Glücksspiel

  • Ich bin zu blöd für Glücksspiel. Falle immer wieder auf den gleichen Mechanismus im Hirn rein. Den, der für Gier zuständig ist. Es reicht nicht, zu gewinnen, man muss aus den Gewinnen mehr Gewinne produzieren, und das geht ewig so weiter. Bis nichts mehr da ist, was man einsetzen könnte. Ich spiele ab und zu in Online-Casinos. Und irgendwie hab ich oft das Glück, anfangs zu gewinnen. Dann denkt man sich, hey, den Gewinn zahl ich jetzt aus, lass aber noch einen Rest über, mit dem ich weiterspielen kann. Dieser Rest ist dann irgendwann verspielt. Und es gibt so ein ultranettes Feature bei Online-Casinos, nämlich einen Betrag, den man zur Auszahlung beantragt hat, zu stornieren. Das macht man auch, diesmal hat man vielleicht noch mehr Glück und gewinnt gleich wieder was. Aber jeder Gewinn nützt nichts, er wird gnadenlos wieder verspielt, denn rational denkst du nicht mehr, sondern du willst mehr, immer mehr - du klickst wie im Rausch den Spinbutton. Das ganze Geschäftsmodell basiert auf Spielern wie mich, die immer mehr haben müssen und dabei den ganzen Einsatz verlieren. Es basiert auf dem Rücken der Spielsüchtigen, die teilweise ihr komplettes Einkommen einsetzen - und verlieren. Das macht für mich dieses Geschäft einfach falsch. Die Betreiber wissen, woher und wie ihre Einnahmen generiert werden. Würde ich vielleicht anders reden, wenn ich genug Selbstbeherrschung hätte und mir meine Gewinne immer auszahlen lassen würde? Bin ich selber süchtig? Wenn man das sagen kann, wenn man einmal im Monat (aber nicht jeden Monat) im Schnitt 50€ einsetzt.


    Was haltet ihr von Glücksspiel, Online-Casinos, Casinos? Zockt ihr vielleicht selbst ab und zu? Liegt die Verantwortung ganz alleine bei den Spielern (keiner zwingt sie?) oder haben auch die Betreiber eine Verantwortung für die Spieler? Sollte Glücksspiel ganz verboten werden oder würde das überhaupt nichts bringen?

  • Ich war war Ende 2017 mit einem Albaner in einer Spielhalle. Sein Cousin besaß ein Frieseurgeschäft und der war spielsüchtig. Von den 5.000 Euro, die er im Monat verdiente, verprasste er 4.500 Euro. Trotz guten Verdienst, war er chronisch knapp bei Kasse und hatte sogar Probleme, seine Telefonrechnung zu zahlen. Trotz guter Einnahmen konnte er nicht mit Geld umgehen. Jedenfalls war ich mit den beiden in einer Spielhölle in Rottenburg und gewann mit 1,20 Euro Einsatz fast 1.000 Euro! Aber ich habe es dann gleich sein gelassen, weil mir auch beide davon abrieten. Ich habe damals auch gemerkt, dass da wirklich eine große Gefahr dahintersteckt und die ganzen Werbekampagnen gegen Spielsucht einen realen Hintergrund haben. Man gerät blitzschnell in eine Abwärtsspirale, wenn man sich nicht selbst beherrschen kann. Ach ja, deine 50 Euro im Monat sind nichts. Die beiden haben an jenem Abend ungefähr 300 Euro ausgegeben. Dieser Cousin, so wurde mir gesagt, wäre jeden zweiten Tag in die Spielhalle gegangen. Das kannst du dir ja hochrechnen, wie viel er in einer Woche für die Automaten ausgab.

  • Es gehören oftmals 2 dazu, die eine gewisse Situation darstellen. Spieler und Anbieter sind hier wohl im gleiche Maße daran beteiligt. Zu sagen, es würde sich was ändern, wenn es keiner mehr anbieten würde, ist wahrlich sehr naiv.
    Die Spieler sind auf eine gewisse Art und Weise labil. Dann finden sie meist was anderes, bei dem sie ihr Geld in den Sand setzen. Glücksspiel oder Lotto ist natürlich sinnlos. Dabei kann man nur verlieren. Wer das Glück hat zu gewinnen, auch im richtig großen Stil, der wird dadurch auch nicht glücklich. Das zeigen jedenfalls die Statistiken. Wer hingegen als Lottogewinner nach dem Gewinn ein glückliches Leben führt, der hätte es vermutlich auch ohne den Gewinn in diese Richtung geschafft, oder aber er ist die absolute Ausnahme. Für Glücksspiele sind die überwiegenden Verlierer natürlich essentiell. Sie bezahlen die Gewinne der Wenigen, die mal Glück haben. Bei Spielhallen ist die Gefahr wohl noch meist größer, seinen ganzen Gewinn gleich wieder zu verpulvern. Bei einer Lottomillion seinen ganzen Gewinn in neue Lose zu stecken, dass kommt wohl nicht so häufig vor. Im Endeffekt ist Glücksspiel Schwachsinn, aber es kann jeder für sich entscheiden, was er für Unfug anstellt.

  • Eben, das ist ganz schnell passiert, dass man sich darin verliert und so gut wie alles verliert, wenn man nicht höllisch aufpasst. Vor einem Jahr ca. habe ich das mal richtig gemerkt, da hatte ich so eine Situation. Da hab ich den Stop-Button nicht mehr gefunden und immer mehr und mehr auf eine Seite eingezahlt und bin meinen Verlusten hinterhergerannt. Am Ende hatte ich ca 300€ verpulvert, was eine Riesenmenge ist im Vergleich zu meinem Einkommen. Zum Glück hat sich das in diesem Maße nicht wiederholt und ich habe daraus gelernt.
    Ja, ganz verbieten ist wohl ziemlich sinnlos. Das wird den Suchtdruck wohl auch nicht heilen und es werden andere Möglichkeiten gefunden. Und wenn, dann sollte man auch Lotto abschaffen, das ist ja gesellschaftlich total anerkannt, obwohl es auch nichts anderes als Glücksspiel ist. Aber dazu ist es wohl ein zu lukratives Geschäft...

    Bei Spielhallen ist die Gefahr wohl noch meist größer, seinen ganzen Gewinn gleich wieder zu verpulvern.

    Das nimmt sich mit Online-Casinos glaube ich nicht viel. Würde sogar sagen, im Online-Casino ist es noch einfacher, sein Geld zu verpulvern, weil du eben nur ein paar Klicks mit der Maus brauchst und auch viel höhere Einsätze auf einmal spielen kannst. Viele bieten ja auch ne Ein-Klick-Einzahlung an, einmal draufgedrückt und schwupps ist wieder Geld aufm Spielerkonto. Aber so Erfahrung mit Spielhallen hab ich jetzt auch nicht, hoffentlich bleibt das so.

    Lottogewinner

    Wer hat sich das nicht schon vorgestellt. Wie es ist, einfach überhaupt nicht mehr auf die Kohle schauen zu müssen. Aber ob es dadurch wirklich ein einfacheres Leben wird? Kommt wohl auf den Mensch drauf an. Da hast du wohl Recht. Ist wohl auch nur ein temporäres Glücksgefühl und dann wird es eine Selbstverständlichkeit, so viel Kohle zu haben, und dann ist man vielleicht wieder unglücklich, weil man erkennt, dass Geld alleine doch nicht glücklich macht in dem Maße, wie man sich das vorgestellt hat.

  • Ob reale oder virtuelle Spielhallen. Da wollte ich keinen Unterschied machen. Es ist Zeitverschwendung, sich auszumalen, wie es ohne "Geldsorgen" wäre. So wichtig ist diese Erfindung nicht und sie ist eben auch nicht geeignet
    um Glück zu generieren. Es bedarf einer Mindestmenge an Geld, um die Grundbedürfnisse wie Nahrung und Kleidung sicherzustellen. Alles andere ist Luxus und bei diesem ist wie schon oft von mir gesagt, nur der Erwerb für den Dopaminausstoß verantwortlich. Der Besitz befriedigt nicht die Gier.

    Ist wohl auch nur ein temporäres Glücksgefühl und dann verwandelt sich das Gefühl in Selbstverständlichkeit, und dann ist man vielleicht wieder unglücklich, weil man erkennt, dass Geld alleine doch nicht glücklich macht in dem Maße, wie man sich das vorgestellt hat.

    Genauso ist es !