Suizid

  • Also, wir waren gut über zwei Wochen zu fünft unterwegs. Auf der Rückfahrt haben wir in Marburg Station gemacht und auch noch übernachtet. Da fand die Diskussion statt, die ich erwähnt hatte - aber jetzt nicht irgendwie offen. Jan hatte mir gegenüber vorher erwähnt, dass er von Marburg nach Trier weiter wollte - das ist dann aber nicht passiert. Zusammen sind wir dann mit der Karre weiter zu mir in Süddeutschland, wo Jan und Christina mit dem Zug weiter ins Kleinwalsertal sind. Und einen Tag später sind sie dann zusammen gesprungen.

    Ach Mensch, das tut mir voll leid, daß ihr sowas miterleben musstet.
    Danke fürs erzählen.

  • Christina hatte zudem längere Zeit vorher einen ziemlich langen, düsteren Text geschrieben, den man rückblickend wohl als Meditation über das nahende Ende interpretieren kann. Eigentlich müsste der irgendwo in den Archiven noch lagern.

    Darf ich den Text lesen, bitte?
    Ich finde mich in den Archiven nicht zurecht und hab auch zeitlich keine Ahnung davon, wann das stattgefunden haben soll.
    Könnte mir den jemand raussuchen, bitte? Passt doch auch in diesen Thread :)


    Und keine Sorge:

    Es sind nur Worte in einem Internetforum.

    Ich möchte das nur nachvollziehen können, was in ihr da vorgegangen sein muss.
    Also ich kann so eine Entscheidung nur immer wieder bedauern, weil es überhaupt keine Alternative darstellt, geschweige denn eine sinnvolle.
    Trotzdem akzeptiere ich solche Entscheidungen, das ist dann so etwas wie der freie /letzte Wille.

  • Also, wenn ich LW recht verstehe, dann müsste einen Thread im damaligen Unity-Forum meinen. Nichts im Keller. Das müsste einer von Christinas letzten Beiträgen im Forum gewesen sein, und das war Zeug, was sie so für sich geschrieben hat und das Jan (wahrscheinlich unter ihrem Namen) gepostet hat, während sie arbeiten war. Kann aber auch sein, dass ich mit dem Ort irre.


    Das müsste zeitlich allerdings mehrere Monate vor dem Ende gewesen sein und hatte Jahreszahlen im Betreff.


    Ob das jetzt eine Art Vermächtnis im Sinne von 'Ich bring mich bald um' oder mehr in Bezug darauf 'Ich poste hier nichts mehr' zu verstehen ist, ist natürlich wieder Interpretationssache.


    Ich schau mal selbst ein bisschen in den Archiven 'rum, hab da aber auch nicht mehr Plan.

  • Das Ding heißt 'der letzte Thread' und ist doch im Keller zu finden.


    Gepostet wurde das Ding wohl doch später als ich dachte, nämlich am 09.08.2008. Ich vermute daher, dass das tatsächlich zu einem Zeitpunkt passiert ist, als Jan schon wusste, dass es für Christina vorbei ist. Sie selbst hätte das nicht gepostet und sie hat sich ja auch nicht mehr dazu geäußert.


    Soweit ich weiß, waren das diverse Dokumente, die sie im Laufe der Jahre auf ihrem Rechner geschrieben hatte. Nichts, was sie jetzt aktuell 2008 geschrieben hätte.


    Zu finden ist's im Hausfrauenforum.


    Du hast das Ding damals aber sogar kommentiert, Dian.

  • Hansi hat Monate vor seinem Suizid physisch und psychisch einen ziemlich schlechten Eindruck gemacht. Auf mentaler Ebene wirkte er verbissen und verhärtet, hat sich in sein antideutsches Ding reingesteigert und Kontakt zu vielen Leuten abgebrochen, weil sie seines Erachtens Antisemiten waren. Als der Anti-Hartz4-Kampf noch sein Hauptthema war, schrieb er mal etwas von -Zitat- Königsmord (im FB-Messenger oder IRC-Privatchat, weiß nicht mehr). Erzählungen seiner engen Freunde zufolge war er in unmittelbarer Zeit vor dem Suizid im Krankenhaus (keine Psychiatrie.) Letzten Endes bleibt da vieles Spekulation. Auch wenn seine Freunde mich dafür hassen, schließe ich mich der Andeutung von Dian an ... war es nicht irgendwo scheiße, erlebnismäßig, Hansi zu sein? Die täglichen herablassenden Gesten der „Normalos“, die Ablehnungen der Ladies, Humpeln und Slowmotion-Gang mit Ende Zwanzig?

  • Willst du damit andeuten, daß die Entscheidung die bessere Alternative für ihn war?
    Nach gewissen Textzeilen von Ina hab ich mir nur gedacht, dass sie gefühlt haben muss wie damals ein Samurai: Sich jeden Tag den Tod vor Augen zu halten, sonst kann man auch nicht voll und ganz leben.
    Bei Hansi war das denke ich was anderes.


    Er war bestimmt nicht so abgeklärt wie Ina und hatte noch mehr hoffnungsvolle, vielleicht romantische Vorstellungen vom Leben. Hoffnungsvolle Romantiker leiden länger.


    Deswegen stelle ich mir mittlerweile auch nicht mehr die Frage, warum ein "langsamer" Abschied für ihn die Wahl war.


    Der Leidensdruck war für ihn bestimmt extrem hoch, sonst hätte er nicht so viel auf einmal verändern wollen, und dadurch steigen dann üblicherweise auch Erwartungen und die damit verbunden Enttäuschungen.


    Es hörte sich tatsächlich so an, als wolltest du sagen: "Ja Hansi, war besser so für alle Beteiligten."
    Vielleicht sollte ich mir mal den pietätvollen Thread durchlesen.

  • Nein, das wollte ich mal so gar nicht sagen.
    Ich versuchte nur (laut) nachzudenken, was einen erst 30 Jahre alten Menschen zu so einem Schritt treibt. Und das, was einen treibt, stelle ich mir gewaltig vor.