Ist ein Diskurs mit Linken heutzutage noch möglich?

  • Punkt 1 und 2 kann ich nicht nachvollziehen, da nicht hinreichend belegt. Sind halt lediglich Behauptungen.
    Anhand dessen, was ich mir bisher angeschaut habe, kann ich das jedenfalls nicht bestätigen.


    Bei Punkt 3 scheint bei dir eine Verschiebung der Prioritäten stattzufinden. Plötzlich ist nicht mehr der Hetzer im Fokus, sondern der Reporter, der Fragen stellt (nicht so ungewöhnlich für diesen Berufsstand). Trotzdem wird sein Verhalten hinterfragt, nicht aber das des Typen, der öffentlich seine Hetze postet - und das allen Anschein sogar unter seinem Klarnamen. Meist sogar deshalb, weil sie "nichts zu verbergen haben und zu ihrer Meinung stehen". Merkwürdig nur, wie sie dann, wenn sie außerhalb des heimischen Sofas damit konfrontiert werden, plötzlich gar nichts mehr davon wissen wollen und sich als armes Opfer sehen.


    Wie ich schon einmal sagte: so etwas sollte nicht unwidersprochen bleiben. Und wer austeilt, sollte auch einstecken können. Wenn er wirklich so denkt, wie er es öffentlich ins Netz schreibt, wieso findet er es dann plötzlich gar nicht mehr so gut, wenn er man ihm auffordert, dass noch einmal in aller Öffentlichkeit zu wiederholen?


    Mein Mitleid hält sich bei solchen Gestalten in Grenzen. Mag aber daran, dass Spiegel TV schon seit 30 Jahren so arbeitet und da doch jedes Mal sehr entlarvende Aussagen bei rumkamen. Und wer ist an diesen Aussagen jetzt schuld? Die Reporter oder doch derjenige, der die Aussagen trifft?

  • Du würdest es also gut finden, wenn jemand aufgrund eines Twitterkommentars zu Dir nach Hause fährt und Deinen Wohneingangsbereich filmt und Dir diesbezüglich Fragen stellt?
    Also ich find das schon ziemlich krass. Ich find das halt ne merkwürdige Art von Journalismus.


    Punkt 2 meine ich zum Beispiel in Bezug zum Drachenlord. Dadurch, dass der Reporter noch den Wohnort nennt und filmt (obwohl dieser das gar nicht wollte, wie er ja in der Doku klar macht), macht er die Situation ja noch schlimmer für den Drachenlord, weil mehrere Menschen darauf aufmerksam werden. Das ist ja schon so wie Doxxing. Das, was in der Doku kritisiert wird, wird durch den Reporter selbst durchgeführt.


    Tja und das mit aus dem Kontext gerissen, ist zum Beispiel bei Rayk Anders Lösch Dich Doku in Bezug auf Imp und Dorian passiert.
    Die Spacefrogs haben das Video auch parodiert und Dorian und Imp eine Gegendarstellung veröffentlicht.


    Seriöser Journalismus sieht für mich halt anders aus.

  • Du würdest es also gut finden, wenn jemand aufgrund eines Twitterkommentars zu Dir nach Hause fährt und Deinen Wohneingangsbereich filmt und Dir diesbezüglich Fragen stellt?
    Also ich find das schon ziemlich krass. Ich find das halt ne merkwürdige Art von Journalismus.

    Es gehört zu gutem Journalismus auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. Und wenn jemand zum Thema wird, dann hat er es darauf angelegt. Denn anders als von dir behauptet, wird niemand mich aufgrund eines banalen Twitterkommentars Zuhause aufsuchen. Es sei denn, ich schwadroniere davon, dass es keinen Holocaust gegeben hat oder Angela Merkel Kinder in ihrem Keller gefangenhält, um deren Blut zu trinken, und wir uns endlich alle bewaffnen müssen, um den totalen Krieg herbeizuführen.

    Du würdest es also gut finden, wenn jemand aufgrund eines Twitterkommentars zu Dir nach Hause fährt und Deinen Wohneingangsbereich filmt und Dir diesbezüglich Fragen stellt?
    Also ich find das schon ziemlich krass. Ich find das halt ne merkwürdige Art von Journalismus.

    Das Thema Drachenlord habe ich damals gesehen und ich war auch schon Jahre vorher im "Stoff". Ich denke also, dass ich durchaus mitreden kann und die Geschehnisse allesamt kenne.


    Dieses Thema hat mittlerweile eine so große Relevanz erreicht (für einen ganze Region), dass eine Reportage dazu legitim war und noch immer ist (aktuell besteht sogar ein behördliches Betretungsverbot des Ortes für Nicht-Anwohner). Die Adresse ist auch kein Geheimnis, die hatte er einst selbst geleakt (und sich mittlerweile dadurch zur Person des öffentlichen Lebens "hochgearbeitet").
    Und in einem Ort, der so klein ist, dass er über keine Straßennamen verfügt, sondern die Häuser lediglich nummeriert sind, ist es auch keine große Kunst, das Haus selbstständig zu finden. Ist ja schon optisch nicht zu übersehen.


    Wo kämen wir hin, wenn in der Berichterstattung (auch im Print) der Ort des Geschehens nicht mehr genannt werden darf, oder Reporter ihre Arbeit unverzüglich einzustellen haben, wenn jemand sie, auffordert zu gehen? Zur Erinnerung: wir reden von öffentlichen Grund; von einer Straße, die von jedermann begangen und gefilmt werden darf. Ich sehe hier kein Vergehen, sondern einen Versuch über ein Thema mit gesellschaftlicher Relevant zu berichten. Denn wer nicht im "Drachen-Game" ist, wird als Außenstehender nicht begreifen, was dort vor sich geht und was die letzten 7 Jahre die Situation hat so ausufern lassen. Übrigens hatte bis dato keiner darüber berichtet. Und doch ist das Thema so groß geworden. Das nahm solche Ausmaße an, dass jeder direkt fertiggemacht wurde, der nicht in dasselbe Horn der Hetzer blies. FUNK bzw. Dennis Leiffels hat es dennoch gewagt und badet das noch heute aus. Ich fand das eine wichtige Arbeit, denn ansonsten bleibt die "offizielle Meinung" tatsächlich unwidersprochen. Das will man in autokratischen Staaten doch auch nicht, aber hier soll bitte der Reporter den Ball flach halten? Gefordert ausgerechnet im Unity-Forum?
    Gerade das Thema Drachenlord ist mustergültig für das erwähnte Spiegelbild der Gesellschaft. Insofern hat die Reportage ihre Daseinsberechtigung. Auch weil das Thema Hass und Mobbing im Internet mittlerweile Dimensionen erreicht hat, dass sich die labile Jugendlichen das Leben nehmen, weil ihr Thema keine größere Aufmerksamkeit erfährt und sie sich noch unverstandener und überflüssiger fühlen.


    Dass du ausgerechnet einen Führer dieser Hass-Bewegung als Gegenargument verlinkst, wo dieser sich als Opfer darstellt, obwohl er selbst sehr gut austeilen kann, führt die ganze Sache ad absurdum. Wer öffentlich verkündet, dass Schwule keine Menschen sind und manche Mitmenschen gar ausselektiert gehören, der braucht sich jetzt nicht als Moralapostel aufspielen. Wirkt unglaubwürdig. Wieso hat er für das Video eigentlich nicht sein Hakenkreuz-Shirt angezogen?

  • Ich finde bedenklich, dass es noch mehr Menschen dazu ermutigt, sich mit ihm zu beschäftigen. Aber vielleicht täusche ich mich und die Doku hat ihm geholfen. Kann ja auch sein.


    Sollte man in der Unity also eher eine einheitliche Meinung zu allen Themen haben?

    Mir geht es nicht um „Dorian“ als Person, sondern wie mit dem Interview umgegangen wurde. Welche Bruchstücke wiedergegeben wurden und was nicht.

  • Ich finde bedenklich, dass es noch mehr Menschen dazu ermutigt, sich mit ihm zu beschäftigen. Aber vielleicht täusche ich mich und die Doku hat ihm geholfen. Kann ja auch sein.

    Ich sehe in der Doku keinen Aufruf, sich mit ihm [Drachenlord] in negativer Weise zu beschäftigen. Es ist ja auch nicht so, dass ein Bericht über Kinderpornographie dazu ermutigt, neues Material anzufertigen. Oder wie kommst du auf die Schlussfolgerung, wenn in einer Doku berichtet wird, dass die Situation solch Ausmaße angenommen hat und es inzwischen sogar zu ersten Verurteilungen kam (Geldstrafe und Haft) - macht das wirklich Lust auf mehr? Will man nun unbedingt auch verurteilt werden oder ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass die Leute sensibilisiert werden für das Thema?

    Sollte man in der Unity also eher eine einheitliche Meinung zu allen Themen haben?

    Ja. Wir sollten uns z.B. einig sein, dass Homosexuelle sehr wohl Menschen sind und dass Cybermobbing kein Zeitvertreib ist, den man aus Langeweile oder Spaß betreibt. Auch Nazi-Ideologie käme mir merkwürdig vor, wenn ich sie hier beworben sehe. Wie man zum Thema Maskenpflicht steht, darüber kann man sicherlich diskutieren (wird ja auch getan), aber dass keine neuen Konzentrationslager her müssen, die Meinung können wir gerne hier und auch gesamtgesellschaftlich übernehmen.

  • Ich meine die Zeit vor der Netiquette.


    Das Netz ist oft einfach nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Du kannst zwar die Kommentare löschen, aber nie die Meinung der jeweiligen Personen, die hinter diesen Kommentaren stecken.
    Wenn wir uns durch Löschen der Kommentare nun eine heile Welt zusammenbasteln wollen, dann können wir das gern tun, aber entspricht sie dann noch der Realität?


    Mittlerweile kann ich sogar ansatzweise die Lügenpressevorwürfe verstehen. Da gibt`s ja gewisse Formate, die tatsächlich zu bedenklichen Methoden für ihre Berichterstattung greifen. (FUNK macht das z.B. gern) Bei sowas frage ich mich dann, warum sogenannte Linke dies nicht kritisieren? (Es ist da ja nicht nur das Nichtkritisieren, sondern auch noch das Verteidigen solcher Methoden.)


    Ich sollte mal eine Horde christlicher Fanatiker und Nazis in dieses Forum einladen und abwarten, wie lange Dian das Ganze stehen lässt :D


    Wenn dir jemand auf den Teppich kackt, wirst du ihn mittelfristig nicht in deiner Wohnung dulden. Übrigens gehört es auch zur Meinungsfreiheit, deutlich zu artikulieren, dass man eine andere Meinung scheiße findet. Wieso also hast du ausgerechnet mit denjenigen ein Problem, die bestimmte Meinungen nicht einfach so im Raum stehen lassen, sondern mit ihrer eigenen Meinung kontern?


    Wenn du die totale Meinungsfreiheit forderst, wieso hast du dann ein Problem mit Pressefreiheit? Ich finde es eher bedenklich, dass Journalisten angegriffen werden, ganz gleich von welcher Seite. Natürlich haben auch die sich an Regeln zu halten. Allerdings entscheidet jeder immer noch selbst, ob er mit ihnen redet. Wo liegt das Problem?

  • @Lonewolf Mein Problem ist nicht, dass diese Meinungen kritisiert werden. Mein Problem ist das Pauschalisieren, dass jeder, der eine andere Meinung als der linke Mainstream hat, automatisch ein Nazi sein muss.
    Wenn ich sage, ich habe Probleme mit der Art und Weise an der Form dieser Berichterstattung, dann sagt das nichts über meine politische Motivation dahinter aus. Leider gelte ich damit in gewissen Kreisen bereits automatisch als rechts.


    Ich habe auch nie behauptet, dass man sowas unkommentiert stehen lassen soll. Nur halt jedem zu unterstellen, er sei ein Nazi (falls er nicht berechtigter Weise einer ist) und ihn dann in Grund und Boden zu diskutieren- ich bezweifle, dass es was bringt oder wie ist derzeit die öffentliche Wahrnehmung linker Strömungen?


    Also ist Doxxing im Prinzip was Gutes und kann als unabhängige Berichterstattung angesehen werden? Gut, wenn ihr das so seht. Dann braucht die Gegenseite aber nicht rumheulen, wenn es auch mal ihr passiert. Wenn es z.B. bei Linken passiert. Vielleicht hättet ihr damit kein Problem, öffentlich von der Presse zur Schau gestellt zu werden -ich schon. Vor allem wenn meine Kommentare merkwürdig zusammengeschnitten wurden.

  • Kurzgesagt: Das, was ihr irgendwelchen Hatern vorwerft, ist okay, sobald es der Staat tut? Das will nicht in meinen Kopf rein.


    Ich habe mich meines Erachtens nach auch niemals gegen Pressefreiheit ausgesprochen?


    Wahnsinn, was sich immer so zusammengereimt wird.