Wer bin ich

  • https://m.youtube.com/watch?v=XuSxo-m91ps


    Zentalk mit Abt Muho.


    Ich find das Video ziemlich interessant, weil ich mir immer die gleichen Fragen gestellt habe. Wozu überhaupt leben, wenn man eh stirbt usw. Dachte die ganze Zeit, dass ich mir nur diese Fragen stelle und ziemlich merkwürdig bin, jedenfalls waren meine Freunde im Grundschulalter nicht sehr begeistert, wenn ich ihnen meine Gedankengänge erzählte. :pillepalle:

  • Er erwähnt Simone Weil oder Veil. Bestimmt hast du dich mit ihr befasst. :) Nach der Parabel von den zehn Ochsenbildern versucht er ja dorthin gehend einen Bezug zu schaffen.
    Ich denke auch dass es wichtig ist, sich nicht von seinen Mitmenschen entmutigen zu lassen oder sich gesellschaftlich als "Krank" oder "Verrückt" abstempeln zu lassen, bloß weil man was zu sagen hat.
    Zurückzukehren an den Spieltisch, um zwischen den eigenen Erfahrungsberichten und denen der anderen einen gemeinsamen Konsens zu finden ist eine tolle Sache.

    • Offizieller Beitrag

    Vieles von dem, was dieser Muho in dem Video erzählt, kommt mir aus meinen eigenen Gedanken vertraut vor, auch ohne dass ich mich jemals konkret mit dem Zen Buddhismus beschäftigt habe.
    Ich denke, man kann auch ohne den spirituellen/esoterischen Überbau zu ganz ähnlichen Schlussfolgerungen kommen.
    Die Menschen spielen ein Spiel miteinander, imitieren sich, kopieren sich, spornen sich gegenseitig an oder machen sich gegenseitig fertig. Für die meisten ist diese Spielfigur das selbe wie ihr "Ich". Sie definieren sich durch die Rolle in diesem Spiel. Und das führt oft dazu, dass sie sehr darunter leiden, wenn mal wieder der Erfolg ausbleibt oder wenn sie durch komplexe Gruppendynamiken und Mechanismen, die sie selber oft gar nicht ganz durchschauen, ausgegrenzt, benachteiligt oder einfach nur übelst gestresst werden.
    Nur wenn wir uns aus dem Spiel herausnehmen und von außen zu beobachten lernen und analysieren, was da im Alltag mit uns passiert und was dieses Spiel aus uns macht, können wir wirklich zu uns selbst finden. Erst mit dem nötigen Abstand wird uns klar, dass uns viele unserer Wünsche nur eingepflanzt worden sind von anderen Menschen in unserer Umgebung oder von der Werbeindustrie. Und auch viele unserer Ängste und Sorgen sind oft nur so lange relevant, so lange wir das Spiel, das wir spielen, und unsere Platzierung und Punktzahl darin, so verdammt ernst nehmen.


    Als ich damals den nötigen Abstand erreicht hatte und mein "wahres Ich" gefunden habe, habe ich angefangen, meine Bücher zu schreiben und auf diese Weise von außen ins Spiel einzugreifen. Vielleicht war bzw. ist das sowas wie mein bescheidener Beitrag, um auch anderen Spielern, die noch zu sehr von ihrem Spiel vereinnahmt sind, einen Ausweg aufzuzeigen.
    Allerdings empfinde ich zunehmend Langeweile bei dieser Tätigkeit. Und ich frage mich ehrlich gesagt schon ein wenig, ob es anderen spirituellen Lehrmeistern nicht genauso geht... ob die ewig gleichen Wiederholungen und die ewig gleichen Fehler, die die Menschen in diesem Spiel begehen, einen nicht irgendwann so dermaßen langweilen, dass man dann doch wieder zurückkehrt zu seinem Eremiten-Dasein. Also man bricht in gewisser Weise zweimal aus dem Spiel aus: Einmal, weil man sich selbst zu finden versucht und aus seiner gesellschaftlichen Rolle auszubrechen versucht. Dann kehrt man irgendwann, wenn man sich gefunden hat, zurück und erzählt es den anderen und will ihnen dabei helfen ihren Weg zu finden. Und dann hat man das eine Weile gemacht und fühlt sich irgendwann auch wieder nur wie ein Zahnrad in einer Maschine, das eben seine Funktion erfüllt, und diese Funktion ist jetzt eben, Guru zu spielen.
    Aktuell ziehe ich es daher vor, mit ein paar ausgewählten alten Seelen am Lagerfeuer in meiner Höhle zu sitzen, uns lustige Anekdoten zu erzählen, und den Rest der Menschheit ihr Spiel alleine spielen zu lassen. Vielleicht ist das ja die Vorstufe der Erleuchtung. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur eine faule Sau. ^^

  • Ja das eine sind gesellschaftliche Aspekte, zu denen man auch ohne Spiritualität kommen kann, diese Mechanismen hast Du ja ausführlich in Deinen Texten aufgezeigt.


    Spiritualität geht da noch ein bisschen tiefer in dem Sinne, dass es nochmal um jeden selbst persönlich geht. Man wirft einen Blick auf sich selbst.


    Ich habe in meinem Leben schon ne Menge Chaos fabriziert und sicher auch ein paar Menschen dadurch leiden lassen. Ich befand mich entweder zwischen völliger Leere oder völligem Chaos. Ich war immer auf der Suche nach irgendwas, ohne zu wissen, was es ist und diese Leere kompensierte ich dann.
    Heute weiß ich, dass es nichts mehr zu suchen gibt. Dieses Leben, das ich führe ist alles. Da kommt nicht mehr und das musste ich erst akzeptieren lernen (und auch dass sich die Welt nicht ändern lässt)
    Trotzdem habe ich mich noch nicht fest im Griff und sobald ich die Zügel in Bezug auf mich locker lasse, werde ich in die Irre gehen. Ich verletze permanent andere, wenn ich an mir nicht arbeite.


    Leider habe ich keine Seelenverwandte mit denen ich irgendwo rumsitzen könnte. Irgendwas fremdartiges trennt mich immer von den Menschen, die ich persönlich kenne und so muss ich mein Leben als Öl im Wasser leben und dabei nicht aufgeben.

  • Das ist ja zutiefst traurig was ihr da schreibt von Resignation, Frustration usw.
    Soweit ich informiert bin gehen tiefe Einsichten auch mit tiefen Gefühlen der Verbundenheit einher.
    Diese Erkenntnisse lassen sich aber leider nicht horten oder ansparen, und somit sollte der "Muskel" der Achtsamkeit ständig trainiert werden, um nicht vor die Hunde zu gehen.
    Re-signieren, also die Unterschrift abgeben, tut man doch eh früh genug. Die Entwicklung geht nun mal so schleichend voran daß sie kaum bemerkt wird. Deswegen geht es trotzallem voran. Wer urteilt denn in diesem Falle ob die Richtung stimmt ?

    • Offizieller Beitrag

    Ich war immer auf der Suche nach irgendwas, ohne zu wissen, was es ist und diese Leere kompensierte ich dann.
    Heute weiß ich, dass es nichts mehr zu suchen gibt.

    Der Ausgangspunkt einer jeden (spirituellen) Suche ist, dass einem etwas fehlt. Was genau das ist, was einem fehlt, kann von Mensch zu Mensch sehr verschieden sein. Vielleicht sind es Dinge oder Menschen aus früheren Leben, die uns einmal sehr viel bedeutet haben und die wir jetzt vermissen, ohne uns wirklich daran erinnern können. Vielleicht ist es auch einfach nur so ein Gefühl, dass man in der heutigen Gesellschaft Respekt vermisst, oder einen Sinn, eine Struktur, die das Leben lebenswert macht.
    Was mich angeht, habe ich eben im Lauf der Zeit ziemlich konkret herausarbeiten können, was das ist, was mir fehlt... und dann habe ich versucht, das zu finden und in mein Leben zu holen.
    Die Frage "Wer bin ich?" ist für mich immer auch eine Frage: "Wer würde ich sein wollen, wenn ich es mir frei aussuchen könnte? Wie würde ich gerne leben wollen, und mit welchen Menschen?"
    Nur wenn ich herausfinde, was mir fehlt, kann ich auch "vollständig" werden, und nur wenn ich vollständig bin, kann ich auch wirklich wissen, wer ich bin.
    Also für mich hängt die Frage nach meiner Identität und die Suche nach dem, was mir fehlt, untrennbar miteinander zusammen.


    Was mich nun generell an den ganzen buddhistischen Philosophien stört und worin ich nie so wirklich zustimmen wollte, ist dieses Konzept, dass man erst den Ochsen (bzw. das wahre Selbst) sucht, um ihn dann zu überwinden und aufzulösen, so wie das dieser Muho in seinem Vortrag ausgeführt hat.
    Generell hat das Ego/das Ich im Buddhismus ja eine eher negative Bedeutung. Es ist das, was es zu überwinden gilt... ähnlich wie die Sünde im Christentum.
    Und da bin ich eben anderer Meinung. Ich denke nicht, dass das Auflösen im Nirvana und die Ablegung all unserer Bedürfnisse wirklich das beste ist, was wir mit unserem Intellekt anfangen können. Ins Nirvana gehen wir von ganz allein, wenn wir irgendwann Alzheimer kriegen. ;)
    Was wir ablegen sollten, sind falsche Glaubenssätze und Prägungen, die uns von unserem wahren Selbst entfernt haben. Auch die sprichwörtliche "buddhistische Gelassenheit" zu entwickeln, und sich nicht mehr so in die Kämpfe der materiellen Welt reinzusteigern, sondern alles mit einem gewissen Abstand zu betrachten, halte ich für ein erstrebenswertes Ziel. Aber wieso sollte ich mich auflösen wollen oder eins werden mit allem, was existiert?
    Wenn das Leben nur eine Matrix ist, eine Illusion, dann möchte ich diese Illusion natürlich überwinden. Aber ich möchte sie überwinden, weil sie mich daran hindert, mein wahres Potenzial zu entfalten, und weil ich mich darin eingeengt fühle. Ich möchte nicht "mich" überwinden, sondern diese Illusion, die mich eben daran hindert, wirklich Ich zu sein.

  • Ich verstehe das so, daß die Illusion im Bild Nummer vier (das Ego ist das Gefühl des Getrennt Seins), wegfällt, und sich in Bild fünf in der Einheit (versinnbildlicht durch den Kreis) auflöst.
    An diesem Punkt ist der Hirte mit der Einheit, welche er schon immer war, verschmolzen.
    Nun kann in den folgenden Bildern wieder etwas "erwachsen" , er kehrt mit leeren Händen zurück und der Kreislauf beginnt von neuem.

  • Für mich ist die Frage „Wer bin ich?“ elementar, um sozusagen, den Grund zu verstehen, was das Leben an sich überhaupt sein soll.
    Ich glaube nicht richtig an die Reinkarnation, wenn ich auch schon einige Deja Vu (annähernd richtig geschrieben? :D Typisch, dass genau jetzt die automatische Korrektur nichts zu sagen hat, wenn man sie gerade braucht) hatte.
    Bisher ist die Wiedergeburt für mich am Schlüssigsten, aber nicht in Form der Reinkarnation sondern als neue Manifestation. Ich glaube, dass das Leben als Mensch tatsächlich nach dem Tod endet und man auch nie wieder als Mensch geboren werden kann.
    Aber meine Stoffe gehen zurück in den Erdboden. Sie lösen sich nicht ganz auf. Vielleicht wächst irgendwas neues. Oder ich werde verbrannt und der Rauch geht zurück zu den Wolken. Ich werde also nie ganz weg sein, aber auch nicht mehr als Mensch existieren.
    Diese Sichtweise hilft mir, um für mich das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.


    Das Auflösen des Egos ist für mich deshalb wichtig, weil das Ego die Menschen voneinander trennt und zu Konflikten führt. Das sieht man ja auch im Streit und die Frage, die sich stellt, ist: Warum streiten wir in dieser kurzen Zeit in der wir auf der Erde sind überhaupt. Es geht dabei nicht unbedingt darum, völlig willenlos zu agieren und wie ein Roboter zu sein sondern sich öfter mal zu fragen, ob nicht gerade das Ego im Weg steht.


    Wenn ich mich frage, wer bin ich? ist die Antwort schwer, denn jeder Mensch ist im Grunde genommen ein Planet. In uns leben Viren, Pilze, Mikroorganismen. Ich finde krass, dass ich als Mensch nicht mal genau weiß, was gerade in meinem Körper abgeht.
    Unser Körper besteht aus Wasser, Kalzium und sonstige Stoffe. Allein der Körper ist für mich schon ein seltsames Gebilde. Sind meine Viren, Pilze etc. ich?
    Wenn ich noch nicht mal weiß, wer ich bin, wie sinnlos ist es dann auf meine Meinung zu beharren, die im Grunde belanglos ist?


    Trotzdem bin ich dennoch eine individuelle Person. Beides schließt sich nicht aus. Durch den Buddhismus handle ich vielleicht überlegter oder auch mal gar nicht. Für mich ist er eine Art Psychotherapie.


    @MiriOm Ich hätte das letzte Bild so interpretiert, dass man nach den Erfahrungen und Erkenntnissen wieder in die Gesellschaft zurückkehrt und dort wie schon im Video erwähnt, das Leben weiter spielt. Nicht, dass man völlig verändert ist, aber man hat einen anderen Blickwinkel.

  • @MiriOm Ich hätte das letzte Bild so interpretiert, dass man nach den Erfahrungen und Erkenntnissen wieder in die Gesellschaft zurückkehrt und dort wie schon im Video erwähnt, das Leben weiter spielt. Nicht, dass man völlig verändert ist, aber man hat einen anderen Blickwinkel.

    Ja das denke ich auch. Man hat ganz sicher einen anderen Blickwinkel auf die Dinge.
    Das Leben geht weiter.
    Die offenen Hände bedeuten dass man etwas zu geben hatte. Vorher, auf der Suche waren die Fäuste geschlossen. Man hielt etwas fest, z.b.an der Vorstellung den Ochsen finden zu müssen ...
    Das Finden symbolisiert das Loslassen der Suche!, was folglich ganz logisch ist. :-)
    Jetzt könnte man auch hergehen und sagen, warum überspringe ich nicht diese dämliche Suche/Findung, überspringe das ganze und lasse gleich los?
    Warum geht das nicht?
    Eine Melodie besteht aus verschiedenen Tönen, es wäre keine Melodie mehr wenn man einige fallen ließe... Jeder Ton will gespielt sein, so krumm und schief er auch für dich klingen mag.
    Das Leben besteht nun mal aus verschiedenen Melodien und jeder spielt so gut wie er kann.
    Wenn du DEINER Melodie Note für Note, Atemzug für Atemzug lauschst, kann niemand verletzt werden. Wenn du dennoch jemanden weinen hörst, dann nur weil du jemandes Herz berührt hast, und sei es dein eigenes..
    "Ode an die Freude"...
    Du bist der Ausdruck der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.

  • Meditationstipp: Lungen gut füllen, Luft solange wie möglich, aber noch angenehm anhalten, dann Lungen ganz leer machen und solange wie möglich leer lassen. Atme so sanft und so langsam wie möglich (majestätisch, sitze aufrecht), und lasse dich an den Schnittpunkten in deine Stille fallen..
    Beobachte während der Meditation eine Kerzenflamme...
    (Vorsicht bei (Schlaf-) Epilepsie.)