Rundfunkgebühren

  • Die Vorstellung, dass derart formulierte Fragen - geschweige denn die Antworten - heute im Fernsehen noch möglich wären, mutet ja schon etwas absurd an.

    Es ist möglich und wird nach wie vor auch praktiziert. Natürlich nicht bei RTL 2, sondern zum Beispiel auf Phoenix in der Reihe "persönlich". Solche Reihen gab es immer schon. Der Duktus der Menschen hat sich natürlich geändert, und das Bild ist auch nicht mehr schwarz-weiß, aber da kann ja das Fernsehen nichts für.
    Ich denke auch nicht, dass oben gezeigte Sendungen früher unendlich hohe Quoten erhalten haben. Heute gibt es diese Interview-Formate auch noch, viele schalten aber lieber zum Dschungelcamp rüber, weil ihnen das mehr gibt. Und das war auch schon früher so, als die Leute zwar nicht so einfach umschalten konnten, aber dann halt in die Kneipe gegangen sind, und sich unterhalten haben, dass sie jetzt einen Türken in der Fabrik haben, der ganz schwarze Haare hat und man ihn vorsichtshalber mal im Auge behält!

  • Es ist möglich und wird nach wie vor auch praktiziert. Natürlich nicht bei RTL 2, sondern zum Beispiel auf Phoenix in der Reihe "persönlich". Solche Reihen gab es immer schon. Der Duktus der Menschen hat sich natürlich geändert, und das Bild ist auch nicht mehr schwarz-weiß, aber da kann ja das Fernsehen nichts für.Ich denke auch nicht, dass oben gezeigte Sendungen früher unendlich hohe Quoten erhalten haben. Heute gibt es diese Interview-Formate auch noch, viele schalten aber lieber zum Dschungelcamp rüber, weil ihnen das mehr gibt. Und das war auch schon früher so, als die Leute zwar nicht so einfach umschalten konnten, aber dann halt in die Kneipe gegangen sind, und sich unterhalten haben, dass sie jetzt einen Türken in der Fabrik haben, der ganz schwarze Haare hat und man ihn vorsichtshalber mal im Auge behält!

    Klar, ähnliche Formate gibt's schon noch, aber dass heute mal jemand ins Fernsehen eingeladen würde, der einfach mal so erklären darf, wieso er den Parlamentarismus für Quatsch hält (wie Dutschke), ist nicht besonders wahrscheinlich. Phoenix hat schon noch so eine Interviewsendung, aber besonders in die Tiefe gegangen wird da nicht.


    Man merkt halt doch, dass man sich z.B. auf das Gespräch mit Hannah Arendt richtig vorbereitet hat und auch versucht, nicht unter Niveau zu gehen, die Leute ausreden zu lassen usw.


    Und das war ja teilweise bei den ersten 'Talk Shows' im Fernsehen auch so, die ja auch erstmal nur Gesprächssendungen waren. Das hat sich dann halt immer mehr verflacht.

    • Offizieller Beitrag

    Ihr seid da zu sehr von euren Nostalgie-Gefühlen beeinflusst, meiner Meinung nach...
    Natürlich war das damals noch ein qualitativ hochwertigeres Programm. Und natürlich ist es so, dass die Konkurrenz durch die Privaten dazu geführt hat, dass das Niveau eher gesunken ist, weil ja auch ARD und ZDF mit der Zeit gehen wollten bzw. mussten.
    Und dass die Privaten es nicht besser machen würden, ist ja auch klar, weil es denen nur um Massenkompatibilität und Werbeeinnahmen geht.
    Aber wir haben heute nunmal das Internet, und Interviews wie das mit Rudi Dutschke findet ihr auf Youtube an jeder Ecke. Die sind euch ja nur meistens zu "rechts", weil die Leute es dort wagen, das komplette System in Frage zu stellen und die etablierten Medien als gleichgeschalteten Propaganda-Dreck zu bezeichnen. :D
    (bin mir aber sicher, es gibt auch ein paar kluge Linke auf Youtube, die kritisches Programm nach eurem Geschmack machen)
    Man muss sie nur finden. Und das ist eben das Problem der heutigen Zeit.
    Alles ist längst vorhanden, auch mehr Qualität und Kultur als jemals zuvor. Der Suchalgorithmus von Youtube (der definitiv vor zehn Jahren noch besser war), sorgt nur leider dafür, dass nur der Müll hochgespült wird, und die qualitativ hochwertigeren Beiträge oft unbekannt bleiben.
    Ist ja auch kein Wunder, weil Youtube nunmal ein Unternehmen ist und einfach möglichst viel Geld verdienen will.


    Aber stellen wir uns doch einfach mal eine Art "öffentlich-rechtliches" Youtube vor...
    Mit Servern, die von der Allgemeinheit bzw. dem Staat bezahlt werden, so dass die Seite nicht dem kommerziellen Erfolgsdruck unterliegt, sondern einen Algorithmus entwickeln könnte, der intelligente und kulturell hochwertige Beiträge nach oben pusht, und nicht irgendwelche LetsPlays und Katzenvideos.
    So etwas ließe sich mit einem Bruchteil der Kosten, die das öffentlich rechtliche Fernsehen verschlingt, finanzieren. Und die besten Beiträge davon könnte man sogar dann im Fernsehen laufen lassen, für die paar Senioren, die es noch gewohnt sind, jeden Abend vor der Glotze zu sitzen statt im Netz zu surfen.


    Wie ich bereits erwähnt habe: Qualität und Kultur ist keine Kostenfrage. Die meisten der Sendungen, die ihr hier als positive Beispiele für ein hochwertiges Kulturprogramm erwähnt habt, kosten in der Produktion weniger als eine durchschnittliche ZDF-Krimi-Episode. Die Beitrags-Millionen der Gebührenzahler fließen im öffentlich rechtlichen Fernsehen ganz wo anders hin. In Dinge, die kein Mensch braucht, oder die sich eben jeder, der daran Interesse hat, auch abonnieren könnte via PayTV (Sportsendungen, Volksmusik, Quizshows und Co.) Damit muss man eigentlich nicht die Allgemeinheit belasten.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist für mich eher ein Beispiel für einseitige Berichterstattung, was bei der Thematik ja auch nicht anders zu erwarten war.
    Ich hätte mir ja eher mal eine Sendung zum Thema "Umgang mit Staatsanhängern in Familie und Freundeskreis" gewünscht, in dem Staatsgläubigkeit dann in der gleichen Weise pathologisiert wird, wie die Verschwörungsgläubigkeit. (Es erschiene mir angebracht, wenn man bedenkt, wie viele Menschen schon durch Staatsgläubigkeit ums Leben gekommen sind.)


    Ist ja unbestritten, dass es in der Verschwörungsszene viel braune Soße und viel Dummheit gibt.
    Aber ich weiß nicht... wenn Medien in letzter Zeit über dieses Thema berichten, höre ich da immer so eine enorme Arroganz mitschwingen. So nach dem Motto: "Sind ja eh alles Irre und Rechtsradikale, die sich eben gern in ein einfaches Weltbild flüchten, weil sie mit den komplexen Vorgängen in dieser Welt überfordert sind."
    Dass es vielleicht gute Gründe gibt, dem Staat und den Mächtigen zu misstrauen, und dass hinter vielen "Verschwörungstheorien" auch ein Körnchen Wahrheit steckt (und manchmal auch ein bisschen mehr), wird bei Berichterstattungen über diese Thematik aber immer wieder gekonnt ignoriert.
    Es ist eben nicht so einfach, dass sich Verschwörungsanhänger aus Bequemlichkeit in ein leicht zu verstehendes Weltbild flüchten... Experten und Politiker, die den Menschen die Welt möglichst einfach erklären, haben wir ja schließlich genug. Und es gibt auch genug Menschen da draußen, die eben gerade weil sie ein einfaches Weltbild bevorzugen, die Parolen der Regierung oder die Meinung der Medien nachplappern.
    Ich denke, man macht es sich da oft zu einfach in der Berichterstattung. Wenn man wirklich niveauvoll über das Thema berichten wollte, sollte man vielleicht ab und zu auch mal die andere Seite beleuchten. Klar gibt es viele Verschwörungsspinner da draußen, die ihren Ideen mit geradezu religiösem Eifer hinterherrennen... aber es gibt auch viele Systemanhänger, die mit geradezu religiösem Eifer versuchen, andere von der Richtigkeit ihres Systems zu überzeugen, ohne dass man die deshalb gleich als geisteskranke Sektenspinner bezeichnen würde. Und dem Pfarrer, der im Wort zum Sonntag voller Überzeugung erzählt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, unterstellt auch niemand, dass er Fake-News verbreitet.
    "Geisteskrank" sind natürlich wie immer nur diejenigen, deren Wahnvorstellungen zu sehr von den Wahnvorstellungen der Mehrheit abweichen.

  • Dass es vielleicht gute Gründe gibt, dem Staat und den Mächtigen zu misstrauen, und dass hinter vielen "Verschwörungstheorien" auch ein Körnchen Wahrheit steckt (und manchmal auch ein bisschen mehr), wird bei Berichterstattungen über diese Thematik aber immer wieder gekonnt ignoriert.

    Das Gegenteil ist der Fall. Bei diesem Film habe ich mich schon gefragt, wieso man dem Verschwörungstrottel soviel Raum bietet, seine Theorien ungehindert zu verbreiten. Wieso da nicht gegengeredet oder kritisch nachgefragt wird. Nichts von alledem geschah. Auch Versuche, den Unsinn mit Fakten zu widerlegen, sind nicht erkennbar. Eher wird ihm ein Sprachrohr geboten und seine menschlichen Vorzüge hervorgehoben, so dass man sich als verwirrter Zuschauer seine ganz eigenen Gedanken zum Gesagten machen muss. Ist das in deinem Sinne? Falls ja, dann hast du hier das oben geforderte.

    • Offizieller Beitrag

    Eher wird ihm ein Sprachrohr geboten und seine menschlichen Vorzüge hervorgehoben, so dass man sich als verwirrter Zuschauer seine ganz eigenen Gedanken zum Gesagten machen muss. Ist das in deinem Sinne? Falls ja, dann hast du hier das oben geforderte.

    Kann man so oder so sehen. Ich denke, die Reporterin hat sich zumindest respektvoll verhalten und ist höflich geblieben, was ja eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit sein sollte, wenn man als Journalist über etwas berichtet. Bei vielen vergleichbaren Sendungen denkt man ja, die werden nicht für's objektive Berichten bezahlt, sondern dafür, den Moralapostel zu spielen und alles für den Zuschauer gleich richtig einzuordnen und zu bewerten. Also das ist durchaus in meinem Sinne, dass Reporter recherchieren, aber nicht ständig oberlehrerhaft werten und moralisieren.


    Aber ist das deshalb eine objektive Reportage? Für eine wirklich objektive Reportage bräuchte man einen Reporter, der zu dem Thema über das er berichtet, noch keine vorgefertigte Meinung hat. Und im Fall von dieser Reporterin ist ja mehr als offensichtlich, dass sie von Anfang an eine bestimmte Meinung vertritt (nämlich die, dass sie dieses Verschwörungszeugs nicht nachvollziehen kann).
    Und das ist eben symptomatisch für unsere Medienlandschaft. Die Reporter haben zu den meisten Dingen, über die sie berichten, schon eine vorgefertigte Meinung und verfolgen eine bestimmte Aussageabsicht mit ihrer Dokumentation. Ok, ist ja auch ihr gutes Recht... ich verfolge ja auch eine gewisse Absicht mit meinen Videos. Aber dann sollte man eben auch dazu stehen, dass man Meinungsmache betreibt und die Zuschauer in eine bestimmte Richtung drängen will, und nicht immer so tun, als ob man ganz objektiv die einzig wahre Wirklichkeit abfilmt. Denn diese Doppelmoral, einerseits ganz eindeutig eine bestimmte Aussageabsicht zu haben, aber andererseits sich was darauf einzubilden, dass man objektiven Journalismus betreibt, ist natürlich ein gewisser Widerspruch, der dann eben über die Jahre hinweg dazu führt, dass immer mehr Menschen in den Medien keine objektiven Berichterstatter mehr sehen, sondern vom System bezahlte Meinungsmacher. Und das ist es ja auch. Propaganda eben. Wie gesagt, jeder macht Propaganda. Ich auch. Und die Verschwörungsheinis auch. Wir sind alle nicht objektiv, und genauso sind es die öffentlich rechtlichen Medien eben auch nicht, da sollte man sich keine Illusionen machen. Wenn das einigen hier nicht auffällt oder es sie nicht sonderlich stört, dann liegt es vermutlich daran, dass sie eben eine ähnliche Meinung haben wie die Programmgestalter und es deshalb gar nicht als Meinungsmache empfinden, sondern als "die Wahrheit". ;)

  • Aber ist das deshalb eine objektive Reportage? Für eine wirklich objektive Reportage bräuchte man einen Reporter, der zu dem Thema über das er berichtet, noch keine vorgefertigte Meinung hat.

    So jemanden gibt es nicht. Und du, der es von anderen fordert, bist es am allerwenigsten. Auch Roboterjournalismus gibt es noch nicht. Und auch wenn es dein Wunschideal ist, selbst einem überzeugten Kinderschänder neutral zu begegnen und sich seine Thesen anzuhören, sowie sich damit ernsthaft auseinanderzusetzen: geben tut es das nicht. Es sei denn, man fühlt sich da selbst irgendwie hingezogen. Aber der wäre dann eben auch nicht "neutral".
    Jeder hat nun mal seine Prägung und seine Grundmoral, um nicht als totales emotionales Wrack durchs Leben zu gehen, geschweige denn so jemanden mit Millionenreichweite auf die Bevölkerung loszulassen. Und selbst empathielose Menschen sind nicht neutral. Ich frage mich sowieso, wie so jemand superneutrales eigentlich aussehen soll. Da kommt die Reporterin aus dem Video noch am ehesten heran. Es menschelt zwischen den beiden definitiv. Da wird sich fast schon innig verabschiedet, was ich für einen "neutralen" Reporter jetzt doch etwas drüber finde.
    Gut, was ich drüber finde, das findet ein anderer vielleicht aber auch als Indiz, dass hier eben NICHT Andersdenkende vorgeführt werden, und man sie eben NICHT schon vor dem ersten Hallo verabscheut und sie mit gezielten Nachfragen der Scham und Peinlichkeit aussetzt (genug Potenzial bietet der Typ). Und doch unterstellst du das, redest von Propaganda und Meinungsdiktat. Also Recht machen kann man es dir wohl auch nicht. Egal wie.


    Ich frage mich, wie man sich denn ernsthaft mit Thesen wie der flachen Erde auseinandersetzen soll, wenn davon der Gegenüber berichtet. Genauso beim Trinken von Kinderblut - man schaue sich nur mal die Queen an, die doch noch so fit im Alter sei (was ja tatsächlich niemand bestreiten kann).

    Einmal editiert, zuletzt von Unmensch ()

  • Ich muss gestehen bisher nichts gelesen zu haben, was ihr zu dem Thema geschrieben habt.
    Aber es ist spät und ich hab schon so viel gelesen heute...


    Wahrscheinlich wurde vieles des Folgenden daher schon gesagt.


    Öffentlich-rechtliche eindeutig ja! Aber nicht so!
    Erstens geht das billiger, aber das ergibt sich aus Folgendem.


    Wir brauchen eine brutale unabhängige vierte Gewalt!
    Nur den privaten Medien zu vertrauen gefällt mir nicht, obwohl es in den USA gar nicht so schlecht funktioniert.
    Die privaten Medien gehören am Ende irgendwelchen Konzernen und folgen damit deren unmenschlicher Profitagenda. Daher können wir von denen die Aufgabe einer möglichst unabhängigen vierten Gewalt nicht erwarten.


    Unterhaltung und Zerstreuung können die Privaten aber ganz gut. Außer vielleicht ein bisschen Kulturförderung für Kunstfilme und anderes abgefahrenes Zeug, das bei den privaten keine Finanzierung findet, brauchen wir das bei den öffentlich-rechtlichen daher nicht. Lindenstraße, Sportschau, Mainstreamradiosender und den ganzen Quatsch einsparen! Das können alles die Privaten machen.


    Was wir aber dringend brauchen, ist trockene gut recherchierte und aufbereitete Bildung über alles, die jedem immer zur Verfügung steht. Nicht nur für 7-Tage in irgendeiner Mediathek verbuddelt, sondern gut sortiert und durchsuchbar. Und auch nicht in modernen verblödeten an DMAX angepassten Formaten. Sondern anspruchsvoll und fordernd. Die Menschheit verblödet und das nicht zuletzt wegen der dämlichen Medien. Dem könnten die Öffentlich-Rechtlichen etwas entgegensetzen, Quoten hin oder her. Da muss nicht mit den privaten konkurriert werden, sondern auf Anspruch gesetzt werden.


    Vor allem aber könnte mit den Milliarden eine Meute stressiger Trolle und Bluthunde bezahlt werden die die anderen drei Gewalten mit einem Terror aus investigativen Journalismus überziehen. Dafür müsste diese Gewalt aber wirklich unabhängig sein und nicht, wie bisher, nach Parteiproporz besetzt werden. Direkt gewählt ohne Parteien, oder am besten - wie ohnehin von Aristoteles eigentlich für die Demokratie gefordert - per Los besetzt.


    Dazu ein paar (regionale) öffentliche Kanäle, um Demokratie und Meinungsvielfalt zu fördern hier und da.


    Dafür würde ich gerne einen Beitrag zahlen!

  • Nur den privaten Medien zu vertrauen gefällt mir nicht, obwohl es in den USA gar nicht so schlecht funktioniert.

    Du schreibst etwas, worauf du exakt ein Satz später schon das beste Beispiel lieferst, warum das dort eben gerade nicht funktioniert.


    Ansonsten hatten wir das alles schon, was du dargelegt hast. Vielleicht liest du den gesamten Thread doch mal, sofern dich das Thema wirklich interessiert.
    Anspruchsvolle Formate gibt es in der öffentlich-rechtlichen Senderlandschaft teils seit Jahrzehnten. Schaut nur keiner an, was auch die ganzen merkwürdigen Forderungen nach etwas erklärt, was schon lange da ist. Das Problem scheint hausgemacht zu sein, wenn jene, die sich Investigativjournalismus wünschen, die vorhandenen Sendungsnamen nicht kennen, allen aber die Titel der stumpfen Unterhaltsungsformaten geläufig ist, die aber natürlich keiner schaut (und die seltsamerweise trotzdem die höchsten Quoten haben).