Ist ein Diskurs mit Linken heutzutage noch möglich?

  • Aber wieso findet er etwas „nice“, was er nicht kennt? Hätte er doch sagen, dass er es nicht weiß. Wäre vermutlich nicht so schlimm.


    Ich kenne Dorians Shirt nur in Kontext mit dem Video, wo er in einem Rapbattle gegen einen Nazi rappt.
    Dorian ist aber eh schon längere Zeit nicht mehr aktiv, soweit ich weiß.


    Ah, das wusste ich nicht. Dachte, dass es auch im Fernsehen ausgestrahlt werden würde.


    Tja durch solche Aktionen wird der Drachenlord die Stimmung bei seinen Hatern noch weiter anheizen, befürchte ich.

  • Aber wieso findet er etwas „nice“, was er nicht kennt? Hätte er doch sagen, dass er es nicht weiß. Wäre vermutlich nicht so schlimm.

    Er ist ein grenzenloser Selbstdarsteller und Narzisst sondergleichen. Wenn man sich seine Erzählungen so anhört (und er hört sich vor allem selbst gern reden), dann kann er alles, weiß alles, hat vor nichts und niemanden Angst und überhaupt: er ist ein Universalgelehrter, Sprachgenie, Handwerker, Psychologe und Wissenschaftler ("die Haut ist kein Organ").


    Auch sein dreistelliges Körpergewicht ist kein Nachteil, sondern Vorteil. Darunter seien "stählerne Muskeln", wenn er will, dann trifft er jeden und mit ihm legt man sich besser nicht an. Dass er in der Realität als erwachsener Mann von Schulkindern vorgeführt wird und er dem nichts entgegenzusetzen hat, wenn sie vor ihm herumtanzen und er sich wie nach Drehbuch provozieren lässt, wirft leider einen großen Schatten auf all seine Superheldeneigenschaften.


    Er ist ein typischer Dorftrottel. Nicht weiter schlimm, gab es schon immer. Im frühen Internet waren Freaks auch noch gern gesehen. Heute sind sie Beute für das Haifischbecken, das nach so etwas giert. Und genau deshalb kam auch die Frage danach, was er vom Holocaust hält. Unter normalen Bedingungen fragt einen das ja kein Mensch.

  • Es muss ja sowas wie nen linken Mainstream geben, wenn sich viele Leute bezüglich bestimmten Themen völlig einig sind und diesbezüglich keine anderen Meinungen akzeptieren? Äußert jemand diese, wird sie mobartig auseinandergepflückt.
    (z.B. Thema Feminismus: Ich kritisiere ihn nicht als Gesamtes, aber es gibt einige Strömungen, die ich doch ziemlich befremdlich finde und das auch sachlich sagen möchte oder das Thema fanatische Religionsanhänger (dazu gehört auch der Islam) Klar möchte ich da auch frei äußern dürfen, was mich befremdet.Nur gibt es leider extrem engstirnige Linke, bei denen das Thematisieren dieser Punkte schon dazu führt, für einen besorgten Bürger gehalten zu werden.) Klar, kann mich jemand als Nazi bezeichnen, wenn er möchte, es ist nur schwachsinnig, weil es nicht stimmt und den Begriff Nazi entkräftigt. Ich denke ein Nazi ist jemand anderes als ein Anarchist, der in manchen Punkten eine individuelle Meinung hat?

    Wer sind 'viele Leute'? Themen wie Feminismus, Antisemitismus etc. werden kontrovers diskutiert, auch und gerade unter linken Gruppen und Einzelpersonen. Die Pauschalisierung, die du anderen vorwirfst, praktizierst du hier selbst bereits mit deiner Ausgangsfrage und der Behauptung irgendeiner homogenen linken Gemeinschaft, die angeblich geschlossen gegen 'Andersdenkende' vorgeht. Wenn du konkrete Kritik äußern willst, solltest du auch konkret benennen, wen du eigentlich meinst. Phrasen bzw Konstrukte wie 'der linke Mainstream' sind hier wenig hilfreich. Oder denkst du, der Jugendwiderstand hat dasselbe Verhältnis zu Themen wie Feminismus und Antisemitismus wie der solid-Bundesverband? Deine negativen Erfahrungen mit einzelnen Personen solltest du vielleicht genauso wahrnehmen und klassifizieren, anstatt daraus irgendwelche Pauschalurteile zu konstruieren.


    Letzten Endes kann ich mich nur wiederholen: Als Erstes sollte man seine eigenen Positionen kritisch reflektieren und an seinen rhetorischen Fähigkeiten arbeiten. Ich habe mich auch schon zur Genüge mit ML'lern und Maoisten gestritten, ohne zu dem Urteil kommen zu müssen, dass hier ein Diskurs nicht möglich ist - es herrschen eben unterschiedliche Auffassungen. Das kann man auch einfach so hinnehmen, anstatt in Trotz zu verfallen und zu denken, die Tatsache, dass andere konträre Positionen vertreten läge daran, dass diese nicht 'diskursfähig' sind.

  • Wie reagieren Linke (also solche, die sich als Antifa bezeichnen - egal welche Gruppierungen: denn diese Nuancen wird ja ein Leser sicher nicht weiter nachverfolgen) denn, wenn jemand ein falsches Wort benutzt? Z.B. Indianer oder Zigeunersoße? Locker oder eher megaernst und belehrend?
    Gern noch mit Unterstellung, der sei ein Rassist, wenn er diese Worte benutzt?
    Wie kommt das wohl bei jemanden an, der die Wörter eben aus Gewohnheit benutzt? Eher nicht so sympathisch, oder?


    Ich muss ja „die Linken“ schreiben, auch wenn es pauschalisierend wirkt: Wie soll ich es denn sonst thematisieren?

  • Wenn ich als linker, Punk, Antifa oder Anarchist Freunde habe, die alles auf die Goldwaage legen wenn man "mal" ein falsches Wort benutzt, dann sollte ich mich umsehen, ob ich mich in dem zu mir passenden Kreis bewege.
    Und wenn ich aus Gewohnheit dauernd ins Fettnäpfchen trete, sollte ich mir erst recht die Frage stellen, wo ich denn dazugehören möchte. Meines Erachtens ist das eher ein soziales Thema von dem du berichtest.


    „Jedesmal, wenn Sie durch Konsens anstatt durch Drohung zu einer Vereinbarung gelangen (...) indem Sie sich die Umstände oder Bedürfnisse der anderen Person bewusst machen, sind Sie ein Anarchist (...)
    Anarchismus ist das, was Menschen tun, wenn man sie tun lässt, was sie möchten und wenn sie mit gleichermaßen freien Menschen interagieren, die sich der gegenseitigen Verantwortung, die solche Freiheit mit sich bringt, bewusst sind.“


    „Anarchisten glauben, dass Macht korrumpiert und jene, die ihr Leben lang nach Macht streben, die letzten sind, denen diese Macht anvertraut werden sollte.
    Anarchisten glauben, dass das gegenwärtige Wirtschaftssystem Menschen eher für selbstsüchtiges und skrupelloses Verhalten belohnt als für aufrechtes und mitfühlendes(...)


    „Menschen schließen sich freiwillig und selbstbestimmt und föderal in Kollektiven zusammen (z.B. in Kommunen, Wohnprojekten, Genossenschaften und Syndikaten, welche dann als Basis für Produktion und Reproduktion entstehen.“

  • Wie reagieren Linke (also solche, die sich als Antifa bezeichnen - egal welche Gruppierungen: denn diese Nuancen wird ja ein Leser sicher nicht weiter nachverfolgen) denn, wenn jemand ein falsches Wort benutzt? Z.B. Indianer oder Zigeunersoße? Locker oder eher megaernst und belehrend?
    Gern noch mit Unterstellung, der sei ein Rassist, wenn er diese Worte benutzt?
    Wie kommt das wohl bei jemanden an, der die Wörter eben aus Gewohnheit benutzt? Eher nicht so sympathisch, oder?


    Ich muss ja „die Linken“ schreiben, auch wenn es pauschalisierend wirkt: Wie soll ich es denn sonst thematisieren?


    Tja, das kommt wohl auf den Kontext und die jeweilige Person an. Ich habe Linke und Antifas mit jeder Menge schwarzem Humor erlebt und andererseits auch solche, die dich rausschmeißen, wenn du Wörter wie 'Mongo' oder 'Schwuchtel' benutzt. Wieder andere, vermutlich der größere Teil, wird versuchen zu erklären, wieso es eben nicht cool ist, entsprechende Wörter zu verwenden. Und nochmal andere Bekannte, die sich selbst als Anarchos und Antifaschisten bezeichnen, sagen selbst, dass es im Grunde völlig egal sei, da man jemanden auch mit 'politisch korrekter Sprache' diskriminieren kann. Es gibt eben auch hier alle Facetten. Wobei ich überhaupt nicht abstreite, dass die Tendenz, Wörter zu sehr auf die Goldwaage zu legen, mich persönlich auch gelegentlich etwas nervt. 'Männlich/weiblich gelesene Person', 'jemensch' etc. wird sicher nicht Einzug in meinen Sprachschatz halten.


    Andererseits finde ich es auch etwas irritierend, wenn verlangt wird, auf die Befindlichkeiten von 'Normalos' zu achten, die sich selbst wiederum nicht im Geringsten für die Situation bzw Gefühle anderer interessieren. Es ist schon interessant, dass du dich hier zuerst um die armen Opfer des 'linken Mainstreams' sorgst, und mit keinem Wort diejenigen erwähnst, die ihr Leben lang mit bestimmten Zuschreibungen konfrontiert werden ('Zigeuner', 'Schwuchtel'). Das ist eine merkwürdige Prioritätensetzung.



    (Im Grunde lässt sich hier im Forum sehr schön beobachten, wie Mehrheitsgesellschaften so ticken. Die eingeforderte Lockerheit und das 'Habt euch doch nicht so' gilt immer für die anderen, nie für einen selbst. Linke sind 'intolerant', weil sie sexistische Witz nicht cool finden, Frauen sind dumme Emanzen und 'attention whores', wenn sie sexuelle Übergriffe anprangern (entsprechende Aussagen wurden hier schon zum Thema metoo getätigt). Aber wenn man in dem Kontext als Wink mit dem Zaunpfahl die User dieses Forum als untervögelte Verlierer bezeichnet, hört der Spaß auf.)

  • Wenn jemand das Wort Zigeunersoße verwendet, weil er es bisher so gewohnt war, sagt das meiner Meinung nach nichts darüber aus, was für ein Mensch er außerhalb einer Diskussion ist.


    Klar, wir müssen nicht auf solche Befindlichkeiten achten, müssen uns aber auch nicht wundern, wenn wir lediglich die Rolle einer Subkultur in einer Gesellschaft einnehmen.
    Warum soll ich hier jetzt konkret Menschen erwähnen, die ihr Leben lang mit bestimmen Zuschreibungen konfrontiert werden? (Ich verstehe aber nicht, warum es Menschen braucht, die für sie sprechen(wenn sie nicht darum gebeten haben)? Sie können auch selbst für sich sprechen?) Witzigerweise werden da ja auch innerhalb linker Kreise Unterschiede gemacht. In einigen Bereichen ist man super kritisch, in anderen werden Unterdrücker auch noch unterstützt. (siehe Behinderte) Das ist halt eine krasse Doppelmoral.


    Warum gilt die eingeforderte Lockerheit nicht für mich selbst? Du kannst mich als das bezeichnen, was Du willst. Wir sind hier nur im Internet und kennen uns nicht persönlich.


    Zum Thema Feminismus: Ich mag es lieber, wenn Menschen eher auf ihre Taten handeln. Zwischen Worten und Taten besteht ein großer Unterschied ;) Was bringt einem der coolste männliche Feminist, der super Worte hat, aber sie sich in seinen Handlungen gar nicht widerspiegeln? Ich unterscheide zwischen Worten und Taten.
    Übrigens gibt es auch Männer, die jahrelang von Frauen gemobbt und ausgelacht werden. Die erleben den Sexismus anders herum. Auch diese konkreten Fälle sollten thematisiert werden dürfen.

  • Dass 'wir' nur die Rolle einer Subkultur einnehmen, hat meines Erachtens ganz andere Gründe als den, dass 'wir' den Menschen die Zigeunersoße bzw das Schnitzel vom Teller nehmen wollen ;) Und jetzt mal im Ernst, die Zigeunersoße hab ich selber im Schrank und mein Kumpel, der laut eigener Aussagen sechs Seminare zum Thema Rassismus besucht hat, ebenso :D


    P.S. Die eingeforderte Lockerheit war nicht auf dich bezogen, sondern auf andere wackere Streiter gegen die PC-Diktatur.

  • Witzigerweise werden da ja auch innerhalb linker Kreise Unterschiede gemacht. In einigen Bereichen ist man super kritisch, in anderen werden Unterdrücker auch noch unterstützt. (siehe Behinderte)

    Wo waren im Bezug auf Behinderte denn Unterdrücker unterstützt?