Der Weg des Kriegers

  • Darf ich das hier noch posten, bevor ich es nicht wiederfinde?
    Der Michail ist echt eine Koryphäe, und ist hier zu Besuch bei einem ebenfalls sympathischen Kanalbetreiber.
    https://www.youtube.com/watch?…q3m50&feature=emb_rel_end
    Obwohl ich nichts verstehen kann, finde ich das Video sehr aufschlussreich.

    Falls dir das gefällt, kann ich dir noch diesen Kanal empfehlen, da gibt's ähnliche Konzepte, alles in Englisch und mit konkreten Übungen:
    STORM Russian Combat System
    - YouTube

  • Ja, ich meinte die 'ballistischen' Methoden des Schlagens und auch Werfens z. B. im Systema. Ich sehe darin aber eher eine Methodik zur Bewegungsoptimierung. Um das anzuwenden, muss das schon mit etwas mehr Druck eingeübt werden, das hat dann auch nix mit Hokus Pokus zu tun:


    Was mir daran gefällt, ist vor allem die Spontanität, es sind eben keine festgelegten Abfolgen oder 'dead patterns', die da abgefeuert werden. Genau für diesen 'Flow' sind die ganzen teils etwas merkwürdig aussehenden Vorbereitungsübungen gedacht.


    Geoff Thompson sagte mal so schön: Worum es letztlich geht, kann man auf die Rückseite eines Bierdeckels schreiben: 'Learn to hit fucking hard'. Aber das hat keine Bedeutung, wenn man nicht selbst die Systeme durchsucht nach der Methodik, die für einen selbst Sinn macht.

    Magst du mir nach deiner Auffassung sagen, was für dich die Unterschiede sind zwischen dem Jeet Kune Do und der Systema -Richtung, und aus welchen Methoden sich letztere zusammen gesetzt hat?
    Ich sitze hier zwar an der Quelle um Wing chun zu lernen, aber was mich langfristig nerven würde wären die ewig gleichen Abfolgen von Übungen (wie eine festgelegte Choreographie). Da würde ich mir eher selbst eine Mischung aus Yoga und (MA)- Boxen vorstellen können. (Ich mag Boxen :))

  • Jeet Kune Do geht auf Bruce Lee zurück und vereint bestimmte Prinzipien und Stile, die von Lee selbst oder seinen Schülern favorisiert wurden bzw werden (so hat Dan Inosanto die philipinischen Systeme integriert). Ich hab das nie selbst trainiert, aber verfolge die Diskussion um die jeweiligen Interpretationen. Grob gesagt gibt es zwei Hauptansätze: 1. Denjenigen, der sich konkret an dem orientiert, was Lee selbst praktiziert hat, sprich: einfache, direkte Techniken, Schwerpunkt auf "Intercepting", also den gegnerischen Angriff unmittelbar unterbrechen. Einer der bekanntesten Vertreter ist Thomas Curruthers:


    2. Der eher konzeptbasierte Ansatz, bei dem JKD mehr eine individuelle Kombination aus versch. Stilen darstellt. Im Grunde ist es, so wie es heute trainiert wird, eine Art "dirty MMA". Dan Inosanto war hier sehr prägend für eine ganze Generation, weil der Mann ein wandelndes Kampfkunst-Lexikon ist und zig Stile erforscht hat. Dementsprechend weisen die Vertreter ein breiteres Spektrum an Einflüssen auf: Kickboxen, BJJ, Wing Chun. Kali etc. Alles natürlich unter eher unsportlichen Prämissen, aber teilweise eben auch etwas verspielt und "für's Auge".
    Bekannte Vertreter wären Paul Vunak und Harrinder Singh.


    Systema ist auch nur ein Oberbegriff, wobei weniger konkrete Stile oder Techniken, sondern eher Bewegungsprinzipien im Vordergrund stehen. Wobei man schon als stilistische Einflüsse russische Kampfkunst - Sambo, slawischer Faustkampf - nennen kann, was vom jeweiligen Vertreter abhängt.


    Den Herrn sollte man auch kennen:


    Großer Schwerpunkt liegt auf Atmung und konstanter entspannter Bewegung. Spontanität statt bestimmter Abfolgen steht hier im Fokus. Sieht man auch schön bei Mikhail Grudew, der eher eine kampforientierte Systema-Variante mit MMA-Einflüssen praktiziert. Systema ist zurecht etwas verpönt, weil gerade dieser kampforientierte Ansatz oft fehlt. In Deutschland wirst du es schwer haben, gute Lehrer zu finden. (Im Jeet Kune Do sieht das wohl etwas anders aus. Zur Zeit wird ja dieser "Fight Mentality"-Typ aus Nürnberg gehypt, der macht im Grunde reines JKD nach Paul Vunak. Und auch David Rüssel ist diesem Bereich zuzuordnen, auch wenn er alles unter eigenem Label verkauft).


    Sowohl bei Systema als auch JKD steht eigentlich der Gedanke der Effizienz im Vordergrund: Einfach, direkt und mit möglichst wenig Aufwand bei möglichst hohem Effekt. Zudem ist beides eigentlich fluide und undogmatisch, sodass man grundsätzlich beides gut kombinieren könnte, WENN man die richtigen Lehrer findet.



    Im Wing Chun gibt's ja auch versch. Linien. Aber ja, hier wirst du natürlich vor allem feste Muster finden, sprich die Formen und das Chi Sao.


    Boxen ist super, da kann man nicht viel falsch machen. Gibt's eigentlich überall. Dazu ein wenig Grappling und man hat eine tolle Basis für alles Weitere (wenn man das dann überhaupt noch will).

  • Vielen Dank. Das werd ich mir bei Gelegenheit gründlich durchsehen (mein Datenfluss liebt nämlich den Stakkato-Stil ;))
    Was hältst du von dem Asiaten "Systema BJJKD" (Auf YT) ? Ein Zitat von ihm(?) lautet: "Rules create habits."
    Er sagt auch, dass er im Gegner keinen wirklichen Schaden anrichten will, sondern "heilen". Was ist damit gemeint?
    Was ich auch von dem etwas moppeligen Wing chun -Mann mitbekommen habe ist, daß er versucht, mit jedem Schlag die Wirbelsäule indirekt zu erschüttern, im Gegensatz zum Asiaten. Der 'dealt' wiederum mit des Gegners Körper direkt, und versucht etwas innerhalb des menschlichen Systems anzurichten. Ist das im Wing chun mit 'Overkill' gemeint, was du angesprochen hast?
    (Entschuldigung, ich bin da etwas lästig mit der Fragerei aber...)
    Ich möcht durch beobachten gern im Vorfeld entscheiden, was mir am ehesten liegen könnte, und würde nicht eine Schule nach der anderen abklappern wollen.
    Naja, das mit den guten Lehrern ist auch so eine Sache geworden zu Zeiten von Massenausbildung. Es müsste viel mehr und kleinere Lehrer /Angebote geben, nicht nur in den Großstädten. Wirklich Schade.
    Man könnte dann Trainingsräume gemeinschaftlich anmieten um verschiedene Angebote zur Verfügung zu stellen, aber da haben die Verbände und Organisationen wieder zu sehr ihre Hände drüber.
    (Wo trainiert eigentlich der Durchschnittsnazi?)

  • "Systema BJJKD" führt bei mir zu keinen Suchergebnissen. Hast du mal einen Link?
    "Rules create habits" ist im Grunde selbsterklärend. Durch bestimmte Regeln gewöhnt man sich bestimmte Verhaltensweisen an, die außerhalb des Regelsystems eventuell fatal sein können. Stichwort Guardpulling im BJJ, oder generell freiwillig auf den Boden gehen.


    Bei "den Gegner heilen" geht eher mein Bullshit-Alarm los. Möglichst wenig bis gar keinen Schaden anrichten zu wollen ist ein schönes Ideal, das ich erstmal in den Hintergrund stellen würde, es sei denn man ist beruflich (Security) daran gebunden.


    Mit Overkill meine ich einfach, dass der Gegner überrannt und kaputtgehauen wird - das ist Wing Chun in Anwendung. Es ging mir nur darum, den Mythos des 'weichen' Wing Chuns so nicht zu akzeptieren. Meines Erachtens ist das Marketing für eine bestimmte Zielgruppe. Schau dir einfach mal die ganz alten Wing Tsun Videos an, oder auch die Ving Tsun Sachen aus der Wong Shun Leung Linie. Mir geht es nur darum, nicht auf Scharlatane reinzufallen, die einem weismachen wollen, dass es ohne hartes Training geht.


    Ich fürchte, man kommt nicht darum herum, einfach selbst auszuprobieren, was einem liegt. Aus welchem Teil des Landes kommst du denn? Vielleicht kann ich dir ein paar lohnenswerte Adressen nennen. Es gibt keineswegs nur in Großstädten interessante Sachen.


    Den Durchschnittsnazi kannst du theoretisch überall finden, gerade in Ostdeutschland würde ich sehr genau im Vorfeld prüfen, wo man hingehen kann. Ansonsten würde ich speziell bei Vollkontaktsportarten wie MMA die Augen offenhalten, aber generell überall genau hinsehen. Eigene geheime Trainingsgruppen haben alle Spektren - Nazis, Hools und zum Glück auch Linke.

  • "Systema Homo Ludens" (der spielende (kämpfende) Mensch :)) gefällt mir sehr gut.
    Ich denke, dass ich das Jiu Jitsu Training damals abgebrochen habe, da mich der Kampf mit meiner Schwester sehr geschrottet hat. Erst der jahrelange psychische Terror, und dann der "Blutrausch" nach dem Fight.
    Vielleicht finde ich eine Möglichkeit wieder dahin zurückzukommen, wo es echt Spaß gemacht hat.
    Mein Bruder war in Taekwondo und Jiu Jitsu dermaßen gut (auch in der Schule), dass er ein paar Grade und Klassen übersprungen hat. Es stand bei ihm und seinen Freunden aber immer die Freude an der Bewegung im Vordergrund, das konnte man auf den Videos gut erkennen, die sie zum Spaß bei privaten Kämpfen drehten.
    (Den Kanal von dem Asiaten "Systema BJJKD" finde ich selber nicht mehr, dann war es auch nicht so wichtig...)

  • Hier habe ich noch eine "Blume" gefunden die ich teilen möchte. Ein schönes Interview zwischen Geoff Thompson und einem Schüler. Ich finde das was er sagt von Anfang bis Ende sehr hilfreich für mich. Außerdem vor dem Hintergrund eines realitätsnahen Trainings, finde ich das noch beeindruckender. * Lädt immer wieder zum Schnüffeln ein* ^^


    https://www.youtube.com/watch?v=KitH9Hlst8s