Anarchismus

  • Ist immer faszinierend, wo ihr deppen eure Selbstsicherheit hernehmt. Das könnt ihr doch alles gar nicht wissen.... aber hauptsache ein dummes hater-geschwätz raushauen. ts..

    Dann klären wir das doch jetzt. Ich möchte hiermit auf dein Angebot einer Frage zurückkommen, die du mir offen und ehrlich und ohne Ausflüchte beantworten willst:


    Welche sind deine Taten im Alltag, die von Rebellentum gezeichnet sind?

  • Welche sind deine Taten im Alltag, die von Rebellentum gezeichnet sind

    Na sowas. Ich antworte: Im Alltag relativ wenig. Ich habe mich an verschiedenen Stellen aber verweigert. Steuererklärung, Strafzettel. Und ich tanz den hohen herrschften ab und an auf der Nase rum und bin dabei schon in gefilde um die merkel und um die bärbock aufgestiegen. In der mensa gibt es seit gestern ein topic zum Thema. Vor 10 Jahren habe ich Polizei, Staatsanwaltschaft und Finanzamt - teils mit persönlicher Vorsprache - beigebracht, dass ich mich verweigern werde und dass das ggf. ganz böse eskalieren wird. Seitdem lassen sie mich in ruhe. So lange bis der Fall von irgendeinem arschloch aufgerollt wird. Es gibt verschiedene Vorgänge, wo ich vorsichtig sein muss, damit das nicht passiert. Jetzt wird zwar wieder irgendein dummgeschwätz kommen, womit man das kleinredet aber das juckt mich herzlich wenig.

  • Ähnlich dem Aktivismus ist als Anarchist Anarchismus meiner Meinung nach allein schon aufgrund der Nachsilbe "-mus" abzulehnen. Ich bezeichne mich auch nur eher widerwillig als Anarchist, zum Beispiel wenn jemand unbedingt etwas so komplexes wie eine politische Weltanschauung in einem einzigen (und damit sehr leicht missverständlichen) Wort zusammengefasst haben möchte und ich gleichzeitig gute Gründe habe, anzunehmen, dass beim Gegenüber das Bedürfnis nach differenzierter Betrachtung bereits ausreichend groß und die Gewohnheit, vorschnell Schlüsse zu ziehen ausreichend klein ist, dass diese "Abkürzung" sich nicht als riesiger Umweg herausstellen sollte.


    Als aufmerksamer, selbstreflexionsfähiger "Anarchist", sollte einem bewusst sein, dass selbst eine Ideologie, die das Bedürfnis nach und die Umsetzung von Freiheit zelebrieren möchte, ihre eigene Idee in der Praxis ganz schnell in ihr Gegenteil wandeln kann, sobald sich genug Idioten für diese Ideologie/Bewegung begeistern und diese missverstehen können. Dazu bedarf es nicht einmal eines großen, bewussten "Irreführers". "Die Revolution" frisst ihre eigenen Kinder, da man eine eigenverantwortliche und weitestgehend unabhängige Lebensführung nicht Leuten, die dafür nicht bereit sind, gewaltsam auf's Aug drücken kann, so gerne man das vielleicht auch würde.


    Die verschiedenen Arten der (Pseudo-)Anarchisten:


  • Interesannte Ausführung.


    Nur falls du meinst, ich sollte mich angesprochen fühlen: Ich mache sowas aber weniger aus einem Aktivismus heraus, sondern weil ich denke, dass es das richtige ist und ich bin da recht pragmatisch und spontan. Mich kümmert auch nicht, ob man das als Anarchismus oder legitime Taten eines Anarchisten durchgehen lässt. Ich habe auch schon Zusprache von Leuten erhalten, die das in dem gegebenen Szenario als die Pfllicht eines Demokraten ansehen. Für den bin ich ein Demokrat, für andere ein (Pseudo) Anarchist und für wieder andere ein Nazi. Leute meinen viel wenn der Tag lang ist. Ich sehe Anarchismus oder sonstwelche Ideologien auch nicht als (Ersatz) Religion. Jede Idologie, die auf die Reinheit ihrer Idologie pocht und von "Pseudo-Anhängern" spricht hat für mich gleich was unappetitlich sektenhaftes.


    Was du da sagst ist mir durchaus klar. Sag's doch direkt: Mit dem was ich tue, könnte mich irgendein Arschloch in den Knast stecken. Dem sage ich nur "Dann sorgen sie besser dafür, dass ich nie wieder rauskomme". Einerseits kann ich froh sein, selbst über Leute wie Unmensch denn ich weiss, dass dieses (Un)rechtssystem nur deshalb so lax ist, weil der Steuermichel so obrigkeitshörig ist. Dennoch buckle ich nicht gerne und es hat für mich was mit Wahrung meiner Menschenwürde zu tun, da nicht einfach nur zu buckeln. Wenn mehr Leute wie ich abgehen würden, hätte ich lange die GEstapo in der Haustür stehen, wenn genug Leute wie ich abgehen würden, würde es hier anders laufen. Diese Überzeugung ist mein Antrieb.


    Ich drücke das auch niemandem mit Gewalt rein, es war lediglich ein weiterer Versuch, eine sinnvollere Konversation mit Unmensch einzugehen, der mich ja fragte und der jetzt vielleicht denkt, ich habe irgendwelche lügen erzählt oder hätte jetzt paranoia, dass er mich anschwärzt oder vielleicht sogar etwas wohlwollendes, was er aber für sich behalten wird/hat. Keine Ahnung, was der denkt. Vielleicht mute ich damit ja prinzipiell zuviel zu ;p

  • Ja hm - besinnlich. Der Satz der mir seit geraumer Zeit im Kopf rumgeht:


    Wer als Sklave berufen wurde, der werde frei, wer als freier Berufen wurde, der werde ein Sklave (Christi).


    Ich kann die Erkenntnis (noch) nicht in Worte fassen, aber irgendwann fing diese Sache an, sympathisch zu wirken.


    Über irgendwelche Heils- Freiheits- oder Glioria-Straucheleien bin ich lange hinaus. Als Geburtshelfer die Geburt nicht mitzubekommen, ist aber auch voll fies ey ;-)


    Da fällt mir ein, ich wollte mir schon ewig "Waking Life" mal wieder anschauen und mal nochmal Resume ziehen....


    PS : Er meinte damit nicht Pseuod-Anarchisten sondern 7 Stufen auf "seinem" Heilsweg. Ein bisschen esoterisch mutet es schon an, was er da erzählt,

    ich brauch nach meiner Auffassung noch nichtmal stufe 1 antasten, um am Ziel zu sein und die infantilität und die niederste stufe des egos von der er spricht halte ich nur für eine zeitgeistmässige Besonderheit, die zur Zeit eben penetrant vorherrschend ist. Das soll keine relativierung sein, aber zu wichtig sollte mans auch nicht machen. Ich seh das alles recht entspannt... Die Welt dreht halt grad am Rad. Hab ich ja auch schon gemacht...

  • Es ist nicht wirklich nachvollziehbar, inwiefern sich ein 'ekstatischer Anarchist' beispielsweise von einem 'philosophischen Anarchist' unterscheiden soll. In beiden Modellen scheint 'Anarchie' vor allem ein geistiger Zustand zu sein. Zu viel Esoterik für meinen Geschmack. Wenn wir von 'Anarchie' sprechen, würde ich mir schon einen lebensweltlichen Bezug wünschen, der sich auch abseits von schön klingenden, prosaischen Sätzen vermitteln lässt.

    Was mir gefällt, ist der Verweis auf die innere bzw. Bewusstseinsarbeit. Äußere Autoritäten ablehnen, aber sich nicht seinen inneren Dämonen stellen, ist ein Problem.

    'Anarchismus' in linker Traditionslinie ist tatsächlich meist zu materialistisch aufgeladen. Das Problem wird im Grunde am Beispiel moderner Identitätspolitik sichtbar, die zwar nicht dezidiert anarchistisch ist, aber aufzeigt, wohin der Anspruch 'umfassender Befreiung bzw. Emanzipation' führen kann, nämlich zu Sektiererei, Dogmatismus und letztlich der Verleugnung persönlicher Freiheit im Namen der angeblichen 'Freiheit aller'.


    Als politisches Projekt ist bzw. war Anarchismus natürlich immer ein bißchen widersprüchlich, denn 'herrschaftsfrei' ist es natürlich auch nicht unbedingt, wenn anarchistische Gruppen in bestimmten historischen Situationen die Macht übernehmen. Hier wurde bzw. wird dann in der Regel mit der Idee des Übergangs argumentiert, obwohl das ja eigentlich eine marxistische Idee ist, die aus anarchistischer Sicht zurückgewiesen wird.