Aggressivität/Genervtheit in der Gesellschaft

  • Täusche ich mich, oder nimmt die Aggressivität in unserer Gesellschaft zurzeit zu? Oder vielleicht ist Genervtheit das bessere Wort. Aber eigentlich war es schon immer so oder? Oder ist das jetzt verstärkt wegen Corona? Dass viele nur an sich denken und sie von ihren Mitmenschen genervt sind. Diese vielleicht als Störfaktor ansehen. Beispiel gestern Supermarkt: 2,5-3,5 Meter vorm Eingang haben sich ein paar Leute zum Quatschen versammelt. Steuert jemand direkt auf dieses Grüppchen zu und quetscht sich durch mit den Worten: "Darf ich mal durch?". Kein Mindestabstand, einfach nur bekloppt mittendurch. Obwohl man hätte einfach einen Bogen machen können und fertig (war genug Platz da). Warum machen Menschen sowas? :thumbdown:

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  • Situation, wie du sie beschrieben hast, lassen sich relativ leicht reproduzieren. Es gibt dafür einfache Parameter wie Wetter, Stresslevel und Örtlichkeit. Der Supergau wäre wohl Hochsommer im Freibad einer Großstadt. Der Gegenentwurf dazu ein milder Frühlingstag im Wald fernab der Tourirouten.


    Ich habe schon seit Jahren diese Wahrnehmung und kann nicht behaupten, dass sich das aktuell verbessert oder verschlechtert hätte. Alles geht seinen üblichen Gang. Es gibt halt ein paar menschliche Grundzüge, die recht flächendeckend verteilt sind. Je mehr man sich dort hinein begibt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, damit Bekanntschaft zu machen. Daher würde sagen, dass es durch Corona, wenn überhaupt, sogar etwas besser geworden ist. Rechnet man das jetzt gegen die vermehrten Spinner auf, die momentan aus ihren Löchern gekrochen kommen, dann stimmt die Waage wieder. Vielleicht mit einem leichten Drall nach rechts.

    • Offizieller Beitrag

    Beispiel gestern Supermarkt: 2,5-3,5 Meter vorm Eingang haben sich ein paar Leute zum Quatschen versammelt. Steuert jemand direkt auf dieses Grüppchen zu und quetscht sich durch mit den Worten: "Darf ich mal durch?". Kein Mindestabstand, einfach nur bekloppt mittendurch. Obwohl man hätte einfach einen Bogen machen können und fertig (war genug Platz da).

    Ich hab das neulich umgekehrt erlebt. Dass in einem engen Laden, wo nicht genug Platz war, sich die Leute voll breit gemacht haben und mitten im Weg rumstanden... und als dann ein alter Mann unbeholfen versucht hat, sich am Rand durchzuquetschen, wurde er gleich dumm angemacht, a la "Ey, schonmal was von Mindestabstand gehört?" Der antwortete dann wenigstens schlagfertig mit "Na, soll ich über dich drübersteigen?" ^^
    Ansonsten merke ich jetzt aber nicht unbedingt mehr Alltags-Aggressivität unter den Leuten. Nur halt eine gewisse Fanatisierung auf beiden Seiten, sowohl bei Zwangsmaßnahmen-Befürwortern wie bei den Gegnern. Was aber eben, wie ich in meinem Video schon sagte, kein Wunder ist, weil das ja zwangsweise so hochkochen muss, wenn man mit dem ganzen Thema nicht so locker umgeht wie in Schweden, sondern es zur Glaubensfrage erhoben wird, dass es nur eine "richtige" und eine "falsche" Seite gibt, und dass man sich entweder für die eine oder für die andere entscheiden muss.
    Man könnte auch einfach mal versuchen, sich gegenseitig mehr zuzuhören und nicht "entweder oder" zu machen, sondern einen Weg zu finden, der für beide Seiten akzeptabel ist. Dann würden auch weniger die Fetzen fliegen.


    Aber was mir allgemein in den letzten Tagen noch negativ aufgefallen ist: Extrem viele laute, asoziale junge Leute, die bis früh in die Morgenstunden rumgröhlen, und denen es völlig egal ist, ob sie andere stören oder nicht. Man merkt eben, dass Ferien sind, und dass viele den Urlaub dieses Jahr zuhause verbringen. Manche Affen waren am Ballermann schon ganz gut aufgehoben, die sollte man im Sommer besser irgendwohin abschieben, wo sie niemanden belästigen können.

  • Täusche ich mich, oder nimmt die Aggressivität in unserer Gesellschaft zurzeit zu? Oder vielleicht ist Genervtheit das bessere Wort. Aber eigentlich war es schon immer so oder? Oder ist das jetzt verstärkt wegen Corona? Dass viele nur an sich denken und sie von ihren Mitmenschen genervt sind. Diese vielleicht als Störfaktor ansehen. Beispiel gestern Supermarkt: 2,5-3,5 Meter vorm Eingang haben sich ein paar Leute zum Quatschen versammelt. Steuert jemand direkt auf dieses Grüppchen zu und quetscht sich durch mit den Worten: "Darf ich mal durch?". Kein Mindestabstand, einfach nur bekloppt mittendurch. Obwohl man hätte einfach einen Bogen machen können und fertig (war genug Platz da). Warum machen Menschen sowas? :thumbdown:

    Kann ich eigentlich nicht bestätigen. Hängt aber wohl auch davon ab, wo man wohnt. Insgesamt scheinen mir die Menschen seit Seuchen-Beginn sogar eher zurückhaltender zu sein, von einigen Ausnahmen bzw Extremfällen abgesehen. Es gibt aber definitiv einen Zulauf an Party-Volk in den Grünanlagen.


    Dass die Stimmung im Internet aggressiver wird bei dem Thema Corona, mag sein. Ich seh aber kein großartiges Potenzial für eine politische Protestbewegung, einfach weil sich die Haltung zu Corona offenkundig nicht am politischen Lager festmachen lässt, in dem man sich sonst so bewegt, wenn überhaupt. So bleiben eben ein paar Events, auf denen Leute mitlatschen, die sich sonst nicht unbedingt begegnen. Dass hieraus irgendwas erwächst, darf bezweifelt werden.

  • Danke für eure Einschätzungen. Solche negativen Erlebnisse mit Mitmenschen bleiben mehr im Gedächtnis, und da kommt schon mal der Eindruck hervor, wir leben (immer mehr) in einer Gesellschaft voller rücksichtsloser Rüpel (und Rüpelinnen ;)). Was aber auch nicht >die< Wahrheit ist.

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  • Corona hat alles verändert, die ganze Spaßgesellschaft musste runtergefahren werden, was ich bedauere.
    Die Menschen haben dadurch nicht den psychischen Ausgleich in ihrem Alltag, Familien leben auf engsten Raum zusammen und das Konfliktpotential steigt.
    Gleichzeitig hat man auch mehr Zeit und so kommt man ins Grübeln, es ist schon ein Ausnahmezustand, zur Zeit der Spanischen Grippe war es trotz der höheren Dimensionen an Opfer und der geringeren Bevölkerung nicht so gravierend, da man solche Katastrophen gewohnt war, wie Kriege und der 1. Weltkrieg.


    Doch heute ist man sowas nicht gewohnt und es gibt einfach auch viele Dinge die man damals nicht machen konnte. Doch zum Glück gibt es ja das Internet und die unendlichen Möglichkeiten damit zu hantieren, so verlagert sich vieles mehr darin.

  • Aggressives Verhalten kann doch meistens an solchen Engstellen beobachtet werden. Wenn der Druck gelockert wird, fahren die Gemüter auch im Idealfall wieder zurück. Manche Menschen haben es vllt auch verlernt sich an Situationen anzupassen und sich den Verhältnissen entsprechend zu bewegen.

  • Corona hat alles verändert, die ganze Spaßgesellschaft musste runtergefahren werden, was ich bedauere.
    Die Menschen haben dadurch nicht den psychischen Ausgleich in ihrem Alltag, Familien leben auf engsten Raum zusammen und das Konfliktpotential steigt.
    Gleichzeitig hat man auch mehr Zeit und so kommt man ins Grübeln, es ist schon ein Ausnahmezustand

    Das wollte ich auch so in etwa schreiben.


    Ich glaube schon, dass sich was geändert hat. Allein die häusliche Gewalt; Mir tun die vielen Kinder und Jugendlichen so leid, die darunter am meisten leiden.
    Vor ein paar Monaten habe ich eine Umfrage in einer App gemacht, mit der Frage, ob es dieses Jahr mehr Suizide als sonst geben wird - knapp über 50% haben mit "Ja" abgestimmt. Es setzt vielen zu - die Einen reagieren gar nicht, Andere depressiv und Andere aggressiv.


    Also aus psychologischer und logischer Sicht würde ich sagen: Ja. Die Gemüter sind vermehrt gereizter oder unhöflicher.
    Aus Erfahrungssicht... eher "Nein". Ich der Arbeit habe ich zu Beginn im März eher etwas Entspannteres erlebt.
    Normal gesprächsfaule Kunden (Telefon), sind ausschweifend und schon fast gesellig geworden. Auch jetzt noch, gibt es viele die mehr reden als damals und auch toleranter sind.
    Gut... momentan sind auch viele weihnachtsbedingt im Stress, aber es ist wie jedes Jahr, dass so viele einfach vergessen, dass Weihnachten am 24.Dez. ist.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

    Einmal editiert, zuletzt von Edrey ()

    • Offizieller Beitrag

    Neulich an der Kasse habe ich wieder beobachten dürfen, wie ein ungefähr mittelalter Herr (der ziemlich gesund aussah) einen hinter ihm stehenden deutlich älteren Herren (der eindeutig zur Risikogruppe gehörte) mit ziemlich unhöflicher Stimme dazu ermahnt hat, den Mindestabstand einzuhalten. Das war völlig unnötig in der Situation, aus meiner Sicht, weil der Alte da eben ganz ruhig hinter ihm stand, mit vielleicht etwas weniger Abstand als man hätte haben dürfen. Aber dadurch, dass sich der Coronazi dann zu ihm umgedreht und ihn lautstark ermahnt hat, und der andere dann auch noch irgendwas erwidert hat, dürfte sich das Risiko einer Ansteckung gleich mindestens verdoppelt haben. :dash:
    Draußen auf dem Parkplatz sah ich den Coronazi dann noch in einen Porsche steigen. Hat irgendwie gepasst. Irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass er eine etwas andere Vorstellung von Solidarität haben wird als ich. Aber auch ihm ist Solidarität garantiert voll wichtig.... wenn es um SEINE Gesundheit geht. Aber nicht, wenn's ums Geld geht, denn in der Wirtschaft will man ja keine gegenseitige Rücksichtsnahme, sondern Konkurrenzkampf und Survival of the fittest. ;)


    Von solchen ab und zu vorkommenden Streitereien abgesehen habe ich bis jetzt aber nicht den Eindruck, dass die Menschen gereizter miteinander umgehen. Eher halt distanzierter und einfach etwas weniger "menschlich". (Was natürlich auch an den Masken liegt, die zur Entmenschlichung des Gegenübers beitragen)
    Hat aber auch sein Gutes. Irgendwann kann man die Menschen durch Androiden ersetzen, und es wird zumindest an der Mimik keinem mehr auffallen.

  • Neulich an der Kasse habe ich wieder beobachten dürfen, wie ein ungefähr mittelalter Herr (der ziemlich gesund aussah) einen hinter ihm stehenden deutlich älteren Herren (der eindeutig zur Risikogruppe gehörte) mit ziemlich unhöflicher Stimme dazu ermahnt hat, den Mindestabstand einzuhalten. Das war völlig unnötig in der Situation, aus meiner Sicht, weil der Alte da eben ganz ruhig hinter ihm stand, mit vielleicht etwas weniger Abstand als man hätte haben dürfen. Aber dadurch, dass sich der Coronazi dann zu ihm umgedreht und ihn lautstark ermahnt hat, und der andere dann auch noch irgendwas erwidert hat, dürfte sich das Risiko einer Ansteckung gleich mindestens verdoppelt haben. :dash:
    Draußen auf dem Parkplatz sah ich den Coronazi dann noch in einen Porsche steigen. Hat irgendwie gepasst. Irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass er eine etwas andere Vorstellung von Solidarität haben wird als ich. Aber auch ihm ist Solidarität garantiert voll wichtig.... wenn es um SEINE Gesundheit geht. Aber nicht, wenn's ums Geld geht, denn in der Wirtschaft will man ja keine gegenseitige Rücksichtsnahme, sondern Konkurrenzkampf und Survival of the fittest. ;)


    Von solchen ab und zu vorkommenden Streitereien abgesehen habe ich bis jetzt aber nicht den Eindruck, dass die Menschen gereizter miteinander umgehen. Eher halt distanzierter und einfach etwas weniger "menschlich". (Was natürlich auch an den Masken liegt, die zur Entmenschlichung des Gegenübers beitragen)
    Hat aber auch sein Gutes. Irgendwann kann man die Menschen durch Androiden ersetzen, und es wird zumindest an der Mimik keinem mehr auffallen.

    Du meinst wohl den Coronarzzi (aber zum Coronazi ist da nicht weit, 2 Buchstaben weglassen), der zum Solidaritäter wird :D
    Im Wirrus sind wir alle verbunden, das schafft Gemeinschaft, die dann gemein wird. ;)


    Ich erlebe auch beides, Tendenz zu mehr Angst, Depression und Gereiztheit.
    Es hat aber eben auch etwas verbindendes und wenn das nicht Liebe ist.


    Lachen und Lieben ist mein bevorzugtes Gegenmittel. ;)

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?