Lifestyle-Kreativlosigkeit

  • Hey ho,


    bin ich der Einzige, der den Lifestyle vieler junger Menschen irgendwie ... uninspiriert findet?
    Auch ich will ich am Sterbebett zurück auf mein Leben schauen und denken: Ich habe gelebt.
    Und ich bin keine Spaßbremse. Wer Disco, Ficken und schnelle Autos mag, nur zu, solange er keinen Schaden anrichtet.
    Aber ich suche kreativere Wege, tiefere Freuden.


    Zum Beispiel Alkohol: Für andere scheinbar eine großartige Sache, aber ich kann mir gar nicht vorstellen, über Jahre oder Jahrzehnte jedes Wochenende Alkohol zu trinken, nur um mit meinen oberflächlichen Freunden Spaß zu haben.


    Bald komme ich in meine Dreißiger. Die Situation ist stabiler als in meinen Zwanzigern, denn ich habe eine Arbeit, die ich mag (Freelancer-Werbetexter) und bin kein Dauerpatient mehr in Kliniken. Meine Zeit will ich so gestalten, dass ich, wie gesagt, später einmal behaupten kann, gelebt zu haben. Aber nicht auf dem 0815-Weg, denn das würde mich nur hohl und leer werden lassen.


    EIne Hand voll Ideen habe ich auch schon ... ich will extrem loyale Sozialkontakte führen, ich will mich bilden, denn Erkenntnis und Aufklärung sollen eine hohe Priorität haben. Ich will mich beruflich entwickeln, also besser werden als Werbetexter. Wandern, Snowboarden lernen.


    Aber noch ist da viel empty space ... daher ist dies der allgemeine Unityaner-Lifestyle-Thread für gegenseitige Anregungen für intensive und zufriedenstellende, aufregende Lebensführung.


    Peace.

  • Ich glaube was so der Lifestyle betrifft, liegt es viel an dem Charakter, der Tiefgründigkeit und Philosophie des Einzelnen.
    Da könnte man glaube ich auch das Fass "Was ist der Sinn des Lebens?" aufmachen und sich fragen, wie man dieses Leben auskostet und seinen Sinn findet.
    Wer seinen Sinn darin sieht, jedes Wochenende sich abzuschießen, hat (vermute ich) diesen entweder nicht gefunden oder hat sich noch nie darum einen Kopf gemacht.

  • Der Punkt mit dem Sozialgefüge ist vielleicht am interessantesten für mich. Alles andere muss nicht zwangsläufig sinnhafttig oder sinnfrei sein. Gleichzeitig ist es auch am schwierigsten handzuhaben, weil sich jeder stets in einer seiner individuellen Phasen befindet.
    Ich denke, einen derartigen Freundeskreis aufzubauen gelingt nur, wenn sich jeder bewusst machen kann wieviel Potenzial zum Geben vorhanden ist.
    Vielleicht sind wir alle nur Teilchen, die sich gegenseitig dazu anstoßen bzw inspirieren weiter zu vibrieren.
    Somit könnte man sich als Bindeglied begreifen, das seinen Teil zum großen ganzen Konstrukt beiträgt.
    Das funktioniert aber glaube ich nur, wenn den einzelnen Teilchen genug Raum für ihre Schwingungsfähigkeit zur Verfügung steht.

  • Hey ho,


    bin ich der Einzige, der den Lifestyle vieler junger Menschen irgendwie ... uninspiriert findet?

    Ich habe nicht so viel mit 'jungen Menschen' (Teenager?) zu tun, denke aber, heutzutage haben es viele Kids eher schwerer als wir in den 80ern und 90ern. Das digitale Zeitalter scheint mir mehr neue Abhängigkeiten und Zwänge mit sich zu bringen, wenn man noch nicht sehr stabil in seiner Persönlichkeitsfindung ist. Vielleicht täuscht der Eindruck auch. Letztlich spielt die Prägung durch Familie und Umfeld eine essenzielle Rolle. Ich kenne auch genug, die ihr Leben voll auskosten und zufrieden sind. Natürlich auch viele andere, die ihre Zeit mit Zocken, Drogenkonsum, Party etc. verbringen.
    (Wobei ich nach wie vor die Schäden am sozialen Leben, die durch den verfehlten staatlichen Aktionismus derzeit angerichtet werden, auch in dieser Hinsicht für fatal halte. Aber egal, dazu haben wir andere Threads.)
    Ein aktiver und intensiver Lebensstil ist im Grunde die positive Erscheinungsform unseres individualisierten Zeitgeistes (die negativen Kehrseiten sind die oben genannten Vereinzelung und Konsumismus). Liegt wohl am Algorithmus, aber mir werden seitens der Werbung primär solche Sachen präsentiert (Reisen, Sport, spirituelle Selbstfindung etc.).
    In den letzten Jahren bin ich ein bißchen sesshaft geworden. Aber wenn der derzeitige Irrsinn wieder vorbei ist, werde ich wohl meine alten Seiten 'reaktivieren'. Ob ich mal wieder durch die Gegend trampe sei dahin gestellt, aber die Roadtrips aus Kellerzeiten könnte man wiederbeleben. Bis dahin bleibt zumindest der Wald- und Wieseneskapismus. Ich bin froh, dass ich vor dem Fall des eisernen Vorhangs zumindest nochmal ans Meer an den Ausläufern Europas gereist bin und einen Blick über die See in Richtung Afrika werfen konnte.


    Was die Sache mit den sozialen Kontakten angeht, war das nie meine Stärke - aber zumindest am Netzwerk aus Gesinnungsgenossen und Komplizen könnte man wieder spinnen.

  • Ob man nun wirklich im Sterbebett rumliegen wird, am Sterben ist und dabei sein Leben Revue passieren lässt, weiß ich nicht. Kann auch sein, dass man auf den Sterbeprozess konzentriert ist und alles andere einem dabei total egal ist. Oder man stirbt einfach mal so plötzlich, dann kann man sich keine Fragen mehr stellen.
    Was mir eigentlich wichtig ist, dass ich niemanden groß auf die Eier gegangen bin. Jemanden Schaden zugefügt habe. Leider ist/war das nicht immer vermeidbar. Man ist eben bis zu einem gewissen Stand unbewusst und reflektiert nichts, und kriegt in dieser Zeit auch gar nicht mit, wenn man jemanden schadet. Das lässt sich dann auch nicht mehr aus der eigenen Vita ausblenden. Denke aber, viele Menschen haben in ihrem Leben mal (öfters) Scheiße gemacht, davon sollte man sich aber nicht so runterziehen lassen. Wichtig ist, es zu erkennen, und es dann gegenwärtig besser zu machen.
    Mein Lebensziel.. nun, möglichst ein entspanntes Leben ohne Stress & Streit zu haben. :D
    Aber ich merke, dass ich mehr möchte, als mein gegenwärtiges Leben. Einfach nur zu Hause hocken, am PC spielen, das kann auch nicht alles sein. Würde mich gerne weiterbilden, nachholen, was ich an Bildung versäumt habe. Mal nen Job, der mich richtig erfüllt! Bisher waren alle meine Jobs irgendwie aus der Not heraus geboren. Aber na ja, Schritt für Schritt, würde ich sagen.

    • Offizieller Beitrag

    Was die "aufregende Lebensführung" angeht:
    Auch ein ganz banales Besäufnis mit Freunden, ein nächtlicher Spaziergang durch den Wald oder tagsüber faul in der Hängematte liegen kann eine total inspirierende Erfahrung sein. :beer: Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die Snowboarden, Surfen und Trekkingtouren am Himalaya unternehmen, aber innerlich trotzdem völlig oberflächliche, uninspirierte Langweiler sind, die keiner vermissen würde, wenn sie plötzlich nicht mehr da wären.
    Ich denke, man sollte aufpassen, dass man auf der Suche nach sich selbst nicht den Fehler der Eventgesellschaft begeht, und immer außergewöhnlichere Dinge tun will, weil man sich anders nicht mehr lebendig fühlen kann.
    Oft kommt es auch einfach nur auf das richtige Umfeld an. Wenn man von den richtigen Menschen umgeben ist, genügt wenig, um sich wie ein König zu fühlen. Hat man hingegen die falschen Leute um sich rum, braucht man immer mehr und noch mehr, und wird doch nie wirklich irgendwo ankommen.
    Von daher würde ich dir vor allem empfehlen, schau dass du die richtigen Leute findest. Dadurch ergibt sich auch vieles dann ganz von selbst. Und ansonsten: Bleib neugierig und probier verschiedene Dinge aus, aber bedenke, dass es oft die kleinen Dinge sind, die den Unterschied machen. Gibt ja immer Leute, die sagen, dass sie sich beim Durchwandern des Jakobsweges oder beim Korallentauchen in Australien selbst gefunden haben. Was natürlich schön für sie ist. Ich persönlich vertrete da aber eher den Ansatz, dass man sich selbst am ehesten dadurch findet, indem man äußere Einflüsse minimiert und lernt, sein Leben auch ohne ständige Reizüberflutung und Ablenkungen lebenswert zu finden. In der Hinsicht bin ich eben eher Minimalist.
    Und kreativ tätig werden, schreiben, musizieren etc. ist natürlich auch immer gut... gerade das Schreiben (auch hier im Forum oder anderswo), weil einem das Aufschreiben dabei hilft, Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu strukturieren. Aber das Schreiben hast du ja bereits für dich entdeckt, darüber brauch ich dir nichts mehr zu erzählen.

  • Da fällt mir ein Gedanke Schopenhauers aus den 'Aphorismen zur Lebensweisheit' (sehr lesenswert in diesem Kontext) ein: Man solle jemanden wie Lord Byron nicht für seine Abenteuer beneiden, sondern für seine Vorstellungskraft. Der menschliche Geist ist es, der den Dingen und Erlebnissen Bedeutung verleiht. An seiner inneren Stärke und Kreativität zu arbeiten, ist demnach wichtiger als das Verfolgen dessen, was Dian als 'Event-Gesellschaft' bezeichnet.
    Eine andere Umschreibung wäre, dass man seinen inneren Dämonen nicht davonlaufen kann und deshalb erstmal mit sich selbst ins Reine kommen muss.


    Auch wenn ich Obengenanntem im Wesentliche zustimme, bin ich, wie erwähnt, dennoch auch der Erlebnistyp. Insofern würde ich immer empfehlen, zumindest auszuprobieren, ob das Abenteuer einem das gibt, was man gesucht hat.

  • moin,


    tja. ich denke, meine kreativität ist mit der zeit etwas abgestorben, weil anteile in mir, die eigentlich diese kreativität erzeugen, schaden genommen haben. ich gehe da übrigens von einem allgemeinen phänomen in der welt aus und nicht davon, dass das jetzt speziell mich getroffen hat. nur reagieren vielleicht nicht alle mit "ok, dann sterben die teile jetzt halt" darauf ;-). vielleicht sollte ich kreativität/fantasie mal ganz bewusst therapeutisch/selbstheilend einsetzen, um an die verletzten inneren anteile dranzukommen.


    ich denke, ein weiterer grund, warum ich mich vielleicht nicht volle kanne in kreativität stürzen würde, ist, weil ich viele möglichkeiten des selbstbetrugs und der flucht sehe. wenn die kreativität nicht dafür da ist, etwas freizuschalten, sondern die primärfunktion hat, sich von etwas abzulenken, dann wehrt sich in mir alles dagegen (dieses "etwas" kann alles mögliche sein).

  • Vor eineinhalb Jahren hab ich mir KompostWürmer angeschafft. Weis auch nicht mehr warum genau. Achso, ja, weil wir keine Biotonne haben, und ich ungern die guten Gemüsereste im Restmüll entsorge.
    Diese Viecher sind eigentlich auch sehr unkreativ, weil sie außer fressen, scheißen und kopulieren nichts anderes im Sinn haben.
    Trotzdem sind diese Nützlinge irgendwie faszinierend innerhalb des gesamten Kreislaufs.
    Mit meiner Existenz so wenig Schaden wie möglich anrichten, das wäre natürlich schön, und ich denke, dass das theoretisch auch möglich sein dürfte.
    Somit könnte ich zumindest meinem kreativlosen Dasein eine kleine Berechtigung zusprechen.

  • Also ich finde Schaden anrichten nicht in jedem Fall schlecht. Insbesondere dann, wenn dadurch der Schaden für Dritte minimiert wird. So würde bspw. Gerichtsvollzieher Hurensohn vielleicht mal über seine Schadenfreude und sein herablassendes Auftreten reflektieren, wenn der Benz morgens statt frisch poliert einfach mal abgefackelt auf dem Parkplatz steht.