Wer bin ich

  • Die westliche Philosophie litt jahrhundertelang darunter, "abgeschlossen" sein zu wollen. Nachdem ihre Symbiose mit der Religion nach und nach aufgelöst wurde, mussten eben andere metaphysische Größen herhalten, um die Leerstelle ausfüllen zu können und dem Menschen wieder ein "vollkommenes" Weltsystem anzubieten.


    Für kulturrelativistische Zyniker ist die Hinwendung vieler Westler zu asiatischen Ideen dementsprechend nur "Eso-Quatsch", eine Art Ersatzhandlung. Aber andere Wege des Denkens zu beschreiten, halte ich angesichts der abendländischen Verwirrungen für heilsam. Wie Shadow richtig angemerkt hat: die Lebenspraxis ist ein elementarer Punkt - und da bieten die westlichen Philosophien nicht so viel an auf den ersten Blick.


    Wenn ich Muho richtig verstehe, ist das Ruhen im Hier und Jetzt, das Erkennen des wahren Selbst, nur die halbe Wahrheit. Das Anerkennen der Anderen bzw die Hinwendung zu diesen und eine Philosophie des Fortschritts ergänzen also einen rein asketischen, ein wenig solipsistischen Ansatz (sorry für das ganze Begriffswirrwarr, das ich hier immer hinterlasse ;)). Japan verkörpert dieses Modell ja ganz gut, ohne hier jetzt eine Wertung vornehmen zu wollen. Das In-sich-ruhen-Können als Quell der Kraft angesichts einer turbulenten, krisengebeutelten Außenwelt (mal diplomatisch ausgedrückt) - hier lässt sich eine Brücke schlagen zum Krieger-Thread. Kampfkunst und Zen ist nicht umsonst für viele eine lohnenswerte Symbiose.
    Dass die westliche Philosophie bei ihrer Suche nach Einheit und Vollkommenheit diesen lebenspraktischen Ansatz - "Mind, Body, Spirit" - zumeist aus den Augen verloren hat, ist schon bemerkenswert. Da waren die alten Griechen und die Orientalen wohl tatsächlich weiter.

  • Für mich ist die Langsamkeit aus dem Zen ganz hilfreich, sag ich jetzt mal so, und ein heilsamer Weg des Erlebens dessen was ich bin.
    Mit den rein bildhaften Lehren, (zehn Ochsen) hatte ich so meine Schwierigkeiten anfangs. Der "westliche Kopf" muss sich erst einmal durch eigene Erfahrungen dem annähern, was dort zu vermitteln versucht wird. Ich vergleiche das immer mit dem Erlernen einer anderen Sprache, wo man sich auch erstmal einfinden muss.
    Die einen Gleichnisse sind eben oft zu "nüchtern", die anderen zu hedonistisch.


    Osho spricht davon, eine Mischung aus beidem zu sein. https://wiki.yoga-vidya.de/Sorbas_der_Buddha
    Gemeint ist damit, im Alltag einen Status DER Aufmerksamkeit zu erreichen, in der man im Stande ist, zwischen dem starren Buddha und dem lebendigen Zorbas schneller umschalten zu können "switchen".

  • @MiriOm Ich glaube der gute Ikkyū hat es nur deshalb so ausgedrückt, weil es damals tabu war. Ich denke, es war nur seine Art der Rebellion. Heute kann es durchaus falsch verstanden werden :D


    Zu den 10 Ochsen: Im Zen geht es eher um die Erfahrung als um die Theorie. Wenn Dir das also befremdlich vorkam, umso besser :)

  • @MiriOm Ich glaube der gute Ikkyū hat es nur deshalb so ausgedrückt, weil es damals tabu war. Ich denke, es war nur seine Art der Rebellion. Heute kann es durchaus falsch verstanden werden :D


    Zu den 10 Ochsen: Im Zen geht es eher um die Erfahrung als um die Theorie. Wenn Dir das also befremdlich vorkam, umso besser :)

    Klar, so habe ich den alten Schwerenöter auch verstanden :)
    Nur schade, dass immer alles so verzerrt wird...
    Das Ochsen- Beispiel ist toll, mir ist nur der Vortrag von dem Muho nicht so ins Ohr gegangen: Der könnte auch mal etwas ZEN-mäßiger sprechen, lol, aber Zeit ist Geld, nicht wahr?
    Vorträge besuche ich nicht, weil ich was Erlerntes gleich anwenden will. Ist natürlich mit noch mehr Zeitaufwand verbunden, aber wenigstens kann ich es dann auch im Alltag nachhaltig anwenden und ggf vertiefen.

  • Wer Osho als schillernden Paradiesvogel nicht leiden kann, dem empfehle ich zumindest Werke von "Ramesh S. Balsekar", der oft das Thema "Körper-Geist-Mechanismus" behandelte.

    ich habe auch einige bücher von dem gelesen.wie gesagt, er war niemals ehrlich,hat andere ausgenutzt, manipuliert, und der hat sehr viel unsinn erzählt.er wusste genau wie man andere manipuliert.finger weg von seinen büchern.


    und ich weiss dass du das nicht gerne hörst @MiriOm

  • ich habe auch einige bücher von dem gelesen.wie gesagt, er war niemals ehrlich,hat andere ausgenutzt, manipuliert, und der hat sehr viel unsinn erzählt.er wusste genau wie man andere manipuliert.finger weg von seinen büchern.


    und ich weiss dass du das nicht gerne hörst @MiriOm


    @Shadow
    Osho (japanisch:Mönch) war ein Führer ohne Anspruch auf den Thron. Den kleinen Mann mit Bart hätte man ohne Robe und seiner Royce Royce Flotte sicher mit einem Penner verwechselt. Außerdem haben ihn die Leute zu dem gemacht was er darstellte. Das Ego sollte klar zu erkennen sein. Er hat auch immer behauptet, daß man ihm nichts glauben sollte, sondern lieber selbst seine Erfahrungen machen soll.
    Er hat von seinen Anhängern (Sanyassins) bloß verlangt eine Stunde täglich zu meditieren. Ansonsten waren sie frei, konnten tun wozu sie Lust hatten.
    Die Gemeinschaft, zu der auch die besten Therapeuten aus verschiedensten Ländern gehörten wuchs stetig an. Durch das was jeder zu geben hatte expandierten die Ashrams so stark, dass man sogar den letzten in Oregon, zeitlich zuordnen musste, und ihn Poona IV.nannte. Unzählige Buddha -Halls und Osho -Zentren gibt es auch heute noch zu verbuchen.
    Natürlich wurde das Konzept einer freien Gesellschaftsform, das einem Kastensystem (ab den 60ern) explosionsartig entgegenschoss erstmal als grober Hippie -Unfug abgetan, und später auf üble Art und Weise bekämpft.
    Es gibt einige materielle Erben, sogenannte Nachfolger, aber die anderen (tausende von Anhängern) haben sich alle mit ihrem geistig/spirituellen Erbe selbstverwirklicht.
    Osho war ein Virtuos auf mehreren Gebieten, zählt heute noch zu den meist gehassten Menschen auf der Welt, und wird aufgrund seines anhaltenden Wirkens immer noch klein gehalten und negiert.
    Er war ein Pionier, nicht nur zu seiner Zeit, und es ist enttäuschend zu beobachten, wie sehr die Angst vor neuen (gesellschaftlichen) Strukturen die Menschen in der heutigen, man könnte annehmen, aufgeklärten Zeit immer noch klein hält.

  • Tja, wer bin ich? Eine Wahrnehmungsgestalt, gefangen in einem biologischen Gefängnis, das, wenn es mal seinen Geist aufgibt, "mich" in für mich unbekannte Gebiete schleudert. Bin wahrscheinlich nach dem Tod keine Wahrnehmung mehr, sondern absolut das Nichts, das Unvorstellbare (jaja, ich sagte im Tod-Thread, dass ich mir kein Nichts im Tod vorstellen kann, was solls). Ich weiß es nicht.
    Aber ich weiß, dass ich nicht die irdischen Dinge bin, die ich gerade wahrnehme, bewerkstellige. Bin ein kleiner Pups im großen Nichts, das sich Realität schimpft.


    Um es mir einfach zu machen, könnte ich auch einfach behaupten: Ich bin der und der und mach das und das. Das bin ich, bis zu meinem Tod!

    18 Mal editiert, zuletzt von Celdur () aus folgendem Grund: mir kam da ein Gedanke zu meinem früheren Geschriebenen + etwas... editiert