Vollkommen werden

  • Die angesprochenen Dämonen erleuchtet man am besten konsequent mit der diamentralen positiven Gegenkraft.
    Sonst wird man selbst ein Dämon wenn man sich mit ihnen am Tisch sitzt.


    Und ja das ist möglich und die Welt dreht sich allgemein in eine positive Richtung
    An welche Weisen denkst du so @ tradeersteller?

    • Offizieller Beitrag

    Ja, die Frage die sich stellt ist, kann der Mensch sich vervollkommnen?
    Kann ein Mensch immer besser , größer ,weiser und vollkommener werden?Oder ist das nur eine Illusion?

    Ich versuche diese Frage mal mit den Augen eines Künstlers zu betrachten.
    Als Künstler ist man ja auch in gewisser Weise darum bemüht, Vollkommenheit bzw. Perfektion zu finden... ein perfektes Buch zu schreiben, einen perfekten Song zu komponieren, oder ein perfektes Bild zu malen.
    Man feilt also immer weiter an seinem Werk, verändert hier und da etwas, lässt es ein Weilchen liegen, kramt es später wieder hervor, und arbeitet weiter daran. Man will einen Zustand erreichen, wo man sagen kann: So und nicht anders muss es sein, damit es "richtig" ist.
    Doch irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem es immer weniger zu verbessern gibt. Dann fängt man an, sich über einzelne Wörter Gedanken zu machen, oder über eine einzelne Note... vielleicht über totale Kleinigkeiten, die dem Leser/Zuhörer überhaupt nicht auffallen würden. Man weiß zwar, das grobe Gerüst steht und es ist ganz gut geworden, aber es ist immer noch nicht vollkommen. Und dann, irgendwann, wenn man zu lange an diesen Details rumfeilt, besteht sogar die Gefahr, dass das Werk dadurch Schaden nimmt... dass man es durch jede weitere Veränderung nur noch verschlimmbessert, weil man nicht mehr als kreativer Schöpfer an die Sache rangeht, aus dem die ganzen Ideen ungezwungen heraussprudeln, sondern wie ein pedantischer Perfektionist mit dem Meterstab.


    Wenn ich nun versuche, diesen Gedanken auf das menschliche Streben nach Perfektion zu übertragen, dann würde ich sagen:
    "Vollkommenheit" ist ein nettes Ideal, aber man sollte sich immer klar sein, dass es den einen vollkommenen Menschen gar nicht geben kann, genauso wenig wie es nur einen einzigen perfekten Song gibt... sondern es gibt tausende Lieder, die für sich betrachtet perfekt sind, aber doch wieder anders als alle anderen. Ein jedes dieser Lieder ist auf seine Art großartig, aber es wird trotzdem immer etwas geben, was anderen Hörern an einem anderen Lied besser gefällt... allein schon deshalb, weil manche Hörer eben mehr auf was Rockiges stehen, und andere hören lieber Balladen, oder Klassik, oder Trance. Kein Lied kann alles gleichzeitig sein. Und auch kein Mensch sollte glauben, dass es die eine perfekte Richtung gibt, in die er sich entwickeln müsste, um vollkommen zu sein.
    Vollkommen bist du, wenn du ganz mit dir selbst im Reinen bist... wenn du genug Erfahrung und Weisheit gesammelt hast, um auf so ziemlich alle Fragen des Lebens eine kluge Antwort zu haben... wenn du Freude an deinem Wesen/Charakter hast, und wenn im Idealfall auch noch andere Menschen daran Freude haben können, wie du bist... wenn du auch in einer kaputten Welt wie der heutigen überleben kannst, aber dich nicht von ihr vereinnahmen lässt, sondern deinen Teil dazu beiträgst, sie in eine positive Richtung zu beeinflussen.
    Ich denke, wenn man all das erreicht hat, dann sollte man irgendwann auch mal zufrieden sein, so wie ein Künstler auch irgendwann sein Werk abgeben und loslassen muss, anstatt unzufrieden daran herumzufeilen bis in alle Ewigkeit. Denn von einem unvollendeten Kunstwerk hat letztlich auch niemand was. ;)

  • Vollkommen zu werden ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit, da dies ja impliziert dass man es noch nicht ist und man nur nach dem nächsten Puzzlestück sucht das einen dann perfekt macht - doch diese Suche kommt von einer Geisteshaltung die Unvollkommenheit sieht, deshalb ja nach Vollkommenheit sucht und diese Geisteshaltung ist für mich persönlich der Grund, wieso diese Suche wohl nie zu einem Abschluß kommen kann. Wie auch Dian schon sagte, man schraubt so lange an sich rum bis man den "perfekten" Moment damit aufzuhören verpasst hat und alles nur noch verschlimmbessert, weil man ja aus dem Mindset Unvollkommenheit heraus handelt und es aus diesem nur schwer ist, diesen "perfekten" Moment abzupassen und zu erkennen.
    Perfektion ist auch eine Sache, die einen lähmen kann und so packe ich nur mehr ganz selten etwas an, da ich ja sowieso noch nie zufrieden war mit dem was ich erreicht habe und auch unbewusst verstanden habe, dass ich das nie sein werde. Habe lange gebraucht um dies zu verstehen, habe mich lange verurteilt dafür dass ich nichts mehr angreife nur weil es mir sowieso nicht reichen wird - doch das Problem ist nicht dass ich nie etwas erreichen werde, das Problem ist dass ich mit diesem Mindset der Perfektion nie etwas schaffen werde, mit dem ich auch zufrieden sein kann!


    Auch gerade beim Thema Meditation muss ich Dir wiedersprechen: Sie sitzen nicht nur da und akzeptieren Alles, doch im Grunde geht diese Übung einmal in diese Richtung. Den Moment / Das Leben / Sich Selbst / Seine innere Welt so zu akzeptieren wie sie ist ist (für mich) der wichtigste Schritt um daran arbeiten zu können. Denn so lange ich mich in einem Kampf mit mir Selbst oder dem Leben befinde lähme ich mich selbst, mein Denken ist problemorientiert - durch das Akzeptieren der Tatsachen kann ich von dieser problemorientieren Haltung in eine lösungsorientierte Haltung übergehen und aus dieser heraus ist es viel einfacher, wirkliche Ansätze für das Lösen dieser "Probleme" zu finden. Es geht also nicht darum mit seinen Problemen leben zu lernen, vielmehr geht es darum aufzuhören diese als Probleme zu betrachten und den Zustand, mit dem man nicht so konform ist, zu ändern. Und wenn ein Ändern nicht möglich ist (körperliches Leiden zB) hilft es einem, diesen Umstand zu akzeptieren.


    Auch heißt es (ich kann hier leider nicht von Erfahrung sprechen) dass man irgendwann in der Meditation, wenn diese tief genug ist und man seinem wahren Kern begegnet, erkennt dass man bereits vollkommen ist, genau so wie man eben jetzt ist. Ich habe lange Zeit mit dieser Aussage zu kämpfen gehabt, da ich mich eben nicht als Vollkommen betrachte - doch irgendwann erkannt, dass genau das das Problem ist! Ich glaube nicht, dass dieser Aussage niemand, der noch nicht zu diesem Punkt gelangt ist, zustimmen würde, da wir von uns selbst eben ein so Unvollkommenes Bild haben - wobei nur dieses Bild uns davon abhält Vollkommen zu sein.