Freundschaft?!

  • Gestern ist mir wieder etwas aufgefallen, deshalb habe ich mir gedacht, das ich Euch mal frage, um zu sehen, ob ich so extrem bin, wie so viele immer wieder mir sagen, das ich bin.
    Als Kind sagt man ja zu jedem, der mit einem spielt, du bist mein Freund. Meist ist es eher oberflächlich und manchmal ist es eher nur ein Spielkamerad. Dann gibt es Personen, die wir mehr mögen und als BFF sehen ... also als Bestfreundfürimmer ^^ ... Jetzt gehe ich aber von mir aus, von meiner Erfahrung aus.
    Ich habe als Kind nur einer Person damals gesagt, sie wäre meine Freundin. Ich hatte bestimmte Vorstellungen und für mich war eben auch das Thema Treue sehr wichtig. Leider hat sie damals eben nicht an gewisse Regeln gehalten, die wir oder die generell auch bei Erwachsene gilt, das man den Freund nicht ausspannt. Ich habe es ihr damals übel genommen, das sie, so war mein Gefühl, mir ihn weg genommen hat. Danach war es nicht mehr das selbe und wenn ich heute sie sehen würde, würde ich mich komplett abgewandt haben, einfach, weil sie sich in eine Richtung geändert hat, die ich nicht mehr so toll finde. Damit meine ich zum Teil auch dieses Oberflächliche Zeugs, wie Schminke, Stars, Rauchen, und so weiter ... denn damals hat sie sich genau in diese Richtung verändert und war nicht mehr das natürliche Mädchen, wie ich sie kannte. Damals hatte ich Schwierigkeiten, das ganze zu verdauen, heute wäre es fast genauso. Es hat sich also herauskristallisiert, das ich Treue sehr wichtig finde. Danach habe ich in der Schulzeit keinen mehr als wirklichen Freund gesehen, ich kam mit allen zwar ganz gut zurecht, aber keiner hatte es geschafft, in die engere Wahl zu kommen und wirklich als Freund bezeichnet zu werden. Ich finde es sowieso sehr schlimm, dass das Wort " Freund" so platt getreten wird.
    In meiner Ausbildung hatte ich das Gefühl, das ich wieder jemanden hatte, die ich fast als Freundin bezeichnen konnte. Wir waren eigentlich immer zusammen beim lernen und was wir eben in der Zeit immer so machten. Ich hatte auch irgendwie das Gefühl, das wir uns so gut verstanden, das wir mehr waren, als Bekannte. Wir haben zusammen gelernt, waren für einander da und haben auch zusätzlich das Praktikum absolviert. Wären dieser Zeit stellte sich etwas raus, was mich selber zum Teil verblüfft hat, aber dann verständlich war. Ich wollte mich auf eine Person verlassen können. Also Verlässlichkeit war für mich sehr sehr wichtig. Aber nicht nur das, es ging mir um die Pünktlichkeit. Während der Ausbildung waren wir oft in den Discos unterwegs und haben uns immer wieder getroffen. Sie war die Person, die leider immer zu spät kam. In der Freizeit war das noch erträglich, aber, als es dann um die Arbeit ging, kam sie auch zu spät. Und irgendwann war es dann doch zu viel. Ich machte ihr klar, das ich das nicht gut heiße und gab ihr dann die Konsequenz, wenn sie das nächste mal zu spät war, würde ich mich nicht mehr wirklich auf sie verlassen können. Ich habe sie in Laufe der Zeit irgendwie von Freundstatus auf Kolleginstatus runter geschraubt. Weil ich gemerkt hatte, das es mir einfach zu weh tat, wenn jemand dich immer wieder enttäuscht und so weiter ... ich wollte nicht mehr verletzt werden und habe für mich persönlich die Freundschaft so weit gekündigt, das wir nur noch Kollegen waren.
    Seitdem fahre ich damit gut, muss aber dadurch sagen, das ich seit dem keine wirkliche Freundin mehr hatte. Eine, mit der ich mich gut verstand, mit der ich gut Kirschen essen konnte, verlässlich war, ehrlich, Pünktlich, und mich so nahm, wie ich war. Ich habe viele Bekannte und auch gute Kollegen, aber mehr wird meist nicht daraus, weil es irgendwie nicht klappt. Weil ich für sie nicht wichtig genug bin, damit man das, was man versprochen hat, auch hält.
    Gerade, wenn es um die Pünktlichkeit geht, wenn es einen selber betrifft, ohne, das von außen etwas einwirken kann, kann ich ziemlich engstirnig werden. Ich kann zum Beispiel auch verstehen, wenn jemand mit der Bahn fährt, das er nicht wirklich verlässlich sagen kann, das er da und da da ist. Weil er in der Bahn sitzt. Er kann sagen, der Zug kommt da und da an und wir hoffen, das er keine Verspätung hat. Aber er selber ist ja nicht schuld und deshalb ist das für mich nicht so schlimm. Aber wenn jemand sich mit mir verabredet und sagt, er ist um 19 Uhr da ... und er taucht erst um halb acht auf ... geht meine Laune den Bach runter und ich weiß nicht wirklich wie ich damit umgehen soll ... ist ein ziemlich schlechter Start.
    Jetzt in meiner jetzigen Arbeit habe ich zum einen eine Kollegin, die ich gerne mehr als nur Kollegin haben wollte, aber habe jetzt schon wieder einen Schritt zurück gemacht, weil egal, was sie mir verspricht, sie es nicht hält. Ich kann warten, bis zum nimmerleinstag ... sie kommt einfach nicht in die puschen, weil ihr anders Wichtiger ist, als ich. Also muss ich leider das irgendwie akzeptieren und daraus eben mein Verhalten ändern.
    Also ist auch das, was man verspricht für mich sehr wichtig, das man sich daran hält, egal was auf einen zukommt.



    Was ist für euch einfach 100% wichtig, damit ihr jemanden als Freund bezeichnen könnt?
    Was für Konsequenzen habt ihr daraus erzielt?
    Verspricht ihr schnell etwas?
    Wie seht ihr das alles?

  • Ich finde Ehrlichkeit und Verlässlichkeit ziemlich wichtig. Wenn Menschen bereit sind, dir zu helfen und zur Seite zu stehen, egal ob sie dafür eine Gegenleistung bekommen und sie für dich da sind, wenn es dir schlecht geht, dann geht das für mich in Richtung Freundschaft. Auf Herkunft, Alter, Geschlecht und Aussehen ist absolut kein Wert zu legen. Genausowenig lege ich Wert auf Äußerlichkeiten. Diese mögen vielleicht dahin führen, dass man Menschen sympatisch findet, oder eben nicht, aber das kann auch arg täuschen. Ich habe einen extrem bunt zusammengewürftelten Bekanntenkreis. Mit dem Wort Freund tue ich mich extrem schwer. Ich würde schon einige Personen in meinem Umfeld als Freund bezeichnen, aber irgendwie habe ich Probleme mit diesem Wort. Wahrscheinlich bin ich da zu schreckhaft, um Personen so eng an mich herankommen zu lassen und sei es nur aus einer Defnitionsangelegenheit heraus.
    Dein Problem mit einer Person, die sich äußerlich verändert hat und du sie dadurch weniger Wert zu schätzen gelernt hast, kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht hast du das auch nur ein wenig unglücklich formuliert. Mir ist es komplett unwichtig, ob ein Mensch 5 Zentner Schminke im Gesicht hat. Mir gefällt es nicht wirklich, aber das tut meiner Einstellung demjenigen gegenüber keinen Abbruch, solange er ein gutes Herz hat.
    Was Pünktlichkeit angeht, so kann ich bis auf Ausnahmen bei mir selber sagen, dass ich auf Uhrzeiten acht gebe und Verabredungen einhalte. Ich denke mal, keiner wartet gerne auf andere Leute. Das Warten lassen, zeugt von verminderter Wertschätzung gegenüber dem Anderen. Aber es gibt auch bei absolut selbstverschuldeter Unpünktlichkeit gewisse Unterschiede. Wenn ich zB bei einer Person merke, dass sie gerade eine schwere Zeit durchmacht, dann kann ich über Unpünktlichkeit und versetzte Verabredungen durchaus hinwegsehen. Klar ist es unerfreulich, aber wenn man nur auf Perfektion aus ist, dann sitzt man wirklich am Ende ganz allein. Denn perfekte Menschen gibt es nicht wirklich. Ich finde es auch wichtig, dass ein Freund verzeihen kann und das er nach einem heftigen Streit, der zwischen jeden Menschen vorkommt, auch bereit ist, vergangene Situationen ruhen zu lassen, auch wenn er noch nicht wirklich zufrieden ist mit der Lage der Dinge. Ich bin nicht wirklich nachtragend, aber ich vergesse auch nichts ! x))

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  • Ich denke nicht, dass es bestimmte Punkte gibt, die Voraussetzungn dafür sein könnten, jemanden als Freund zu betrachten. Es ist mehr ein Gefühlsding, was jeder Mensch für sich selbst empfindet, denke ich.
    Wahre Freunde vergeben sich auch gegenseitig Unzuverlässigkeiten, solange diese im Rahmen bleiben, der für beide Seiten erträglich ist.


    Der Begriff "Freund" wird ja nicht erst seit Facebook und Co inflationär benutzt. Von daher kann man sich fragen, ob eine Einteilung als Freund überhaupt wichtig ist.


    Man kann auch schöne Zeiten mit einem oder mehreren Menschen verbringen, in der man sich sehr wohl und gut aufgehoben fühlt, ohne das Wort "Freund" überhaupt zu denken.


    Erichs Fromms Philosophie von "Haben und Sein" kommt auch bei dem Wort "Freund" zum Tragen.


    Zu sagen, ich habe so und so viele Freunde, ist völlig bedeutungslos. Zumindest sollte es bedeutungslos sein.


    Zu sagen, ich bin mit so und so vielen Leuten befreundet, hat eine ganz andere Bedeutung und Wertung.



    Sprache schafft auch hier Realitäten und die Realitäten die Sprache. Ich sage auch immer, dass ich verpartnert bin und niemals, dass ich vergeben wäre.



    Freunde hab ich keine und das ist gar nicht schlimm. :whistle:

    "Wer die psychiatrische Sprache beherrscht, der kann grenzenlos jeden Schwachsinn formulieren und ihn in das Gewand des Akademischen stecken!" Gert Postel

  • Mit der Sprache hast du wohl recht, aber unbewusst meint man wohl genau das Gleiche, was du eben angesprochen hast. Ich glaube ein Freundesammelsorium möchten wohl die wenigsten "haben". Vielleicht die Social Media Geschädigten. Aber im Grunde genommen hast du Recht. Eine Rückbesinnung auf die Sprache ist viel Wert und sollte
    ab und zu ein wenig getätigt werden.

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  • Ich sehe das Thema in einer ähnlichen Form wie von Tina-chan geschildert. Verlässlichkeit ist mir sehr wichtig und qualifiziert überhaupt erst einmal zum Status Freund. Das ist tatsächlich eine Auszeichnung, weil ich für dieses Mindestmaß an Höflichkeit meinerseits dazu bereit bin, für den Anderen alles zu tun. Wenn mir mein Gegenüber jedoch noch nicht mal die simpelsten Versprechen halten kann (und diese auch nicht absagt), dann tendiert das Interesse, meinerseits weiterhin 200 % zu geben, ziemlich schnell gegen null.
    Nach einer gewissen Geduldsphase, die ausschließen soll, dass es sich lediglich um einen unglücklichen Einzelfall gehandelt hat, wird die ganze Geschichte dann beendet. Oft gemacht und danach habe ich mich auch immer erleichtert gefühlt. Ich möchte mich nur mit erträglichen Menschen umgeben. Im Zweifel lieber gar keine.

  • Mir ist pünktlichkeit wichtig. Wenn ich mich mi jemandem verabrede und die Person kommt zuspät dann kotzt mich dass schon an, mir zeigt dies mangelnden respekt vor meiner Person und meiner Zeit. Bin da sehr strikt wenn sich jemand dran hält weil ich weiß wo es hinführt wenn man da nix dagegen unternimmt oder die Person damit konfrontiert. :D dafür bin ich wenns stimmt umso ein bessere Freund.

  • Mir ist pünktlichkeit wichtig. Wenn ich mich mi jemandem verabrede und die Person kommt zuspät dann kotzt mich dass schon an, mir zeigt dies mangelnden respekt vor meiner Person und meiner Zeit.

    Als Freund muss man da aber differenzieren können. Es kann gute Gründe geben, zu spät zu kommen, damit meine ich aber keine faulen Ausreden. Wenn man eine Person lange genug kennt, kann man das schon unterscheiden.

    "Wer die psychiatrische Sprache beherrscht, der kann grenzenlos jeden Schwachsinn formulieren und ihn in das Gewand des Akademischen stecken!" Gert Postel

  • Als Freund muss man da aber differenzieren können. Es kann gute Gründe geben, zu spät zu kommen, damit meine ich aber keine faulen Ausreden. Wenn man eine Person lange genug kennt, kann man das schon unterscheiden.

    Wir sind uns sicher alle einig, dass einmal keinmal ist.

  • Ich glaube, ich hab es nicht richtig ausgedrückt. Mir ist es wurscht, wie derjenige oder diejenige aussieht. Es war das Verhalten, was sich komplett geändert hat ... vorher war sie natürlich im Verhalten, sie war mit mir auf der gleichen Wellenlänge. Dann hat sie sich geändert, sie wurde oberflächlicher, sie hat nur noch auf das Aussehen anderer geachtet, und dann wurde sie vom verhalten her eine Zicke (Bitch)
    Und ja, ich meinte damit, wenn man doofe Ausreden benutzt, die nicht schlüssig sind, wenn sie jedesmal zu spät kommt, wenn sie nur dann Pünktlich, wenn: hier geb ich mal ein Beispiel: Sie hatte ihr Auto in der Werkstatt, wegen TÜV, also hat ihr Vater sie gefahren ... und zack war sie pünktlich da. Weil ihr Vater das gar nicht durch gelassen hat, das sie zu spät kommt.
    Klar kann man jetzt sagen, ... das nimmt man in Kauf, aber das war in der Freizeit so ... nicht aber, wenn es um die Arbeit ging, da war eben das pünktlich sein, so wichtig.
    In meiner Arbeit, als ich in der Praxis war, habe ich nur einmal das gehabt, das ich zu spät dran war und da lag es daran, das in der Stadt, wo ich damals gewohnt habe, einmal der Strom ausgefallen ist und alle Wecker in dem Viertel ausgefallen ist. Auch, als ich Kinder hatte, war das zu spät kommen kein Thema ... ich war immer pünktlich, eben, weil ich es dementsprechend geplant hatte.
    Ich habe ja auch gesagt, wenn man von etwas abhängig ist, wie Bus, Bahn, Flugzeug oder Autoverkehr ( wobei man da auch früher los fahren kann und trotzdem gehört das dazu, weil man nicht drin steckt) kann ich das nachvollziehen und ist eher entschuldigt.

  • @Tina-chan


    Genau deshalb schrieb ich doch, dass es bei Freundschaft mehr ums Sein geht als ums Haben.


    Wenn sich eine Freundin in ihrem Sein verändert, ist es eben normal, dass man sich entfeundet, wenn das neue Sein nicht mehr zu einem passt. :)

    "Wer die psychiatrische Sprache beherrscht, der kann grenzenlos jeden Schwachsinn formulieren und ihn in das Gewand des Akademischen stecken!" Gert Postel