Anarchismus

  • Dann wünsche ich viel Erfolg bei der Suche! ^^ Bei dir klingt das so, als ob an jeder Ecke irgendwelche Anarchisten wohnen und sich eine Wagenburg bauen. Vielleicht sollte man nicht verschweigen, dass deren Zahl und vor allem die gesellschaftliche Relevanz ihrer Projekte in etwa so unbedeutend ist wie dieses Forum hier. Wohlgemerkt, ich rede jetzt nicht über die Antifa, die sich ja auch hauptsächlich oder fast nur mit dem Bekämpfen von Nazis beschäftigt, weil sie sonst auch nix mit sich anzufangen wissen, sondern von echten anarchistischen Alternativen. Da wirst du schon ziemlich mit der Lupe suchen müssen, vor allem, wenn du dann auch noch einigermaßen Ansprüche hast und nicht bei irgendwelchen total irren Psychos oder Hare Krishna-Leuten im Indianer-Zelt landen möchtest.
    Aber du kannst diesen Thread ja gern mal dafür nutzen, ein paar dieser Projekte hier zu verlinken... sind sicher einige Leute daran interessiert. Meiner Erfahrung nach haben die meisten dieser Projekte nicht mal eine vernünftige Internetseite, sei es, weil sie dazu nicht in der Lage sind oder weil sie die moderne Technik ablehnen. Da ist das Unity-Forum, so erbärmlich es auch sein mag, tatsächlich noch eine der profesionellsten Web-Präsenzen in diesem Bereich. Und was den kreativen Output angeht, wäre mir nebenbei bemerkt auch noch nicht aufgefallen, dass von den "echten" Anarchisten mehr kommen würde als von mir, dem möchtegern-anarchistischen Sofa-Revoluzzer mit seinem nicht ernstzunehmenden Internet-only Projekt, über dessen User du bei jeder sich bietenden Gelegenheit lästerst, weil sie es wagen über Politik zu philosophieren, ohne selbst aktiv am Straßenkampf teilzunehmen.
    Aber wie gesagt... zeig ein paar Links die mich vom Gegenteil überzeugen, dann werde ich auch gern demütig sein und die Klappe halten. Andernfalls sollte vielleicht der Herr Lonewolf mal eine gewisse Demut walten lassen und sich eingestehen, dass er selbst auch schon längst nicht mehr hier rumhängen würde, wenn er bessere "anarchistische" Projekte mit cooleren Leuten in Dunkeldeutschland gefunden hätte. :P


    Beleidigte Leberwurst, die x-te. Das Problem besteht möglicherweise darin, dass du ein höchst kritischer Mensch bist, dem es leider völlig an Selbstkritik mangelt. Das ist keine gute Voraussetzung dafür, in irgendeiner Form gesellschaftlich zu wirken (okay, ein Trump beweist gerade das Gegenteil... aber der ist eben mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und hat verdammt viele Ressourcen zur Verfügung).


    Mir geht's überhaupt nicht darum, dir persönlich auf den Schlips zu treten. Grundsätzlich mag ich ja kreative Menschen - denen gestehe ich auch eine gewisses Maß an Narzissmus zu ;-) Nur nervt diese ständige Litanei über die angeblichen Verfehlungen von anderen. Es geht nicht um Selbstdarstellung. Auch wenn das nicht so rüberkommen mag, aber ich habe viele meiner Ansichten in den letzten Jahren einer kritischen Prüfung unterzogen. Dementsprechend fällt es mir auch mittlerweile schwer, mir irgendein Label wie "Anarchist" anzuheften, wenn ich mir vergegenwärtige, was dies für andere bedeutet bzw. was andere so zu opfern bereit sind.
    In der Konsequenz, in Gesellschaften wie den heutigen, was heißt es denn konkret, "Anarchist" zu sein? Gerade in Deutschland ist es schwer bis unmöglich, die Bindungen zum Staat zu kappen. Besetz mal ein Haus, und du wirst morgen wieder rausgeprügelt. Insofern ist die Form des Anarchismus, die sich primär durch Opposition zum Staat definiert, in Deutschland bei Weitem nicht so ausgeprägt wie z.B. in Griechenland , wo alles konfrontativer ist.
    Es gibt diverse Kollektive, sei es im Bereich Wohnen oder Landwirtschaft, die ein gewisses "anarchistisches" Selbstverständnis haben. Nur dürfte dir das wohl zu unspektakulär sein. Und hier liegt eben noch ein Problem: Der Begriff "Anarchismus" ist im Grunde irrelevant, wenn er einfach nur ein Label darstellt.


    Wie genau stellst du dir ein "anarchistisches" Projekt denn vor? Wenn kein Eigentum mehr vorhanden sein soll, wird es schwer, denn ohne Grundbuch läuft eben wenig in Deutschland. Du hättest dir temporäre Besetzungen, wie sie im Hambacher Forst liefen, mal anschauen können. Das wäre vielleicht was nach deinem Geschmack gewesen, wer weiß. Wenn es etwas "authentischer" sein soll, hab ich auch Adressen in Griechenland (wobei ich einiges nicht mehr rausrücke, einfach, weil die Leute keinen Bock mehr auf Touristen haben). Aber auch hier gilt: Wie spektakulär willst du es denn haben? Wir habe eine von Staat und Kapital durchzogene Gesellschaft - niemand behauptet was anderes. Und angesichts der reaktionären Auswüchse halte ich nach wie vor antifaschistische Aktionen mit für das Wichtigste, das man aktuell tun kann - genau hier gibt's einige Ansatzpunkte und Leute, die Support benötigen. Nein, das ist nicht "anarchistisch", es werden "nur" simple zivilisatorische Grundlagen verteidigt, die es überhaupt möglich machen, dass sich Gesellschaften vielleicht mal zum Besseren und nicht zum Schlechteren entwickeln. In deiner bzw. meiner Region sah es mal vor einigen Jahren in manchen Käffern noch ganz anders aus.


    Einen Fahrplan bekommst du also nicht von mir, pardon. Ich kann dir nur an dieser Stelle einen kleinen Hinweis geben, was ich in der Vergangenheit so gemacht habe: Nimm dir eine Karte und schaue mal, was es im Umkreis von 100km für Projekte und Gruppen gibt, die dir irgendwie progressiv erscheinen (zu dem Zeitpunkt hast du hoffentlich schon eine Handvoll Gleichgesinnter um dich herum versammelt). Dann schreibst du die Leute an, organisierst Treffen, und baust Netzwerke auf. Dann überlegst du dir, was konkret für Veranstaltungen in den Regionen Sinn machen könnten - Konzerte/Parties, Fußballspiele, was auch immer. Durch diese Form des sozialen Networkings kann man Step by Step auch Ideen vermitteln, die dann auch darüber hinausgehen können, dass Nazis scheiße sind. Ein paar Leute fragen weiter, politisieren sich, und eventuell laufen sie dir mal in einem anderen Teil der Welt über den Weg und du sagst dir: Cool, ohne dich würden die vermutlich noch in ihrem Kaff hocken.
    Ist das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Zumindest sehe ich, dass die Grundstimmung in vielen kleineren Ecken definitiv eine andere wäre, wenn sich jeder völlig ins Private zurückziehen würde.
    Und auch wichtig (!!): Nicht gleich alles persönlich nehmen und beleidigt sein, wenn nicht alles sofort so läuft, wie man es gerne hätte. Es geht nicht um das eigene Ego. Radikaler Individualismus und Aktivismus vertragen sich nicht so gut... das ist vielleicht auch ein Problem des Unity-Anarchismus. Ich meine, schau dir mal Typen wie Bakunin, Machno oder Durruti an. Exil, Knast, Tod. Vielleicht ist das das Schicksal eines wahren Revolutionärs, der nicht für sich selbst, sondern für "die Welt" streitet. Willst du bzw. wollen wir das überhaupt?



    P.S. Ich frag mich echt gerade, wie sowas wie die Makhnovtchina oder die CNT/FAI überhaupt möglich war ohne Internet-Präsenz. Ich meine, haben die etwa alle im selben Dorf gelebt? Anders ist es doch gar nicht möglich, dass sich Menschen über den Weg laufen. Wie haben denn potenzielle Mitstreiter an verschiedenen Orten jeweils von ihrer Existenz gewusst ohne WLAN-Zugang? Vielleicht war es Gedankenübertragung? Fragen über Fragen!

    • Offizieller Beitrag

    An sich der beste Beweis von anarchistischen Freiräumen und ihrer Existenz: sie leben in der Realität und bilden gerade deshalb KEIN Onlineforum um sich herum.


    Offensichtlich herrscht aber bei vielen Leuten der feste Glaube: was ich online nicht finde, das existiert auch nicht.

    Danke für diese Steilvorlage. Denn genau diese Einstellung ist es doch, wegen der die Linken mittlerweile allesamt rechts überholt worden sind und nicht mal mehr die Rücklichter sehen.
    Das ist genau das, wovon ich die ganze Zeit rede!
    Die Realität im 21. Jahrhundert ist nunmal, dass Meinungsmache nicht mehr auf der Straße stattfindet, sondern zu großen Teilen online. Und wenn das die linken Fossile nicht bald mal kapieren, werden die gar nix mehr verändern können. Daher mein Ratschlag, gerne auch an die Antifa: Online-Kommandos bilden von mehreren dutzend Mitstreitern, die dann eine große News-Seite nach der anderen zuspammen und auf jeden Nazipost dort 10 Gegenposts schreiben, so lange bis die Nazis frustriert aufgeben, oder bis zumindest bei jedem Mitleser der Eindruck entsteht, dass die Nazis tatsächlich nur eine ganz kleine, verwirrte Minderheit sind. Und auf hundert Leserbriefen von Nazis 1000 Gegenantworten an die Zeitungen schicken. So geht Öffentlichkeitsarbeit, und die Rechten wissen das.
    Die Linken sagen: Ach, ich trommele ab und zu bei einer Demo, da mache ich mehr Menschen auf mein Anliegen aufmerksam als in diesem komischen "Internet", was immer das auch ist.

    Wie genau stellst du dir ein "anarchistisches" Projekt denn vor? Wenn kein Eigentum mehr vorhanden sein soll, wird es schwer, denn ohne Grundbuch läuft eben wenig in Deutschland.

    Ja, das hat ja keiner bezweifelt. Vielleicht muss man auch wirklich erstmal mit dem Teufel paktieren und Geld generieren, um etwas aufzubauen... genau wie man halt auch als Selbstversorger erstmal einen Acker bestellen und säen muss, bevor man ernten kann. Genau über solche Fragen sollte ja auch in einem Thread wie diesem meines Erachtens diskutiert werden.
    Aber das ist mühsam, so lange da immer eine gewisse Arroganz mitschwingt, weil einige Leute glauben, darüber urteilen zu können, wer sich Gedanken machen darf und wer nicht, bzw. wer sich "Anarchist" nennen darf und wer zu schweigen hat, weil er für seine Einstellung ja nie im Knast gesessen ist.
    Wieso muss ich erst so und so viele Opfer erbringen, um mich Anarchist nennen zu können?
    Wenn ich aber jetzt "Sieg Heil" schreie und AfD wähle, dann bin ich für dich sofort ein Nazi, auch ganz ohne dass ich erst zehn Menschen in einer Shisha-Bar erschießen muss. Merkste was? Aber über dieses zweierlei Maß messen, was die Bewertung von Linken und Rechten angeht, müssen wir eh noch in nem anderen Thread diskutieren, bei Gelegenheit.

    Ich frag mich echt gerade, wie sowas wie die Makhnovtchina oder die CNT/FAI überhaupt möglich war ohne Internet-Präsenz. Ich meine, haben die etwa alle im selben Dorf gelebt? Anders ist es doch gar nicht möglich, dass sich Menschen über den Weg laufen. Wie haben denn potenzielle Mitstreiter an verschiedenen Orten jeweils von ihrer Existenz gewusst ohne WLAN-Zugang? Vielleicht war es Gedankenübertragung? Fragen über Fragen


    Ja... man stelle sich das mal vor... auch das Dritte Reich war möglich ganz ohne Internet. Wäre es heute aber definitiv nicht mehr!

  • Ja, das hat ja keiner bezweifelt. Vielleicht muss man auch wirklich erstmal mit dem Teufel paktieren und Geld generieren, um etwas aufzubauen... genau wie man halt auch als Selbstversorger erstmal einen Acker bestellen und säen muss, bevor man ernten kann. Genau über solche Fragen sollte ja auch in einem Thread wie diesem meines Erachtens diskutiert werden.Aber das ist mühsam, so lange da immer eine gewisse Arroganz mitschwingt, weil einige Leute glauben, darüber urteilen zu können, wer sich Gedanken machen darf und wer nicht, bzw. wer sich "Anarchist" nennen darf und wer zu schweigen hat, weil er für seine Einstellung ja nie im Knast gesessen ist.
    Wieso muss ich erst so und so viele Opfer erbringen, um mich Anarchist nennen zu können?
    Wenn ich aber jetzt "Sieg Heil" schreie und AfD wähle, dann bin ich für dich sofort ein Nazi, auch ganz ohne dass ich erst zehn Menschen in einer Shisha-Bar erschießen muss. Merkste was? Aber über dieses zweierlei Maß messen, was die Bewertung von Linken und Rechten angeht, müssen wir eh noch in nem anderen Thread diskutieren, bei Gelegenheit.


    Das hat was mit einem gewissen Selbstanspruch zu tun, "weiter" oder "besser" sein zu wollen als andere. Und wenn man den Elitismus ernst nimmt, der immer Bestandteil der Unity-Philosophie war, dann sollte man eventuell an sich selbst tatsächlich höhere Ansprüche stellen als an andere und immer wieder kritisch prüfen, ob Anspruch und Wirklichkeit ansatzweise übereinstimmen.
    Gerade der Begriff "Anarchie" lädt dazu ein, als reines Label bzw als Pose gebraucht zu werden. Das ist ein Problem. Entsprechend sollte die Frage eigentlich immer lauten: Was kann ich tun? und nicht: Was sollen andere machen?


    Und ja, ein Nazi zu sein, ist eben viel einfacher, denn dazu gehört nicht viel.

  • Ich glaube nicht, dass die CNT nur durch Subkultur zu dem wurde, was sie war ;)


    Mich nervt dieses ganze Denkverbot so dermaßen: Nur weil Gedankengänge nicht dem linken Mainstream entsprechen, sind sie halt nicht gleich falsch. Jeder Mensch hat halt noch selbst ein Hirn. Eigentlich sollten die daraus folgenden Diskussionen spannend und bereichernd sein, aber es ist eher so, dass sich eine Gruppe gleichgeschalteter Linker auf einen stürzt und zu Boden textet - in einer Selbstgefälligkeit bei der mir schlecht wird. Das hat überhaupt nichts Progressives mehr, weil sich eh nur noch an gängige linke Meinungen orientiert wird.


    PS: Jemand, der anderen Menschen vorschreiben möchte, wer sich als Anarchist bezeichnen darf und wer nicht, ist der nicht ein bisschen elitär?


    Nur weil ich in diese Welt reingeboren wurde, mit den bestehenden Gegebenheiten und zwangsmäßig dran teilnehme, weil ich ja leider ohne dran teilzunehmen, sterben würde aufgrund ungedeckter menschlicher Bedürfnisse, bin ich trotzdem nicht weniger Anarchist, denn ich sage ja, was hier schief läuft.


    Was kann ich tun?: Nicht viel. „Allein machen sie Dich ein“
    Trotzdem werde ich immer meine Sicht darlegen.








  • Darauf antworte ich spontan das, was ich auch jedem beleidigten Wutbürger entgegne: Du kannst ja sagen was du willst, aber nicht erwarten, dass es unwidersprochen bleibt ;) Oder denkst du, ich mache hier irgendwas anderes, als meine persönliche Sicht darzulegen?


    Welchen linken Mainstream meinst du denn konkret? Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, gab's eher mehrere "Mainstreams" je nach tonangebender Kleinstgruppe vor Ort.


    Was ich nach wie vor nicht verstehe, ist das Festklammern an bestimmten Selbstbezeichnungen. Was bringt euch das?


    P.S. Ich verrate noch ein kleines Geheimnis, aber bitte nicht weitersagen: Es gibt tatsächlich Projekte, die entstanden sind, weil Leute nicht zufrieden waren mit bereits bestehenden. Vermutlich war die Überlegung hier nicht : "Die machen Fehler, also ist 'die Bewegung' gescheitert", sondern eher "Wir zeigen, wie es besser geht". Nur so als Überlegung.

  • Danke für diese Steilvorlage. Denn genau diese Einstellung ist es doch, wegen der die Linken mittlerweile allesamt rechts überholt worden sind und nicht mal mehr die Rücklichter sehen.
    Das ist genau das, wovon ich die ganze Zeit rede!

    Dachte, hier ging es um Anarchismus. Was hat dieser denn mit der Zusammenrottung von Glaubensbrüdern zu tun? Anarchismus funktioniert, wenn überhaupt, nur im kleinen Rahmen. Entweder als individueller Aussteiger, maximal jedoch in einer kleineren Sippschaft. Sobald das zu groß wird, wirst man immer Unruheherde drin haben. Das ist hier im Forum nicht anders - und das ist schon sehr überschaubar und zudem noch rein online, also ohne die Notwendigkeit, den Alltag 24/7 miteinander bestreiten zu müssen. Wäre dem so, würde es schon bei dem kleinen Haufen hier zu Mord und Totschlag kommen. Letzteres wird doch nur durch die räumliche Distanz verhindert.


    Im Gegensatz dazu macht es für eine linke Bewegung durchaus Sinn, sich möglichst bekannt zu machen, im Internet nach Mitstreitern zu suchen und etwas auf die Beine zu stellen. Nur sollte das dann schon in der Realität passieren, denn auch wenn du dir dein früheres Internet sehnlichst zurückwünschst; und angenommen das klappt, dann wäre der Rassismus trotzdem nicht aus der Realität verbannt, sondern Terroranschläge würden trotzdem stattfinden. Vermutlich sogar noch häufiger, da das Ventil Internet, was manche jetzt noch im Zaum hält, nicht mehr greifen kann. Es tritt also genau der umgekehrte Effekt auf, der die letzten Jahre passierte, als man in Sachen Hetze, Hassbeiträge und Bedrohung ins Netz abwanderte, da man das real nicht machen konnte.

    Wieso muss ich erst so und so viele Opfer erbringen, um mich Anarchist nennen zu können?
    Wenn ich aber jetzt "Sieg Heil" schreie und AfD wähle, dann bin ich für dich sofort ein Nazi, auch ganz ohne dass ich erst zehn Menschen in einer Shisha-Bar erschießen muss.

    Zurecht! Einfach weil nicht viel dazugehört, ein Nazi zu sein. Nazis sind Dreck. Und Dreck findest du auf der Straße genug. Suche aber mal nach Gold oder Silber am Straßenrand. Wirst du nicht finden. Und wieso haben wir eine Gesellschaft, wie wir sie heute vorfinden? Weil es immer einfacher ist, sich daneben zu benehmen. Einfacher, nur an sich zu denken. Da gehört nichts zu. Das kann jeder. Wo sind aber die aufrechten Menschen, die klugen, die Handlungsbereiten? Angebot und Nachfrage. Für etwas, was selten ist, musste schon immer ein höherer Preis bezahlt werden. Den Dreck bekommst du nachgeworfen, damals wie heute.

    • Offizieller Beitrag

    Das hat was mit einem gewissen Selbstanspruch zu tun, "weiter" oder "besser" sein zu wollen als andere. Und wenn man den Elitismus ernst nimmt, der immer Bestandteil der Unity-Philosophie war, dann sollte man eventuell an sich selbst tatsächlich höhere Ansprüche stellen als an andere und immer wieder kritisch prüfen, ob Anspruch und Wirklichkeit ansatzweise übereinstimmen.

    Ich habe tatsächlich hohe Ansprüche, auch an mich selbst, und gerade deshalb will ich eben ausdrücklich NICHT die Anarchie-Vorstellung gewisser bestehender Gruppierungen übernehmen, sondern mir dazu eigene Gedanken machen. Und dieses eigene Gedanken machen führt dann eben schnell mal dazu, dass ich Vorgänge in der linken/alternativen Community kritisiere und überlege, was man anders bzw. besser machen könnte.

    Was ich nach wie vor nicht verstehe, ist das Festklammern an bestimmten Selbstbezeichnungen. Was bringt euch das?

    Ich mag den Grundgedanken des Anarchismus, und würde schon sagen, dass das von allen bestehenden Ideologien meinen Ansichten am nächsten kommt, auch wenn ich in Diskussionen meistens irgendeine Position zwischen den Anarchosyndikalisten und den Anarchokapitalisten vertrete und mich nirgendwo hundertprozentig heimisch fühlen würde. Dennoch mag ich eben die Idee einer Welt ohne Hierarchien und erzwungene Abhängigkeitsverhältnisse... nichts anderes als das sagt für mich die Bezeichnung "Anarchist" aus. Wenn man es hingegen als eine Art Ehrentitel ansieht, den man sich erst verdienen muss, dann kann ich natürlich nicht mit Nestor Makhno mithalten.
    Nestor Makhno selber hat anscheinend in seinen Reden an die Bauern lieber von Freiheit statt von Anarchie geredet, wohl weil er der Meinung war, dass die einfachen Leute das sonst eh nicht verstehen würden. Von dieser pragmatischen Haltung könnte sich manch Linker heute durchaus eine Scheibe abschneiden. Könnte man allerdings auch wieder als Populismus bezeichnen. Aber immerhin hat er was bewirkt. Und er hat eben auch ihre Sprache gesprochen, weil er selber Bauer war. Das ist nunmal auch ein Problem der heutigen Linken, dass sie meistens nicht aus der selben Schicht kommen wie die Leute, die sie zu erreichen versuchen. Ist schwierig, wenn man nicht die selbe Sprache spricht. Aber das kenn ich ja, geht mir ja auch genauso. ;-)

  • Ich habe tatsächlich hohe Ansprüche, auch an mich selbst, und gerade deshalb will ich eben ausdrücklich NICHT die Anarchie-Vorstellung gewisser bestehender Gruppierungen übernehmen, sondern mir dazu eigene Gedanken machen. Und dieses eigene Gedanken machen führt dann eben schnell mal dazu, dass ich Vorgänge in der linken/alternativen Community kritisiere und überlege, was man anders bzw. besser machen könnte.

    Ich mag den Grundgedanken des Anarchismus, und würde schon sagen, dass das von allen bestehenden Ideologien meinen Ansichten am nächsten kommt, auch wenn ich in Diskussionen meistens irgendeine Position zwischen den Anarchosyndikalisten und den Anarchokapitalisten vertrete und mich nirgendwo hundertprozentig heimisch fühlen würde. Dennoch mag ich eben die Idee einer Welt ohne Hierarchien und erzwungene Abhängigkeitsverhältnisse... nichts anderes als das sagt für mich die Bezeichnung "Anarchist" aus. Wenn man es hingegen als eine Art Ehrentitel ansieht, den man sich erst verdienen muss, dann kann ich natürlich nicht mit Nestor Makhno mithalten.Nestor Makhno selber hat anscheinend in seinen Reden an die Bauern lieber von Freiheit statt von Anarchie geredet, wohl weil er der Meinung war, dass die einfachen Leute das sonst eh nicht verstehen würden. Von dieser pragmatischen Haltung könnte sich manch Linker heute durchaus eine Scheibe abschneiden. Könnte man allerdings auch wieder als Populismus bezeichnen. Aber immerhin hat er was bewirkt. Und er hat eben auch ihre Sprache gesprochen, weil er selber Bauer war. Das ist nunmal auch ein Problem der heutigen Linken, dass sie meistens nicht aus der selben Schicht kommen wie die Leute, die sie zu erreichen versuchen. Ist schwierig, wenn man nicht die selbe Sprache spricht. Aber das kenn ich ja, geht mir ja auch genauso. ;-)


    Wenn 'Anarchismus' für dich primär ein reines Gedankenspiel bzw eine Sache der Einstellung ist, frage ich mich eben, was daran jetzt besser sein soll als Ansätze, die bereits existieren - so marginal sie auch auf den ersten Blick sein mögen. Im Gegenteil, im Grunde ist es sogar ein Rückschritt. Das Populismus-Beispiel ist recht gut. Zu glauben, es reicht, den Hass der Menschen einfach umzulenken, ist weder eine neue, noch eine zielführende Idee.


    Selbst wenn Aktionen nur temporären Charakter haben (Hambacher Forst, Dezemberrevolte), so wirken sie doch nach. Was den Anarchismus für mich gerade auszeichnet, ist die Tatsache, dass er als konkrete Bewegung auftritt. Mit 'anarchistischen' Ideen, die folgenlos bleiben, schaffst du es auch ins bürgerliche Feuillton. Ein bißchen verwegene Gedanken, ein wenig gedanklichere Spielerei mit der Form des Anarchismus, die im Grunde als schelmischer Verwandter des modernen Liberalismus im Giftschrank wartet.
    Vor allem entsteht das Problem, dass der Anarchismus mit den Ideen radikaler Liberalos und Kapitalismusfans verwechselt wird. Am Ende bleibt von der Pseudo-Staatskritik nur die alte Forderung nach einem Nachtwächterstaat, der nur dazu da ist, die Privilegien der Besitzenden zu schützen.


    Ich würde eher dafür plädieren, die Idee des Anarchismus als solche zu kritisieren. Meines Erachtens hat Unmensch schon recht: Eine Gesellschaft ohne Machtausübung funktioniert wenn überhaupt in einer überschaubaren Gruppe von Gleichgesinnten. Sobald eine anarchistische Bewegung im größeren Stil wirkungsmächtig wird, hast du eben neue Machtstrukturen. Nichts anderes wurde unter Machno oder in Spanien etabliert. Also kann man festhalten: Anarchismus heißt, ganz bestimmte Herrschaftstrukturen zu beseitigen, es kann nicht heißen, auf die Macht zu verzichten, denn das wäre der Siegeszug der Reaktion. Entsprechend halte ich es auch für naiv, zu glauben, mit Aufklärung und unverbindlichen Ratschlägen allein wäre es getan.