Fridays for future

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde mal interessieren, was ihr so über die "Fridays for future"-Bewegung denkt, über die Schulstreiks und Greta Thunberg.
    Ist das für euch ein ernstzunehmender Protest von Teilen der Bevölkerung, oder eher ein medial inszenierter Hype, dem sich viele Jugendliche vor allem aus Herdentrieb und Event-Lust angeschlossen haben?
    Seid ihr vielleicht auch schonmal auf einer dieser Freitags-Demos gewesen?


    Ich persönlich bin bei der ganzen Thematik etwas zwiegespalten. Ich finde es schön, dass junge Leute sich mal endlich zusammentun und etwas bewegen wollen, und dass sie die Gleichgültigkeit der Erwachsenen und Politiker anprangern.
    Bin aber auch etwas überrascht, dass ausgerechnet dieses Thema jetzt so die Massen mobilisiert. Denn ich hatte bisher nie den Eindruck, dass sich die heutige Generation besonders für die Natur interessieren würde. Eher im Gegenteil. Ich sehe im Wald nie junge Menschen, wenn ich da mal rumlaufe. Außer, die haben einen Hund dabei, den sie Gassi führen müssen. Aber sonst findet man keine Jugendlichen in der Natur. Jedenfalls deutlich weniger als noch vor 30 Jahren. Die laufen doch alle nur noch in Fortnite durch den virtuellen Wald.
    Also woher plötzlich dieses Öko-Interesse? Und vor allem: Wieso gehen die Leute dafür auf die Straße, aber nicht für Themen wie soziale Gerechtigkeit? Wäre es nicht naheliegender, gerade aus der Sicht von jungen Menschen, dass man einen Schulstreik macht, um den Leistungsdruck an den Schulen zu kritisieren, Ganztags-Kasernierung und generell die beschissenen Zukunftsaussichten in Gesellschaft und Arbeitswelt?
    Stattdessen scheint ihnen der Klimawandel (von dem sie gar nichts mitbekommen, weil sie ja gar nicht wissen, wie es früher war) wesentlich mehr Angst zu machen.
    Das finde ich halt ein bisschen verwunderlich. Aber gut, in den 80ern sind die Leute auch schon lieber gegen Waldsterben oder Atomkraft auf die Straße gegangen, und weniger gegen dem Abbau von Sozialleistungen oder die zunehmende staatliche Überwachung.

  • Ich persönlich bin bei der ganzen Thematik etwas zwiegespalten.

    So gez mir auch. Auf der einen Seite finde ich das genial. Aber ich denke, dass die Bewegung deshalb diesen Massenhype erhält, weil sich dahinter gewisse Konzerne Gewinne versprechen. Und die Atom- und Kohle-Lobby hält fleißig mit EIKE etc dagegen. Es gab schon einige Bewegungen, die sehr vielversprechende Inhalte hatten, aber damit konnte man nicht wirklich Profite verbinden. Ich sehe das Thema CO² sowieso etwas entspannter. Es ist nicht wirklich gesichert, dass der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist. Wofür er aber verantwortlich ist, dagegen sollte man auf jeden Fall etwas tun. Für den massiven Raubau an der Natur. Für Umweltzerstörung aufgrund schneller Gewinne. Hier lässt sich eindeutig und gesichert sagen, daran sind wir Schuld und wir sollten auch die Konsequenzen tragen und eine Umdenken besser sofort als später einleiten. Auch beim CO² gibt es ja schon vielversprechende Entwicklungen. China investiert massiv in erneuerbare Energien und hat meines Wissen den Bau weiterer Kohlekraftwerke eingestellt. Gerade bei solch einem Akteur ist das eine gute Entwicklung. Deutschland hat es versäumt, hier mit guten Beispiel voranzugehen. Leider denke ich auch, dass die getroffenen Entscheidungen dem Klimawandel entgegenzutreten wieder nur der Industrie zugute kommen sollen. Eine CO² Steuer halte ich nur dann für sinnvoll, wenn nicht nur die unteren Einkommensschichten damit belastet werden. Es gibt sehr gute Modelle in Skandinavien dazu, dass sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten einen Ausgleich dafür erhalten und somit keiner wirklich benachteiligt wird. Aber in Deutschland interessiert das mal wieder keinen. Die Partei der Letztwähler hat sich mal wieder (wen wunderts) für ein Paket ganz im Sinne der Spitzenverdiener entschieden.

  • Wenn eine große Mehrheit von renommierten Klimaforschern Alarm schlägt, weil sich die Menschheit den Ast absägt auf dem sie sitzt, käme ich mir ziemlich dämlich vor, sowas nicht ernstzunehmen.
    Klar ist das auch ein Event und in gewisser Hinsicht eine Illusion, ein paar mal die Schule zu schwänzen um den Planeten zu retten. Grundsätzlich finde ich sowas aber legitim und wünschenswert, weil unsere Gesellschaft sowieso zu sehr von alten Säcken, gemäß den Bedürfnissen alter Säcke gestaltet wird.
    Obwohl ich mich mittlerweile doch als ziemlich desillusioniert im Bezug auf die zukünftige Entwicklung der Welt bezeichnen würde, hat mich die Info über klimatische points of no return, auf die der Mensch anscheinend mit Volldampf zusteuert, erheblich beeindruckt. Es wundert mich nicht, wenn junge Menschen wegen sowas den kommenden Weltuntergang sehen und etwas dagegen unternehmen wollen – schließlich haben die die größte Chance, sowas noch live zu erleben. Zum Zweck der nachhaltigen Weltverbesserung, setze ich ja generell mehr Hoffnung in Technik und Wissenschaft, als in gutgemeinte Ideologien, die dann doch an der Masse der doofen Menschen scheitern. Schon allein deshalb gefällt es mir natürlich, wenn Kinder sich für Forschung und Wissenschaft einsetzen. Verpasste Schulstunden sind angesichts der Missstände, gegen die man auf die Straße gehen könnte, geradezu lächerlich irrelevant.
    Zwar finde ich Greta Thunberg und z.b. typische Grünenwähler im Allgemeinen nicht sonderlich sympathisch, aber alle, die aus wirklicher Überzeugung eine intakte Umwelt für kommende Generationen erhalten wollen, verdienen in meinen Augen Unterstützung. Diese Verschwörungstheorien, vonwegen sie sei eine Marionette, finde ich nicht überzeugend. Greta Thunberg ist für mich ein glaubwürdiger Klima-Nerd, der sich total in sein Thema verbissen hat, aber es ist ein gutes Thema und ich respektiere ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen.
    Was mich bei dem ganzen Thema misstrauisch macht, ist diese einseitige Versteifung auf CO2. Man verplant eher Milliarden zur Vermeidung von ein paar Prozent weniger CO2 und fördert tonnenschwere E-Karren mit überdimensionierten Batterien, mady by Kinderarbeit, anstatt Geld für Menschen auszugeben, die schon jetzt konkret unter den Folgen der Klimaveränderungen leiden.
    Solche Fragen vermisse ich bei manchen Streitern für den Planeten. Gleichzeitig kotzen mich Gegner von Umweltaktivsten und Letztwähler an, die plötzlich die menschliche Ausbeutung für E-Autoressourcen anprangern, um für ihr Recht auf dicke Spritschleudern mit Öl aus Kriegsgebieten zu kämpfen.
    Ich denke das Ökointeresse hat Oberwasser, weil die Zeit für wichtige Veränderungen eben wirklich immer knapper wird.
    Nachhaltige Umweltzerstörung ist ja immerhin ein globales, übergeordnetes Problem und betrifft im Endeffekt irgendwann alle Menschen und Generationen nach ihnen, wenn zuwenig gegengesteuert wird. Probleme wie mangelnde soziale Gerechtigkeit allein oder Leistungsdruck in Schulen und Arbeitswelt betrifft manche Gruppen mehr und andere eher wenig. Schlechte Rentenpolitik ist für junge Menschen z.b. weit weg.
    Das Umweltschutzthema ist eine einfache Sache, da kann man auch als relativ ahnungsloser prima Partei ergreifen, ohne auf der falschen Seite zu stehen. Deshalb läuft das imho besser, was glücklicherweise nicht das Schlechteste ist, was zum Trend werden kann.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Yatan ()