Freie Schulen

  • Es gibt die Freie Schule Wendland und die Berlin Rebel High (Schule für Erwachsenenbildung).
    Beide mit antiautoritären Strukturen. Kennt ihr noch mehr?

  • Habe grade mal bei der freien Schule Wendland vorbeigeschaut und das Konzept klingt für mich stark nach Waldorfschule. Fand das Konzept von Waldorf schon immer toll, aber war leider nie auf einer solchen Schule. Alleine der im Konzept zitierte Goethe bringt es fast auf den Punkt. „Wüchsen die Kinder in der Art und Weise fort, wie sie sich andeuten, so hätten wir lauter Genies!“ Ich sehe es auch so, dass es einen riesigen Fortschritt an kollektivem Intellekt geben würde, wenn jeder nach seinen Möglichkeiten gefördert würde, damit meine ich nicht, dass kluge Menschen gesondert gefördert werden und andersherum, sondern dass viel mehr auf die schon bestehenden Interessen eingegangen wird und nicht jedes Kind in allen Bereichen auf das gleiche Level zu bringen ist. Das stört nur den natürlichen Werdegang. Die übertriebene Autorität und der Notenzwang ist aber ja nicht nur einfache Schikane sondern hat natürlich die Funktion, die Kinder auf ihr späteres Leben als gehorsamen Konsumenten vorzubereiten, der zu allem brav Ja und Amen sagt. Dian hatte das in der UnityPhilosophie ja ganz gut beschrieben.
    Also zu deiner Frage, Hundertwasser. Ich würde die Waldorfschulen auch dazuzählen, da sie genauso stark antiautoritäre Züge aufweisen.
    Wie sieht es mit den Montessori-Schulen aus? Ihr Konzept ist auch sehr ähnlich, "Keine Noten, Freiarbeit und gemischte Jahrgänge".

  • Ich habe nicht sehr viel Ahnung, es gibt Menschen mit mehr und meine Vorschläge sollten vielleicht hinterfragt werden.


    Die Möglichkeiten und formalen Abläufe und so weiter sollten zentral kontrolliert werden, damit in Deutschland jeder theoretisch gleichberechtigt ist.


    Die Elemente des Schulsystems - die Schulen, Verwaltungen, Lehrer, Inhalte usw. sollten flexibel sein, damit Neuigkeiten und Veränderungen schnell angepasst werden können.


    Es könnten zwei verschiedene Schulformen geben - fürs untere Alter ca. 6 bis 12 und fürs obere ca. 13 bis 19 oder höher, sowie Nebenformen, um flexibel Kinder und Jugendliche unterzubringen, die nicht in so ein Muster passen. Generell wären die Altersangaben nur grob, um nicht starr ein System zu haben und flexibel reagieren zu können.


    Die Schulen sollten ein Zentrum für Jugendliche und Kinder auf Gemeinde- oder Kreisebene sein, um dort eine gute Zeit zu haben, sich zu bilden, oder sogar in ihrer Freizeit sich zB treffen zu können, oder wo Freiwillige aus der oberen Schulform mit inhaltlicher Betreuung selbst die Inhalte vermitteln können, die denen liegen.


    Die Verwaltung muss reibungslos funktionieren, ohne dass Daten abgegriffen werden können, oder Papierberge entstehen, und zwar zum Zweck, dass der Schulbesuch auch gut ablaufen kann.


    Die Lehrer sollten Bürger sein, die einen professionellen Kurs und pädagogische Ausbildung haben. Lehrer sollten ca. 1/10 der Menschen werden, die aber auch Interesse daran haben. Die Ausbildung soll nichts oder sehr wenig kosten (falls zu dem Zeitpunkt Geld noch eine lebenswichtige Rolle spielt upside_down) und nicht zu knapp kommen. Der Sinn soll sein, dass es keine oder vielleicht nur wenige "feste Lehrer" gibt, sondern Menschen, die gerne ihre Erfahrung und Informationen aus ihrem Beruf mitbringen und den Schülern zeigen, bevorzugt vielleicht aus Handwerk und Wissenschaft.


    Die Inhalte sollen nach ca. 3 bis 5 Jahren größtenteils frei sein (bereits ab dem ersten Jahr sollen Kinder auch ihre Bildung teilweise selbst gestalten können, in der unteren Schulform soll der Grundstoff vermittelt werden und Lernmethoden näher gebracht werden, damit Schüler auch selbstständig lernen können. Die Hilfsmittel können Bücher, das Internet, Videos und weitere sein. Die Fächer können alles mögliche sein, bei genügend Anfragen können auch neue Fächer entstehen. Das starre Fächerwesen wird etwas gelockert: interdisziplinäre Arbeiten oder Lerneinheiten soll oder kann es auch geben. Neben dem Wissen aufnehmen müssen auch praktische Erfahrungen stehen, das gelernte Wissen soll praktisch und realitätsnah umgesetzt werden, auch Besuche in Museen, Werkstätten, Industriehallen, Universitäten sollen ermöglicht werden. In der oberen Schulform sollen langsam grobe Richtungen gesetzt werden und man kann sich weiter spezialisieren. Praktisches Arbeiten soll nun ausgeweitet werden, Lernmethoden können weiterhin bei Bedarf wiederholt werden. Für jeden Pflicht soll jedoch ein gewisses Pensum an Naturwissenschaften, Fremdsprachen, Deutsch/Muttersprache, Mathematik, Geschichte und evtl. Sport sein, genaue Inhalte sollten dabei jedoch nicht so detailliert als Mindestanforderung gestellt werden.


    Die Anwesenheit in den Schulen soll auch flexibler gehandhabt werden: Die Schulen sind Mo-Fr von 6:30 bis 21 Uhr, Sa von 7 bis 18 Uhr und So 7:30 bis 14 Uhr offen, außerordentliche Zeiten können jedoch prinzipiell angefragt werden. Der Unterricht kann z.B. Mo-Fr von 7:30 bis 13 Uhr, 14 bis 18 Uhr und 19 bis 21 Uhr erfolgen, am Sa von 8 bis 13 Uhr, 14 bis 16:30 Uhr und am So von 08:30 bis 12:30 Uhr. Ein Schüler muss jährlich ca. 1000 Unterrichtsstunden (60min) erreichen, allerdings 25 in einer Woche, bedeutet, dass der Schüler selbst entscheidet, wann er kommt und in der unteren Schulform auch noch oft mit den Eltern zusammen. Davon kann aber vielleicht ca. maximal die Hälfte auch Zuhause erledigt werden, wenn die Schüler mit evtl. Zustimmung von den Eltern es so wollen. An dieser Stelle ist mir bewusst, dass dieses Konzept ziemlich konkret ist, aber irgendwo muss es halt doch Rahmenbedingungen geben. Hier sind sie aber so geweitet, dass ein Schüler quasi egal wann in der wachen Zeit des Tages zur Schule gehen kann. Die Mindeststundenzahl ist dafür gedacht, dass es immer noch Kinder gibt, die kein Bock auf Schule haben, dass sie halt trotzdem gebildet werden, weil Bildung ist eben wichtiger als die Kein-Bock-Einstellung mancher Kinder ... im Nachhinein würden sie sich eh darüber schämen, wennsie deswegen was verpasst hätten.


    Der Unterricht kann immer vom Schüler selbst zusammengestellt werden. In der unteren Schulform können oft auch die Eltern mitentscheiden. Allerdings hängt auch das Wann davon ab, wie die Lehrer selbst Zeit haben. Die Lehrer haben jedoch immer ihr eigenes Zimmer, welches sie idR während dem Unterricht nicht wechseln. Die Schüler können selbstständig, insbesondere in der oberen Schulform, entscheiden, wann sie die Fächer besuchen, bzw. dort arbeiten wollen in Verbindung mit der Aufsicht (die Lehrer). Wenn sie genug haben für den Tag, können sie auch selbstständig wieder gehen (die Verwaltung muss dann sowas halt wissen, wer sich gerade in der Schule aufhält)


    Eine starre Klassengemeinschaft gibt es nicht unbedingt. Allerdings soll es auch so organisiert werden, dass etwa Gleichaltrige häufig Kontakt haben und auch Freundschaften entstehen können, sowie Ärger geklärt/aus dem Weg gegangen werden kann.


    ( Lissaminka; @mi san thrope: ab hier könnt ihr weiterlesen, wenn ihr bereits das oben gelesen habt)


    In der Schule muss es trotzdem eine Leistungsbewertung geben, die einer Universität, Berufsschule oder Ausbildungsstelle sagt, welche dazu da ist, die richtigen Bewerber auszuwählen, jedoch nicht systematisch auszusortieren. Das kann allerdings dann also keine Pauschalbewertung wie ein Notensystem sein, sondern eine individuelle Bewertung mit höchstmöglicher Transparenz und keine zwanzig einzelne Ziffern, auf die ein heutiger Schüler von seiner Gesamtjahresleistung her komplett abgewertet wird. Ich kann mir vorstellen, dass es ein wöchentliches Schultreffen zum Ende der Woche gibt (einziger Termin, an dem jeder in der Schule oder auf einer digitalen Schulverbindung sein muss), an dem die jeweiligen Lehrer und Schüler gemeinsam und evtl. auch Mitschüler den betreffenden Schülern einen kleinen Bericht schreiben können in Verbindung mit der Richtigkeit der erbrachten Wochenleistungen, Engagement, ob ein Krankheitsfall war oder sonstiges Befinden des Schülers, Konzentration, Beeinflussungen usw. Ein Lehrer kommt auf ca. 9 Schüler und wenn jeder Schüler im Durchschnitt 10-15 Lehrer in den Fächern hat, sowie 800 Schüler an einer Schule sind, bedeutet das, dass ein Lehrer wöchentlich 114 Schüler durchschnittlich hat, was mich jetzt doch etwas überrascht. Jedenfalls sollte das Lehrer-Schüler-, Schüler-Lehrer-Verhältnis so sein, dass individuelle Berichte möglich sind. Vielleicht notieren sich die Lehrer während den Unterrichtszeit die wichtigen Sachen für die Schüler auf, oder so. Einmal im Vierteljahr gibt es Lernabfragen und einmal im Jahr eine Prüfung pro Fach, um auch zu untersuchen, was man bei den Schülern so an Wissen und Können teilweise auf begrenzte Zeit abfragen kann, um auch zu sehen, wo die Lehrer und Schüler ihre Schwerpunkte legen können.


    Für Menschen mit Autismus, ADHS, Down-Syndrom, Traumata, Dyslexie, Dyskalkulie, Lernschwächen, Hochbegabung, körperliche Beeinträchigungen, LRS oder Legasthenie und so weiter soll es spezielle Angebote geben, die sich nach den individuellen Bedürfnissen richten sollen - persönliche Unterstützung bishin zu Sonderschulen.


    Die Schulessen (Frühstück, Mittag, Abend) sollen günstig (falls es dann noch Geld gibt) nach einem Richtpreis orientiert sein.


    Die Schule soll ein moderner Ort sein, an dem mit modernen, aber erprobten Lernmitteln und Medien gearbeitet und gelernt werden kann.


    Die Schüler und die Lehrer sind gleichgestellt und der soziale Umgang ebenso. Jedoch liegt der Fokus offensichtlich bei den Schülern, sonst gäbe es keine Schulen. Das bedeutet, dass die Schüler u.a. mit steigenden Jahrgängen mehr Verantwortung haben und auch mal allein lernen oder arbeiten sollen.


    Neben dem Unterricht kann die Schule als Freizeitzentrum oder Freizeittreffs für Schüler und Lernende genutzt werden. Vereine auf Anfrage.


    Was denkt ihr über diese Vorschläge? Was könnte man noch umstellen, was ist gut oder schlecht in meinen Vorschlägen? Inwiefern so was umsetzbar wäre, weiß ich nicht genau. Ich denke z.B., dass die Zahl der Lehrer und Lehrerinnen vermutlich nicht mehr viel größer überhaupt sein kann, als ich es mir vorhin ausgedacht habe.

  • Natürlich ist sich jeder zu fein, eine Reaktion zu schreiben. Was soll ich denn auch was anderes erwarten ?! (Ja, ich weiß, dass du, Lissaminka, mir schon dazu geschrieben hast, danke, dass du dir die Zeit dafür genommen hast :) ...)

  • InSpace Bei galt vorher leider tl;dr aus Zeitgründen. Sorry dafür.


    Warum denkst du, dass Bildung zentral kontrolliert werden sollte? Was hältst du von einer Grundbildungsform, die zunächst lesen, schreiben, rechnen als kulturelle Grundfähigkeiten beibringt., mit dem Ziel, in weitestgehend autodidaktische Themengebiete zu münden, die von Interesse für die individuelle Person ist?

  • Natürlich ist sich jeder zu fein, eine Reaktion zu schreiben

    Nein, aber es ist sooooo viel.


    Und im Grunde ist es ein gutes Zeichen, wenn keiner was schreibt, dann hat auch kaum einer was dagegen ;)


    Aber, ich gehe später darauf ein, wenn ichs nicht vergesse.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • InSpace Bei galt vorher leider tl;dr aus Zeitgründen. Sorry dafür.


    Warum denkst du, dass Bildung zentral kontrolliert werden sollte? Was hältst du von einer Grundbildungsform, die zunächst lesen, schreiben, rechnen als kulturelle Grundfähigkeiten beibringt., mit dem Ziel, in weitestgehend autodidaktische Themengebiete zu münden, die von Interesse für die individuelle Person ist?

    Ja, prima!

    Bildung zentral kontrolliert, um einfach die Chancen überall gleich zu halten, dass nicht in verschiedenen Orten plötzlich verschiedene Richtlinien gelten. Halte ich nämlich für Quatsch und überflüssig. 🤷‍♀️

  • Wie kann man bei herrschendem Klassismus die Chancen gleichhalten? Das System Schule ist auf Kinder ab der Mittelschicht ausgerichtet. Kinder aus der unteren Klasse haben ganz andere Probleme in ihren Leben und daher keine echte Chancengleichheit.


    Wenn man allgemeingültige Prüfungen hätte, wäre es doch egal, wie der Lernstand erreicht wurde? (Hauptsache er wurde erreicht)

  • Ich denke die Lehrer, Mitschüler, oder Nachmittagsaktivitäten können sich dann darum kümmern.

  • Nee, denke ich nicht. Wenn Mama z. B. psychisch krank ist und es zu Hause nur Salami, Margarine und abgepacktes Aldibrot in Scheibengibt und das Kind es aber niemanden sagt, weil es seiner Mutter gegenüber loyal ist und Angst hat, ins Heim zu kommen, wenn andere das erfahren, dann kann sich niemand darum kümmern. Sowas ist aber kein Einzelfall. Bei manchen gibt's auch mal nur Toastbrot mit Senf oder Ketchup und zusätzlich eine Portion häusliche Gewalt.