Ist ein Diskurs mit Linken heutzutage noch möglich?

  • Die 'sei kein Waschlappen' Erziehungstechniken rühren vielleicht aus jener Zeit, in der die Mutter als Mädchen und deren Mutter von der übertrieben Dominanz unterdrückt wurde. Im Patriarchat hat man(n) gewisse Verantwortung zu tragen damit es gut funktioniert, nicht mehr und nicht weniger.

  • Das ist doch 'ne Binse und keine tiefe Einsicht. Der Feminismus weiß sehr genau, dass nicht alle Frauen Feministinnen sind, obwohl sie damit - oh Wunder! - gegen ihre eigenen Klasseninteressen handeln. Ist halt die gute, alte Identifikation mit dem Unterdrücker. Und bei Frauen gerade auch das Problem, dass man von klein auf darauf dressiert wird, Männern zu gefallen und persönliche Gratifikation aus männlicher Aufmerksamkeit und Zuwendung zu ziehen. Deswegen gibt's dann eben die Tendenz, dass man gerade dann, wenn man aus gutem, konservativen Hause kommt, ganz klar die Interessen des Patriarchats vertritt, obwohl man paradoxerweise - und das gerade in früheren Zeiten - theoretisch die Möglichkeit hatte, sich zu emanzipieren (Zugang zu Geld, Bildung usw.).
    Die Aussage, dass man als Mann ein größeres Interesse am Patriarchat hat, als als Frau kann man allerdings nicht relativieren. Als Frau vertritt man das Patriarchat nur (wenn man das denn tut), weil man im Patriarchat lebt und sozialisiert wurde. Für uns als Männer ist das der Normalzustand und wir würden natürlich Privilegien einbüßen bzw. aufgeben müssen, wenn uns an Gleichstellung gelegen wäre. Deswegen haben wir natürlich eher wenig Interesse daran, da viel zu ändern. Deswegen wird die kleinste Änderung in dem Bereich ja sofort zum Gespenst der 'Frauenherrschaft' oder dem 'bösen Matriarchat' hochgespielt ... was ja eigentlich sehr verräterisch ist, weil eigentlich ein verstecktes Eingeständnis, dass die Dinge, so wie sie zur Zeit sind, sehr ungerecht sind und man als Mann auf keinen Fall in der Position sein will, in der die Frauen zur Zeit sind.


    Dass dein Beispiel da sehr schief war, solltest du ja auch erkennen: Da spielt doch auch klar Rassismus rein - im Kampf weiße Frau gegen schwarzen Mann gewinnt natürlich (gerade in den USA aber natürlich auch hier) die weiße Frau. Ist doch eine von uns - und gemäß dem rassistisch-patriarchalen Motiv müssen wir 'unsere unschuldigen weißen Frauen' doch auch vor dem schwarzen Mann beschützen. Deswegen gibt's doch den Ku-Klux-Klan, wie uns doch schon 'Geburt einer Nation' beigebracht hat. Natürlich kann man solche Mechanismen nutzen, um sich Vorteile zu verschaffen. Dass das ekelhaft ist, zeigt uns aber nur, dass Rassismus ekelhaft ist. Niemand hat ja je behauptet, dass Frauen keine Arschlöcher sein können...


    Ich stelle nur die Aussage infrage, dass Männer aktuell automatisch die Profiteure von patriarchalen Strukturen und Frauen immer die Opfer derselben sind. Das Gerede von männlichen weißen Privilegien macht in einer linken Agenda eben nicht mehr so viel Sinn, wenn man z.B. irgendwelche unterprivilegierten Arbeiterfamilien in den USA ansprechen will, in denen Mann und Frau mit mehreren Jobs ums Überleben der Familie kämpfen. Oder wenn Männern die Rolle des Versorgers anerzogen wird, in der sie sich auch ein Leben lang für das System kaputtarbeiten. Haben Männer etwa automatisch ein Interesse an der Aufrechterhaltung eines solchen 'Privilegs'?
    Dass patriarchale Strukturen eben sowohl Männern als auch Frauen im Zweifelsfall schaden, sollte mehr in den Vordergrund gerückt und mit ökonomischen Argumenten verdeutlicht werden, anstatt sich über gendergerechte Sprache und irgendwelche neuen Geschlechtskonstrukte den Mund fusselig zu reden. Mehr Bodenständigkeit und Fokus auf die breite Masse, genau das wäre doch nicht nur der amerikanischen Linken zu empfehlen. Es mag ein Klischee bzw rechtes Narrativ sein, dass sich Linke nur noch um Gendersternchen und Diversity und nicht mehr um den einfachen Arbeiter egal welcher Hautfarbe scheren - aber genau dieses Narrativ muss konkret bekämpft werden. Diesen Anspruch verfolgen hierzulande diverse mehr oder weniger sympathische Linke - man muss nicht mit Wagenknecht oder dem Jugendwiderstand übereinstimmen, aber man kann zumindest Teile der Kritik an der Linken ernstnehmen.


    Vielleicht noch ein Beispiel, um die Problematik des Privilegien-Begriffs zu verdeutlichen: Ein extremer Missstand, der verstärkt aus feministischer Perspektive betrachtet wird, sind Femizide und allgemein Gewalt gegen Frauen. Nun kann man es natürlich als männliches 'Privileg' auffassen, mit weniger Angst vor die Tür gegen zu können als es bei Frauen der Fall ist. 'Privilegiert' sind aber nur die männlichen Täter, die ihre Macht ausspielen können. Die Mehrzahl der Männer, die Angst um ihre Frauen, Töchter und Mütter haben muss, ist genauso auf der Opferseite. Dementsprechend bin ich mir meines 'Privilegs', mich nicht dumm anmachen zu lassen, sehr bewusst - allerdings würde ich liebend gerne drauf verzichten.

  • Im Patriarchat hat man(n) gewisse Verantwortung zu tragen damit es gut funktioniert, nicht mehr und nicht weniger.

    Nein jeder trägt Verantwortung, wenn er Kinder erzieht, unabhängig davon, wo er sich befindet. Es gibt keinen Vorteil für Kinder, wenn sie nur von einem Geschlecht erzogen werden. Es ist ja auch kein Vorteil, wenn man nur einen Arm hat, obhwohl man trotzdem irgendwie klarkommt.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Attraktiv sind die Linken in den neuen Bundesländern nicht gerade. Da heißt es immerzu: "Die sind mir zu radikal, zünden Autos an, wenn sie ihren Willen nicht bekommen usw." Die Menschen sind irritiert, wenn sie nicht wissen wem sie vertrauen können bzw wen sie dann wählen dürfen. Verallgemeinerungen gibt es demnach nicht nur in den Aussagen, wie man am derzeitigen Chaos sehen kann. Ängste vor einem Bürgerkrieg braucht der Deutsche nicht haben. Die Situationen im Ausland sind halt schon zu unterscheiden von den unseren, aber da scheint die Verblendung, oder weiß nicht an was die allgemeine Panik immer liegen mag, einfach niemals zu verschwinden.

  • Unsere emanzipierte Gesellschaft zeigt halt nen tieferen Einblick in die menschliche Wesensart ;)

    Hey, weißt du was. Ich bin raus. Ich kapierdas ganze Theater schon lange nicht mehr. Für mich ist das alles eine abgefickte Show um Aufmerksamkeit. Hoffentlich lässt der Meteorid nicht lange auf sich warten. Aber ich befürchte, nicht mal der wird sich für unsere Probleme interessieren.

  • Besser spät als nie: Die Linksfraktion hat ein Verbot der Grauen Wölfe beantragt. Man muss allerdings dazu sagen, dass bis vor kurzem noch mit dem Zentralrat der Muslime (hochrepräsentativ für ca. 0,5 der in Deutschland lebenden Muslime) kooperiert wurde, der selbst Graue Wölfe in seinen Reihe hat. Ob sich das jetzt auch ändern wird?

  • Ich gebe ja gerne zu, wenn ich mich geirrt bzw. Probleme nicht in der Form erkannt habe. Es gibt sie tatsächlich, Linke (eigentlich möchte man sie wirklich SJW nennen, denn wie 'links' das ist, ist fraglich), die einem Southpark-Cartoon entsprungen zu sein scheinen:



    Besonders kennzeichnend ist ein entsprechendes Verhalten für Vertreter*innen der sogenannten 'Critical Whiteness'. Vereinfacht gesagt sollen hierbei Weiße ihre eigenen Privilegien gegenüber Schwarzen bzw PoC 'checken', sich in Diskussionen mit diesen zurücknehmen etc. An sich kein schlechter Ansatz, in der Umsetzung läuft es leider häufig darauf hinaus, dass (weiße) Antirassisten wie Blockwarte durch die Gegend laufen und nur auf eine Verfehlung des Gegenübers achten, um dieses dann im besten Fall zu 'belehren' und im schlimmsten Fall verbal zu lynchen und zur persona non grata zu erklären. Typische Verfehlungen sind z.B. 'kulturelle Aneignungen', also z.B. Weiße die Dreads oder andere Symbole schwarzer Kultur tragen. Ein populäres Beispiel: adele-is-accused-of-racism-for-instagram-post-promoting-notting-hill-carnival


    Im Grunde wird Antirassismus also zur weißen Demutsübung degradiert (wieder mal stehen Weiße, dieses mal aber negativ, im Vordergrund). In der Konsequenz nehmen absurde Rassismus-Vorwürfe und die Ächtung von Personen zu, was auch in linken Zusammenhängen z.B. zum Mobbing und Rausschmissen führt. Wer noch nicht lange mit der Szene in Kontakt ist und deren Jargon noch nicht verinnerlicht hat, wird also exkommuniziert, bevor er wirklich 'eingestiegen' ist.
    Hier nochmal ein kritischer Text zum Thema: Antirassismus ǀ Nicht gecheckt — der Freitag


    Ja, sein Gegenüber mit einer Masse an Textlinks mit der Aufforderung, sich 'zu bilden', zu überwältigen, ist ebenfalls ein Kennzeichen eines arroganten, belehrenden linken Diskurses - ich bekenne mich schuldig ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hier nochmal ein kritischer Text zum Thema: Antirassismus ǀ Nicht gecheckt — der Freitag

    Interessant, was da über das Konzert von Feine Sahne Fischfilet steht. Auf was man heutzutage alles achten muss... ^^ Dass Männer dafür kritisiert werden, weil sie ihr Hemd ausziehen und ihren nackten Oberkörper zur Schau stellen (und damit ihre Privilegiertheit gegenüber Frauen ausnutzen, denen das nicht so ohne Weiteres gestattet ist), habe ich noch nie gehört. Der dahintersteckende Gedanke ist aber an sich ja gar nicht so verkehrt. Tatsächlich halte ich diese gesellschaftlichen Normen auch für Schwachsinn, und mir will auch nicht ganz einleuchten, warum Brüste von Frauen immer artig bedeckt sein müssen, während sich Männer jederzeit obenrum entblößen dürfen, ohne dass es deshalb gleich als "anzüglich" oder "schlüpfrig" wahrgenommen wird.
    Hier wäre tatsächlich emanzipatorische Aufklärungsarbeit zu leisten, denn der kulturelle Mief unserer Vorgängergenerationen und deren prüder Religion ist noch längst nicht aus den Köpfen verschwunden. Doch sehe ich keinen Grund dafür, warum man deshalb nun Männern ein schlechtes Gewissen machen oder neue politisch korrekte Verhaltensregeln (diesmal für die Männer) erstellen sollte.
    Wenn Frauen oben ohne rumlaufen wollen, dann sollen sie eben mit gutem Beispiel voran gehen und sich einfach ebenfalls das Hemd ausziehen, sobald ein Mann dies tut und sie sich davon gestört fühlen... vielleicht sollten sie auch demonstrieren gehen für ihre Gleichberechtigung, und nackig durch die Fußgängerzone laufen. Sie hätten meine vollste Unterstützung (und sicher sogar die von dem einen oder anderen chauvinistischen alten Sack. :D )
    So groß scheint das Bedürfnis bei der Weiblichkeit nach einer "Befreiung von den kulturellen Zwängen" aber nicht zu sein, dass es deshalb massenhaft Demonstrationen geben würde.
    Manchmal hat man den Eindruck, die SJW's, die sich für die Abschaffung solcher Privilegien stark machen, leiden als Nicht-Betroffene wesentlich mehr als diejenigen, die konkret von irgendwelchen Dingen betroffen sind... einfach, weil sie sich in die Rolle des diskriminierten Menschen so sehr reinsteigern wie in einem masochistischen Rollenspiel, bis sie sich schwärzer fühlen als der schwärzeste Schwarze, und unterdrückter als die unterdrückteste Frau.


    Ich glaube, wenn sich hierzulande jemand als Indianer verkleidet, dürften die echten Indianer damit weitaus weniger Probleme haben als gewisse kopflastige Intellektuelle, die uns was über "kulturelle Aneignung" erzählen wollen. Tatsächlich kann man es auch als eine Form von Respektsbekundung betrachten, wenn sich Weiße für das Leben und die Bräuche anderer Kulturen interessieren.
    Ich hab das nie so empfunden, wenn Kinder beispielsweise Cowboy und Indianer spielen, dass dies in irgendeiner Form rassistisch gemeint wäre. Sich als Cowboy oder Pirat zu verkleiden, weil man Cowboys und Piraten cool findet, ist ganz normal... aber wenn ich mich als Indianer, Schwarzer oder Eskimo (tschuldigung für das böse Wort) verkleide, weil ich die cool finde, dann schände ich damit das Andenken der vielen Ureinwohner, die von meinen Vorfahren versklavt oder ausgerottet worden sind?
    Es will mir nicht ganz in den Kopf.
    Aber vermutlich kommt das dabei raus, wenn man die Form der Vergangenheitsbewältigung, die in Deutschland in den letzten paar Jahrzehnten etabliert wurde, konsequent zu Ende denkt. Die Gesellschaft verliert irgendwann das richtige Maß, und verlernt zu unterscheiden, wo Wiedergutmachung für begangenes Unrecht nötig und sinnvoll ist, und wo es in ritualisierte Formen der masochistischen Selbstgeißelung und einen regelrechten Schuld-Kult ausartet.


    Keine Frage, man muss sich seiner Verantwortung und den Konsequenzen des eigenen Handelns bewusst sein, und sollte auch kritisch mit den eigenen Vorfahren ins Gericht gehen. (Gerade auch hier in Deutschland.) Aber wenn das dazu führt, dass ich mich als Weißer, der nie irgendjemanden versklavt oder vergast hat, einzig aufgrund meiner Hautfarbe oder der Gegend, in die ich geboren wurde, auf eine bestimmte Weise verhalten muss, und bestimmte Dinge nicht tun darf, die andere, die mit einer anderen Hautfarbe geboren wurden, tun dürfen, weil es der "Kultur ihrer Vorfahren" entspricht... dann haben wir da eben eine neue Form von Rassismus. Eine, die vielleicht als Gedankenmodell ganz interessant ist, weil sie den Weißen mal einen Spiegel vorhält. Nur wenn dann ernsthaft versucht wird, die Gesellschaft anhand von diesem "umgekehrten, positiven Rassismus" neu zu gestalten, dann werden sich die Linken damit nur selbst schaden, weil sie eben mehr Menschen verprellen werden, als sie mit dieser Ideologie ansprechen.

  • Hier wäre tatsächlich emanzipatorische Aufklärungsarbeit zu leisten, denn der kulturelle Mief unserer Vorgängergenerationen und deren prüder Religion ist noch längst nicht aus den Köpfen verschwunden.

    Mehrere tausend Jahre Evolutionsentwicklung wird man so schnell nicht "aus den Köpfen" bekommen durch "Aufklärungsarbeit", eben weil es biologisch angeboren ist. Die weibliche Brust zählt zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen. Bei Männern ist das nicht der Fall. Gleichzeitig heiße ich es aber nicht gut, wenn sich Männer entblößen und mir damit ungefragt ihre Fettwampe entgegenstrecken. Der Umkehrschluss, dass dann Frauen aber genauso ihr Fettgewebe offenlegen sollen, erschließt sich mir nicht.

  • Weibliche Brüste zählen eben zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen, wie schon von Unmensch erwähnt.
    Von mir aus können aber auch alle, die wollen, nackt durch die Gegend laufen.