Über "political correctness" & Sollte man gendern !

  • Um das mit der "Deppenaussage" zu präzisieren: Ich sehe das Problem darin, dass politische Ansätze überhaupt als identitäre Konstrukte wahrgenommen werden. Daher resultiert dann auch der Wunsch, alle Labels abzustreifen - man sieht irrtümlicherweise hierin eine Einschränkung der individuellen Entwicklung. Für mich sind allerdings irgendwelche politischen Kategorien nur Messinstrumente der gesellschaftlichen Wirklichkeit (deskriptiv) UND Überzeugungen/Entscheidungen zu deren Veränderung (normativ). Sie definieren nicht meine Persönlichkeit, besser gesagt sollten es nicht tun, wenn ich sie nüchtern und undogmatisch verwende. Wobei es natürlich immer darum gehen sollte, diese Kategorien nicht als starre Konstrukte anzusehen, sondern mit Bedeutung zu füllen und zu hinterfragen. Genau DAS sehe ich in einem reflektierten Forum wie diesem als selbstverständlich an, insofern sind für mich irgendwelche Aussagen, man möchte nicht dieses oder jenes "Label" tragen, an dieser Stelle völlig überflüssig und tatsächlich Ausdruck eines identitären Lagerdenkens, wie man es im gesellschaftlichen Mainstream findet.

  • Freut mich, dass es dir gut tut. Ich denke zwar, dass das Forum noch längst nicht da ist, wo es eigentlich sein könnte... bei gerade mal einem Dutzend regelmäßig aktiver User ist es halt auch schwer, hier beispielsweise seinen Seelenverwandten zu finden, oder auch nur Menschen mit gemeinsamen Interessen, um reale Treffen abzuhalten, etc.Andererseits hat die Erfahrung gezeigt, wenn das Forum zu groß und unpersönlich wird, kommen auch wiederum viele "komische" Leute hierher, und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis hier wieder die Fetzen fliegen, ideologische Grabenkämpfe ausbrechen, und ein gewisser "Gesundschrumpfungs-Prozess" stattfindet. (so einen Gesundschrumpfungs-Prozess würde ich mir ja auch mal für die reale Gesellschaft wünschen. Ist längst überfällig. :D )
    Also was ich sagen will: Das Forum ist vielleicht nicht ganz die große Community, die ich mal gerne gehabt hätte, aber wenn es auch so dem einen oder anderen hilft, um so besser. Nervig finde ich nur immer die Phasen, wenn tagelang keiner was zu erzählen hat und sich alle nur gegenseitig anschweigen.

    Ich sehe das eigentlich mittlerweile auch so, dass dieses Links/Rechts-Denken Teil unserer Sozialisation ist, die wir besser überwinden sollten. Natürlich muss man bestimmten Ideologien oder Bewegungen auch Namen geben, wenn man darüber reden möchte. Und im Zweifelsfall schlägt mein Herz dann auch "links". Aber "links" ist halt auch so ein Gemischtwarenladen, da kauf ich höchstens mal ab und zu was ein, wenn ich was bestimmtes brauche, aber nehme nicht das ganze Sortiment mit... neben guten Dingen, die ich befürworte, wie Kapitalismuskritik, Toleranz oder Anti-hierarchisches Denken, gibt es eben auch genug Sachen, die unter dem Label "links" laufen, mit denen ich mich nicht identifizieren kann. Stichwort Waffenmonopol des Staates, Toleranz für alles und jeden (hauptsache, es kommt von einer fremden Kultur), political correctness, Feminismus statt echtem Hinterfragen von antrainierten Geschlechterrollen, oder diverse diktatorische Regime gutfinden, nur weil die gegen Amerika sind etc.

    Für mich ist dies eben eine reine Konsumenten-Perspektive: Politische Spektren werden als Dienstleister betrachtet, die zu liefern haben, und wenn mir die Auslage nicht gefällt, kaufe ich woanders ein. In jedem Fall bleibe ich in der passiven Empfänger-Rolle. Genau das ist für mich eine ziemlich typische Lemming-Position. Mein Standpunkt war eben immer: Wenn mir eine Entwicklung nicht passt, versuche ich Einfluss darauf zu nehmen (z.b. inhaltliche Ausrichtungen), oder ich halte mich zurück. Insbesondere bin ich vorsichtig mit Urteilen über Zusammenhänge, die ich nur rudimentär und oberflächlich kenne. Und vor allem habe ich eine gewisse Demut bzw Respekt entwickelt, da ich weiß, zu welchen Opfern andere bereit sind, was auf mich nicht zutrifft.


    All die genannten Aspekte bzw Kritikpunkte sind "umkämpftes Terrain" und nicht festgeschrieben. Ich verstehe absolut, wenn man den individuellen Eskapismus dem Engagement vorzieht, ich bin ja selbst eher mittlerweile jemand, der sich primär auf persönliche Prozesse konzentriert. Bloß sollte man in dieser Hinsicht eben auch aufrichtig sein, anstatt aus der letzten Reihe zu mosern, dass dieses oder jenes Lager den eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.
    Mein Vorschlag für dieses Forum ist ja schon länger: Weg von (Pseudo-)Gesellschaftskritik und hin zu mehr Selbstreflexion und -entwicklung.

  • Genau DAS sehe ich in einem reflektierten Forum wie diesem als selbstverständlich an, insofern sind für mich irgendwelche Aussagen, man möchte nicht dieses oder jenes "Label" tragen, an dieser Stelle völlig überflüssig und tatsächlich Ausdruck eines identitären Lagerdenkens, wie man es im gesellschaftlichen Mainstream findet.

    Ach, deine nervige Erbsenzählerei (Schreckgeist´s "Deppenaussage") finde ich auch überflüssig. Typisch linksversifft ;-)
    Und meinem Eindruck nach, gehörst du dem Lager "was der Mainstream gut findet, muss scheisse sein" an. Rammstein Style über Inhalt vorwerfen, das sagt mehr als tausend Worte pro Beitrag... Aber ich finde es natürlich schön, wenn du den Usern zu mehr Selbstreflexion und Entwicklung verhelfen willst. <3

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • "Style über Inhalt" sehe ich bei Rammstein auch so. Kenne kein einziges Lied von denen, bei welchen es um eine sinnvolle Verarbeitung ernsthafter Themen geht. Ihre Texte sind mir fast immer zu trivial. Dazu kommt, dass mir die Musik halt nicht gefällt. Aber sie machen eine Klasse Bühnenshow. Das kann ja aber jeder finden, wie er will. Selbst ich habe mich bei meiner absoluten HassBand Greenday langsam in soweit eingekriegt, dass mir nicht gleich wieder der Puls auf Hundertachtzig schnellt, wenn ich ihren Namen lese oder "die Musik" höre.

  • "Style über Inhalt" sehe ich bei Rammstein auch so. Kenne kein einziges Lied von denen, bei welchen es um eine sinnvolle Verarbeitung ernsthafter Themen geht. Ihre Texte sind mir fast immer zu trivial.

    Rammstein ist halt eine Gbr, und schockieren, Tabubruch und Feuershows sind deren Geschäftsmodell. Die konsequente Weiterentwicklung des Zirkus eben.
    Mir war auch klar, dass wieder so etwas kommen würde, wenn ein neues Album ansteht. Eine alte Tradition, und sie funktioniert noch immer.
    Letztendlich ist es eine Win-Win-Win-Situation. Die Fans lieben ihre Band dafür und wollen genau das, die Boulevardblätter machen Auflage, und die Band freut sich über die Aufmerksamkeit, um auch nach 10 Jahren ohne Output noch genauso aus den vollen Schöpfen zu können, als seien sie nie weg gewesen.


    Es gibt schon einiges im Verlauf der Bandgeschichte, was mich ihnen einen gewissen Respekt zollen lässt. Und auch wenn ich musikalisch ähnlich wenig mit ihnen anfangen kann wie du, so finde ich sie doch menschlich sehr bodenständig, clever und auch sympathisch. Da gibt es ganz andere, bei denen sind diese Kriterien noch nicht mal im Ansatz erfüllt.

  • jeder für sich ein freiheitsliebender Unityaner, nur mit jeweils anderem Rezept und abweichender Kocherfahrung.

    ja, und bei dir gibts immer nur Suppe.... :P

    Diese Phasen gehören aber dazu. Man muss auch mal Akkus aufladen und reflektieren über das Geschriebene. Einfach auch mal die Klappe halten und sein. Ich finde das ja mit zunehmenden Alter mehr und mehr sympathisch. Ständig zugeballert werden mit hochphilosophischen Texten

    ...Ich war eh fertig... hab mein ganzes Pulver schon verschossen.... ;-) jetzt können wir uns wieder anschweigen... du fängst an....
    ( Was soll man nur machen wenn das "Sein" zur Last wird, und jeden Tag und jedes Leben aufs Neue das "Murmeltier grüßt"? )

  • "Style über Inhalt" sehe ich bei Rammstein auch so. Kenne kein einziges Lied von denen, bei welchen es um eine sinnvolle Verarbeitung ernsthafter Themen geht. Ihre Texte sind mir fast immer zu trivial. Dazu kommt, dass mir die Musik halt nicht gefällt.

    Es gibt tatsächlich auch flache Rammsteintexte. Vielleicht hast du immer die Falschen erwischt, oder du bist unfähig, sie zu interpretieren.
    Anders kann ich mir nicht erklären, wie man genialen Künstlern wie Rammstein Trivialität in ihren Liedern unterstellen kann. Obs gefällt oder nicht, ist natürlich eine andere Frage.


    Rammstein ist halt eine Gbr, und schockieren, Tabubruch und Feuershows sind deren Geschäftsmodell. Die konsequente Weiterentwicklung des Zirkus eben.


    „Ein Künstler, der nicht provoziert, wird unsichtbar. Kunst, die keine starken Reaktionen auslöst, hat keinen Wert.“
    Marilyn Manson

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Zeig mir einen Rammsteintext, der mit gehobeneren Inhalten glänzen kann ! Ist wohl am Ende wie gesagt Ansichtssache. Egal

  • „Ein Künstler, der nicht provoziert, wird unsichtbar. Kunst, die keine starken Reaktionen auslöst, hat keinen Wert.“

    Kunst, die vorhersehbar wird, ist keine. Das ist dann lediglich ein Programm und Showkonzept. Wundert mich nicht, dass das Zitat von Marilyn Manson stammen soll. Passt ja.
    Und was ist heute schon noch provokant? Ich fand das Video gut gemacht, geschockt war ich davon nicht im Ansatz. Diese Begriffe wie "Schockrocker" sind von Boulevardblätter geprägt worden, bei denen wiederum solche Schlagworte das Geschäftsmodell sind.

  • Ohooo, ein Hellseher! Siehe Oben.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.