Beziehungskisten

  • In Bezug zu etwas oder jemand zu stehen heißt für mich, so gut wie möglich darauf einzugehen. Offenheit ist da natürlich unabdingbar, und wenn man etwas nicht sagen kann, weil es nicht der passende Zeitpunkt ist oder auf taube Ohren stößt, dann macht das Ende eines solchen Verhältnisses auch seinen Sinn. Oft hatte man auch gar nicht die Möglichkeit dem anderen seine Gefühle vor dessen Ableben vollends zu offenbaren, dann muss man halt im Nachhinein irgendwie damit klarkommen, und die nachfolgenden Begegnungen können an Intensität (Wert) gewinnen. Begegnungen sind, egal auf welchem Wege und welcher Form, jedesmal wertvoll (oder sollten es zumindest sein).
    Jedenfalls hatte ich immer den naiven Wunsch, das nächste Verhältnis solle bitteschön auch das letzte sein. Witzigerweise auch bei Arbeitsverhältnissen (keine Ahnung wieso). Aber so spielt das Leben nun mal nicht, und meine Erkenntnis daraus ist, dass alles jederzeit zerbrechlich ist und darum von höherem Wert. So geht man achtsamer mit seinem Umfeld um, und so etwas wie Beziehung kann überhaupt erst gedeihen. Ich denke auch dass die Phasen des Alleinseins als Lernphasen genutzt werden können um zu reflektieren, um sich selbst auch etwas näher kennenzulernen, und nicht um sich eine Strategie um dem nächsten Fettnapf auszuweichen aufzustellen. Wenn das funktionieren würde, wären alle immerzu glücklich, und diese Bilderbuchromantik wäre in höchstem Maße befremdlich irgendwo.

    Einmal editiert, zuletzt von Igno von Rant ()

  • Begegnungen sind, egal auf welchem Wege und welcher Form, jedesmal wertvoll (oder sollten es zumindest sein).


    Ja, kann ich auch so unterschreiben.


    Ich bin vor ein paar Tagen auf den Begriff "Beziehungsanarchie" gestoßen. Was witzig ist, weil ich endlich einen Begriff habe für meinen "Umgang" mit meinen näher stehenden Mitmenschen.


    Ich kann nur schwer nachvollziehen, wie Menschen vergangene Begegnungen verteufeln.
    Man hört ja oft: "Hätte ich ihn/sie/es nie kennengelernt."
    Als Gedankenspiel verstehe ich das oder eben aus dem temporären Leid heraus, weil man viele Schwierigkeiten durch diese Begegnungen hatte. Aber das sagen viele auch noch, obwohl es ihnen schon wieder deutlich besser geht und das Vergangene kaum Einfluss mehr auf ihr Leben hat.


    Ich will keine Erfahrung missen, egal wie schrecklich, schlimm oder belastend diese war. Ich habe schon viel Mist erlebt, den Andere und natürlich auch ich angestellt haben. Deshalb würde ich aber nicht sagen, dass ich die Person lieber gar nicht kennengelernt hätte. Weil die Medaille immer zwei Seiten hat. Und man rückblickend immer "schlauer" ist. In der Situation hat man das bekommen, was man sich von dem Kontakt oder der Beziehung gewünscht hat (Bedürfnisbefriedigung auf diverse Arten). Sonst wäre man schlussendlich schon viel früher weg gegangen. Sich also für vergangene Entscheidungen zu bestrafen ist ineffizient, da die Grundbasis ganz anders war.


    Ich will diese Erfahrungen, Reisen und Erlebnisse nicht vermissen. Sie gehören jetzt zu mir, genauso wie der Mist, den man verarbeiten muss.


    Mit jeder neuen Erfahrung, lernt man auch sich selbst besser kennen und somit, was man will und für die Zukunft benötigt.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Sehe ich ganz genau so. Und das Gute ist auch immer erst im Nachhinein sichtbar, wenn man mit ein bisschen Abstand den Blick auf das große Bild wieder erhält. Ich habe zu keiner vergangenen Partnerschaft mehr Kontakt aufrecht erhalten, aber dafür existiert jede im Herzen weiter und wird auch nicht vergessen. Diese Weise hilft mir die äußeren Umstände zu akzeptieren, unter denen man damals agiert hat.

    • Offizieller Beitrag

    Ich will diese Erfahrungen, Reisen und Erlebnisse nicht vermissen. Sie gehören jetzt zu mir, genauso wie der Mist, den man verarbeiten muss.


    Mit jeder neuen Erfahrung, lernt man auch sich selbst besser kennen und somit, was man will und für die Zukunft benötigt

    Finde ich eine gute Einstellung, die du da hast. Ich denke, so sollte man es sehen...
    Manche Menschen begleiten einen ein Stück des Weges, und man erfährt durch sie interessante Dinge über das Leben und auch über sich selbst. Und wenn sich die Wege irgendwann wieder trennen, bleiben die Erfahrungen und Erinnerungen erhalten, und man sollte sie nicht verteufeln (oder sich selbst, weil man so "dumm" gewesen ist). Es war genau das, was man zu der Zeit wollte... und manche Dinge wollte man vielleicht auch zu stark, und dadurch hat man die Realität übersehen und den/die Partner/in idealisiert oder in eine Schublade gesteckt, die nicht gepasst hat.


    Aber deine Einstellung ist eben auch sehr vernunftbasiert und "reif"... eine schöne Theorie, und um so besser, wenn man auch danach leben kann. Doch in der Praxis ist es eben oft so, dass Beziehungen als etwas sehr heiliges und ernstes angesehen werden (fast so ernst wie der Tod).Die Menschen wollen da alles richtig machen, und wenn es scheitert, ist es ein riesiges Drama.
    Wir sind eben auch alle mit diesem Bild von einer Ideal-Beziehung herangewachsen, dass Liebe bedeutet, sich ewige Treue zu schwören und immer füreinander da zu sein. Keiner schwört sich, wenn er verliebt ist, dass man die nächsten paar Wochen füreinander da sein will. Sondern es soll bitteschön gleich für immer und ewig sein.
    In früheren Zeiten war es natürlich auch noch häufiger so, dass eine Beziehung wirklich ein Leben lang gehalten hat, und dieses Idealbild ist noch immer in den Köpfen präsent, auch wenn solche Beziehungen zunehmend seltener werden.
    Das liegt natürlich vor allem an der veränderten Lebensrealität... die modernen Menschen leben flexibler, nicht mehr ein Leben lang am selben Ort oder im selben Umfeld, und die Religion, Familientradition und Sitte/Moral haben auch nicht mehr so den Einfluss wie früher. Dadurch wird sich vermutlich auch in Zukunft das typische Bild einer Beziehung noch mehr verlagern, hin zu mehr Vielfalt und Flexibilität.


    Ich persönlich bin auch der Meinung, dass Vielfalt in den Beziehungen eine gute Sache ist, und dass es keine "Norm" geben sollte, sondern dass es die unterschiedlichsten Lebensmodelle gibt, die alle funktionieren können, so lange man mit offenen Karten spielt und alle Beteiligten damit einverstanden sind.
    Andererseits bin ich aber auch ein Romantiker, und mag die Vorstellung, dass es da draußen irgendwo einen Menschen gibt, der einen perfekt ergänzt und die Schwächen, die man hat, in Stärke umwandelt, so dass man sich ein Leben ohne diesen besonderen Menschen irgendwann gar nicht mehr vorstellen kann. Und nach dieser Perfektion zu suchen, anstatt den nächstbesten zu nehmen, halte ich auch nicht für falsch. Es sollte einem nur klar sein, dass es vermutlich in den meisten Fällen nur ein Ideal bleiben wird, das nie hundertprozentig in die Realität umgesetzt werden kann, sonst ist die nächste Enttäuschung schon vorprogrammiert.


  • Doch in der Praxis ist es eben oft so, dass Beziehungen als etwas sehr heiliges und ernstes angesehen werden (fast so ernst wie der Tod).Die Menschen wollen da alles richtig machen, und wenn es scheitert, ist es ein riesiges Drama.
    Wir sind eben auch alle mit diesem Bild von einer Ideal-Beziehung herangewachsen, dass Liebe bedeutet, sich ewige Treue zu schwören und immer füreinander da zu sein. Keiner schwört sich, wenn er verliebt ist, dass man die nächsten paar Wochen füreinander da sein will. Sondern es soll bitteschön gleich für immer und ewig sein.

    mhm... Ja viele setzen eine Beziehung als "das" Lebensziel - umso tragischer, wenn es nicht oder nur Semi-gut klappt. Manchmal frage ich mich, ob diese Leute einfach psychisch nicht mit sich zufrieden sind und deshalb etwas so starr suchen oder einfach eine Schippe zu viel "Fortpflanzungs-Trieb" abbekommen haben. :rofl:
    Oder sich einfach nicht über dessen eigenen Bedürfnisse bewusst sind.

    Zitat von Dian

    Andererseits bin ich aber auch ein Romantiker, und mag die Vorstellung, dass es da draußen irgendwo einen Menschen gibt, der einen perfekt ergänzt und die Schwächen, die man hat, in Stärke umwandelt, so dass man sich ein Leben ohne diesen besonderen Menschen irgendwann gar nicht mehr vorstellen kann. Und nach dieser Perfektion zu suchen, anstatt den nächstbesten zu nehmen, halte ich auch nicht für falsch.

    Falsch ist es nicht. Aber vielleicht gibt es auch nicht "den einen" Menschen da draußen, sondern ganz ganz viele, die einen in Summe zu dieser Perfektion bringen.
    Deshalb ist es immer gut, allen Kontakten seinen Raum zu geben und sich entwickeln zu lassen.


    Zitat von Dian

    Es sollte einem nur klar sein, dass es vermutlich in den meisten Fällen nur ein Ideal bleiben wird, das nie hundertprozentig in die Realität umgesetzt werden kann, sonst ist die nächste Enttäuschung schon vorprogrammiert.

    Na den Teufel müssen wir nicht gleich an die Wand malen - man weiß nie was passiert.
    Und mit der Zeit entwickelt man sich auch weiter und sein Toleranzfenster wird (normalerweise) größer.
    Außer man ist ein alter Griesgram, der stur und unumstößlich nur seine "Welt" als das Wahre akzeptiert. Der wird vermutlich auch nur enttäuscht werden und alleine bleiben.



    Ich fände ja eine "Gemeinschaft" ganz schön, mit Menschen, die man mag und die man dosiert gerne um sich hat.
    Ein Mehrfamilienhaus quasi, bewohnt von Freunden, wo man sich regelmäßig treffen kann oder auch nur mit einzelnen was unternimmt. Völlig erwartungs- und wertungsfrei.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

    • Offizieller Beitrag

    Aber vielleicht gibt es auch nicht "den einen" Menschen da draußen, sondern ganz ganz viele, die einen in Summe zu dieser Perfektion bringen.
    Deshalb ist es immer gut, allen Kontakten seinen Raum zu geben und sich entwickeln zu lassen.

    Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass es der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen nicht unbedingt gut tut, wenn man zu viele davon pflegt. Je mehr Freunde die Menschen haben, um so oberflächlicher sind auch die Freundschaften (meistens). Zumindest ist es das, was ich während der Schulzeit und danach so beobachtet habe. Da hatte man ein paar Freunde, mit dem man was aufregendes unternehmen konnte, mit anderen Freunden hing man rum, wenn man chillen wollte, und wieder andere traf man zum Zocken oder weil man mit denen gut reden konnte, wenn man mal ein Problem hatte. Man holte sich von jedem das, was einem gut tat, aber man war nie wirklich "echt", sondern hat immer nur einen Teil von sich offenbart... und die anderen taten es genauso.
    Man könnte schon sagen, in der Summe haben diese Menschen alles, weil sie für jede Situation den passenden Freund in ihrer Liste haben, den sie anrufen können. Und doch kennt keiner den anderen wirklich, und man lebt irgendwie im Rausch des Lebens aneinander vorbei.
    Das hat mich damals eben immer abgeschreckt, und ich habe mich dann dazu entschieden, lieber auf Qualität zu setzen als auf Quantität... nicht zu viele Menschen in mein Leben zu lassen, aber für die paar Menschen, die ich in mein Leben lasse, dafür dann genug Zeit und Aufmerksamkeit zu haben.

    Ich fände ja eine "Gemeinschaft" ganz schön, mit Menschen, die man mag und die man dosiert gerne um sich hat.
    Ein Mehrfamilienhaus quasi, bewohnt von Freunden, wo man sich regelmäßig treffen kann oder auch nur mit einzelnen was unternimmt. Völlig erwartungs- und wertungsfrei.

    Ja, klingt gut. Aber bei solchen Gemeinschaften ist es eben auch oft so wie hier im Forum und wie in so mancher Kommune... Ist verdammt schwer, eine größere Anzahl an Menschen zu finden, die alle zueinander kompatibel sind. Es ist früher schon ein paar mal vorgekommen, dass ich zwei Freunde hatte, die ich beide gut leiden konnte, die aber miteinander nicht so viel anfangen konnten, wenn wir mal zu dritt unterwegs waren, weil sie zwar beide zu mir kompatibel waren, aber nicht untereinander. Und auch hier im Forum sieht man das ja zuweilen recht deutlich. Nicht jeder kann mit jedem gleich gut, gerade wenn zu unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen, die sich ja eigentlich gegenseitig inspirieren und ergänzen könnten... trotzdem ist es oft eher so, dass sie sich gegenseitig abstoßen oder komplett ignorieren, je größer die Unterschiede zwischen ihnen sind.

  • Das hat mich damals eben immer abgeschreckt, und ich habe mich dann dazu entschieden, lieber auf Qualität zu setzen als auf Quantität... nicht zu viele Menschen in mein Leben zu lassen, aber für die paar Menschen, die ich in mein Leben lasse, dafür dann genug Zeit und Aufmerksamkeit zu haben.

    Da hast Du mich missverstanden.
    In meinem Konzept (Beziehungsanarchie), ist die Qualität genauso hoch. Man kann auch mit mehreren Menschen eine tief platonische Verbindung haben, die sich unterscheiden und in Summe für einen vollkommen ausreichend sind.


    Zum anderen:
    Klar, habe ich auch oft gehört.
    Da brauch es dann schon recht offene & tolerante Menschen.


    Blöd gesagt: Man muss auch nicht mit jedem der Gemeinschaft "ins Bett steigen".
    Es soll eben grundlegend passen.


    Vielleicht kann ich das auch nicht so gut nachvollziehen, weil mir noch kein Mensch begegnet ist, der überhaupt nicht kompatibel zu mir war. Mit mir kann man auch nur schwer, bis gar nicht streiten.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


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    - August Bebel

  • Wenn man allzu kompatibel durchs Leben rennt, läuft man schneller Gefahr ausgenutzt oder missbraucht zu werden. Das ist denke ich der Grund warum man sich mit Einsamkeit zu schützen versucht. Das zwischenmenschliche Miteinander ist eines der schwierigsten Dinge im Leben, und ebenso schwer ist es dort wertfrei zu bleiben, ohne dabei selbst seelisch vor die Hunde zu gehen. Jeder hat seine persönliche Brille auf, durch die er den anderen betrachtet. Dabei möchte jeder doch so vorurteilsfrei wie möglich gesehen und wahrgenommen werden und auch gefunden werden. Die Vorstellung von Dating Portalen hat mich demnach nie angezogen, frei nach dem Motto: ich backe mir _den perfekten Partner nach entsprechenden Zutaten. Nach kürzester Zeit würde ich gefrustet aufgeben, weil so eine "Suche" nach menschlichen Kriterien einfach nicht für mich funktioniert. Aber dazu hat jeder ein anderes Schema. Ich bevorzuge es keines zu haben, und mit dem Zufallsprinzip weiterzumachen: auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, oder besser gesagt, zwei blinde Hühner laufen ineinander, nachdem jedes auf der Flucht vor seinem persönlichen Hype war und verlieben sich. Das ist mein Verständnis von Romantik, und darauf kann im Alltag aufgebaut werden bzw diese erhalten werden. Viele Partner sind sich dessen nicht bewusst, weil sie durch die Absicherung (das Ding mit der Unterschrift) jegliche Verantwortung für ein gutes Miteinander von sich schieben. Eine gewisse Leichtigkeit bleibt nur dann erhalten, wenn man sich vergegenwärtigt wie zerbrechlich und ungewiss kurz alles sein kann. Im Erkennen dessen liegt dann Schönheit, welche jeden Alltag meistern kann.

  • Wenn man allzu kompatibel durchs Leben rennt, läuft man schneller Gefahr ausgenutzt oder missbraucht zu werden. Das ist denke ich der Grund warum man sich mit Einsamkeit zu schützen versucht. Das zwischenmenschliche Miteinander ist eines der schwierigsten Dinge im Leben, und ebenso schwer ist es dort wertfrei zu bleiben, ohne dabei selbst seelisch vor die Hunde zu gehen. Jeder hat seine persönliche Brille auf, durch die er den anderen betrachtet. Dabei möchte jeder doch so vorurteilsfrei wie möglich gesehen und wahrgenommen werden und auch gefunden werden. Die Vorstellung von Dating Portalen hat mich demnach nie angezogen, frei nach dem Motto: ich backe mir _den perfekten Partner nach entsprechenden Zutaten. Nach kürzester Zeit würde ich gefrustet aufgeben, weil so eine "Suche" nach menschlichen Kriterien einfach nicht für mich funktioniert. Aber dazu hat jeder ein anderes Schema. Ich bevorzuge es keines zu haben, und mit dem Zufallsprinzip weiterzumachen: auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, oder besser gesagt, zwei blinde Hühner laufen ineinander, nachdem jedes auf der Flucht vor seinem persönlichen Hype war und verlieben sich. Das ist mein Verständnis von Romantik, und darauf kann im Alltag aufgebaut werden bzw diese erhalten werden. Viele Partner sind sich dessen nicht bewusst, weil sie durch die Absicherung (das Ding mit der Unterschrift) jegliche Verantwortung für ein gutes Miteinander von sich schieben. Eine gewisse Leichtigkeit bleibt nur dann erhalten, wenn man sich vergegenwärtigt wie zerbrechlich und ungewiss kurz alles sein kann. Im Erkennen dessen liegt dann Schönheit, welche jeden Alltag meistern kann.

    Ich glaube schon, dass Datingportale eine Chance bieten. Auch da können sich mal 2 Hühner finden. Es kommt halt drauf an wie man sie nutzt. Aber ich verstehe deine Haltung total, da ist eine enorme Erkenntnistiefe drin und ich sehe das genauso.
    Wir werden nie den perfekten Partner finden, es ist immer eine Entwicklung und ein aneinander Wachsen. Konstruktiver Streit ist für eine Beziehung essentiell.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Ich für meinen Teil bin nun seit 14 Jahren mit derselben Frau zusammen und verheiratet (Ob das so schlau war, will ich an der Stelle unbeantwortet lassen, aber es war und ist bequem). Wir haben uns nicht über ein Datingportal kennen gelernt, aber ich würde so etwas jetzt nutzen. Wir haben einen 12 Jahre alten Sohn, das ging sehr schnell ;) Natürlich hatten wir viele Höhen und Tiefen. Wir kommen immer wieder an den Punkt, wo wir hinterfragen ob unsere Beziehung uns noch gut tut. Bisher war das immer der Fall, auch wenn es teilweise wirklich sehr anstrengend und fordernd ist. Gerade befinden wir uns auch wieder in einer mittleren Krise. Ich denke wir werden auch diese bewältigen. Bisher haben diese Krisen unserer Beziehung immer gut getan und frischen Wind und Vertrauen in die Sache gebracht und unsere Beziehung intensiver und tiefer gemacht. Ich habe viel in dieser Beziehung über mich gelernt und viel Kraft bezogen. Reibung erzeugt Wärme. Natürlich bedeutet das Einschränkung und Abhängigkeit. Allerdings bedeutet das Leben für mich an sich Abhängigkeit. Es ist nur eine Frage ob mir diese gut tun. Bei manchen ist das der Fall, bei anderen vielleicht nicht. Manche Abhängigkeiten bieten temporäre Freiheit und langfristig das Gegenteil. Manchmal ist das Gegenteil der Fall. Ich für meinen Teil hätte gerne in Bezug auf Sexualität mehr Freiheit, bin aber selbst noch nicht bereit diese zu geben. Meine Frau hat hier weniger Ängste und lässt mir mehr Freiheit ohne sich diese selbst zu nehmen, allerdings im Rahmen einer klaren Trennung zwischen Sexualität und Beziehung. Aber ich habe den Eindruck sie geht über ihre Grenze. Da die Grenze hier schwimmend verläuft. Also wo fängt eine Beziehung an und wo hört Sexualität auf. Deshalb habe ich diese Freiheit eigentlich noch nie ernsthaft genutzt. Eine offene Beziehung stellt für mich eigentlich echte Liebe dar. Auf der logischen Ebene weiß ich das. Allerdings führt das in der Praxis oft zur Trennung, zumindest nach meinen Beobachtungen. Meine Frau hat große Ängste, dass ich mich in eine andere verlieben könnte. Da habe ich weniger Ängste. Bei mir ist das wohl eher unterbewusst so eine Kuckucksei Geschichte, genau kann ich nicht sagen woher das kommt. Ja das ist kompliziert aber so sind wir Menschen halt mal. Evolutionär betrachtet spielt Eifersucht(Die Ei und I(englisch) Analogie läuft mir immer wieder über den Weg, ich finde das sehr erheiternd, das habe ich auch in meinen Gedichten verarbeitet) eine große Rolle, da sie einen gewissen Nestschutz für das Kind gewährt. Ich denke in einer Art Dorfgemeinschaft oder Sippe, wo das Kind mehrere Bezugspersonen hat stellt sich das anders dar und wäre sicher anstrebenswert und vielleicht das bessere Modell. Auf der anderen Seite haben wir nur eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Wir können zu vielen Menschen keine so intensive Beziehung, wie zu einer Person aufbauen. Außerdem fühle ich zu eher wenigen Menschen eine tiefere Verbundenheit. Monogamie scheint irgendwie evolutionär, das sicherere Prinzip für das Aufziehen von Kindern zu sein. Es ist einfach unglaublich schön wenn man die Sicherheit hat, dass am Abend ein Mensch in meinem Bett liegt den ich liebe und der mich auffängt, wenn es mir schlecht geht und der mir sehr viel Kraft gegeben hat weiter zu mir selbst zu finden. Eine tiefe Beziehung bedeutet für mich sich gegenseitig zu spiegeln und Eigenarten des Partners zu akzeptieren. Das ist nicht immer einfach. Wünsche und Bedürfnisse führen immer zu Unzufriedenheit. Genauso gehört es aber auch dazu sich den Bedürfnissen des Partners anzupassen. Wir bezeichnen und sehen uns beide als Egoisten und können in diesem Rahmen unsere Grenzen akzeptieren und uns lieben. Für uns gibt es da keinen Widerspruch. Natürlich befinden wir uns in gegenseitiger Abhängigkeit und teilen unser Leben. Das sich diese Abhängigkeit oder dieses Verbundenheits- und Geborgenheitsgefühl irgendwann lösen könnte erzeugt in uns beiden Angst. Spätestens mit dem Tod von einem von uns beiden wird dies passieren, vielleicht auch schon früher. Das ist für mich aber kein Grund mich deshalb jetzt schon davon zu lösen, ich bin mir dessen aber bewusst. Ich nehme es in Kauf, denn ich lebe im Augenblick, was interessiert mich morgen. :D


    Ich wünsche allen hier, die nach ihrem Deckel oder Topf suchen die Kraft, die Hoffnung nicht zu verlieren, die Stärke an einer Beziehung arbeiten zu können und die Weisheit und Durchsicht sich nicht von Äußerlichkeiten verblenden oder täuschen zu lassen!

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?