Wählen gehen & der Wahlschein !

  • Ist es den Stimmzettel ungültig zu machen genau so schlimm wie nicht wählen zu gehen?

    Das ist sogar das dümmste aller Möglichkeiten. Das sind dann diese Pseudorebellen, die meinen damit ihren Protest auszudrücken. Die Realität ist, dass es niemanden interessiert. Wen auch? Keine einzige Partei wird sich davon angesprochen fühlen, da es keine Partei für sich proklamiert. Und irgendwelche stumpfsinnigen Vermerke auf den Stimmzettel zu machen, erfüllt auch keinen Zweck, außer Papier zu verschwenden und andere unnötig zu behindern bei ihrer ernsthaften Wahl. Es werden keine Erhebungen erstellt, warum Wähler den Stimmzettel ungültig machen, und Vermerke werden ebenso als ungültig aussortiert. Offiziell sind es einfach Nichtwähler. Und für die gilt das, was ich zuvor schon geschrieben habe.


    Hier vor dem Wahllokal bildeten sich vorhin übrigens schon Schlangen. Schön blöd, wer sich dort einreiht, um dann doch nur ungültig zu wählen.
    Ob die hohe Wahlbeteiligung mit der Zusammenlegung diverser anderen Wahlen zu tun hat? Hier sind es insgesamt drei. Ich würde das ja generell begrüßen, denn wer einmal da ist, der wählt alles mit. Ob sich jemand nur für den Stadtrat auf den Weg machen würde, bleibt fraglich.


    Draußen hingen übrigens Musterwahlzettel, die man sich vorab schon mal ansehen konnte. Direkt traf ich auf ein Rentnerpärchen (vermutlich CDU-geübt), die gar nicht mehr durchblickten. Mehrfach musste ich denen erklären, dass man auf dem einen Wahlzettel drei Stimmen hat, auf dem anderen ebenfalls, und lediglich bei der Europawahl nur ein Kreuz machen kann.
    Ob sie es verstanden haben, weiß ich nicht. Stand aber eigentlich auch groß in der ersten Zeile erklärt.


    Für mich war das in dem Moment der beste Beweis, wie wichtig es ist, mit meiner Stimme je einen dieser CDU-Wähler den Wind aus den Segel zu nehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde Nichtwählen ziemlich dumm. Wenn man die Wahl hat, dann sollte man sie nutzen. Bei jeder Gelegenheit. Und wenn man gefragt wird, was man essen möchte, dann sollte die Antwort auch dort nicht sein: "ist mir egal". Denn wenn es anschließend den Scheiße-Burger gibt, dann wird dieser höchstwahrscheinlich nicht allzu sehr munden.
    Nicht essen ist auch keine Alternative, weil so der Organismus nun mal nicht funktioniert. So wenig wie man die Nahrungsaufnahme aussetzen kann, so wenig kann man das auch bei der Politik. Am allerwenigsten mit Nahrungsverweigerung. Denn dann gibt's Zwangsernährung - und zwar den Scheiße-Burger.

    Also ich seh das eher so ähnlich, wie Celdur bereits sagte:
    Dein Beispiel hinkt. Weil du eben nicht das Essen vorgesetzt bekommst, das du tatsächlich gewählt hast, sondern das, was die Mehrheit gewählt hat. Es ist, wie wenn du in ein Restaurant gehst und nach deinem Wunsch gefragt wirst. Du sagst: "Ich will die Antifa-Suppe mit viel Knoblauch", und du bekommst dann aber trotzdem den Scheiße-Burger serviert. Und der Kellner sagt dir dazu mit einem Grinsen: "Sorry, Antifa-Suppe wollte kaum einer haben. Hat sich nicht gelohnt für den Koch, das herzustellen. Aber probieren sie doch unseren leckeren Scheiße-Burger, den finden 35 Prozent aller Kunden sehr gut!" :puke:
    Also ich finde es nicht wirklich verwerflich, wenn man solch ein Restaurant zu meiden versucht, wo immer es geht, anstatt das Spiel nach dessen Regeln zu spielen.
    Aber muss jeder für sich selbst entscheiden.
    Ich persönlich halte es eben so, wie ich es in dem Anti-Wahl-Song auch formuliert habe: "Geht nicht länger wählen, welche Diebe euch bestehlen, welche Lügner euch bescheißen, tut die Wahlzettel zerreißen." Ich hab das mit dem Zerreißen allerdings gleich Zuhause erledigt, anstatt mich dafür extra ins Wahllokal zu schleppen. Aber wäre vermutlich cooler, wenn das alle dort vor Ort machen würden. Aber dafür müssten das sehr viele machen. Wenn nur 0,1 Prozent ihren Wahlzettel ungültig machen, interessiert das die da oben vermutlich genauso wenig, wie die 0,1 Prozent, die die MLPD wählen. Wenn es die Mehrheit so machen würde, würde vermutlich in den Medien schon darüber berichtet werden. Aber so...
    Naja, ist alles scheißegal, wenn ihr mich fragt. Leben ist das, was in meinen eigenen vier Wänden stattfindet und was ich selber beeinflussen kann. Die Gesellschaft da draußen kann ich nicht beeinflussen. Wenn überhaupt, dann vielleicht zu einem Anteil von (1 geteilt durch Zahl der Wahlberechtigten). Das ist bei 400 Millionen EU-Bürger in etwa ein 1/400.000.000stel, oder in Zahlen ausgedrückt 0,0000000025 Prozent. So viel Einfluss hat in etwa meine Stimme auf den Lauf der Welt. Wenn ich mich jetzt nicht verrechnet habe. Finde das bisschen zu wenig, um wirklich von "Mitbestimmung" reden zu können. ^^

  • @ Dian:


    Wenn eine Sache keine Mehrheit bekommt, dann kann sie nun mal nicht Regierungspartei werden. Das ist die Mehrheitdemokratie, die ich in jedem Fall einer Diktatur vorziehe. Denn dort herrschen jene, die gar nicht legitimiert wurden. Und angesichts dessen, muss es jedem aus so einem Unrechtsstaat auch wie der Hohn vorkommen, wenn man in Deutschland von dem Stimmenrecht, das man sich dort sehnlichst wünscht, nicht Gebrauch macht.
    Aber die blicken ja auch sehnsüchtig mit hungernden Magen zu uns, wenn wir Lebensmittel tonnenweise wegschmeißen. Uns geht es offenbar noch viel zu gut, dass wir uns einen anderen als den Ist-Zustand gar nicht vorstellen können. Selbst jene nicht, die nach eigener Aussagen schon immer die Sehnsucht nach einer Utopie in sich spüren.


    Es wird in Deutschland wohl wirklich mal wieder Zeit für eine neue Diktatur. Selbst in der ehemaligen DDR, die gar nicht so lange vorbei ist, gibt es genug, die schon wieder vergessen haben, wie lautstark sie damals nach freien Wahlen geschrien haben. Das alte Phänomen von der immergleichen Begierde nach dem, was man gerade nicht hat.


    Uns geht es einfach noch viel zu gut. Und genau die Leute, die das eben nicht so sehen, schlagen mit am stärksten in diese Kerbe und verschränken bockig die Arme, wenn sie gefragt werden, was sie wollen. Wie Kleinkinder führen sie sich dann auf und verweigern lieber komplett die Wahl, wenn sie nicht auf jeden Fall (!) das bekommen, was sie ankreuzen. Wie so kleine Diktatoren, die man aber natürlich selbst ganz doll hasst und die man abschaffen möchte.
    Das ist schon ziemlich bescheuert.


    Ich verstehe auch nicht, wie du weiter auf dem ungültig machen des Wahlzettels beharren kannst. Wen sollte das interessieren? "Die da oben" wird es nicht kümmern, da sie nicht daran gebunden sind. Wenn das Ergebnis der eigenen Partei sinkt, DANN rollen Köpfe und DANN geschehen merkwürdigerweise auch plötzliche Richtungswechsel - allerdings nie bei ungültigen Stimmen. Davon wird sich niemand angesprochen fühlen. Einen viel größeren Schaden fügt man zu, wenn man irgendwas wählt, und sei es die Nichtwählerpartei. Denn dadurch sinkt der Prozentsatz bei Partei XY mit jeder Stimme nach unten. Bei jeder einzelnen Partei! Und laut Nichtwähler sind die ja alle Dreck. Insofern eine super Sache. Nur warum mach es dann keiner?


    Das ist einfache Mathematik. Nicht zu wählen, ändert hingegen gar nichts. Dagegen ist das verlieren von nur einem CDU/afd-Sitz bereits der viel größere Schlag. Aber das wird man als Nichtwähler/Ungültigwähler halt nicht erreichen. Man erreicht schlicht gar nichts, außer sich in die Gruppe einzureihen, denen es egal ist. Als Politiker würde ich mir denken, dass sogar diese 0,1 % auch meiner Meinung sind. Frei nach dem Motto: jeder der nicht gegen mich gestimmt hat, der ist für mich. Und das stimmt ja sogar.


    Sich am Ende wie ein Junkie dann noch abhängig an die Medien zu klammern, die dann ja aber hoffentlich darüber berichten werden, das ist auch Unsinn. Die Wahl ist dann vorbei. Und nach Jahren erinnert sich dann auch keiner mehr daran. Die Summe der Ungültigwähler ist zudem viel geringer, als jene der Nichtwähler, die schon seit Jahrzehnten die stärkste Kraft bilden. Und über die gab es in jeder Politiktalkshow schon mindestens eine Sondersendung. Zur besten Sendezeit.
    Ja und weiter? Was bringt dir das nun nach der Wahl? Dadurch ändern sich keine Beschlüsse oder werden Gesetze verhindert. Das geschieht ausschließlich im Kabinett. Und das hast du weder gewählt, noch versucht es durch deine Gegenstimme zu schwächen. Statt also laut zu werden, hast du nur schweigend zugeschaut. Und aus dieser Patsche sollen dich jetzt die Medien holen?


    Ich kann das nicht verstehen. Da betreibt man voller Idealismus ein Forum seit 20 Jahren, veröffentlicht Bücher, Alben, Videos, tausende Posting, aber am Ende geht dieser Idealismus dann doch nicht so weit, auch außerhalb der eigenen vier Wänden etwas ändern zu wollen. Allgemeiner Tenor: bringt eh nichts.


    Hätte Oskar Schindler sich damals genauso der Übermacht der Nazis gebeugt, wäre kein einziger Jude gerettet worden. Sicher, das war damals auch eine aussichtslose Entscheidung - er konnte schließlich nicht alle retten, aber hätte er es deshalb ganz bleiben lassen sollen?

  • Das ist doch schon lange der Tenor, fällt dir das jetzt erst auf? :-) Wie ich immer wieder sage: Eskapismus und (privilegierter) Rückzug ins Private, meinetwegen. Aber gleichzeitig diese "systemkritische" Fassade oder besser Attitüde aufrechtzuerhalten ist dann eben doch etwas peinlich.


    Ich persönlich hab nur bei der Europa-Wahl gewählt, bin leider noch nicht lange genug gemeldet, um an den Kommunalwahlen teilzunehmen.


    Aber ganz grundsätzlich: Sowohl wählen als auch Wahlboykott sind für mich taktische Vorgehensweisen. Wenn man boykottiert, dann in Form einer Kampagne in Zusammenhang mit einer eigenen (außerparlamentarischen) politischen Praxis. Meines Wissens hat die CNT in Spanien dies auch jeweils strategisch entschieden und sich z. B. noch an der letzten Wahl beteiligt, bevor die Republik weggeputscht wurde.
    Auf der anderen Seite erfordert auch der Aufruf zur Wahl für mich ebenso den Verweis auf den rein taktischen Charakter dieser Entscheidung. Was ich will, ist eine Verbesserung der Grundlagen für außerparlamentarische Politik. Und hier ist es eben nicht völlig egal, welche Partei gerade regiert.

  • Diese verdammten Letztwähler - 28% für die Union. Das ist fast jeder Dritte. Verdammte Kacke ! Wie lange dauert es wohl noch, bis sie endlich einstellig sind.

    • Offizieller Beitrag

    Wie ich immer wieder sage: Eskapismus und (privilegierter) Rückzug ins Private, meinetwegen. Aber gleichzeitig diese "systemkritische" Fassade oder besser Attitüde aufrechtzuerhalten ist dann eben doch etwas peinlich.

    Deine Ansicht, dass man als frustrierter Eskapist seine Gedanken zu gesellschaftlichen Vorgängen besser für sich behalten soll, hab ich noch nie verstanden. Wird auch nicht besser, wenn du es noch zwanzig Mal wiederholst. ;)
    Ich hab meine Meinung, und die äußere ich auch gern mal in der einen oder anderen Form. Aber ich sehe mich jetzt auch nicht so sehr als "Systemkritiker" oder Vordenker dafür, wie wir ein besseres System aufbauen könnten. Sicher hab ich ab und zu auch ein paar Ideen dazu... aber meine Hauptaussage war und ist seit zwanzig Jahren eher sowas wie "Die meisten Menschen sind hoffnungslos verblödet. Ich fühle mich hier fremd. Holt mich hier raus!"

    Hätte Oskar Schindler sich damals genauso der Übermacht der Nazis gebeugt, wäre kein einziger Jude gerettet worden. Sicher, das war damals auch eine aussichtslose Entscheidung - er konnte schließlich nicht alle retten, aber hätte er es deshalb ganz bleiben lassen sollen?

    Ach, jetzt triefst du aber vor Pathos.
    Merkel ist nicht Hitler, ich bin nicht Schindler, und du bist es auch nicht.
    Meine Sorge ist nicht so sehr eine bestimmte Partei oder ein bestimmtes Unrecht, sondern die allumgreifende weltumspannende menschliche Blödheit. Und die lässt sich leider nicht abwählen.

    Diese verdammten Letztwähler - 28% für die Union. Das ist fast jeder Dritte. Verdammte Kacke ! Wie lange dauert es wohl noch, bis sie endlich einstellig sind.

    Man hat ja auch wieder gesehen, wie viel Alte da gestern zu den Wahlurnen gepilgert sind... Leute, denen es eigentlich piepegal sein könnte, weil sie eh kaum noch was mitbekommen und in ein paar Jahren sowieso Schluss ist. Trotzdem halten sie bis zuletzt den Parteien die Treue, die sie schon seit 50 Jahren wählen. Wie der Freund meiner Mutter, der anscheinend gemeint hat, dass er SPD wählt, weil sein Hausarzt bei der SPD ist. :waah:
    Und so lange so viele Senioren nach solchen genialen Kriterien entscheiden, wo sie ihr Kreuz hinmachen, wird sich logischerweise auch nix ändern.


    Das Rezo-Video hab ich mir jetzt übrigens auch mal in voller Länge angeschaut.


    Ist besser, als ich erwartet hatte, und der Typ hat ja durchaus mit vielen Dingen Recht, und hat das auch gut belegt.
    Die Frage ist, wie viele aufgrund seines Videos wirklich ihre Wahlentscheidung geändert haben. Vermutlich besteht seine Zielgruppe zu großen Teilen sowieso aus Erst- oder Nichtwählern, und aus Leuten, die tendenziell sowieso eher zu Grünen/Piraten oder der Partei tendieren. Die Hardcore CDU-Wähler, die man eigentlich ansprechen müsste, wissen leider nicht, was Youtube ist. Die informieren sich noch auf ARD und ZDF. Und selbst, wenn sie das Video anschauen würden, wäre es ihnen vermutlich viel zu schnell gesprochen, und sie würden jedes zweite Wort das er benutzt nicht verstehen. Würden sich vermutlich nur fragen: Was bedeutet eigentlich dieses "LOL", das dieser junge Bursche ständig sagt? :D

  • Ach, jetzt triefst du aber vor Pathos.

    Das war lediglich ein Beispiel, was man ebenso hätte auch anders formulieren können. So wie ich das schon beim Thema Müllentsorgung getan habe: nur weil die Umwelt niemals frei von Abfall sein wird, sollte man sich dem nicht ergeben und genauso diese Schiene fahren. Schon gar nicht, wenn man ansonsten 365 Tage im Jahr gegen jegliche Herdenmentalität wettert.

    Zitat von Dian

    Merkel ist nicht Hitler, ich bin nicht Schindler, und du bist es auch nicht.

    Merkel ist tatsächlich nicht Hitler, aber gleich mehrere Parteien buhlen beim Wähler darum, es sein zu dürfen. Und genau das gilt es zu verhindern.

    Zitat von Dian

    Meine Sorge ist nicht so sehr eine bestimmte Partei oder ein bestimmtes Unrecht, sondern die allumgreifende weltumspannende menschliche Blödheit. Und die lässt sich leider nicht abwählen.

    Aber legitimieren lässt sie sich. Durch direkte Wahl der Dummparteien oder durch Nichtwählen, was ihnen ebenfalls nutzt.
    Denn nach wie vor ist die allergrößte Dummheit, die Hände in den Schoß zu legen, sich dann aber zu beklagen - unter anderem über neue Gesetze und Verbote, die dann von den Leuten kommen, die man einfach so hat gewähren lassen, als sie noch Kandidaten waren.


    Es gibt absolut kein schlüssiges Argument, nicht wählen zu gehen. Dieses Verhalten ist genauso Teil der weltumspannenden Dummheit, wie ein afd-Ergebnis von über 25 % in Sachsen. Bei der zeitgleichen Oberbürgermeisterwahl bekam gestern ein afd-Kandidat in Görlitz sogar die meisten Stimmen. Der Trend ist also mehr als deutlich erkennbar. Trotzdem weigern sich noch genug, die Reißleine zu ziehen und rasen fröhlich weiter dem Abgrund entgegen.


    Der erste afd-Bürgermeister steht kurz vor dem Amtseintritt, und im Osten wählt jetzt schon fast jeder vierte dunkelbraun. Hat ja echt gut geklappt mit der Nichtwählen-Strategie. Die einen strafen die "Altparteien" durch ihr Kreuz ab, die anderen auch ohne Kreuz.