„Lebenshilfe“

  • Sagt euch die Lebenshilfe was? Das ist ja eine Organisation für Behinderte. Gründungsväter sind Werner Villinger und Hermann Stutte.Einer davon war früher in der SA und sie philosophierten gern über die (Zitat) „sozialbiologischen Unterwertigkeit des von ihr betreuten Menschenmaterials“
    Was macht man als „Lebenshilfe“ mit derartiger Geschichte? Richtig, man benennt ein Haus nach Hermann Stutte und lädt selbst 1969 noch zum Thema „Der behinderte Mensch und die Eugenik“ ein. Zwar hat die „Lebenshilfe“ das Haus mittlerweile wieder umbenannt, aber ich finde, dass ein merkwürdiger Beigeschmack bleibt.


    Heute noch ist Behindertenrassismus selbstverständlich.Geht weit in die Mitte der Gesellschaft und gar bis weit in linke Kreise. Lebenswert und lebensunwert- auch heute noch macht man diese Einteilung. Zwar mit anderen Worten, jedoch der gleiche Inhalt.


    Heute gibt es Pränataldiagnostik zur „Vorbeugung“. Das betrifft schon viele Menschen mit Trisomie 21. Sie werden in der Schwangerschaft aussortiert. Das finden viele Menschen nicht schlimm. Man will halt „Leid“ ersparen. Aber leiden Menschen mit Trisomie 21 wirklich oder nutzen wir das gern als Argument, um alles zu rechtfertigen? Woher nehmen die „normalen Menschen“ das Recht zu sagen, wie es sich anfühlt, ein Mensch mit Trisomie 21 zu sein? Fragen wir doch einfach mal Menschen mit Trisomie 21 ob sie gern leben. Die Antwort dürfte lehrreich sein. Es ist übrigens auch nicht schlimm, ein Autist zu sein. Es ist auch noch nicht mal schlimm, ein nichtsprechender Autist zu sein. Schlimm ist eher entwertet zu werden, nicht als Mensch gesehen zu werden. In Amerika wird derzeit fieberhaft an Gentests geforscht, die auch Autismus vorbeugen können. „Wenn alles gut geht“, dann kann man irgendwann auch Autisten abtreiben.


    Viele Kanner-Autisten leben in Heimen oder gar in Psychiatrien und dort mit Psychopharmaka vollgestopft oder erhalten gar freiheitsentziehende Maßnahmen. Es wird den Eltern gesagt, es sei das Beste für sie. Ironischerweise werben viele Heime mit Selbstbestimmung. Das ist so, als wenn ein Knast damit wirbt, wie freiheitlich er ist. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele Autisten in so Anstalten gefoltert werden, da gab es ja schon einige Berichte in den Medien.


    Es gibt ein paar Aktivisten in Deutschland, aber der Masse ist dieses Thema schlicht und einfach egal.
    Hey, „normale“ Menschen, wann behandelt ihr Behinderte endlich wie Menschen und nicht wie unliebsame Gegenstände?
    Denkt immer daran: „Ohne Behinderte wäre die Normalität gestört“
    Es folgt eine Linksammlung.
    Wer mir helfen will, die Stimme der Ungehörten weiter in die Öffentlichkeit zu tragen, kann sich gern per PN melden.

  • Sagt euch die Lebenshilfe was?

    Ich habe vor meiner Haustür in einigen hundert Metern einen Weinberg, da springen immer behinderte Menschen rum, die dort mitarbeiten. Da steht oberhalb des Weinberges dann immer ein Transporter von der Lebenshilfe. Die kümmern sich um die Leute, bringen sie zu ihrem täglichen Aufgabenfeld und wieder zurück. Ich weiß jetzt nicht, ob die "Lebenshilfe" mit diesen Menschen "besonders" umgeht oder ob sie diese als "normale" Menschen akzeptieren und sie "normal" in die Gesellschaft integrieren. Ich habe einmal gesehen, als ich mit dem Hund an dem VW Bus vorbeigelaufen bin, wie dieser scheinbar grade angekommen ist & die Leute aus dem Bus stiegen. Sie schienen sich alle zu freuen, auf dem Weinberg arbeiten zu können, aber wie genau ihre Arbeit da aussieht und ob das Integration statt Seperation ist, kann ich nicht genau sagen. Wohl eher letzteres. Sie kommen dort mit keinen anderen Menschen in Kontakt.


    Im TAZ Artikel finde ich die Überschrift ja schon haarsträubend: "Deutschland gibt viel Geld aus für 'Anderstalentierte'. Allerdings nicht um sie zu integrieren, sondern um sie lebenslang auszuschließen." Das Wort 'Anderstalentierte' finde ich ja schonwieder eine heftige Sprachperle. Dass ist für mich nichts anderes als eine politische Korrekte Beschreibung von "zurückgeblieben" oder gar "minderwertig". Dieses Wort ist einfach nur abstoßend. Warum es unserer Gesellschaft so schwer fällt behinderte Menschen in die Gesellschaf zu integrieren, kann man vielleicht mithilfe unserers Wirtschaftssystem besser nachvollziehen. Da fällt die Inklusion einfach hinten runter, wenn Gewinnmaximierung und Wachstum anstehen. Es ist viel einfacher und kostengünstiger, diese Menschen zu separieren. Wer die Norm nicht erfüllen kann, muss halt "gesondert gehalten" werden. Der Kapitalismus ist wie ein Mastbetrieb, der sich seine Masttiere nach deren Leistungsfähigkeit sortiert.

  • In diesem Zusammenhang fällt mir wieder die von mir schonmal verlinkte Talkshow ein, in welcher die nicht eingeladenen Punker-Gäste aus Göttingen ihre komplette Nutzlosigkeit eingestehen und schlussfolgernd konsequent ihre Beseitigung und Entsorgung fordern. Vielleicht könnten ja aus ihren Körpern in Recyclingverfahren, Lampenschirme für die Gesellschaft entstehen.

  • Das Haus umzubenennen ist doch ein schöner Akt der Distanz, die man zur Geschichte schaffen möchte. Auch verbal äußern sich Geschäftsführer der Lebenshilfe zur NS- Vergangenheit der Gründerväter und nehmen deutlich Abstand dazu. Die wirtschaftliche Situation lässt es eben nun mal nicht zu, daß entwicklungsverzögerte und alte Menschen in deren Familien verbleiben können.
    Wenn eine "wirtschaftliche Not" solche Institutionen unmöglich machen würde, dann wäre das Ansehen der Familien wieder gewährleistet und der Mensch oder besser gesagt die Menschlichkeit kehrte wieder ein ins Zusammenleben. Das wäre in meinen Augen eine gesunde Entwicklung, und vielleicht nur oberflächlich gesehen ein Schritt rückwärts. Wer weiß schon, ob eine solche Veränderung nicht schon hinter dem nächsten Berg auf uns lauert.