Hatespeech

  • Ihr habt Recht: Anarchismus kann derzeit nicht funktionieren, so lange die Menschen von Staatsdoktrin durchzogen sind und sich dabei auch noch freiheitlich vorkommen.

  • Die Frage ist, was das größere Problem ist...
    ein paar Vollidioten, die ihre braune Scheiße im Internet abladen, oder ein Staat, der selbst ins letzte Loch kriecht, um dort seine Verhaltensregeln und Moralvorstellungen durchzusetzen.
    Es mag vielleicht auf den ersten Blick verlockend erscheinen, dass das rechte Gesindel endlich für seine Hasstiraden zur Rechenschaft gezogen wird. Aber die gleichen Leute, die jetzt laut "Hurrah!" schreine, wenn die Rechten für ihre Hasskommentare bestraft werden sollen, sind die ersten, die dann rumjammern, wenn man ihnen ihr Indymedia plattmacht, weil dort beispielsweise Gewalt gegen Bullen (oder gegen Nazis) gerechtfertigt wird.

    Deswegen braucht es auch eine diskursive Verschiebung nach links, d. h. eine Abkehr von der Extremismus-Doktrin hin zu einem konsequenten Antifaschismus auf allen Ebenen. Der Staat hat ja auch jahrelang z. B. kurdische Aktivisten verfolgt aufgrund von Bildern und Slogans, da hat kein Liberalo (na ja, außer einem) wegen Einschränkung der Meinungsfreiheit geschrien. Jetzt, wo es rechte Hetzer trifft, ist das Geschrei interessanterweise groß. Natürlich ist es möglich, selektiv vorzugehen, wie Unmensch ja auch angedeutet hat. Es wäre ja z. B. überhaupt kein Widerspruch, linksunten wieder freizugeben, die PKK zu legalisieren und gleichzeitig sämtliche rechte Parteien zu verbieten.


    Rechter Pöbel muss bekämpft werden, auch im Internet. Wenn das der Staat nicht regelt, muss es auf andere Weise geschehen (auch eine "anarchistische" Gesellschaft wird nicht ohne Sanktionen auskommen). Wegschauen hilft nicht weiter, die rechte Filterblase ist die Vorstufe zum organisierten Terror. Aber ja, einfach nur mehr Staat fordern, ist natürlich nicht die Lösung - die Instrumente gegen Rassismus, Antisemitismus etc. müssen geschärft werden, auch im Internet.

  • Ihr habt Recht: Anarchismus kann derzeit nicht funktionieren, so lange die Menschen von Staatsdoktrin durchzogen sind und sich dabei auch noch freiheitlich vorkommen.

    'Anarchismus' kann vor allem nicht funktionieren, wenn er nichts anderes als stupider Anti-Etatismus bedeutet.

  • Wie kommst Du darauf, dass es nur stupider Anti-Etatismus sei?


    Vielleicht liege ich falsch, aber reine Verbote machen doch keine besseren Menschen.

  • PS: Vielleicht hätte man vorher Alternativen schaffen müssen und nicht jetzt erst rumjammern, wenn Leute sich den Nazis zuwenden. Die Linken haben halt in dem Punkt versagt. (Und falls irgendwelche Beschwerden kommen: Ich habe es versucht, Alternativen zu schaffen. Nur allein sind die Möglichkeiten begrenzt und die anderen ziehen es lieber vor, stupide auf irgendwelche Demos zu latschen, anstatt real bestehende Probleme anzugehen)

  • Wie kommst Du darauf, dass es nur stupider Anti-Etatismus sei?


    Vielleicht liege ich falsch, aber reine Verbote machen doch keine besseren Menschen.

    Ich lese hier gerade nur Kritik am staatlichen Vorgehen. Umgekehrt könnte ich genauso behaupten, dass die Instrumentalisierung des Internets zur gezielten rassistischen und antisemitischen Hetze ebenfalls eine Form der Machtausübung ist. Insofern besteht im Internet vielleicht teilweise ein rechtsfreier, aber kein macht- bzw herrschaftsfreier Raum. Eine 'anarchistische' Kritik, die sich nur auf staatliche Verbote fokussiert, ist also verfehlt.


    Stimmt, Verbote machen keine besseren Menschen. Aber manche Menschen kann man leider nicht besser, sondern nur unschädlich machen.

  • Vielleicht liege ich falsch, aber reine Verbote machen doch keine besseren Menschen.

    Nein, aber die Regeln und Normen, welcher ein Anarchist kennt, sind heute wahrscheinlich zuviel für den Ottonormal-Mensch, der sich an keine gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hält und sich überall asozial verhalten muss (der Extremfall). Anarchismus ist im Prinzip ein ungezwungenes Staatsgebilde. Die Normen und Rahmenbedingungen dieser Gesellschaft wurden hier aber von jedem verinnerlich, sodass man sie nicht durch eine Staatsmacht mit Polizei und Gewaltmonopol immer wieder daran erinnern muss. Anarchismus ist soetwas wie eine Schwarmintelligenz. Beim heutigen Menschen wird dies durch das allzugroße EGO verhindert. Das Ego kann auch sinnvoll sein, wenn es ums überleben geht. Beim Zusammenleben steht es aber meißt im Wege rum. Ein Bienenvolk zB ist auch eine Art Staatsgebilde. Ein Bienenstaat halt.

  • PS: Vielleicht hätte man vorher Alternativen schaffen müssen und nicht jetzt erst rumjammern, wenn Leute sich den Nazis zuwenden. Die Linken haben halt in dem Punkt versagt. (Und falls irgendwelche Beschwerden kommen: Ich habe es versucht, Alternativen zu schaffen. Nur allein sind die Möglichkeiten begrenzt und die anderen ziehen es lieber vor, stupide auf irgendwelche Demos zu latschen, anstatt real bestehende Probleme anzugehen)

    Stimmt, die pösen Linken sind schuld, dass sich die missverstandenen Allmans nun den Rechten zuwenden. Den Schwachsinn habe ich bereits ausgiebig und mehrfach in den anderen Threads zum Thema "Rechts" kommentiert.
    Versagt haben alle, die rechten Terror seit Jahren und Jahrzehnten ignorieren oder kleinreden. Das rächt sich jetzt, aber eventuell gibt es ja doch noch ein Umdenken, das über die Festsetzung von einer kleineren Anzahl von "Gefährdern" hinausgeht.

  • @ Lonewolf Natürlich liest Du nur gerade die Kritik. Denn wenn ich alles zum Anarchismus schreiben müsste, was ich denke, wäre ich morgen noch nicht fertig und dann würdet ihr nur schreiben: tldr. :D ;)
    Schreibe ich nur kurz, ist wiederum verkürzt.


    Ich finde Verbote sind immer eine Kapitulation. Gibt es echt keine anderen Möglichkeiten? Wenn Linke immer mit ihrem moralischen Zeigefinger daherkommen: Merkt ihr nicht, wie uncool das wirkt?

  • @Lonewolf Klar sind wir Schuld! Was haben wir denn anzubieten außer leere Worte?
    Was haben wir denn für eine Gegenkultur?
    Was tun wir konkret gegen Kinderarmut? Was tun wir gegen Vereinsamung im Alter? Was tun wir dagegen, dass der Staat über Lebenszeitkosten von Behinderten spekuliert? (Wo ist da eigentlich der Antifaschismus?) Ich sehe dass wir uns peergroupartig zurückziehen und von da aus bequem rummeckern. Aber verändern wolln wir nix.
    Aber mit dem Zeigefinger sind wir schnell. Verbote, Bevormundungen.
    Das ist nicht progressiv.