Was bedeutet für euch Faschismus und faschistisches Denken und Handeln?

  • Ich möchte mich hier der Fragestellung widmen, was das Wort Faschismus für die meisten hier bedeutet und im besten Fall einen Konsens finden. So dass vernünftige philosophische Diskussionen darauf aufgebaut werden können. Ich sehe es als problematisch an, wenn Begriffe eine zu stark wertende Komponenten haben und ich bin ein Freund von Begriffsradikalisierung.
    Soll heißen, gehen wir der Frage nach was die Wörter vom Wortstamm her bedeuten und wie sie gesellschaftlich belegt sind. Ich möchte damit den Blick hinter die Kulisse wagen und abstrakte Strukturen erkennen und aufzeigen, welche dahinter am wirken sind.
    Ich denke so kann ein tieferes Bewusstsein entstehen.


    Ich würde mich freuen, wenn auch andere entsprechende Threads starten. Weiterer Klärungsbedarf besteht meiner Meinung nach bei Begriffen wie: Egoismus, Kapitalismus, Rassismus, Sexismus, ... das sind natürlich alles negativ belegte Begriffe, das macht es ja so interessant darüber zu diskutieren. :D
    Ich denke Probleme die damit verbunden sind lassen sich nicht durch eine Cancel Culture lösen.


    Manege auf, mögen die Spiele beginnen!


    Somit stelle ich die Frage in den Raum:


    ---------------------------------------------------------
    Was versteht ihr unter Faschismus?
    --------------------------------------------------------
    Wo fängt dieser anoder hört auf, welche Dosis macht das Gift?


    Ich werde mal den Anfang machen:


    Ich denke die gesellschaftliche Bedeutung muss ich hier nicht weiter ausführen, die sollte jedem relativ klar sein.


    Faschismus – Wikipedia


    Faschismus - der Bund / fascis - Bündel


    Ich finde das wäre ein guter Ansatz komplett wertefrei darüber zu diskutieren.


    Zum einen möchte ich den Begriff auf mich beziehen und zum anderen auf eine Gesellschaft.


    In Bezug auf mein Ego, hat es also einen bündelnde Komponente, diese würde ich auch als Konzentration oder Zentrierung beschreiben.
    Somit kommt hier auch ein meditativer Charakter ins Spiel. Provokant ausgedrückt würde das nun bedeuten, dass wenn ich mich auf etwas konzentriere, dies faschistisch ist.


    Gesellschaftlich betrachtet hat es was mit Zentralität zu tun. Also wenn ein Projekt gestartet wird, werden die Energien gebündelt, dann ist das irgendwie auch faschistisch. Also jede Community hat eine faschistische Komponente. Allerdings macht natürlich die Dosis das Gift. Und diese spielt bei dem Begriff natürlich eine Rolle. Im Fall NS-Regime o.ä. hat dies natürlich zu einem riesen Haufen Scheiße geführt und diese Gefahr ist eben auch immer dabei wenn Dinge zu stark gebündelt/zentriert und vereinheitlicht werden. Das Individuum verliert immer mehr an Bedeutung und muss sich dem Bündel unterordnen und wird missbraucht und unterdrückt. Die Vielfalt wird vernichtet.


    Somit stellt sich auch die Frage wieviel Faschismus tut uns gut, persönlich und gesellschaftlich und kann eine Gesellschaft ohne Faschismus überhaupt existieren?

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

    Einmal editiert, zuletzt von Madhias ()

  • reden wir jetzt von DEM faschismus (mussolini, italien, 1922-1945) oder von "bündelung von energien, die du auf deine zentralität" beziehst? dann würde ich dafür einen neuen begriff erfinden... wie kontemplation oder sowas. ich finde nicht, dass man zu recht belastete begriffe aus der geschichte und ihren harten lektionen in menschlichkeit, dadurch aufweichen sollte, dass man ihnen eine neue bedeutung zuweist, nur weil grossvater vielleicht glühender antisemit war und das eigene weltbild nicht mehr ganz rund läuft. das prinzip von vielen gleichen stöckern, die schwerer zu brechen sind, als ein ast und das daher die wortfindung über bündel/fascio kommt, kennt jeder aus der schule.


    nicht falsch verstehen, aber der politische begriff "faschismus" an sich lässt sich aus guten gründen nicht neu bewerten, sonst landen wir politisch gesehen direkt beim neofaschismus bzw. geschichtsrevisionismus. über ein "zu viel oder zu wenig" und das "ob und wie" an dem prinzip dahinter kann man natürlich schon streiten, nur dann sollten wir es auch anders benennen.

    Also wenn ein Projekt gestartet wird, werden die Energien gebündelt, dann ist das irgendwie auch faschistisch.

    ...deshalb ist das mal ganz objektiv betrachtet eine fehlaussage. wenn du so mit begriffen hantierst,.geh ich dann auch nicht einen schritt weiter mit.

  • Du hast denke ich ein K vergessen, oder magst du Begriffsradikalisierung? Im Kontext erschien mir die Negierung passender.
    Du solltest den Begriff nicht wörtlich benutzen, wie es ja auch schon bei Wikipedia beschrieben wird. Du handelst sicherlich
    nicht faschistisch, nur weil du dich auf etwas konzentrierst, das ist Unsinn.


    Ich finde die Begriffsdefinition ebenso sehr schwierig. Mir fallen aber sofort Begriffe ein, die damit verbunden sind.
    zB Rassentheorie, Sozialdarwinismus, Totalitarismus (was nicht eindeutig faschistisch ist, aber in Teilen) Führerkult,
    Massenbewegung, Frühkindliche Indoktrinierung.

  • das prinzip von vielen gleichen stöckern, die schwerer zu brechen sind, als ein ast und das daher die wortfindung über bündel/fascio kommt, kennt jeder aus der schule.

    Muss ich geschlafen haben ...

  • Muss ich geschlafen haben ...

    ja bei uns kam das tatsächlich dran. ich erinner mich noch an die comiczeichnung. ist ja auch nichts verwerfliches dran sich als gruppe von schwachen individuen zusammenzuschliessen, um widerstand leisten zu können. bisschen so wie schwarmverhalten.

  • Solche oder ähnliche Reaktionen hatte ich erwartet. :search:
    Es geht hier um keinen Fall um eine Verharmlosung von faschistischen Regimen oder Geschichtsrevision, ich denke das habe ich doch klar ausgedrückt. Ich weiß nicht warum man sicher immer mit solchen Vorwürfen auseinander setzen muss. Ich hätte mir etwas mehr Offenheit gewünscht.


    Vielleicht sollte ich meine Beweggründe für das Starten dieser Diskussion noch klarer offen legen.
    Ich denke das Um-, neu-, rückdefinieren von Begriffen macht durchaus Sinn. Beziehungsweise eine Diskussion darüber.
    Das sieht man ja ganz deutlich an der Rechten, es funktioniert super.
    Im Vergleich zu einer Tabu- oder Cancel Culture ist das, meines Erachtens auch der nachhaltigere Ansatz.
    Die Probleme die daraus entstanden sind können nicht durch ein Tabu gelöst werden oder in dem man das Wort nicht mehr in den Mund nimmt, .... oder eben vom Wortstamm entfremdet.


    Übrigens:


    "Im 19. Jahrhundert bezeichnete das Wort fascio das Selbstverständnis der italienischen National- und Arbeiterbewegung als revolutionäre Kraft. So symbolisierte das Rutenbündel in der nationalen Bewegung im 19. Jahrhundert die Einheit der Nation, und fascio bezog sich im seit 1870 geeinten Italien auf unabhängige und sogar anarchistische Arbeiterorganisationen.[6]"


    --- Wikipedia


    Warum sollten solche Begriffe also nur bestimmten politischen Gruppierung vorbehalten sein?


    Das Problem liegt doch dahinter. Nicht das Wort ist böse, sondern der Mensch der damit unterdrückt und tötet. Also Machtmissbrauch. Genauso wie bei einem Messer.


    Aber die Problematik dahinter löst sich in dem das Wort hinterfragt wird und vielleicht wieder seiner ursprünglicheren Definition zu geführt wird ohne wertende Komponente. Denn dadurch entsteht eine echte Aufarbeitung und Bewusstsein.
    Ich denke es reicht völlig das sozio-kulturelle Problem beim Namen zu nennen und als Anarchist kann man das durchaus auf die Ablehnung von Machtmissbrauch und Ausbeutung reduzieren.


    Das sind die echten Probleme nicht das Wort Faschismus oder das was geschichtstechnisch damit verbunden ist.


    Das sind für mich nur Sympthome.
    Radikal heißt für mich Probleme bei der Wurzel zu packen.


    Nicht zwangsläufig müssen Faschisten sich dieser Mittel bedienen.
    Außerhalb von Bahnen und Quer- zu denken bedeutet Freiheit und Bewusstseinserweiterung.


    Zum anderen entsteht eine Brücke für Menschen die sich als "Faschisten" bezeichnen. Man wertet sie nicht einfach nur ab sondern kann eine Gemeinsamkeit finden und sowohl die positiven und negativen Aspekte beleuchten. Aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Vielleicht kann man dadurch auch den einen oder anderen Menschen abholen.


    Machtmissbrauch ist meines Erachtens immer mit dahinter liegenden Ängsten verbunden und diese können nur durch Liebe also Verständnis und Verbindung gelöst werden.


    Deshalb finde ich den Bezug auf einer persönlichen Ebene durchaus sinnvoll. Ich denke hier liegt Veränderungspotential und das kann man auch gemeinsam finden. Also finde ich die Frage, wieviel Faschist in mir und euch steckt und was die Mechanism angeht, die dahinter am wirken sind, durchaus als bereichernd.


    Wenn man dem Begriff auch eine zentrierende oder konzentrierende Komponente zuspricht schafft das die Möglichkeit ins Gespräch oder zum Nachdenken zu kommen.


    Oder ist konzentrieren auch böse weil's eben ein Konzentrationslager gab?


    Transformieren bedeutet umdenken und Veränderung. Tabus und Zensur machen die Straßen nur von außen schön sauber. Das ist so ähnlich, wie wenn man es gut findet, dass die Obdachlosen in München nicht in der Fußgängerzone liegen dürfen.


    Ich habe immer wieder das Gefühl, das gerade in der Linken, die Menschen Angst haben, vielleicht auf Grund ihrer eigenen faschistischen Tendenzen, abzurutschen und vielleicht von einem rechten Spinner das Gehirn gewaschen zu bekommen.
    Und eine tiefere Auseinandersetzung schon im Vorfeld ablehnen.


    So in der Art, wecke blos nicht den schlafenden Wolf in mir. :growup:


    ...meistens, wenn man unters Bett schaut, ist da gar kein Monster. Die Dunkelheit verschwindet wenn man das Licht an macht. :D


    aber eben nur meistens ... man kann natürlich auch geblendet werden von zu viel Licht. :crazy:

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    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Oder ist konzentrieren auch böse weil's eben ein Konzentrationslager gab?

    das ist ein gutes beispiel. du redest eben nicht beim thema "begriffsdefinition faschismus" über das verb bündeln oder den vorgang der energieakkumulation, sondern über den begriff faschismus selbst, den du gerne umdefinieren würdest. so als wenn du konzentrationslager statt konzentrieren bearbeitest. dass anarchistische organisationen ein rutenbündel im logo haben, heisst nicht dass sie lupenreine faschisten sind und faschismus betreiben und gutheissen. nationalsozialisten sind nazis auch wenn du nationaldemokratische und soziale interessen vertrittst. da wirst du dich leider entscheiden müssen, ob du einen neuen, nicht aus der geschichte heraus aufgeladenen, begriff erfindest oder den alten bewusst oder unbewusst aufweichst. wie sagt gandalf zum balrog? .....genau.


    als holocaust wurden im mittelalter übrigens brandopfer bezeichnet. wie ist da deine haltung? bedarf das wort einer neuauflage im duden?

  • das ist ein gutes beispiel. du redest eben nicht beim thema "begriffsdefinition faschismus" über das verb bündeln oder den vorgang der energieakkumulation, sondern über den begriff faschismus selbst, den du gerne umdefinieren würdest. so als wenn du konzentrationslager statt konzentrieren bearbeitest. dass anarchistische organisationen ein rutenbündel im logo haben, heisst nicht dass sie lupenreine faschisten sind und faschismus betreiben und gutheissen. nationalsozialisten sind nazis auch wenn du nationaldemokratische und soziale interessen vertrittst. da wirst du dich leider entscheiden müssen, ob du einen neuen, nicht aus der geschichte heraus aufgeladenen, begriff erfindest oder den alten bewusst oder unbewusst aufweichst. wie sagt gandalf zum balrog? .....genau.
    als holocaust wurden im mittelalter übrigens brandopfer bezeichnet. wie ist da deine haltung? bedarf das wort einer neuauflage im duden?

    Nein ich möchte denBegriff nicht komplett umdefinieren, das ist eher ein Aufhänger in Form von einer leichten Provokation. Ich möchte ihnhinterfragen und die aktuelle Mainstream Definition erweitern. Ich möchte dasBewusstsein zu diesem Begriff erweitern und die positiven Aspekte mehr beleuchten,da ich hier für mich eine starke Verzerrung und negative Wertung sehe. Außerdemnehme ich in Diskussionen gerne eine konträre Position ein um mehr Würze in dieSuppe zu bringen.


    Ich sehe das so,wenn ich etwas verändern will, muss ich erst einmal Bewusstsein schaffen undich denke hier in diesem Forum verspüren viele den Drang zur Veränderung.
    Um Denkweisen so zuverändern, dass weniger Missbrauch folgt, muss mehr Bewusstsein entstehen vorallem bei den Leuten die eben Machtmissbrauch verhindern wollen und bei denen, die diesenbetreiben.
    Vielleicht könnteman es als eine Art infiltrieren ansehen.


    Also fange ich beimir an und frage mich, was es für mich bedeutet und wo ich selbst solcheTendenzen habe. Dann frage ich andere, vor allem versuche ich zu verstehen wasden Reiz für Menschen am Faschismus ausmacht. Meistens stehen Bedürfnisse oderÄngste dahinter. Das ist der Punkt an dem ich gerne ansetzen möchte. Das stelltfür mich ein radikales Hinterfragen dar.
    Sprache ist dochetwas lebendiges und verändert sich ständig. Aber Tabus oder absolute Standpunkte lösen doch keinegrundlegenden Probleme zumindest im Denken.


    Wenn man verstehtwelche Bedürfnisse und Ängste hinter so etwas stehen kann man andere Menschenabholen. Ich denke der einzige vernünftige Weg zu einer nachhaltigen undlangfristigen Veränderung ist Aufklärung.
    Wenn ein Menschdifferenzieren kann, dass die Bedürfnisse oder Ängste dahinter völlig inOrdnung sind und ihre da-seins Berechtigung haben dürfen, dann können Lösungenzur Befriedigung von solchen gefunden werden. Ohne das diese Menschen sichgleichzeitig zu einer Gruppe von Menschen zu gehörig fühlen müssen, welchemissbräuchliche Tendenzen aufweisen.
    Ein Bund oder auchdas bündeln sind doch sehr positive Aspekte dabei. Meines Erachtens stehen alsoÄngste wie, alleine kann ich nichts machen, bin nichts wert. Nur in der Gruppefühle ich mich stark. Wir müssen unsere Energien bündeln um etwas erreichen zukönnen. Ich benötige Orientierung. ….


    An der Stelle kannman ansetzen und Verständnis dafür zeigen und gleichzeitig neueLösungsstrategien entwickeln. Ohne das sich Menschen einem Führer komplettunterwerfen müssen oder das Denken einem solchen überlassen.


    Mir fällt gerade in"Corona" Zeiten auf, welch großer Aufklärungsbedarf bzgl. dessenbesteht.
    Ich sehe einenstrukturellen Faschismus(vor allem in Form von Machtmissbrauch) an allen Ecken und Enden und diesem Fall meine ich dienegativen Aspekte. Gerade in der Linken und allen voran in bestimmten AntifaKreisen finde ich das furchtbar. Ich möchte diese Menschen aufwecken.
    Genauso sollte auch mit Nazis diskutiert werden. Das sehe ich bei der Antifa selten.

    Beim Holocaust seheich das tatsächlich eher etwas anders. Hier verhält es sich ähnlich wie beimMissbrauch. Ich denke so etwas kann man nicht schön reden. Ob man das Wort auchfür Brandopfer benutzen kann, darüber könnte man diskutieren. Will ich aber ander Stelle nicht. Sonst werde ich nämlich gleich als Holocaust Verharmloseroder Leugner denunziert. Außerdem sehe ich da auch keine große Notwendigkeit.

    Ich hoffe ich konnteetwas mehr Klarheit in meine Haltung und mein Anliegen bringen und freue michüber die Diskussion darüber.
    Ich könnte das nochweiter ausführen, aber dann wird das bald zum Monolog. Also werde ich michjetzt erstmal zurück halten.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es gut, dass du diesen Thread eröffnet hast, weil man zu oft in Diskussionen aneinander vorbei redet, wenn es Uneinigkeit über die Bedeutung bestimmter Begriffe gibt und jeder darunter etwas anderes versteht.
    Ich bin ja durchaus ein Freund kreativer, fantasievoller Sprachbenutzung und neuer Wortschöpfungen... denke aber auch, dass Sprache vor allem dazu erfunden wurde, um sich miteinander zu verständigen. Und dazu ist es nunmal unerlässlich, dass wir eine gemeinsame Basis haben, und dass nicht jeder jedes Wort nach Belieben umdefiniert, wie es ihm gerade in den Sinn kommt, denn sonst haben wir irgendwann eine geradezu babylonische Sprachverwirrung.


    Beim Begriff "Faschismus" muss man meines Erachtens vor allem darüber diskutieren, wie weit man ihn fassen will, und ob er in der heutigen Zeit nicht irgendwie überstrapaziert wird, wenn man ihn als Synonym für alles mögliche benutzt. Manche nutzen ihn als Synonym für sämtliche autoritäre, antidemokratische Ideologien, als Synonym für alles, was rechts von der Mitte steht. Viele Rechte wiederum benutzen den Begriff mittlerweile ebenfalls, und werfen den Linken und der Merkel-Regierung vor, "Faschisten" zu sein. Sie benutzen den Begriff als Synonym für eine gleichgeschaltete Gesinnungsdiktatur.
    Auch die Anarchonauten haben im Song "Faschismus" eine recht freie Definition dieses Begriffes gewählt.
    "Nennt es wie ihr wollt, ich nenne es Faschismus, ein Volk ein Reich ein Rhythmus, bei dem ein jeder mit muss". Also "Faschismus" als Synonym für eine gleichmacherische, auf Verbot und Zwängen basierende Gesellschaftsordnung. Wobei es eher so gemeint war, dass sich die Menschen seit den Tagen des "echten" Faschismus gar nicht so viel weiterentwickelt haben, wie sie vielleicht glauben, weil auch heute noch viel vom Denken unserer Vorfahren in den Strukturen der Gesellschaft zu finden ist.
    "Faschismus" wird von mir in diesem Fall vor allem als provokativer Kampfbegriff benutzt. Und so wird das Wort ja allgemein häufig verwendet.


    Vielleicht sollte man sich wieder mehr auf den historischen Kontext besinnen, und da ist "Faschismus" für mich eben vor allem eine extrem autoritäre Ideologie, die untrennbar verbunden ist mit einem Führerkult und dem Glauben, dass es Menschen erster und zweiter Klasse gibt. Ebenfalls gehört für mich ein fast schon fetisch-artiger Uniformismus und Militarismus dazu, und eben auch eine durch die gesamte Gesellschaft gehende starke Identifikation mit allem, was irgendwie mit Krieg, Soldaten und der eigenen Nation zu tun hat... ebenso wie die Ächtung und Verfolgung all jener Menschen, die sich dieser gleichmacherischen Entwicklung entgegenstellen und auf eine individualistischere Lebensgestaltung bestehen.
    Laut dieser Definition könnte man den Stalinismus in der Sowjetunion und ähnlich gestrickte Militär-Diktaturen sicher ebenfalls als Faschismus bezeichnen, auch wenn sie sich auf linke Ideologien wie den Kommunismus berufen.


    Was ich jetzt aber nicht so ganz nachvollziehen kann, ist, warum du das Wort nun unbedingt für etwas völlig anderes verwenden willst, als für das, wofür es seit Jahrzehnten von so gut wie allen Menschen verwendet wird.
    "Bündelung der Kräfte" hin oder her... ich bin mir sicher, du findest ein besseres Wort für eine Ideologie, deren Sinn und Zweck darin besteht, die Kräfte der Menschen zu bündeln und ihre Individualität zum Wohl des großen Ganzen hinten an zu stellen.
    Wie wäre es beispielsweise mit "Kollektivismus"?