Rundfunkgebühren

    • Offizieller Beitrag

    In Sachsen-Anhalt kam es ja neulich zu einem Streit wegen der geplanten Erhöhung der Rundfunkgebühren.
    Was haltet ihr generell von der Idee eines "Öffentlich-rechtlichen Rundfunks"? Ist sowas noch zeitgemäß? Braucht man sowas überhaupt? Oder ist "Staatsfernsehen" bzw. "Staatsradio" ein Relikt der Vergangenheit, das spätestens mit dem Siegeszug des Internets seine Daseinsberechtigung verloren hat?


    Argument für den öffentlich rechtlichen Rundfunk ist ja oft, dass dadurch die Grundversorgung der Bevölkerung mit Information sichergestellt werden soll, und dass gewährleistet sein soll, dass alle gesellschaftlichen Gruppen repräsentiert werden (auch die, die nicht werbe-relevant sind), damit nicht der Kommerz im Vordergrund steht, wie es bei den Privaten der Fall ist.
    Ich habe mich allerdings schon immer gefragt, wieso das alles so teuer sein muss, und was Spielshows und Krimis mit "Informations-Grundversorgung" zu tun haben? Wieso sehe ich jedes Mal, wenn ich das ZDF einschalte, entweder ein paar Leute an einem Sezier-Tisch über einer Leiche stehen und dabei irgendeinen Scheiß labern, oder wie irgendwelche Trödelhändler über alte Kuckucksuhren und Schmuckstücke fachsimpeln? Was hat das noch mit dem ursprünglichen Auftrag dieser Sender zu tun?
    Es würde ja noch Sinn machen, wenn man nur noch einen öffentlich-rechtlichen Sender hätte, auf dem dann rund um die Uhr die Tagesschau läuft, und vielleicht noch ein paar Reportagen und informative Verbraucher-Magazine. Die müssen auch weder hübsch sein noch modern, sondern können von mir aus gern auf dem Produktionskosten-Niveau einer durchschnittlichen DDR-Sendung produziert werden, oder so wie damals "Der siebte Sinn". Denn es geht schließlich um die Grundversorgung. Wer ein Hochglanzprodukt möchte, hat ja mehr als genug andere Alternativen heutzutage.
    Dann zahlt jeder im Jahr 1 Euro Rundfunkgebühren, und das macht dann 80 Millionen Euro, das sollte für eine abgespeckte Version der Tagesschau (gern wieder mit altmodischen Zetteln, von denen der Moderator abliest) und ein paar informative Reportagen genügen. Und von dem gesparten Geld können sich die Menschen dann per PayTV selbst zusammenstellen, wenn sie exklusive Sportübertragungen oder ähnliche Dinge sehen wollen. Ja, man könnte sogar freies kostenloses Internet für alle anbieten, das wäre immer noch ein Bruchteil der Kosten, die der Verwaltungsapparat bei ARD und ZDF verschlingt, und dann hat wirklich jeder Rentner eine kostenlose Möglichkeit, an der Gesellschaft teilzuhaben und sich frei über die Dinge zu informieren, die ihn wirklich interessieren.

  • Grundversorgung meint nicht "nur das nötigste", sondern eben auch ein Unterhaltungsprogramm. Das hat noch seinen Ursprung aus Zeiten, in denen es nur zwei Sender gab und sonst nicht viel los war. Die Quoten geben den Formaten auch Recht, weshalb ich kaum glaube, dass wirklich der Bedarf nach nur einem Sender vorhanden ist, der den ganzen Tag die Tagesschau zeigt. Meine liebsten Kinderserien sind z.B. durch den öffentlichen Rundfunk entstanden, und ich möchte sie nicht missen.


    Es umfasst auch nicht nur das Fernsehen, sondern vor allem auch öffentlich-rechtliches Radio, und eben das Netz. Durch Mediatheken, Jugendnetzwerke wie FUNK, oder eben schlicht das Beziehen von Informationen klassisch via Webseite. Auch hier ist man mit einem weltweiten Korrespondenten-Team sehr gut aufgestellt. Das, sowie eine Vielzahl politischer Magazine, Dokumentationen oder Bildungssender wie 3sat, Phoenix oder Arte, tragen sich nicht mit einen Euro. Noch nicht mal Dänemark, Österreich oder die Schweiz schaffen das, und sind allesamt kleiner (und verlangen trotzdem wesentlich mehr Rundfunkbeitrag).


    Ob es allerdings wirklich so viele nichtssagende Radiosender benötigt, die ohnehin nur die gleiche Chartmusik spielen, jedoch regional eigenständig anmoderiert werden, stelle ich schon in Frage. Informative Radiosender hingegen kann bis heute niemand das Wasser reichen. Die Privaten ohnehin nicht, weil sie daran gar kein Interesse haben. Und deshalb finde ich es richtig, dass es einen starken Verbund dagegen gibt, der nicht in der Wirtschaft buhlen, und um Werbegelder bangen muss, wenn man zu kritisch berichtet hat. Das betrifft übrigens auch ein System, bei dem sich alles selbst zusammengekauft werden soll. Blöd nur, dass die Investigativ-Sendung dann eingestellt wird, weil alle lieber "die Urwaldshow" abonniert haben, wo es darum geht, möglichst viele Maden zu essen. Vergleiche doch mal die Quoten von Arte und RTL. Die Verkaufszahlen von TAZ und Bild. Gerade da zeigen uns doch die privaten Medien seit Jahrzehnten, wohin das führt (und mit welchen gesellschaftlichen Folgen). Millionenfach schauen sich die Leute zur Belustigung Ekelfernsehen an, oder wie arme Menschen am Rande des Existenzminimums leben, um kurz darauf zu den Geissens zu schalten, die ihren Reichtum zur Schau stellen und ein Bild vermitteln, dass man es zu etwas bringen, wenn man genauso widerlich agiert wie sie. Und das propagierst du jetzt ernsthaft auch für den Rundfunk?


    Gerade um dies nicht noch weiter ausufern zu lassen, sollte es uns die 60 Cent am Tag wert sein. Vor allem in diesen Zeiten, in denen die Menschen den Rattenfängern nur allzu leicht auf den Leim gehen. In Zeiten, in denen immer mehr Paywalls hochgezogen werden, wäre es geradezu töricht, die Fakten gegen all die Lügen hinter einer zentralen Superwall vorzuenthalten. Da nutzt dir dann auch dein "kostenloses Internet für alle" nichts mehr, wenn der Inhalt fehlt. Es sei denn, du willst Facebook, Snapchat und diversen Infokriegern noch mehr Aufrufzahlen generieren.
    Machen machen wir uns nicht vor: im gesamten Internet gibt es gerade mal eine Handvoll Platzhirsche, die den ganzen Laden dominieren. Und in der Medienlandschaft sähe es genauso aus, wenn von heute auf morgen der öffentliche Rundfunk abgeschaltet wird. Und mit denen will ich nun wirklich nicht allein gelassen werden.

  • Inhaltlich hab ich natürlich massive Problem mit der Programmgestaltung der öffentlich-rechtlichen Medien (Sportfokus, debile Vorabendserien usw.), aber die dürfen natürlich nicht verschwinden, weil nur privat zu einer Medienlandschaft wie in den USA führen würde.


    Natürlich sind die öffentlich-rechtlichen Nachrichten staatstragend und nicht etwa linke Propaganda, aber da ist sehr viel mehr Ausgewogenheit dabei als ein privater Nachrichtensender anbieten würde, wenn's nur noch die geben würde.


    Dass die ARD so plural aufgestellt ist, ist eigentlich auch nicht so schlecht, weil das halt eine Übernahme durch eine zukünftige AfD-Regierung erschweren würde.


    Ganz grundsätzlich gilt, dass Wettbewerb in der Medienlandschaft grundsätzlich zu einem Abflachen des Niveaus führt, insbesondere wenn's im Prinzip nur darum geht, Zeug zu verkaufen - was ja der Punkt bei werbefinanziertem Kram ist.

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich finde es ist überhaupt nicht mehr verhältnismäßig. Netflix ist ja billiger als die GEZ. Die sollten es runtersetzen.
    Aber um einiges. Oder mehr machen, das das ganze Klientel anspricht.


    Tut sie aber nicht. Also runtersetzen.
    Ich hab nicht mal'n Fernseheranschluss, brauch nur Internet und Netflix.
    Radio höre ich nur im Auto oder im Web.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich finde es ist überhaupt nicht mehr verhältnismäßig. Netflix ist ja billiger als die GEZ. Die sollten es runtersetzen.

    Serien gehört die Welt! Wozu Bildung, wozu Information, wozu politische Berichterstattung?
    Netflix denkt sich die Realität aus. Die öffentlichen Rundfunkanstalten bilden sie nur ab. Das ist ja mehr als von vorgestern!


    Ach, aber hat Netflix nicht unlängst eine Preiserhöhung angekündigt? Ob es die letzte bleiben wird für die nächsten Jahrzehnte? Schauen wir mal, was Netflix nach 70 Jahren kostet. Mehr als 5,51 Euro dürfen es jedenfalls nicht mehr mehr, sonst fällt das Billiger-Argument weg.
    Wenn man allerdings jetzt schon die zwingenden Internet-Providergebühren reinrechnet...oh nein. :unknw_gif:

    • Offizieller Beitrag

    Millionenfach schauen sich die Leute zur Belustigung Ekelfernsehen an, oder wie arme Menschen am Rande des Existenzminimums leben, um kurz darauf zu den Geissens zu schalten, die ihren Reichtum zur Schau stellen und ein Bild vermitteln, dass man es zu etwas bringen, wenn man genauso widerlich agiert wie sie. Und das propagierst du jetzt ernsthaft auch für den Rundfunk?

    Ich behaupte einfach mal, diejenigen die sich diesen Müll im Privatfernsehen anschauen, werden das Angebot von Arte so oder so nicht nutzen, egal wie viel Geld man auch in das Programm steckt.
    Umgekehrt würden die Menschen, die auf ein gewisses Niveau wertlegen, nicht plötzlich alle zu Bachelor-Fans mutieren, wenn plötzlich ARD und ZDF wegfallen würden... so lange es ein Bedürfnis gibt für qualitativ hochwertiges Fernsehen, werden sich auch Anbieter finden, die diese Lücke füllen, dann vielleicht eben durch Pay TV.
    Es ist ja auch nicht so, dass geistreiche Sendungen unbedingt mehr Geld verschlingen müssen als billig produzierter Müll. Eine Sendung wie das literarische Quartett beispielsweise kann man vermutlich immer noch billiger produzieren, als irgendso einen Reality TV-Müll, wo irgendwelche falschen Polizisten auf ihrer Streife durch die Nachbarschaft begleitet werden.
    Kultur ist ja nicht zwangsläufig teuer, und rechtfertigt daher auch keine hohen Gebühren.
    Was bei den Öffentlich-Rechtlichen am meisten Gelder verschlingt, ist der aufgeblasene Verwaltungsapparat, Übertragungs-Lizenzen für Sportereignisse, und diese großen Shows und Galas, die vom Niveau her aber meistens keinen Deut besser sind als vergleichbare Sendungen bei den Privaten.
    Oder in wie fern ist "Verstehen sie Spaß" eine Sendung, die nicht ebenso gut auf einem der Privaten laufen könnte? Oder die ganzen Kochshows. Oder diese ewig gleichen Krimis, Soko Wismar, die Rosenheim-Cops, und wie sie alle heißen... oder irgendwelchen Pflegern im Zoo dabei zuzuschauen, wie sie einer Elefantenkuh die Scheiße aus dem Arsch kratzen.
    Schau dir das Programm doch mal an! Ich verwende meinen Fernseher meistens nur zum Zocken, aber sobald ich ihn einschalte, ist halt automatisch das ZDF eingestellt, und da krieg ich dann immer ein paar Sekunden lang mit, was da gerade läuft. Und das ist echt zu 90 Prozent geistloser Müll. Wenn nicht gerade Nachrichten laufen. Und abends gibt es eben Talkshows ohne Ende, aber auch die sind keineswegs auf einem besonderen Niveau, sondern dienen ja eigentlich nur dazu, dass sich die immer gleichen Politiker dort in Szene setzen können und Schauspieler ihren neuen Film promoten. Wer das unbedingt haben will, soll es sich abonnieren. Ich glaube, den Menschen würde nichts fehlen, wenn sie diese ganze Labertaschen nicht mehr sehen würden. In der Zeit, die man dadurch gewinnt, könnte man beispielsweise mal wieder ein gutes Buch lesen. Das ist dann auch garantiert werbefrei.

    Meine liebsten Kinderserien sind z.B. durch den öffentlichen Rundfunk entstanden, und ich möchte sie nicht missen.

    Ok, ob Löwenzahn oder die Sendung mit der Maus in den Privaten möglich gewesen wären, wage ich auch zu bezweifeln.
    Morgens und Nachmittags ein bisschen was pädagogisch wertvolles für die Kinder zu bringen, sollte aber auch mit weniger Gebühren möglich sein. Dafür würde ich dann gern auch noch einen zweiten Euro im Jahr springen lassen. ^^


  • Die Ausgewogenheit kannst du auch über andere Medienformate erreichen. Das Fernsehen überlebt sich doch (hoffentlich) sowieso. Ich hab weder Fernseher noch Radio und zahl trotzdem. Und wenn immer weniger Menschen diese Medien konsumieren, hat sich das Thema irgendwann erledigt. Okay, man könnte irgendwann alles über die Mediathek laufen lassen, das wäre sowieso sinnvoller in Bezug auf die freie und zeitunabhängige Programmgestaltung. Arte seh ich z.B. schon als Bereicherung.

  • Ich behaupte einfach mal, diejenigen die sich diesen Müll im Privatfernsehen anschauen, werden das Angebot von Arte so oder so nicht nutzen, egal wie viel Geld man auch in das Programm steckt.

    Wieso sollte nicht das funktioniert, was umgekehrt schon mal genauso geklappt hat? Die Menschen waren ja nicht per se dumm; schaut man sich alte Ausschnitte an, kommt man sich eher vor, als ob die Menschheit einen kompletten Wandel durchlaufen hat.



    Schon für solche Perlen und dem Festhalten von unwiederbringlichen Momentaufnahmen, schätze ich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es ist auch fatal, immer nur Kochshows anzuführen als klassisches Beispiel für die Verdummung des Fernsehzuschauers. Es gibt sie eben auch, die Kultursender - und diese laufen genauso unter dem Label des öffentlichen Rundfunks. Genau genommen finanziert die Masse die Perlen auf Arte, im Klassikradio, oder indirekt auch im örtlichen Kulturbetrieb mit. So werden z.B. unbekannte Bands in den entsprechenden Sendungen vorgestellt, oder eben eine Lanze für die Kulturstätten gebrochen, wie es aktuell coronabedingt in der MDR-Reihe "Club-Session" geschieht. Dort treten regionale Geheimtipps auf, jeweils in den Wirkungsstätten, die aktuell geschlossen sind. Einen großen Raum wird dabei den Orten selbst gewidmet, also Werbung für die Häuser gemacht und lobend ihr Schaffen angeführt. Das alles kann schon helfen, eine gute Starthilfe zu geben, wenn es bald wieder für die Betreiber losgeht und ihnen natürlich erst mal Startschwierigkeiten bevorstehen.


    Man darf es eben nie vergessen: auch so etwas wird durch die Masse querfinanziert. Wenn sie dafür als Ausgleich ihre Kochshows bekommen, dann soll mir das Recht sein. Umgekehrt wäre es halt genauso unfair, wenn die Freunde des Musikantenstadls auf das Einstampfen von oben erwähnten Kulturperlen pochen, und das mit deren niedrigen Quoten untermauern würden. Man müsste ihnen unweigerlich Recht geben, denn die Masse schaut es nicht an, weshalb ich aber auch sehr froh bin, dass eben nicht so aufgerechnet wird.
    Oder anders gesagt: nur weil Bibisbeautypalace so gut ankommt, kann dir Youtube überhaupt die Möglichkeit bieten, deine Nieschenvideos zum Thema Anarchie zu veröffentlichen.

    Umgekehrt würden die Menschen, die auf ein gewisses Niveau wertlegen, nicht plötzlich alle zu Bachelor-Fans mutieren, wenn plötzlich ARD und ZDF wegfallen würden.

    Auch das hatten wir schon einmal. Als damals die privaten Sender aufkamen (RTL mit Tutti Frutti zum Beispiel), da war die Bevölkerung ganz wild auf so viel frivole Nacktheit. Der Stellenwert der öffentlich-rechtlichen hat maßgeblich an Bedeutung verloren, seit die Privatsender aufgeschlagen sind. Mittlerweile haftet an den Öffis ein richtiges Opa-Image, so bieder und langweilig. Wenn sie dann versuchen durch eigene Soaps dieses Image loszuwerden und Schritt zu halten mit dem, was die Leute scheinbar sehen wollen, ruft das wiederum ihre intellektuellen Kritiker auf den Plan, die darin ein ebenbürtiges Verdummungsinstrument auf einer Stufe mit den Privatsender sehen.


    Es ist halt nicht einfach, seine Legitimation beim Beitragszahler geltend zu machen. Liefe nur Hochkultur, ruft es die Kritiker von der anderen Seite auf den Plan. "Was soll ich mit dem Müll? Muss Zwangsgebühren zahlen für Terra X und Leschs Kosmos. Wen interessiert, wie die Erde entstanden ist oder wie ein Flugzeug fliegt? Ich habe kein Flugzeug. Und dieser Domian soll generell mal die Klappe halten, was kümmern mich die Probleme anderer Leute?"


    Dieser Egoismus heutzutage, dass es immer nur nach einem selbst gehen muss, ist einfach nicht zielführend. Am liebsten würde auch jeder nur KFZ-Steuer für die Straßen zahlen, die er selbst auch nutzt. Aber so funktioniert es halt nicht. Darauf baut weder unsere Steuer auf, noch das Krankenkassensystem, oder eben der Rundfunkbeitrag.


    Und was das Thema angeht: niemand, der Idiotenfernsehen schaut, würde sich für Kultur interessieren:
    Der Film "Free Rainer" hatte da eine schöne Botschaft. Darin kapert eine Gruppe Aktivisten die elektronische Quotenmessung, die für die Programmgestaltung zuständig ist. Wenn intellektuelle Sendungen scheinbar von vielen Leuten eingeschalten werden, dann wird mehr davon gesendet und das Programm darauf zugeschnitten. Und so kam es dann auch. Die Bevölkerung erwachte plötzlich aus ihrer Dummheit und sah erstmals, dass da ja noch etwas hinterm Tellerrand ist.


    Eigentlich ein richtig guter Streifen. Möchte an dieser Stelle mal eine Empfehlung aussprechen. Er lief irgendwann auch mal im öffentlichen Rundfunk. Das Privatfernsehen hätte sich das nie getraut, da es darin auch um Werbegelder und die ganze Maschinerie dahinter geht.

  • Was haltet ihr generell von der Idee eines "Öffentlich-rechtlichen Rundfunks"? Ist sowas noch zeitgemäß? Braucht man sowas überhaupt? Oder ist "Staatsfernsehen" bzw. "Staatsradio" ein Relikt der Vergangenheit, das spätestens mit dem Siegeszug des Internets seine Daseinsberechtigung verloren hat?


    Das einzig öffentlich-rechtliche, was ich regelmäßig konsumiere, ist die heute-show , ZDF Info allgemein und Deutschlandfunk podcasts. Das allein ist die GEZ Gebühr für mich schon wert.
    Es muss auch Medien- und Informationsangebote geben, die von finanziellem Druck befreit sind und auch weniger massentaugliche Angebote bieten, damit Konzerne wie Amazon, Google etc. nicht am Ende allein entscheiden, was wir sehen/hören und was nicht. Keine Ahnung, ob sich der ein oder andere Intendant zuviel Kohle abzweigt oder nicht und es braucht bestimmt keine zig verschiedenen Sender für ein und dasselbe, aber grundsätzlich finde ich es gut und richtig, dass es die Öffentlich-rechtlichen gibt.
    Es ist eigentlich ganz einfach: Die meisten Dinge, die die AFD abschaffen will, sollte man besser behalten.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Gerade öffentlich-rechtliche Satire - vor allem recht tiefgehendes und provokatives Zeug, wie es 'Die Anstalt' manchmal macht - würde es im Privatfernsehen nicht mehr geben. Da würde dann alles auf Personen runtergebrochen und systematische Kritik durch Satire, die hier ja durchaus noch üblich ist, würde vollständig verschwinden. Über die Mont-Pèlerin-Gesellschaft wüsste ich ohne 'Die Anstalt' zum Beispiel nichts:



    Die Tendenz kann man ja sehr schön sehen, wenn sich z.B. mal liberale englischsprachige Nachrichtensender anschaut. Fox News ist da gar nicht 'der Feind', sondern eher CNN oder CBS.

    Die Ausgewogenheit kannst du auch über andere Medienformate erreichen. Das Fernsehen überlebt sich doch (hoffentlich) sowieso. Ich hab weder Fernseher noch Radio und zahl trotzdem. Und wenn immer weniger Menschen diese Medien konsumieren, hat sich das Thema irgendwann erledigt. Okay, man könnte irgendwann alles über die Mediathek laufen lassen, das wäre sowieso sinnvoller in Bezug auf die freie und zeitunabhängige Programmgestaltung. Arte seh ich z.B. schon als Bereicherung.

    Na, ein Radio solltest du dir schon leisten. Damit kann man durchaus interessantes Zeug hören.


    Das Problem mit den Streaming-Angeboten ist ja eigentlich zweierlei - man wird total überwacht, weil Netflix und Co. all deine Daten analysieren, so wie auch der übrige Online-Kram, aber auch weil der Fokus da total auf die Kulturindustrie von Großkonzernen abgestellt ist. Ja, wahrscheinlich gibt's da gute Unterhaltung und auch die eine oder andere gute Doku, aber nichts das auch nur vorspielt, irgendwo am Gemeinwohl interessiert zu sein oder ggf. gewisse Dinge grundlegender in Frage zu stellen.


    Zur Zeit gibt's schon noch spendenfinanzierte Medienangebote wie z.B. die Interviews von Jung & Naiv, die ja doch für Politikerinterviews recht umfassend sind, aber in der Influencer-Landschaft sieht man doch sehr gut, in welche Richtungen Internetangebote hingehen. Und das gute am öffentlich-rechtlichen System, so wie es besteht, ist, dass es da halt doch immer noch einen Topf für Journalisten gibt, die jetzt öffentlich finanziert längere, teure Recherchen u.ä. machen können. Wenn das fehlen würde, sähe die Medienlandschaft schon bedeutend anders aus.


    Das Problem beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist halt, dass er sich von Information/Bildung zum großen Teil verabschiedet hat, und der Spaß- und Unterhaltungsindustrie der Privaten nacheifert.


    @Dian:


    Wettbewerb in der Medienlandschaft führt grundsätzlich zur Verflachung, wenn die Orientierungsgröße Quoten bzw. Klickzahlen sind. Das sieht man doch sehr schön daran, dass alle ihre Formate gegenseitig nachäffen und gerade bei unterirdischen Formaten einander in der Qualität unterbieten wollen, indem man z.B. die künstlichen Hartzer noch stärker als Untermenschen darstellt als der Konkurrenzsender.
    Und solange sowas werbefinanziert ist, ist da sowieso nichts prinzipiell kritisch bzw. hängen die Sender auch direkt am guten Willen ihrer Werbekunden, die ihnen durchaus auch sagen (können), was sie im Programm sehen und was sie nicht sehen wollen.


    Deswegen ist's ja auch totaler Schwachsinn, dass es bei den Öffentlich-Rechtlichen auch wichtig ist, wie viele Leute dazuschauen. Ihr Geld kriegen die ja unabhängig vom 'Erfolg in Quoten'. Wieso die eigentlich messen und nicht einfach gutes Material raushauen? Das ist schon ein Fehler im System.


    Oh, und 'Das literarische Quartett' ist natürlich auch eher Unterhaltungs- als Bildungssendung. Was früher im deutschen Fernsehen möglich war, kann man z.B. hier sehen:



    Die Vorstellung, dass derart formulierte Fragen - geschweige denn die Antworten - heute im Fernsehen noch möglich wären, mutet ja schon etwas absurd an.


    Recht cool in der 'Zur Person'-Playlist ist v.a. das Interview mit Rudi Dutschke. Hier mal ein Direktlink: