Anarchokapitalismus gegen Gewalt

  • Keiner zwingt den Menschen, etwas zu tun, das dieser nicht will. Natürlich gibt es Führungspersöhnlichkeiten und Folgende. Das wird immer so sein. Und ist durchaus legitim und es hat Platz in meinem Konzept. Trotzdem(!!) sind alle Menschen gleich. Egal welche inoffizielle Position sie beziehen.Es gibt auch keinen "Chef", sondern Delegierte. Ganz viele. Und je größer es wird, desto mehr gibt es. Alle sind gleich und keiner ist besser. Finde es traurig jemanden anhand seiner Fähigkeiten oder Kompetenzen zu benachteiligen. Von Position ganz zu schweigen.
    WER gibt WEM das Recht zu entscheiden WAS mehr Wert ist und was nicht?


    Niemand. Keiner ist Gott. Und in meinem Konzept gibt es diese Rechtverteilung nicht, weil genau: Jeder gleich ist.


    Von Bedürfnissen und Co. spreche ich hier gar nicht, das ist ein ganz anderes Thema.

    Tja das ist eine "Gleich" Definitionsfrage. Also ich denke die Gleichheit die du meinst wird durch die anarchistische Haltung garantiert. Das sehe ich auch als essentiell. Aber ansonsten finde ich Ungleichheit gut, denn sie macht mich zum Individuum. Wenn man von "gleich" spricht macht es doch Sinn den Begriff auf den ganzen Menschen zu beziehen. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse die gehören doch in diesen Begriff mit rein. Ich kann mir nichts schlimmeres Vorstellen als eine extreme Gleichmacherei. Dann wird sicher kein neues Wissen mehr entstehen. Es ist der Tod des Dissens.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Ich versuchs nochmal anders. Warum ich auf diese Thematik wieder aufmerksam geworden bin liegt auch daran, dass wir jetzt ein Jahr Mitglied bei einer lokalen Solawi waren. Kennt ihr die? Unsere hat einen sehr kollektiv anarchistischen Ansatz. Aber mit einem doch kulturellen kommunistischen Touch, wie ich finde.
    Mit eben einer starken Betonung auf der Gleichheit.
    Alles basiert auf einer kompletten Freiwilligkeit.


    Seid ihr in irgendwelchen Gruppen Organisationen, die so funktionieren oder Erfahrung damit?


    Folgende Problematiken haben sich da für mich herauskristallisiert:


    Einige wenige stecken sehr viel Energie in die Gruppe, die meisten eher nicht.
    Es gibt eben ein paar Idealisten und das Hofteam. Diese sind die Gründer und haben einen zentralen Charakter.


    Es soll jeder immer den gleichen Anteil an Gemüse geben. Aber irgendwie bleibt bei der Verteilung dann was übrig oder ist schon weg wenn die letzten kommen.
    Die Gruppe hat eine notwendige Menge an Ackertagen beschlossen. 4 pro Jahr pro Anteil.
    In der Praxis werden, die aber scheinbar nicht erreicht.
    Alle finden aber die Ackertage ganz toll und schwärmen davon wie schön das auf dem Acker ist.
    Mir macht das keinen Spaß, aber ich weiß das es notwendig ist und deshalb tat ich es. Mehr als die 4x pro Jahr.
    Es gibt gewisse AG's leider laufen einige sehr schleppend.
    Es gibt auch immer Problem die Mitgliedsbeiträge zusammen zu bringen. Anonyme Bietrunden.


    Es sind alles Menschen die sich von der Grundhaltung als sehr sozial und solidarisch ansehen.
    Wieso passiert das?


    Es sind eben nicht alle Gleich. Viele gehen nebenher einem Beruf nach, studieren, ...
    Meines Erachtens würde dieser Struktur etwas mehr kapitalistische Denkweise gut tun,


    Es wäre sinnvoller das Ganze individueller zu gestalten. Nach dem Prinzip, wer nicht auf den Acker will, macht etwas anderes oder zahlt halt einfach mehr.
    Oder wenn ich viel mache, darf ich mir auch etwas mehr Gemüse nehmen.
    Aber das sind kapitalistische Gedanken und das wollen die nicht.


    Durch die Intransparenz in der Gruppe kann sich jeder auf seiner Anonymität ausruhen.
    Es entstehen zu wenig Verbindlichkeiten und Verantwortung.
    Wobei es wirklich erstaunlich ist wie gut es funktioniert.


    Ich fände eben einen Touch in die Richtung, wie es z.b. der Semmler umgesetzt hat, also echte Transparenz sinnvoller. Dadurch entsteht aber mehr Bürokratie aber eben auch Ordnung und Kontrolle/Regulierung.
    Den persönlichen Chef kann man eben durch Transparenz ersetzen. Die Kultur in der Gruppe entscheidet ob daraus Mobbing entstehen kann.
    Die Gefahr sehe ich aber bei diesen Menschen überhaupt nicht.


    Arbeit die keinen Spaß machen sollte besonders gut entlohnt werden. Das Problem die gibt es. Wie will man das antikapitalistisch lösen? Wer opfert sich hier freiwillig, wie viele denkt ihr tun das?


    Der anfängliche Idealismus ist oft schnell verflogen und man findet immer gute ausreden...gerade in der Unpersönlichkeit


    In der Praxis, nach meiner Erfahrung, echt verdammt wenige. Denn jeder ist sich selbst halt mal der Nächste. Asozial verhalten sich oft Menschen die das nicht sehen können oder in einen langfristigeren und tieferen Kontext zu setzen.


    Ich denke genau in der Mitte zwischen Kollektiv und Individuum liegt das Lebensglück.

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  • Ich will gerade nicht mehr auf meine Theorie eingehen. Ich glaube da sind wir einfach unterschiedlicher Meinungen. Was gut ist.


    Aber hier hätte ich vielleicht was:

    Arbeit die keinen Spaß machen sollte besonders gut entlohnt werden. Das Problem die gibt es. Wie will man das antikapitalistisch lösen? Wer opfert sich hier freiwillig, wie viele denkt ihr tun das?

    Wenn solche arbeiten dann Straftäter tun?


    In meinem Konzept gibt es keine Gefängnisse, höchstens psychisch unterstütze Einrichtungen, für Menschen, die sich nicht wieder sozialisieren lassen.
    Aber die anderen, sollen genau mit solchen arbeiten wieder Teil der Gesellschaft werden. Sie sind nach wie vor gleich viel wert, lediglich etwas in ihrer Freizeit/Freiheit eingeschränkt.


    (Abgesehen davon gibt es so viele Individuen, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass es niemanden gibt dem das nicht Spaß macht!)

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Könnte man so sehen. Ich sehe halt beim freien Markt einen möglichst natürlichen Raum oder ein Abbild der Natur und glaube nicht das sich dieser komplett kollektiv organisieren lässt. Von dem abgesehen, dass er das eigentlich ganz genau darstellt im Sinne von Natürlichkeit. Es wird eben nichts ausgeschlossen. Man könnte es auch als radikalen ganzheitlichen Kollektivismus/Integration betrachten, der eben alle Spielarten zulässt. Vielleicht auch, welche die in deinen Augen unschön sind. Was dann in diesem Raum wächst ist eine andere Sache, die Diversität sollte auf jeden Fall gewahrt werden.


    und leider funktioniert das Ganze eben noch nicht so gut, dass Überschuss produziert wird. Warum sollte dieser überhaupt produziert werden, wenn ich nicht auch gewinnorientiert denke?

    Was man da so herauslesen kann, entsteht da schon Überschuss...mit dem würde ich durchaus handeln, denn wenn ich ihn verschenke, werden andere Arbeitsgruppen wieder inaktiv und tragen somit nichts mehr zum Kollektiv bei. Ein Energieausgleich muss in jedem Fall stattfinden.
    Das Problem, dass manche unmotiviert gewissen Aufgaben gegenüberstehen, könnte man mit Verkleinerung der Gruppen und einem steten Wechsel der Aufgabenbereiche und der Grüppchen an sich erreichen, die sich selbst, VOR Aufgabenverteilung zusammenfinden sollten. So wäre gewährleistet, dass man Unmotivierte mitzieht und Anreize zur Verbesserung liefert.
    In dieser Firma, die du verlinkt hast, funktioniert das nach meinem Verständnis so, dass Arbeitsgruppen zusammen Ideen sammeln (Brainstorming), und sich demnach jemand in einem Bereich herauskristallisiert, der gerade die meiste Kompetenz zeigt. Diesem 'Vorgesetzten' wird für diesen Zeitraum zugearbeitet, und somit unterliegen Entwicklung, Forschung, was auch immer ständig wechselnden Wachstumsprozessen. Der Mensch ist konzipiert sich stets zu verbessern, und ich denke, dass man seine Individualität und das Konkurrenzdenken am besten in solche produktiven Bahnen lenken wird.

  • Was passiert denn mit dem Überschuss im Kapitalismus? Er landet auf dem Müll, und das massenweise. Der Zynismus geht sogar so weit, dass die Heiligkeit des Eigentums und Warencharakters noch über den Tod der Ware hinaus am Leben gehalten wird, was wir z. B. am Verbot von Containern sehen.

  • Gesonderte Entlohnung heißt ja wieder ausgegrenzt zu sein. Es wird idR an Einem Projekt gearbeitet, das alle mitgestalten. Ich habe selber schon mit "Knastis" gearbeitet und muss sagen, es war wunderbar!
    Ich finde auch, dass Behinderte nicht in den Werkstätten arbeiten sollten, sondern inclusiv mit den 'Normalos' sofern es der Gesundheitsgrad zulässt.
    Also alles in allem wäre ich für viele kleinere Arbeitsgruppen, bunt gemischt, so dass ein wirklicher Austausch stattfinden kann.

  • Was passiert denn mit dem Überschuss im Kapitalismus? Er landet auf dem Müll, und das massenweise. Der Zynismus geht sogar so weit, dass die Heiligkeit des Eigentums und Warencharakters noch über den Tod der Ware hinaus am Leben gehalten wird, was wir z. B. am Verbot von Containern sehen.

    Das Bezog sich auf die solawi und auf Lebensmittel, die können kompostiert werden.
    Anderweitig hast du natürlich recht. Es wird produziert um es von vornherein wegzuwerfen. Die meisten Güter scheinen eine eingebaute Sollbruchstelle zu haben. Ich hab deswegen schon gar keine Lust mehr etwas neues zu kaufen. Da investiere und vote ich mit meinem Geld besser in eigene und erneuerbare Projekte. Der Übergang dorthinaus zeichnet sich leider noch nicht großflächig ab, aber immerhin gibt es hier und da mutige Menschen, die sich zeigen und den Anfang machen.

  • Das Bezog sich auf die solawi und auf Lebensmittel, die können kompostiert werden.Anderweitig hast du natürlich recht. Es wird produziert um es von vornherein wegzuwerfen. Die meisten Güter scheinen eine eingebaute Sollbruchstelle zu haben. Ich hab deswegen schon gar keine Lust mehr etwas neues zu kaufen. Da investiere und vote ich mit meinem Geld besser in eigene und erneuerbare Projekte. Der Übergang dorthinaus zeichnet sich leider noch nicht großflächig ab, aber immerhin gibt es hier und da mutige Menschen, die sich zeigen und den Anfang machen.

    Ja und ich denke diese Entwicklung kann man halt nicht rein dem Kapitalismus in Schuld schieben. Das hat was mit kurzfristigen Handeln und Denken zu tun. Dafür braucht es Bewusstsein. Da können wir schon noch hinkommen. Das mit den eigenen und den erneuerbaren Projekten, genau so seh und handel ich auch. Das genau die richtige Richtung.

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