Der allgemeine Bücherthread

  • Hallo,

    ein Bücherthread ist eine gute Idee.


    Ich beginne meinen Einstand mit einer vergessenen Perle die meines Erachtens sehr zum Forum hier passt: Robert Lowry (https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Lowry_(Schriftsteller))

    Hemmingway lobte Lowry als "größtes aller Talente". Kurzzeitig war er in den 50zigern sehr berühmt - später aber Außenseiter.


    Lowry hielt der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor. Er besticht durch ein Höchstmaß an sprachlicher Genauigkeit und seiner Fähigkeit, Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen.


    Hat man ein Buch mal angefangen...kann man es nach wenigen Seiten nicht mehr zurücklegen.



    Drei Bücher habe ich gelesen....


    1) Aufenthalt in El Paso, Erzählungen, Hamburg, Rogner & Bernhard, 1997


    Thema: Kurzgeschichten, die den "American Dream" in Frage stellen. Eignet sich sehr gut für "Wenigleser", weil die Geschichten eben kurz sind - dafür aber ist jede Geschichte erstklassig geschrieben.



    2) Die falsche Sanftmut des Schnees (Casualty), Roman, Hamburg, Rogner & Bernhard, 1996


    Thema: Kriegsende in Italien. Lowry war dort stationiert und stellt mit diesem Roman Hierarchie und Gehorsam über menschliche und gesellschaftliche Innenansichten eindrucksvoll in Frage.



    3) Tag, Fremder (The Violent Wedding), Roman, Hamburg, Rogner & Bernhard, 1996


    Thema: düstere Beziehungsgeschichte zwischen einem schwarzen Boxer und einer weissen Künstlerin in den 50ziger Jahren.



    Schon gekauft und wird demnächst gelesen....


    4) Lebendig begraben (The Prince of Pride Starring), Roman, Hamburg, Rogner & Bernhard, 1997


    Thema: Psychatrie und Staatswillkür. Lowry beschreibt eine Welt, die keinen, der sie einmal betreten hat, lebendig wieder freigibt.


    Ansonsten hat Lowry einiges im Science Fiction Bereich geschrieben. Leider ist kaum was zu bekommen....

  • Hab in letzter Zeit auch ein paar Romane und Dramen gelesen. 2 davon stell ich hier vor:


    Der gute Mensch von Sezuan von Berholt Brecht. Im Prinzip der Stück zum berühmten Satz:

    Zitat

    Es gibt kein richtiges Leben im falschen

    von dem lieben Adorno. Nur eventuell ein bisschen mehr auf Kapitalismus bezogen. Was generell an Brecht sehr beeindruckend ist, ist wie er es schaft Politische Ideen, den Leser oder zuschauer rücksichtslos ins Gesicht zu Drücken ohne das man das Gefühl hat das man einer Predigt beiwohnt. Das macht er durch Intelligente Nutzung von Symbolen, eben in dem Fall wie sich Shen Te aufteilt oder die Farce von Göttern, die auf der suche nach dem guten Menschen sind. Dadurch gibt es immer auch einen nötigen Interpretationsfreiraum, der ja bei guter Kunst durch aus wichtig ist. Natürlich die Politische Massage ist klar aber viele Beobachtungen über den Kapitalismus werden geschickt ästhetisiert und wunderbar in das Stück eingearbeitet.


    Alles ist erleuchtet von Jonathan Safran Foer. Auch ein sehr schönes Buch, dieses mal aber ein Roman. Grundsätzlich geht es um einen Juden aus den USA dessen Großvater, während des zweiten Weltkriegs in die USA aus einer Stadt namens Trachimbrod vor den Nazis geflohen war. Der Jude, names Jonathan reist in die Ukraine um die überreste der Stadt zu sehen und die Person zu finden die sein Großvater damals rettete, dabei hat er ein übersetzer und führer an der Seite namens Alex. Dabei gibt es drei verschiedene Zeitstränge aus denen die Geschichte erzählt wird. Einmal die Suche, erzählt aus der Perspektive von Alex, mit einem gebrochenen englisch bzw. Deutsch, was der das Buch stark auflockert. Dann rückblickend über Briefe von Alex für Jonathan, in dem über die reise reflektiert wird, auch wieder im gebrochenen englisch und dann die Vergangenheit in der auf einer Märchenhaften weiße die Geschichte der Uhruhruhrgrößeltern von Jonathan rekonstruiert wird.

    Das passt alles wirklich wundervoll zusammen gibt den einerseits ein Witz, durch die gebrochene Sprache aber auch viele komische situation. Andererseits auch Phantastische und sehr liebliche Momente durch die verklärte Beschreibung der Vergangenheit und schlussendlich sehr traurige wenn die Idylle durch die Realität der Nazis zerbrochen wird. Das Grundthema was das alles durch zieht sind Erinnerungen. Konfrontation mit unangenehmer Vergangenheit. Ein Umgang damit. Aber auch ein loslösen davon im Sinne einer Entwicklung nach vorne.

    Wald, Hochwald, Holzfällen - Thomas Bernhard