Nanu, es gibt noch keinen Donald Trump-Thread hier? Vermutlich war das noch im alten Forum zur letzten Wahl...
Und was soll man dazu auch noch sagen, was nicht schon längst gesagt worden ist. Ein faszinierendes Phänomen ist es trotzdem, wie der Typ es schafft, trotz aller Verfehlungen und offensichtlicher Lügen noch so viele Anhänger zu haben. Auch jetzt scheint das Wahlergebnis ja wieder knapper zu werden, als viele erwartet haben.
Es wird ja immer gerne so getan, als ob Trump nur von irgendwelchen Rednecks und dem White Trash gewählt wird, aber allein dadurch lässt es sich nicht erklären, dass er immer noch in vielen Staaten die Mehrheit zu haben scheint. Da müssen definitiv auch viele Leute aus der sogenannten gesellschaftlichen Mitte unter den Trump-Wählern sein, weil ich mir nur schwer vorstellen kann, dass Amerika zu über der Hälfte aus White Trash-Unterschichtlern und fundamentalistischen Christen besteht. Ok, die Zahl der Fundamentalisten dort darf man wohl nicht unterschätzen, aber trotzdem... ist schon krass irgendwie.
Wobei man auch nicht so mit der besserwisserischen deutschen Gutmenschen-Brille auf die Situation herabschauen sollte. Trump-Bashing scheint ja in Deutschland ein regelrechter Volkssport zu sein, und ich frage mich, haben die Deutschen keine anderen Probleme, als sich als politische Moralinstanz aufzuspielen und mit erhobenem Zeigefinger einer der ältesten Demokratien der Welt beibringen zu wollen, wie Demokratie geht?
Schon bei der extrem tendenziösen Berichterstattung, sobald es mal ums Thema "Waffenrecht in den USA" geht, sieht man ja, wie gleichgeschaltet die Journallie hierzulande ist. Wir regen uns über "Propaganda-Sender" wie Fox News auf, aber die in den USA haben wenigstens Fernsehsender, bei denen auch wirklich unterschiedliche Sichtweisen vermittelt werden. Wir in Deutschland haben zwar RTL und ARD und SAT 1, aber in den Nachrichten werden überall die selben Themen in exakt dem selben Wortlaut gesendet. Ein einziger Einheitsbrei. Ein Sender wie Fox News (und da gibt es vermutlich noch radikalere, die ich nicht kenne) wäre in Deutschland längst abgeschaltet worden.
Das kann man nun gut oder schlecht finden, aber mal allein vom Standpunkt der Meinungsfreiheit aus betrachtet, muss man wirklich feststellen, dass es dort eine Kultur der Kontroversität und Meinungsvielfalt gibt, die in Deutschland undenkbar wäre.
Und ich denke, von dieser Seite her muss man die Erfolge Donald Trumps auch betrachten. Es gibt dort viele Menschen, die dieses ständige weinerliche Moralgeseiere, mit dem man in Deutschland und Europa seit Jahrzehnten von allen Seiten berieselt wird, einfach nicht haben wollen. Die Wahlen sind so gesehen auch eine Abstimmung für das Recht, unvernünftig und egoistisch sein zu dürfen... sich nicht einem weltweit gleichgeschalteten Vernunftsdenken zu unterwerfen, das letztlich aber auch kein bisschen weniger verlogen ist als die Moral der bibeltreuen Puritaner in den USA... schließlich haben die anderen Länder, die sich was auf ihr fortschrittliches Denken einbilden, wenn man genau hinschaut auch keine paradiesischen Zustände, und für die Menschen die am unteren Ende der Nahrungskette stehen, ist das Leben überall beschissen, in den USA genau wie in Deutschland oder Frankreich. Und was ist das Ende vom Lied? Dass es irgendwann so wie in Deutschland keinen Unterschied mehr macht, ob man CDU wählt oder SPD, Grüne oder FDP, weil alle (von ein paar Nuancen abgesehen) die selbe politische Agenda verfolgen. In den USA hat man aktuell zumindest den Eindruck, dass es noch ein paar größere Unterschiede gibt, und dass man als Wähler wirklich noch mit darüber entscheiden kann, welche Richtung in Zukunft eingeschlagen wird. Die Gleichschaltungsmoral der "Vernünftigen", oder die Freiheit, unvernünftig, radikal und auch mal ein egoistisches Arschloch sein zu dürfen?
Ich denke, Donald Trump ist die personifizierte Unvernunft. Der Narr. Das trotzige Kind in uns allen. In gewisser Weise auch das trotzige Kind in mir, wenn ich mal "Neger" oder "Fotze" sage, nur um damit zu provozieren und den gutbürgerlichen Mainstream (oder die Betroffenheitsfreunde hier im Forum) zu schocken.
Ich finde, wir bräuchten eher noch mehr solcher trotziger, unvernünftiger Kinder in der Gesellschaft. Schade ist nur eben, dass viele von Donald Trumps politischen Ansichten so extrem scheiße sind und immer diese religiöse und rassistische Überheblichkeit mitschwingt... siehe zum Beispiel das Abtreibungsrecht. Warum ist der Typ Abtreibungsgegner? Dem sind die Gefühle ungeborener Kinder doch eigentlich genauso scheißegal wie das Wort Gottes, wenn er mal wirklich ehrlich wäre. Es geht ihm einzig und allein um seine Macht, und er weiß, wie er seine Anhänger bei der Stange hält.
Gäbe es eine Art links-populistische Version von Donald Trump, der in der gleichen Art und Weise, wie er gegen Ausländer und Umweltschützer schimpft, auch gegen die Bonzen und die etablierten verlogenen Christen wettern würde, dann wäre mir der wohl fast schon sympathisch. Aber so ist halt das einzige, was ich an seinen politischen Ansichten gutheißen kann, die typisch republikanische Einstellung zum Recht auf Waffenbesitz und seine Ablehnung von Corona-Zwangsmaßnahmen... und dass er die Truppen aus Deutschland abziehen will, ist auch was, was ich eigentlich sehr positiv finde. Dann aber bitte auch konsequent sein und hier auch nicht mehr zwischenlanden und die Bomber auftanken. Ich fürchte aber, der hat das nur gesagt, weil er möchte, dass die Deutschen der Nato mehr Geld zahlen. Da kann man nur hoffen, dass die deutschen Politiker sich ein bisschen von Donald Trump inspirieren lassen, und ihm auch mal ganz unverfroren mitteilen, dass er uns am Arsch lecken kann und seine schwarzen, ungebildeten Söldnersklaven sich von hier verpissen sollen. So viel Eier, um sowas mal zu sagen, haben aber Politiker hierzulande nicht. Die hat nur Donald Trump, und deshalb wird er (möglicherweise wieder-)gewählt.