Wer bin ich

  • @Shadow
    Du scheinst dir sehr viele Gedanken zu machen, weil du sie sehr genau zu beobachten scheinst.
    Jetzt hab ich mal ne Frage: "Wenn du deine Gedanken beobachten kannst - kannst du das dann sein, was du beobachten kannst?"

    Ob ich sein kann , was ich denke? Das wären dann Ideale von mir selber oder Wünsche, die man gern in die Realität umsetzten würde.
    Manches ja, manches Nein.

  • Ja, ich bin schon immer zu verkopft gewesen - schlechte Angewohnheiten legt man nur sehr schwer ab ;)


    Wobei sich auch die Frage stellen lässt, ob man zu viel, oder vielleicht nur falsch denkt. (Zum Professor hat es nicht gereicht, aber ein abgeschlossenes Studium ist auch mehr als genug). Man verirrt sich leicht in den eigenen Gedankengängen. Ganz aufgeben will ich das Philosophieren sicherlich nicht, aber ich habe es "zurechtgestutzt". Der Großteil alles Relevanten lässt sich in wenigen Sätzen sagen, das meiste ist Ausschmückung, die nur wieder ablenkt. Man muss ja die Seiten irgendwie vollbekommen.
    Vielleicht ist es mit dem Ich/Ego ähnlich. Zu viel Ballast, den man sich auflädt.


    Einen bedeutenden Vorwurf, den man Platon machen kann, lässt Nietzsche aus - weil er auf ihn zurückfallen würde. Der philosophierende Mensch als höchste und edelste Lebensform?? Das ist wohl tatsächlich die Hybris der abendländische Philosophie - und gleichzeitig kettete sie ihre Erben an einen ewigen Rechtfertigungszwang, ein Diktat der Logik. Nietzsche ist da im Grunde auch nur ein weiteres Opfer unter vielen.

    Ich finde eine blumige Sprache, wie du sie verwendest sehr hilfreich um alles auszuschmücken, und um mehrere Dinge zu verdeutlichen. Sprache ist ohnehin viel zu begrenzt (sogar Gebärdensprache), um das, was sich nicht ausdrücken lässt auszudrücken.
    Ich bin auch der Meinung daß die Stille die Sprache der Wahrheit ist, und alles andere auf eine schlechte Übersetzung hinweist. Verständigungsprobleme sind an der Tagesordnung.
    Mit Dichtung, wie Hesse in seinem Gedicht "Sprachen" beschreibt, kann man die Dinge klarer und einfacher erfassen.
    Der Verstand des Menschen ist einfach konzipiert, aber um darüber hinauszugehen, müssen wir einige verschlungene Wege und Gedankenstrukturen "überwinden", d.h. daß man den Weg nur durch das Gehen an sich erfahren kann.
    Genau darin verstehe ich als "höchste und edelste Lebensform" meine Aufgabe: "aufzuwachen".


    Ob ich sein kann , was ich denke? Das wären dann Ideale von mir selber oder Wünsche, die man gern in die Realität umsetzten würde.Manches ja, manches Nein.

    Die Frage geht eher in die Richtung des Beobachtenden, also die Grundfrage "Wer bin ich?" Bin ich meine Gedanken, oder wer oder was denkt denn da eigentlich?
    Wenn du die Projektionen ansprichst, könntest du genauso fragen: "Wer oder was guckt durch den Aufnahmeapparat?"

  • @MiriOm
    Dass sind Fragen, die man nicht bewantworten kann.
    Es reicht zu wissen: dass ich ein individuelles Bewusstsein Habe, und ich weiss wer ich bin , weil ich mich kenne, mehr oder weniger.


    Ich kenne mich, weil ich über meine Gedanken und Gefühle reflektiere , mich beobachte.



  • @Lonewolf


    Philosophie muss lebenspraktisch sein.
    Für einen gebildeten menschen gehört es natürlich auch dazu, sich mit der theoretischen philosophie auszukennen.
    oder anders gesagt: menschen müssen fähig sein, eigenständig zu denken und dinge zu hinterfragen.


    für mich wird der praktische teil immer wichtiger und der theoretische rückt in den hintergrund.
    bei mir dreht sich alles nur noch um die praxis

  • "Der Grund-Irrtum der Menschheit (daraus entsteht alles menschengemachte Leiden):"Ich denke" ist ein Irrtum, weil das Denken das Ich erzeugt, eine Illusion.Diese Illusion erzeugt Angst, daraus entsteht Hass, Trennung usw...Wenn genug Menschen das erkennen, entsteht Mitgefühl, Weltfrieden, eineneue Gesellschaft und Miteinander."
    frei nach j.krishnamurti



  • "Der Grund-Irrtum der Menschheit (daraus entsteht alles menschengemachte Leiden):"Ich denke" ist ein Irrtum, weil das Denken das Ich erzeugt, eine Illusion.Diese Illusion erzeugt Angst, daraus entsteht Hass, Trennung usw...Wenn genug Menschen das erkennen, entsteht Mitgefühl, Weltfrieden, eineneue Gesellschaft und Miteinander."

    Ich hab Krishnamurti nicht gelesen, aber wie soll ohne einen Transformator aus Angst Liebe werden?

  • Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass es wichtig ist, um Selbsterkenntnis zu wissen.Meines wissens, hat keiner besser und genauer über Selbsterkenntnis geredet und geschrieben wie Jiddu Krishnamurti.

  • Danke für das Eröffnen dieses schönen Threads. Ähnlich könnte man auch im "Sinn des Lebens" diskutieren oder im "Weg des Kriegers", aber ich finde die spezielle Sinnfrage einfach nochmal persönlicher.
    Man wird dadurch nicht durch "die Anderen" abgelenkt, und gleichzeitig kann man den Erfahrungsberichten der Anderen etwas abgewinnen.
    Das Narrativ kann, wenn es in der dritten Person über einen selbst erzählt wird, sehr heilsam wirken. Durch den Weg (Geschichte), den man zurückgelegt hat, bekommt man automatisch mehr Abstand zum Erlebnis selbst, und durch die Erzählform in der dritten Person, ist der Abstand nochmal größer weil unpersönlich.
    Der Sinn erschließt sich dann prozessiv während des Erzählens von selbst, der Verstand oder die menschliche Psyche wird reguliert und der lärmende "Mind" somit beruhigt.
    Die Meditation im christlichen Sinne bedeutet, über etwas nachgrübeln, sich in Gedanken verstricken... Meditation im östlichen Sinne bedeutet immer, aus dem Strom der Gedanken auszusteigen. Deswegen sind die Meditationen in Bewegung so heilsam. Man gibt E nergie in seine Erzählung, etwas kommt in Bewegung (Motion) = Emotionen.


    Ich denke dass vor Allem den westlichen Philosophen das Verständnis über die Funktionsweise des Verstandes und der Psyche durch einen religiösen Ansatz verwährt war, und aufgrund dessen wieder auf einen Gottesglauben zurückgegriffen werden musste, weil eine Negation von etwas gleichzeitig dessen Existenz bestätigt.
    (Osho über Verwirrung durch Glauben. Übrigens ein sehr praktisch denkender Mensch und sehr faul, aber ein wunderbarer Erzähler, und das Buch mit den Parabeln ist wirklich sehr gut.)


    Wer Osho als schillernden Paradiesvogel nicht leiden kann, dem empfehle ich zumindest Werke von "Ramesh S. Balsekar", der oft das Thema "Körper-Geist-Mechanismus" behandelte.

  • Na ja, ich weis nicht so recht, ob die Teenager das heutzutage richtig verstanden haben... Sie scheinen sich ohne zu reflektieren in anhaltender "Meditation" zu befinden. ;)
    Ein Mittelmaß zwischen Tantra und Ikebana wär schön. Wie bei allen Meditationen geht es um die Achtsamkeit, und wie ich sie auf den Alltag ausweiten kann, ohne mich oder den Sinn (schon wieder) zu verlieren.
    Die ewige Suche soll ja auch mal aufhören, und man will sich doch auch irgendwann mal finden- und nicht ständig in den Betten anderer Leute suchen ... :saint:
    Dagegen ist bestimmt nichts einzuwenden, aber auf Dauer halte ich das für keine gute Lehre im Hinblick auf die heutigen konsumgefüllten Zeiten.