Anarchismus

  • @Lonewolf Was will man als Anarchist mit Macht? Man ist doch kein Unterdrücker. Es geht doch um Freiheit. Wenn die Menschen keinen Anarchismus wollen, findet er eben nicht statt. So einfach ist das. Können ja eine Partei gründen und den Menschen Freiheit erzwingen :whistling:

  • @Lonewolf Was will man als Anarchist mit Macht? Man ist doch kein Unterdrücker. Es geht doch um Freiheit. Wenn die Menschen keinen Anarchismus wollen, findet er eben nicht statt. So einfach ist das. Können ja eine Partei gründen und den Menschen Freiheit erzwingen :whistling:

    Tja, was wollen Anarchisten mit Macht? Vielleicht empfundenes Unrecht beenden? Waren die genannten Personen (Durruti, Machno) nach deiner Definition folglich keine Anarchisten?

  • Ging es bei Durruti nicht eher um den Kampf gegen die Faschisten? Würde ich eher unter Selbstverteidigung und nicht unter Machtergreifung verbuchen.


    Mit Machno habe ich mich noch nicht beschäftigt und kann daher keine Aussage treffen.

  • Ging es bei Durruti nicht eher um den Kampf gegen die Faschisten? Würde ich eher unter Selbstverteidigung und nicht unter Machtergreifung verbuchen.


    Mit Machno habe ich mich noch nicht beschäftigt und kann daher keine Aussage treffen.

    Auch bei Durruti ging der Kampf gegen den Faschismus mit der sozialen Revolution einher, sonst hätten sich die Anarchisten auch gleich völlig dem republikanischen bzw. kommunistischen Widerstand anschließen können.

  • Ja, aber ohne die soziale Revolution hätte Durruti bestimmt nicht das getan, was er gemacht hat.


    Damit meine ich: Er wäre (als fiktives Beispiel) bestimmt nicht plötzlich in irgendeine Stadt gekommen und hätte da die Menschen militant gezwungen, „Anarchisten“ zu werden. Und Letzteres wäre für mich ein Fall von Machtausübung.

  • Ja, aber ohne die soziale Revolution hätte Durruti bestimmt nicht das getan, was er gemacht hat.


    Damit meine ich: Er wäre (als fiktives Beispiel) bestimmt nicht plötzlich in irgendeine Stadt gekommen und hätte da die Menschen militant gezwungen, „Anarchisten“ zu werden. Und Letzteres wäre für mich ein Fall von Machtausübung.


    Denkst du, dass Menschen, die andere in Abhängigkeit halten, ihre Privilegien freiwillig aufgeben? Die soziale Revolution ging natürlich einher mit gewaltsamen Enteignungen - und auch Exekutionen von Großgrundbesitzern, Kollaborateuren, Geistlichen und selbstverständlich Faschisten. Man kann darüber streiten, ob man Menschen, die eine Gefahr darstellen, zwangsläufig umbringen muss, oder ob es andere Lösungen gibt. Aber wie genau soll eine neue Eigentumsordnung durchgesetzt werden, ohne vorher zu enteignen, wozu auch Machtausübung nötig ist?

  • Oh, da bist du gedanklich schon weiter. Ich war noch bei der Frage der Machtergreifung im eigentlichen Sinne und das macht für mich keinen Sinn, denn eine aufgezwungene Freiheit wird nicht lange andauern, denn die Menschen müssen sich selbst befreien. Es hat alles keinen Sinn, wenn sogenannte Befreite sich nichts sehnlicher als ihren Käfig zurückwünschen.


    Nein, ich denke nicht, dass die Leute, die andere in Abhängigkeit halten, ihre Privilegien freiwillig aufgeben. Da muss man aber eher bei den Abhängigkeiten an sich ansetzen. Was wäre ein Betrieb ohne Mitarbeiter? Natürlich muss man schauen, dass die ehemaligen Mitarbeiter in der Zeit versorgt sind. Wenn der Chef Leute dann irgendwie gewaltvoll zwingen will, zur Arbeit zu kommen, sind wir wieder bei der Selbstverteidigung. Wann ist etwas Machtausübung, wann Selbstverteidigung? Stell Dir vor, jemand befiehlt etwas und niemand folgt. Natürlich würde die Reaktion nicht lange auf sich warten lassen und da sind die Zeiten für den Anarchismus gerade nicht so rosig. Deswegen denke ich, dass es besser ist über Anarchismus im Kleinen nachzudenken. Vielleicht sieht es irgendwann in der Zukunft mal anders aus, vielleicht auch nicht.


    In Spanien waren es andere Zeiten. Da sind Menschen verhungert (jetzt auch, aber nicht vor unserer Tür, deshalb interessiert es viele Menschen nicht), demnach waren auch die Methoden vielleicht etwas krasser. Jedoch wurde auch verhandelt und versucht anderweitig Lösungen zu finden. Ich kann da aber ehrlich gesagt nicht mitreden, weil ich nicht dabei war und an Entscheidungsprozessen nicht teilgenommen habe. Ich weiß auch nicht, in wie weit Enteignung ein anarchistisches Thema ist. Ich verbinde es eher mit Kommunismus. Eigentum ist Diebstahl. Ein Wald, ein See, Wasser, Land kann meiner Meinung nach niemanden gehören. Die Häuser denen, die drin wohnen. Also keine Spekulationen und son Kram. Ansonsten müssen nicht alle Menschen gleich leben. Manche mögen es luxuriös, andere nicht. Es ist aber wichtig, dass die Menschen nicht mehr so viel Mist bauen in Bezug auf die Natur und auf die Ausbeutung von anderen Menschen. Keine Werbung, langlebige Produkte, keinen Transportirrsinn. Ach ich könnte noch ellenlang weiterschreiben. Zur jetzigen Zeit so utopisch und dennoch nicht unrealisierbar. Vielleicht bin ich ein Idealist, aber warum sollte ich mich mit weniger als meinen Idealen zufrieden geben? ;)

  • Oh, da bist du gedanklich schon weiter. Ich war noch bei der Frage der Machtergreifung im eigentlichen Sinne und das macht für mich keinen Sinn, denn eine aufgezwungene Freiheit wird nicht lange andauern, denn die Menschen müssen sich selbst befreien. Es hat alles keinen Sinn, wenn sogenannte Befreite sich nichts sehnlicher als ihren Käfig zurückwünschen.

    "Die Menschen" sind ja nicht die Borg aus Star Trek. Es stellt sich eben die Frage, ob man beispielsweise von einem Scheitern eines anarchistischen Ansatzes sprechen darf, wenn nicht alles so aalglatt - also auf Basis freier Übereinkunft und gewaltfrei- ablief, wie es uns die reine Theorie weismachen soll.


    Meines Erachtens muss man den Anarchismus als widersprüchliche Bewegung denken und auch bejahen können. Denn die Alternative ist der "cynical wisdom": Man redet von Freiheit und Gleichheit, weiß aber insgeheim, dass es nicht funktioniert. Dementsprechend wird das Prinzip der Herrschaft wieder bejaht - wie im autoritären Kommunismus oder der bürgerlichen Demokratie (wobei man hier natürlich die Frage stellen kann, was denn nun "schlimmer" ist: offizielle oder informelle Herrschaft?). Auch wenn (wie im Sozialismus) Gegenteiliges behauptet wird, ist man wieder in einem abgeschlossenen System angelangt, am Ende der Geschichte. Anarchismus sollte sich hingegen immer durch Nichtabgeschlossenheit auszeichnen.