Was sagt ihr jemand, der nicht mehr leben will?

    • Offizieller Beitrag

    Menschen töten sich aus Verzweiflung und Aussichtslosigkeit und nicht, weil sie meinen, schon genug erlebt zu haben.

    Ich denke, es gibt durchaus eine sprichwörtliche Lebens-Müdigkeit, die einfach daraus resultiert, dass man für nichts mehr Begeisterung empfindet und alles zu Tode analysiert hat, und sich nur noch gefangen sieht in einer Schleife von endlosen Wiederholungen, die mit jeder weiteren Runde immer schaler und belangloser werden. Und wenn man dann nichts hat, was einen antreibt und interessiert, keine Hobbys oder Kreativität, in die man sich flüchten kann, und dann kommen noch irgendwelche körperlichen Gebrechen dazu (oder das Alter)... dann kann ich mir schon gut vorstellen, dass man irgendwann denkt, dass es jetzt genug ist, und dass man einfach nur noch einschlafen möchte.
    Aber natürlich hast du Recht... der typische Selbstmörder, vor allem in jungen Jahren, dürfte eher aus dem Gefühl der Ausweglosigkeit handeln... weil er für sich selbst, in seinem eigenen Leben, keine Perspektive mehr sieht, und unter (für ihn) unerträglichen Lebensumständen leidet, die aber bei objektiverer Betrachtung meist durchaus zu ändern wären.

  • Ich denke, es gibt durchaus eine sprichwörtliche Lebens-Müdigkeit, die einfach daraus resultiert, dass man für nichts mehr Begeisterung empfindet und alles zu Tode analysiert hat, und sich nur noch gefangen sieht in einer Schleife von endlosen Wiederholungen, die mit jeder weiteren Runde immer schaler und belangloser werden. Und wenn man dann nichts hat, was einen antreibt und interessiert, keine Hobbys oder Kreativität, in die man sich flüchten kann, und dann kommen noch irgendwelche körperlichen Gebrechen dazu (oder das Alter)... dann kann ich mir schon gut vorstellen, dass man irgendwann denkt, dass es jetzt genug ist, und dass man einfach nur noch einschlafen möchte.

    Du beschreibst jetzt ein Szenario, bei dem ich selbst gerne die Option auf einen schmerzfreien Tod bzw das Recht auf Einschläfernlassen hätte. Wenn Alter und Gebrechen hinzukommen, würde es mir tatsächlich schwer fallen, noch so etwas wie einen Lebenssinn zu finden. Okay, wenn man die Möglichkeit hat, irgendwo in schöner Atmosphäre auf den Tod zu warten, vielleicht in einem kleinen Haus am Meer, ist das vielleicht auch okay.
    Ich habe eher junge Menschen vor Augen, die objektiv betrachtet noch nicht viel vom Leben bzw der Welt gesehen haben, aber ihren Schmerz schon für eine unausweichliche Konstante halten. Man kann sich zumindest etwas Zeit lassen - in den 20ern muss man nicht von der Brücke springen. Wenn man eine lange Geschichte von Depressionen und Tiefschlägen hinter sich hat, sieht die Sache wieder anders aus.

  • Ich seh das Ganze eh pragmatischer: Wenn ich selbst müde geworden bin, vielleicht kann ich dann noch für jemand anderes wichtig sein.


    Und mit dem Sterben seh ich es so: Die meisten Menschen haben Angst vor dem Tod. Ich möchte so sterben, dass ich anderen die Angst davor nehmen kann.
    Deswegen würde ich mich selbst nie umbringen.


    Die Bekannte, um die es geht, ist schon älter. Um die 50.
    Ich hab ihr geschrieben, dass sie nie wissen kann, was noch kommt und wenn sie ihr Leben vorzeitig beendet, wird sie es auch nie erfahren. Dann hab ich ihr noch geschrieben, dass sie versuchen soll, sich auf Sachen zu konzentrieren, die ihr noch irgendwie Freude machen. Glaub meine Antworten waren ihr ziemlich egal. Sie will mich die Tage wohl nochmal anrufen.


    Ich hab zwar auch eine Überlebensstrategie, aber die kann ich niemanden anbieten.
    Wenn ich mich mich völlig müde fühle, treffe ich mich mit Menschen, mit denen ich mich so vermutlich nie getroffen hätte und genieße dann für ein paar Stunden menschliche Nähe. Irgendwie bringt mich das auf andere Gedanken. Jedoch ist diese Strategie nicht für jeden geeignet, weil manche das sicher verwerflich finden.

  • Was mir unheimlich gut in solchen Situationen hilft ist der Gedanke an Vergänglichkeit.
    Ich lege mich dann oft hin, und nachdem ich mich ein bisschen entspannt habe lausche ich meinem Atem.
    Während der Körper immer tiefer in die Unterlage sinkt, läuft vor meinem inneren Auge alles im Zeitraffer ab, und ich fließe mit ihr um den Erdball durch Raum und Zeit. Das beschert mir am meisten Ruhe und ein inneres, zufriedenes Lächeln.

    • Offizieller Beitrag

    Glaub meine Antworten waren ihr ziemlich egal.

    Was hast du erwartet? Wenn ein paar gutgewählte Worte genügen würden, um einen Menschen auf einen anderen Lebensweg zu führen, dann hätte ich vermutlich schon das halbe Land auf andere Gedanken gebracht. ;)
    So einfach geht das nunmal nicht. Also zerbrich dir deshalb nicht so den Kopf. Die Menschen gehen ihre Wege auf ihre eigene Weise. Du kannst ihnen deine Hand entgegenreichen und die Bereitschaft signalisieren, ihnen zuzuhören und vielleicht ein paar gute Ratschläge zu geben. Aber mehr als das ist nicht drin. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass viele auch gar keine Ratschläge haben wollen... sondern einfach nur sich irgendwo mal ausheulen (oder rumjammern). Oder nennen wir es "Dampf ablassen". Oder andere Menschen als seelischen Mülleimer benutzen. Das ist das Bedürfnis, das viele Menschen hin und wieder verspüren. Aber wenn du ihnen dann konkrete Ratschläge gibst, hören sie schon garnicht mehr richtig hin, weil du eben nicht sie bist und weil sie nur Ratschläge ihres eigenen Gehirns annehmen.

    Wenn ich mich mich völlig müde fühle, treffe ich mich mit Menschen, mit denen ich mich so vermutlich nie getroffen hätte und genieße dann für ein paar Stunden menschliche Nähe.

    Ich betrinke mich, zock ein paar Videospiele und geh danach besoffen durch den Wald, um ein paar Wildschweine zu erschrecken. :D Nachts im Wald, diese unheimlichen Geräusche und die Abwesenheit sämtlicher Menschen... das hat schon was beruhigendes, und auch fantasie-anregendes.
    Ich denke, jeder hat so seine Strategie in solchen Situationen. Ich bin jetzt nicht so offen im Umgang mit anderen Menschen, daher würde deine Strategie mir glaube ich nicht so viel bringen. Aber wie gesagt, das muss jeder selbst finden, was ihn auf andere Gedanken bringt und wieder aufrichtet. Hauptsache, man hat so etwas. Egal was es ist.

  • Haha vielleicht sollte ich das mit dem Wald auch mal ausprobieren :D
    Ich war zwar früher als Kind nach der Schule oft allein im Wald und hatte da auch überhaupt keine Angst und hab mich da wohlgefühlt, aber komischerweise hat sich das mit der Zeit geändert.


    Ich kann mich noch dran erinnern, dass ich mitten im Wald mal einen Baum gefunden habe, der durch die Färbung und Umgebung richtig schön aussah. Ich wollte das unbedingt einer Freundin zeigen und war ganz aufgeregt. Als wir dann dort ankamen, meinte sie nur: „Aha und was soll das jetzt?“ Da hab ich schon gemerkt, dass irgendwas mit mir anders ist.
    Auch meine Kreuzspinnensammlungen fand sie nicht so faszinierend wie ich :D

  • Ich hab mal jemand über das A-Soziale Netzwerk kennengelernt. Es war das erste mal. Ich war auf YT auf ein paar Seiten von 'Verschwörern' unterwegs, die mich irgendwie gefesselt hatten mit ihrer Angstmache. Ich war nicht auf Kontakt aus, aber ich hatte einfach zu viel Freizeit sagen wir mal und war allgemein 'unterfordert'.


    Der Typ hatte mein Interesse geweckt. Ich weis nicht mehr genau wieso, aber einerseits war er einigermassen flirty unterwegs, andererseits hatte er mir Bedenken durch seine Postings gemacht.
    Ich wollte ihn dann ziemlich schnell kennenlernen, weil der mir auch irgendwie Sorgen machte.
    Das war ein äußerst merkwürdiger Mensch.


    Ich hatte ihm ein Gedicht von mir zukommen lassen, und später, als ich nach seiner Telefonnummer fragte, ist er total ausgerastet.
    Er hatte sie mir dann doch gegeben, und mir am Telefon erzählt, dass er gerade Stratiatella-Eis futtert, er jetzt ein schlechtes Gewissen hat, wegen der armen Negerkinder, die den Kakao ernten müssen, und dass er aber trotzdem auf fairtrade -Kakao scheißt, weil sowieso alles egal sei, denn er wolle sich deswegen sowieso am liebsten umbringen.


    Der Mensch hat mir damit richtig seelische Konflikte bereitet, dass sich wahrscheinlich in mir so ne Art Mutter Theresa Gefühle auslösten vermischt mit Empathie, die ich für ein Verliebtsein hielt.
    Wir haben am Telefon auch öfter über die Probleme mit seinen Eltern gesprochen.


    Als ich ihn dann persönlich kennen lernte, wollte er mir gleich den Reset -Knopf drücken! Ich hab überhaupt nichts verstanden!
    Erst jetzt, wo ich im 'letzten Thread' darüber gelesen habe, weiß ich was gemeint war.
    Wenn es einem wirklich nicht gut geht möchte man von sonem Krampf definitiv nichts hören.
    Nur dass es mir damals sehr gut ging! Ich war guter Dinge und verliebt - dachte ich jedenfalls.
    Es kreuzt da jemand deine Bahn, und das erste was er macht, ist es, dir den Resetknopf sehr gestenreich und oft zu drücken!
    Das ganze Verhältnis hat mich mental ziemlich gefickt, und seitdem ich Abstand zu dieser Person gewonnen habe geht's mir besser und besser.
    Also habe ich zumindest mein eigenes Leben gerettet, und ich hab es jederzeit selbst in der Hand!
    Diese Erkenntnis würde ich allgemein vermitteln bei jemandem...