


    Aber diese Fähigkeit ist nicht nur als negativ anzusehen, denn sie hat uns ja auch in diese Situation gebracht, wir genießen einen relativ hohen Wohlstand, der auf Forschung und Technik basiert. Also die Grundbedürfnisse sind weitgehend befriedigt. Dadurch haben viele von uns jetzt erst die Möglichkeit über diese Dinge nachzudenken.


    Es besteht aber ein Ungleichgewicht. Diese Fokussierung also eine Bündelung der Konzentration könnte man als faschistisch bezeichnen und kann dann eben auch praktisch und politisch negativen Faschismus erzeugen.
    Die Notwendigkeit der Jagd ist heute nicht mehr so ausgeprägt.


    Vertrauen in das Leben ist positiv. Die Verwirklichung dessen ist Kompetenz. Leben ist lebensgefährlich.
    Mut ist wichtig, führt aber oft zu unnötigen Risiken. Das haben wir genug. Unmut ist aber wichtiger, denn es ist ein Ausdruck dafür das etwas nicht in Ordnung ist.
    Das Erkennen der strukturellen Gewalt gibt einem ein Rückgrat und schafft Bewusstsein, welches das System nicht brechen kann.


    Respektvoller Umgang mit Menschen die Angst haben.


    Es geht also um die Thematik Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung, welche durch die strukturelle Gewalt gehemmt wird. Wir verlieren den Bezug zu unserer subjektiven Wahrheit und Realität.


    Der Begriff ist relativ schwammig definiert, was auch problematisch sein kann. Wie immer macht die Dosis das Gift. Ich denke nicht das eine komplett gewaltfreie Welt vorstellbar ist. Gewalt schafft ja auch Struktur und Orientierung.


    Strukturelle offensichtlich nicht sinnvolle Gewalt sollte vermieden und abgebaut werden, zumindest wenn man anarchistische Entwicklungen fördern möchte.


    Im Video sind einige Beispiele zur Veranschaulichung gerade in Bezug auf Corona enthalten.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Ich kann das Material leider auch nicht ansehen, aber würde gerne das Thema Gentrifizierung und weiteres hierher aus dem CoronaThread auslagern, wenn du nichts dagegen hast. Und wenn es zum ursprünglichen Video und Thema passt natürlich.

    Klar wenn du denkst, dass es passt. Ich hab's mir noch nicht durchgelesen, werde das aber noch nachholen.

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  • Hab mir das Video bzgl. Obdachlosigkeit angeschaut.
    Obdachlos Hartz 4 erhalten 2020 ➟ Ohne Wohnung möglich?
    Laut dieser Quelle gibt es aber schon die Möglichkeit Harz4 zu bekommen. Klar gibt es auch einige, die das nicht wollen oder können.
    Vor allem der Umgang der Gesellschaft als Sündenböcke schockiert mich. Ich kann einfach nicht verstehen warum manche Menschen immer wieder nach unten treten müssen.


    Ich denke bzgl. solcher Problematiken wäre das bedingungslose Grundeinkommen schon eine elegante Möglichkeit.
    Leider gibt es dies bezgl. schon auch da seins berechtigte Kritik. Die sozialen Hilfen und Leistungen müssen halt von der Masse mit getragen werden.


    Ich denke da halt inzwischen so, dass der goldene Weg wohl immer Hilfe zur Selbsthilfe sein sollte, zumindest da wo es geht. Die Problem Missstände sollten am besten von der Wurzel her gelöst werden. Bzgl. Flüchtlingsproblematik wäre es sicher sinnvoller langfristig vor Ort Hilfe zu leisten, geht natürlich nicht überall.


    Das sind schon sehr schwierige Themen, wenn man da die Augen mal aufmacht und sieht wieviel Leid in der Welt ist, das ist schon wirklich heftig. Wo doch eigentlich wirklich genug da wäre.


    Da erscheinen sozialistische und kommunistische Lösungen halt als einfach Lösungsstrategie. Ich denke aber, dass es sich dabei wohl eher um Symptombekämpfung handelt. Mir erscheint die Variante Menschen zur Solidarität oder Sozialität zu zwingen nicht als die erfolgsversprechende Variante.


    Ich gebe dir vollkommen Recht das Solidarität extrem wichtig ist und schon immer war. Wir leben in einer zwischenmenschlichen Welt und hängen direkt von unserer Umwelt ab.


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    Natürlich kann man diese ganzen Ergebnisse und Missstände in den Topf strukturelle Gewalt packen. Es gibt scheinbar keinen Täter der die Menschen in diese Situation bringt, sie werden zu Objekten.


    Ich kann auch keine speziellen und perfekten Lösungen präsentieren, das kann vermutlich niemand wirklich, man kann es nur versuchen, wenn man das nicht tut dann steckt man in einem nihilistischen Loch. Ich denke du hast das auch schon ganz gut ausgedrückt, wir sind alle unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und jeder gibt sein Bestes. Nicht jeder kann alles. Ich gehe von einem systemischen Menschenbild aus mit der Haltung jeder tut das, was in dem Moment die beste Lösung für seine Situation ist. Wirklich ändern kann ich in erster Linie nur mich selbst und genau das ist schon nicht ganz einfach. Wir Menschen lernen vor allem durch Abschauen, also vom Vorleben.


    Früher war ich öfters demonstrieren als heute. Wirklich Spaß macht mir das auch nicht. Ich denke auch das das Potenzial von Demos sehr eingeschränkt ist. Aber es gibt scheinbar einige Leute, gerade aus dem linken Lager die diesem Aktionismus sehr schätzen, meine Kritik zielt in die Richtung. Anstatt am Rand dagegen zu brüllen, gäbe es besser Optionen. Natürlich zeigen 3 Finger immer auch auf mich selbst. Ich finde das recht heilsam, wenn man sich das immer mal wieder bewusst macht. Ich verstehe auch die Angst davor auf so eine Demo zu gehen, gerade in der aktuellen Situation auf so einer Querdenkerdemo mitzulaufen birgt große Risiken, die Ängste davor sind berechtigt. Was aber wirklich jeder tun kann ist, über die Situation zu sprechen und so Bewusstsein zu schaffen. Ich sehe darin das größte Potenzial zur Veränderung, durch Diskussion und Wissen teilen. Der Beginn von Veränderung liegt immer im eigenen Kopf.


    Ich finde strukturelle Gewalt eigentlich eher etwas schwammig definiert und empfinde sie als sehr beweglich, man kann sie überall finden. Es ist eine mega große Schublade. Ich finde aber es beschreibt eine Gewaltstruktur die uns Menschen zu Objekten und Opfern macht. Man kann durch dieses Modell verborgene Gewaltstrukturen erkennen und bekämpfen ohne das es einen Schuldigen gibt. Ich finde das einen großartigen Ansatz. Das beginnt beim Umgang mit Kindern und kann auf alle Bereiche des zwischenmenschlichen übertragen werden. Es kann ein sehr mächtiges Werkzeug sein um die Gewaltspirale in Form von Machtmissbrauch elegant zu minimieren.


    Bzgl. Marginalisieren hilft natürlich nix. Aber ich denke es ist nun mal so, dass wir nicht alles Leid sofort abschaffen können. Allerdings immer wenn man Schräubchen im System dreht sollte man sich Gedanken über die Seiteneffekte machen, gerade als Politiker. Ich denke das Abwägen und das Vergleichen ist eine wichtige Technik, denn wir Leben in einer relativen Welt. Ich bin kein Befürworter dafür das Problem eines Subjekts klein zu reden oder zu relativieren. Allerdings sollte man den ganzheitlichen Blick nicht verlieren. Wenn ich einen rette und dafür 5 sterben, was ist dann ethisch? -Aber nein, nein man darf ja keine Äpfel mit Birnen vergleichen ?( - Gerade bei Corona habe ich stark das Gefühl wir konzentrieren uns gerade auf ein im Verhältnis gesehen relativ kleines Problem und vergessen die ganzen Großen einfach. Dieser Effekt wird in dem Video ja thematisiert also das intensive Suchen nach einer Krankheit fördert eben auch eine zu Tage, die dann vielleicht größer und schlimmer wird, als sie gewesen wäre wenn wir sie nicht entdeckt hätten. Weil sie im Großen und Ganzen halt keine große Rolle spielt. Wenn man aber in diese Mikrowelt abtaucht, dann wird diese Welt groß. Und das ist vermutlich eine Folge unserer patriarchalen Historie. Vermutlich verstehen Frauen diesen Ansatz eher als Männer.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?