Anarchismus

  • @Lonewolf Ich bin sozusagen regional informiert und habe nicht den gesamten Überblick über alle Projekte in Deutschland. Eben auch, weil es sich mit der Zeit ändert. Deshalb dachte ich, dass nachfragen eine gute Möglichkeit wäre.


    Ich beschäftige mich auch zur Zeit eher mit anderen Themen: antiautoritäre Erziehung, Themen über Behinderte, Netzkultur.
    Mit anderen Anarchisten hatte ich schon etwas länger keinen Kontakt.

    Dann würde ich dir empfehlen, aus deinem Kaff/Kiez einfach mal rauszugehen und die Welt der sozialen Bewegungen kennenzulernen, bevor du darüber urteilst, wer was unterlassen hat oder wer angeblich an irgendwelchen negativen Entwicklungen schuld ist. Dass die Punker bei dir um die Ecke im Juze doof sind, ist kein Ansatzpunkt, dies zu beurteilen.
    Sorry falls das jetzt hart klingt, aber hier werden in regelmäßigen Abständen immer wieder dieselben sinnlosen Debatten geführt ("Soll man mit Nazis reden?", "Ist Zensur ok?", "Ist Anarchismus möglich?"). Das muss man nicht immer wieder durchkauen. Es reicht ja für den Anfang, einfach mal durch (Dunkel-)Deutschland zu fahren und zu schauen, wo was im Argen liegt bzw was es für Leute gibt, die irgendwas starten, und ob man die unterstützen kann oder will.

  • Das Problem ist doch aber gerade, dass es bestimmte Hotspots gibt und in anderen Gegenden nichts läuft und genau in diesen Gegenden wird’s dann dunkelbraun.



    Sorry, werd jetzt erstmal keine neuen Themen erstellen.

  • Das Problem ist doch aber gerade, dass es bestimmte Hotspots gibt und in anderen Gegenden nichts läuft und genau in diesen Gegenden wird’s dann dunkelbraun.

    Ja... und deswegen "einfach mal durch (Dunkel-)Deutschland fahren und schauen, wo was im Argen liegt bzw was es für Leute gibt, die irgendwas starten, und ob man die unterstützen kann oder will."


    Klar, wer will schon in bestimmten Gegenden wohnen und langfristig wirken. Man stößt einfach an Grenzen. Daher meine Hochachtung auch an Leute, die sich in Provinzen offen zur Zielscheibe machen, um was zu bewirken.

  • @ Lonewolf Klar, erwarte ich nicht, dass irgendwelche Leute ins Hinterland kommen und helfen. Aber ich bin enttäuscht von den Leuten, die hier wohnen. Da könnte ich einige Anekdoten erzählen. (Ich schreib es extra: Ich war da nicht nur als Beobachter involviert, um jetzt den Eindruck auszuräumen, ich würde nur vom Computer aus deswegen rumheulen.


    @ MiriOm Ich bin nicht beleidigt.
    Ich suche auch keinen „Posten“ in irgendwas. Aber danke für Deinen Vorschlag :) (Das meine ich nett. Für den Fall, dass es ironisch klingt.)

  • @ Lonewolf Klar, erwarte ich nicht, dass irgendwelche Leute ins Hinterland kommen und helfen. Aber ich bin enttäuscht von den Leuten, die hier wohnen. Da könnte ich einige Anekdoten erzählen. (Ich schreib es extra: Ich war da nicht nur als Beobachter involviert, um jetzt den Eindruck auszuräumen, ich würde nur vom Computer aus deswegen rumheulen.

    Ich erwarte das ehrlich gesagt schon, also dass Leute, die sich als Aktivisten sehen, auch eine gewisse Bereitschaft zur Mobilität aufweisen. Viele kommen ja in Großstädten nicht mal aus ihrem Kiez raus.
    Ich bin auch von einer Menge Dinge enttäuscht. Aber die - pardon- saudumme Aussage, die Linken seien Schuld, dass sich Menschen den Rechten zuwenden (und diese Aussage wird sehr oft getroffen, auch von vielen Linken selbst) ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, weil man so nie an den Punkt gelangt, mal die notwendige Eigenverantwortung der Menschen einzufordern. Die notwendige antifaschistische Basis in einer Gesellschaft kann nicht davon abhängig gemacht werden, ob vermeintliche oder tatsächliche linke (Heils-)Versprechen eingehalten wurden oder nicht. Ich verstehe absolut, wenn Menschen apolitisch werden - zum Faschisten muss niemand werden.

  • Okay, ich grenze es mal ein: Die Menschen, die sowas wie eine soziale Revolution anstreben, haben bezogen auf selbst gesetzte Maßstäbe versagt.
    Klingt das besser? :D

  • Versagt hat der Staatssozialismus. Ein Versagen der nichtstaatlichen Linken bzw Anarchisten sehe ich nicht. Viele Fehler, ja, aber gleichwohl wären Gesellschaften teils noch um einiges finsterer ohne die vielen kleinen antagonistischen Zonen.


    Staatssozialismus ist ein gutes Stichwort. Mit Blick auf den Ostblock und Balkan wird im Grunde noch deutlicher, um was es geht. Die Wahrnehmungen vieler (ehem.) "Ostblock'ler" sieht so aus: Der Staat ist an allem schuld. Jahrzehntelang wurde man entmündigt und bevormundet, also gibt es keinerlei Bewusstsein für eigene soziale Verantwortung, dementsprechend auch keine Problematisierung von Rassismus, Antisemitismus etc. Es gibt auch keine Maßnahmen gegen Nazis, die akzeptierbar wären, denn das wäre ja alles wieder Bevormundung. Also wird der Faschismus als völlig normal und akzeptabel erlebt - sofern man nicht ohnehin selbst Faschist ist.


    Jetzt kann man natürlich weiter die Auffassung vertreten, dass das alles kein Wunder ist, schließlich hat der Sozialismus in diesen Ländern versagt, und natürlich bleibt überhaupt keine andere Wahl, als sich zynischeren Auffassungen von Mensch und Gesellschaft zuzuwenden. Man kann aber auch sagen, dass diese Ausreden 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht mehr ziehen. Ebenso wie das Argument, manche Gebiete in Deutschland seien "abgehängt", nicht überzeugend ist, wenn es um rassistische "Protestwahl" geht. Aber da die gesamte Politik - auch die Parteilinke - Menschen im Grunde nach wie vor als unmündige Kinder betrachtet, die nix können für ihre Entscheidungen, wird es auch weiterhin schwer sein, ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung jenseits von Staatsschelte und Sündenbock-Ressentiment zu fördern.


    Soll man als resignierter Anarchist bzw. nichtstaatlicher Linker nun in die selbe Kerbe schlagen und darüber lamentieren, man habe den Menschen ja "nichts anzubieten"?


    P.S. Mir ist bewusst, dass die Darstellung des Ostblocks verkürzt ist und dass auch Russland z. B. wohl mittlerweile einige Nazi-Gruppen aus dem Verkehr gezogen hat, aber die beschriebene Mentalität ist mir in der Form schon öfters begegnet.

    • Offizieller Beitrag

    einfach mal durch (Dunkel-)Deutschland zu fahren und zu schauen, wo was im Argen liegt bzw was es für Leute gibt, die irgendwas starten, und ob man die unterstützen kann oder will.

    Dann wünsche ich viel Erfolg bei der Suche! ^^
    Bei dir klingt das so, als ob an jeder Ecke irgendwelche Anarchisten wohnen und sich eine Wagenburg bauen. Vielleicht sollte man nicht verschweigen, dass deren Zahl und vor allem die gesellschaftliche Relevanz ihrer Projekte in etwa so unbedeutend ist wie dieses Forum hier. Wohlgemerkt, ich rede jetzt nicht über die Antifa, die sich ja auch hauptsächlich oder fast nur mit dem Bekämpfen von Nazis beschäftigt, weil sie sonst auch nix mit sich anzufangen wissen, sondern von echten anarchistischen Alternativen. Da wirst du schon ziemlich mit der Lupe suchen müssen, vor allem, wenn du dann auch noch einigermaßen Ansprüche hast und nicht bei irgendwelchen total irren Psychos oder Hare Krishna-Leuten im Indianer-Zelt landen möchtest.
    Aber du kannst diesen Thread ja gern mal dafür nutzen, ein paar dieser Projekte hier zu verlinken... sind sicher einige Leute daran interessiert. Meiner Erfahrung nach haben die meisten dieser Projekte nicht mal eine vernünftige Internetseite, sei es, weil sie dazu nicht in der Lage sind oder weil sie die moderne Technik ablehnen. Da ist das Unity-Forum, so erbärmlich es auch sein mag, tatsächlich noch eine der profesionellsten Web-Präsenzen in diesem Bereich. Und was den kreativen Output angeht, wäre mir nebenbei bemerkt auch noch nicht aufgefallen, dass von den "echten" Anarchisten mehr kommen würde als von mir, dem möchtegern-anarchistischen Sofa-Revoluzzer mit seinem nicht ernstzunehmenden Internet-only Projekt, über dessen User du bei jeder sich bietenden Gelegenheit lästerst, weil sie es wagen über Politik zu philosophieren, ohne selbst aktiv am Straßenkampf teilzunehmen.
    Aber wie gesagt... zeig ein paar Links die mich vom Gegenteil überzeugen, dann werde ich auch gern demütig sein und die Klappe halten. Andernfalls sollte vielleicht der Herr Lonewolf mal eine gewisse Demut walten lassen und sich eingestehen, dass er selbst auch schon längst nicht mehr hier rumhängen würde, wenn er bessere "anarchistische" Projekte mit cooleren Leuten in Dunkeldeutschland gefunden hätte. :P

  • An sich der beste Beweis von anarchistischen Freiräumen und ihrer Existenz: sie leben in der Realität und bilden gerade deshalb KEIN Onlineforum um sich herum.


    Offensichtlich herrscht aber bei vielen Leuten der feste Glaube: was ich online nicht finde, das existiert auch nicht. Respektive dazu haben die Menschen früher behauptet, dass nicht da ist, was sie nicht sehen. Zum Beispiel ihren Verstand.