Die westliche Philosophie litt jahrhundertelang darunter, "abgeschlossen" sein zu wollen. Nachdem ihre Symbiose mit der Religion nach und nach aufgelöst wurde, mussten eben andere metaphysische Größen herhalten, um die Leerstelle ausfüllen zu können und dem Menschen wieder ein "vollkommenes" Weltsystem anzubieten.
Für kulturrelativistische Zyniker ist die Hinwendung vieler Westler zu asiatischen Ideen dementsprechend nur "Eso-Quatsch", eine Art Ersatzhandlung. Aber andere Wege des Denkens zu beschreiten, halte ich angesichts der abendländischen Verwirrungen für heilsam. Wie Shadow richtig angemerkt hat: die Lebenspraxis ist ein elementarer Punkt - und da bieten die westlichen Philosophien nicht so viel an auf den ersten Blick.
Wenn ich Muho richtig verstehe, ist das Ruhen im Hier und Jetzt, das Erkennen des wahren Selbst, nur die halbe Wahrheit. Das Anerkennen der Anderen bzw die Hinwendung zu diesen und eine Philosophie des Fortschritts ergänzen also einen rein asketischen, ein wenig solipsistischen Ansatz (sorry für das ganze Begriffswirrwarr, das ich hier immer hinterlasse ;)). Japan verkörpert dieses Modell ja ganz gut, ohne hier jetzt eine Wertung vornehmen zu wollen. Das In-sich-ruhen-Können als Quell der Kraft angesichts einer turbulenten, krisengebeutelten Außenwelt (mal diplomatisch ausgedrückt) - hier lässt sich eine Brücke schlagen zum Krieger-Thread. Kampfkunst und Zen ist nicht umsonst für viele eine lohnenswerte Symbiose.
Dass die westliche Philosophie bei ihrer Suche nach Einheit und Vollkommenheit diesen lebenspraktischen Ansatz - "Mind, Body, Spirit" - zumeist aus den Augen verloren hat, ist schon bemerkenswert. Da waren die alten Griechen und die Orientalen wohl tatsächlich weiter.